Bangspannung und Getrostspannung
Die Spannung im Film wird entweder als bange Erregung oder getrost empfunden, je nachdem, ob die erwartete Erfüllung Freud oder Leid verspricht, wobei diese Unterscheidung den Ton zwischen Unterhaltung und Tragödie ausmacht und die Art der Spannung beeinflusst, die entweder mit Sorge oder Zuversicht verbunden ist, abhängig davon, ob die Hauptfigur den Tod herausfordert oder etwas Hinreißendes oder Überraschendes in petto hat, die Frage aufwerfend, ob eine gestörte Welt wiederhergestellt oder die Heimtücke des Widerspiels besiegt werden kann.
Wenn auf Leinwand oder Bildschirm eine Lösung anrückt wird, fühlt der Zuschauer sich entweder panisch oder vergnügt, ist die Spannung entweder bang oder getrost, je nachdem, ob die Erfüllung Freud oder Leid verspricht.
Eine Getrostspannung ist wohlig gestimmt; man denkt sich, es wird etwas Tolles passieren. Der Hauptunterschied zwischen Unterhaltung und Tragödie ist der Ton der Spannung: im einen Fall sind wir gut gelaunt, im anderen eher besorgt.
Bange Erregung entspricht wohl dem „Jammer und Schaudern“ in Aristoteles’ Poetik. Während der Blütezeit ihrer Kultur hatten die alten Griechen uns viele solcher Entdeckungen voraus, die wir heute zu Kenntnis, wenn auch nicht mehr ganz wörtlich nehmen. Hatte Aristoteles bereits eine Vorstellung von Spannung, indem er Jammer und Schaudern als Kennzeichen jeder trefflichen Handlung beschrieb? Die alten Griechen hatten oft recht mit dem, was sie sagten.
Unsere Spannung ist bang, wenn jemand auf der Leinwand durch sein Dasein den Tod herausfordert. Kommt es tatsächlich soweit? Und sie ist getrost, wenn wir erwarten, dass die Hauptfigur etwas Hinreißendes oder Überraschendes in petto hat. Was wird sie wagen?
Wird es gelingen, eine Welt, die aus den Angeln ist, wieder einzurenken? lautet die bange Frage z. B. angesichts eines Film noir. – Die zuversichtliche dagegen eher: Kann die Heimtücke des Widerspiels besiegt werden?
Bei der getrosten Spannung fühlen wir uns entweder mitgerissen durch einen Schwung – oder gestärkt, indem wir Abstand nehmen von etwas, dem Widerspiel, das ausrutscht.