Vortrag Dr. Hickmann „Familien in der Zerreißprobe"

Post date: 26.11.2011 14:11:13

Bericht zum Vortrag Dr. Hickmann:

„Familien in der Zerreißprobe – wie die Homöopathie bei Krisen helfen kann“

23. November 2011

Die durchschnittliche Dauer einer Ehe beträgt heute 9,5 Jahre. Trennungen und Scheidungen sind ein gesellschaftliches Phänomen geworden, für die Betroffenen - Kinder wie Eltern – bedeuten sie meist Traumatisierungen. Vor allem die Kinder sind die Leidtragenden in solch schwierigen Phasen. Diesen Ausgangspunkt wählte der Würzburger homöopathische Arzt Dr. med. Reinhard Hickmann, um dann im weiteren Verlauf seines Vortrags darzustellen, wie die Homöopathie Kinder und Familien in Trennungs- und Scheidungssituationen unterstützen kann. Es handelt sich um einen systemischen Therapieansatz, bei dem alle Familienmitglieder gleichzeitig homöopathische Arzneien erhalten. Auf diese Weise können sich eingefahrene Muster in Familien leichter ändern, alteingsessene Nischen werden umbesetzt, es entsteht Raum für Entwicklung. Dabei dürfen natürlich auch nicht die Grenzen einer solchen Behandlung verkannt werden, dann nämlich, wenn ein Elternteil die Homöopathie ablehnt, die Behandlungsbedürftigkeit leugnet oder kein Vertrauen zu dem Behandler hat.

Wenn die Homöopathie dazu beitragen kann, dass sich Beziehungskonflikte erst gar nicht zuspitzen bzw. gemildert werden, dann liegt das in spezifischen homöopathischen Arzneimittelbildern begründet. In ihnen finden sich viele Beispiele von Charakterzügen, die in Beziehung und Familienleben als schwierig gelten. Angefangen bei übertriebenener oder grundloser Eifersucht, verbaler oder tätlicher Aggressivität bis hin zur Harmoniesucht gibt es in der Homöopathie genügend Fallbeschreibungen, in denen sich auf diesen Gebieten unter homöopathischer Behandlung Veränderungen einstellen. In einer Übersicht stellte Dr. Hickmann die am häufigsten indizierten Mittel vor:

  • Nosoden,

  • Spinnengifte,

  • Nachtschattengewächse,

  • Polychreste (sog. „Breitbandhomöopathika“).

In der Verordnung dieser Mittel besteht dabei kein Unterschied zur üblichen Konstitutionsbehandlung (Anamnese, Repertorisierung). Exemplarisch seien im Folgenden charakteristische Symptome von Arzneien beschrieben, die sich in der Praxis bei Trennungssituationen bewährt haben.

Lyssinum (Nosode aus dem Speichel eines tollwütigen Hundes): Angst vor Wasser, empfindlich auf Belästigung von Personen, von denen man abhängig ist;

Tarentula hispanica (Spinnenmittel): trickreiche, hinterlistige Kinder, tanzen nach rhythmischer Musik bis zum Umfallen;

Hyoscyamus (Bilsenkraut, Nachtschattengewächs): extrem anstrengende Kinder, sind oft außer sich, müssen im Mittelpunkt stehen;

Dulcamara (Bittersüßer Nachtschatten): halsstarrige, manipulative, altkluge, frühreife Kinder.

Stramonium (Stechapfel, Nachtschattengewächs): heftigste Aggressionen, Angst und Panik in der Nacht, Anklammern an Personen (Vater oder Mutter!);

Als weitere, erfolgreich eingesetzte Mittel nannte Dr. Hickmann:

Staphysagria: empfindlich auf Beleidigungen und Kränkungen;

Ignatia: angezeigt bei frischem Kummer;

Spongia: bellend lauter Husten (Kinder „husten den Eltern was“);

Phytolacca: Schmerzen beim Schlucken (Kinder können die Situation nicht mehr „schlucken“).

Ergänzend zur homöopathischen Therapie erwähnte Dr. Hickmann folgende Möglichkeiten, die Belastungen in Trennungs- und Scheidungssituationen zu verringern:

Getrennte Eltern-Kind-Gruppen, die das gegenseitige Verständnis fördern und Spannungen abbauen können;

Mediation (konstruktive Konfliktlösung mithilfe einer neutralen, dritten Person, hier: Anwalt / Anwältin);

Familienstellen nach Hellinger(auf fähigen Therapeuten achten!),

Gesprächstherapie in Selbsthilfegruppen (s. auch www.isuv.de).

Es gab wohl an diesem Abend kaum einen Zuhörer, der von diesem Vortrag nicht beeindruckt war, sowohl hinsichtlich der Möglichkeiten der Homöopathie in Lebenskrisen als auch der rhetorischen Frische, mit der Dr. Hickmann seine Therapieerfahrungen vermittelte. Dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung!