Homöopathie bei Angststörungen Bericht zum Vortrag von Dr. med. Ansgar Schimmöller am 09. Oktober 2014

Post date: 31.10.2014 10:51:42

Ein weiteres Mal hatte sich der Bayreuther Internist und klassische Homöopath Dr. med. Ansgar Schimmöller bereit erklärt, die Öffentlichkeitsarbeit unseres Vereins mit einem Vortrag zu unterstützen. Am 09. Oktober 2014 sprach er zum Thema „Angststörungen und ihre homöopathische Behandlung“ vor zahlreich erschienenen Zuhörern im Gemeindehaus St. Georgen in Bayreuth.

Am Anfang seines Vortrages vermittelte er auf profunde und verständliche Art und Weise die neurobiologischen Grundlagen der Angst. Angst ist eine Basisemotion, die, wie jedes Gefühl, im Gehirn entsteht. Das Zentrum der Gefühlsbildung ist eine Gehirnregion, die als limbisches System bezeichnet wird und die wiederum aus verschiedenen Strukturen besteht. Eine davon, der Mandelkern (Amygdala), spielt für die Entstehung von Angst eine wichtige Rolle. Er reagiert blitzschnell auf gefahrvolle Reize, die z. B. von Auge oder Ohr übermittelt werden, Dadurch, dass er die Emotion von Angst, Furcht oder Panik auslöst, ermöglicht er dem Organismus, angemessen auf Bedrohung zu reagieren. Eine anatomisch mit dem Mandelkern eng verbundene Struktur des limbischen Systems, der Hippocampus, dient der Abspeicherung der Emotion, damit sie jederzeit aktivierbar ist. Angst hat also eine Überlebensfunktion, und dies erklärt, dass sie rational nicht abschaltbar bzw. kontrollierbar ist.

Anschließend machte Dr. Schimmöller auf die körperlichen Reaktionen bei Angstzuständen aufmerksam. Sie werden maßgeblich durch die beiden Anteile des vegetativen Nervensystems, das sympathische und parasympathische System, gesteuert.

In schulmedizinischer Hinsicht lassen sich Angststörungen wie folgt gliedern:

Phobische Störungen: Furcht vor etwas Bestimmtem

Agoraphobie: Furcht das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, vor Menschenmengen usw.

Spezifische Phobien: auf eng umschriebene Situationen beschränkt, z. B. vor Tieren (Spinne, Schlange), Zahnarzt, Dunkelheit

soziale Phobien: zentrales Merkmal sind übermäßige Ängste im Umgang mit anderen Menschen, z. B. die Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit anderer Menschen zu stehen,

Panikstörungen: die Betroffenen leiden unter wiederkehrenden, schweren schweren Angstattacken

generalisierte Angststörung: charakterisiert durch ein anhaltendes Angstlevel, eine „frei flottierende“ Angst, deren Entstehung nicht mehr an spezielle Auslöser gebunden ist.

Die Therapie von Angststörungen aus schulmedizinischer Sicht beruht auf zwei Säulen: der medikamentösen Therapie und der Psychotherapie. Erstere zielt darauf ab, im Gehirn wirksame Botenstoffe, z. B. Serotonin, zu beeinflussen, um die Intensität von Angstreaktionen zu dämpfen. Bei letzterer handelt es sich entweder um Verhaltenstherapie, bei der es darum geht, angstbezogene Situationen aushalten zu lernen, oder psychodynamische Therapien, in denen u.a. auf die Entstehung und Entwicklung der Angststörung Bezug genommen wird.

Bei der homöopathischen Behandlung von Angststörungen ist - über die Berücksichtigung genereller ursächlicher Faktoren wie genetischer Veranlagung, familiärer Struktur oder Umwelteinflüssen hinaus – die individuelle „Geschichte“ des Patienten ernst zu nehmen. Dies zeigte eindrücklich der exemplarische Fall eines 6-jährigen Jungen, den Dr. Schimmöller vorstellte. Er litt unter häufigen Infekten (diese verbunden mit Angstzuständen), empfand im Zusammenhang mit einer schweren Erkrankung Todesnähe, neigte zum Perfektionismus (verlangte bestimmte Einschlafrituale) und war äußerst kritikempfindlich. Er erhielt Aurum C 200, ein Mittel, in dessen Arzneimittelbild sich wichtige Symptome des betroffenen Kindes finden. Bereits nach einer Woche wurde es fröhlicher, hielt auch besser Kritik aus. Auf körperlicher Ebene nahm die Infektanfälligkeit ab. Allerdings reagierte der Junge nach Schuleintritt, ausgelöst durch die Kritik seiner Lehrerin, erneut mit Angstzuständen. Hieran wurde deutlich, dass die Emotion im Hippocampus bereits fest abgespeichert worden war. Es gelang jedoch, diesen Zustand mit dem gleichen homöopathischen Mittel zu überwinden.

Dr. Schimmöller betonte, dass generell bei Angststörungen bestimmte körperliche Vorerkrankungen wie Migräne, Rückenverspannungen bzw. –schmerzen oder menstruelle Schmerzen für die Mittelwahl eine Rolle spielten. Nach seiner Erfahrung habe sich die homöopathische Therapie vor allem bei solchen Angststörungen bewährt, die mit dem Reizdarmsyndrom oder funktionellen Herzbeschwerden verbunden seien. Bei sozialen Phobien empfehle er grundsätzlich zusätzlich eine psychotherapeutische Behandlung.

Immer müsse man sich klar machen, dass die Homöopathie eine Regulationstherapie sei, die auch im Falle von Angststörungen Entwicklungshilfe bedeute.