In diesem Jahr wollten wir der Homöopathie in der fachärztlichen Praxis besondere Aufmerksamkeit widmen. Dazu hatten wir erstmals den Erlanger Facharzt für HNO-Krankheiten und Homöopathen Dr. Joachim Mayer-Brix eingeladen.
Welche Rolle spielt die Homöopathie in einer HNO-fachärztlichen Praxis? Das mag die Erwartung der zahlreich erschienenen Zuhörer zu seinem Vortrag gewesen sein.
Dr. Mayer Brix, der seit Beginn seiner Niederlassung als HNO-Arzt im Jahr 1994 in seiner Praxis die Schulmedizin mit der Homöopathie verbindet, stellte die Möglichkeiten der homöopathischen Therapie in der HNO-Heilkunde ganz und gar in dem Mittelpunkt seines Vortrages.
Er begann jedoch zunächst mit einem Rückblick auf die Geschichte der klassischen Homöopathie, ging auf ihren genialen Begründer, Samuel Hahnemann, ein und erinnerte in diesem Zusammenhang an die Hauptprinzipien der Homöopathie, das Krankheitsbild, das Arzneimittelbild und die Simile-Regel. Am Beispiel von Bryonia verdeutlichte er, dass es darauf ankommt, die charakteristische Wirkung der Arzneien zu ermitteln. Diese muss mit den individuellen Symptomen des Patienten verglichen werden, um das passende Mittel herauszufinden. Am Beispiel von Fieber: Wann beginnt es, steigt es, wie hoch ist es, ist es mit Hitze- oder Kältegefühl oder Schweißen verbunden, hat der Patient Durst, wie sieht er aus, wie äußert sich seine Psyche und sein Allgemeinzustand?
Im Folgenden gab Dr. Mayer-Brix einen Überblick über die bei häufigen HNO-Erkrankungen eingesetzten Mittel. Hieraus seien exemplarisch Ohrenschmerzen und Schnupfen ausgewählt.
Bei Ohrenschmerzen, die plötzlich auftreten und die von hohem Fieber begleitet sein können, ist Aconitum angezeigt. Ein stürmischer Beginn der Schmerzen und ein heißer geröteter Kopf bei gleichzeitig kalten Füßen und Händen sind typische Symptome für Belladonna. Bei Ferrum phosphoricum hingegen ist der Krankheitsverlauf weniger stürmisch und das Fieber mäßig, oft treten jedoch heftige Stiche im Ohr auf.
Weiter häufig benötigte Mittel sind Pulsatilla mit heftigen drückenden Schmerzen, meist besser an der frischen Luft und kühlen Auflagen, sowie weinerlicher Stimmung. Nach feuchtem Wetter und besonders auch bei Schwimmkursen kann Dulcamara ein sehr hilfreiches Mittel sein. Es ist vor und nach dem Schwimmen zu nehmen. Mercurius solubilis ist das homöopathische Antibiotikum, welches eher vom Fachmann verordnet wird.
Äußert sich Schnupfen in wässriger, wundmachender, scharfer Form, ist dies ein Symptom für Allium cepa, ist er wäßrig-brennend, spricht dies für Arsenicum album. Nux vomica ist für eine (vor allem nachts) verstopfte Nase angezeigt.
Von den Fallbeispielen, die Dr. Mayer-Brix abschließend vorstellte, seien zwei erwähnt, die die Wirksamkeit der homöopathischen Behandlung besonders gut belegen.
Bei dem ersten handelt sich um einen Jungen, 4,5 Jahre alt, dessen HNO-Befund hauptsächlich durch rezidivierende Paukenergüsse und damit verbundener Schwerhörigkeit gekennzeichnet war. Auf Grundlage der Repertorisation erhielt er Calcium carbonicum C 12, 2 mal 5 Globuli täglich über 6 Wochen. Unter dieser Behandlung ging es ihm bald besser, die Ohren wurden beidseitig frei und er konnte wieder normal hören.
Die zweite Patientin, 57 Jahre, hatte einen akuten Hörsturz links erlitten, verbunden mit einer Innenohrschwerhörigkeit im Tieftonbereich. Sie erhielt Aconitum C 200. Diese Behandlung führte in der Hörtestkontrolle zu einer Normalisierung des Gehörs im Tieftonbereich.
Dies sind Hinweise auf häufige Mittel in der Praxis. Sie sollten jedoch immer von ausgebildeten TherapeutInnen anhand der genauen Symptome ausgesucht werden.
Fassen wir diesen Abend zusammen, so war er eine bemerkenswerte Werbung für die Homöopathie, dieses Mal aus dem Munde eines Facharztes, der sie im Zusammenwirken mit den Diagnosemethoden der Schulmedizin zum Wohle der Patienten einsetzt.
Wir danken Dr. Mayer-Brix für diesen eindrucksvollen Vortrag.