Ernährung in der Rekonvaleszenz

Zum ersten Mal seit Bestehen unseres Homöopathievereins fand am 22. März 2021 ein Online-Vortrag statt, coronabedingt. Dass wir ihn überhaupt anbieten konnten, hatten wir unserer Referentin, Frau Brigitte Neumann, Diplom-Oecothrophologin aus Uttenreuth, zu verdanken. Vor fünf Jahren hatte sie uns die Bedeutung der Ernährung bei Darmerkrankungen vor Augen geführt. Dieses Mal referierte sie zum Thema „Rekonvaleszenz – wie kann Ernährung sowohl Heilungsprozesse als auch die Erholung von Krankheiten unterstützen?“

Im Einführungsteil ihres Vortrages betonte sie, dass es „die“ richtige, gesunde Ernährung nicht geben kann. Dafür sind die individuellen Bedürfnisse der Menschen trotz der Einheitlichkeit der physiologisch-biochemischen Prozesse im menschlichen Organismus zu unterschiedlich.

Speziell nach Krankheiten braucht der Mensch zur Genesung mehr als nur die Nahrung für den Körper, nämlich

  • ausreichender Schlaf, damit sich dessen heilende Kraft entfalten kann,

  • genügend Pausen im Tagesablauf,

  • Geduld während des Heilungsprozesses,

  • Menschen, die ihn auf diesem Wege begleiten,

  • kleine Herausforderungen, z. B. Bewegung an der frischen Luft.


Im Folgenden führte Frau Neumann die Grundsätze einer angepassten Ernährung aus:

  • Die Kost sollte leicht verdaulich sein;

  • sie sollte aber den individuellen Wünschen entsprechen sowie

  • Lust zum Essen machen, statt das Gefühl hervorzurufen, Essen sei eine Last;

  • sie sollte Lebensmittel statt Nahrungsergänzungsmittel enthalten.

  • Gekochtes sollte Rohkost vorgezogen werden, weil es besser vertragen wird;

  • die Kaufähigkeit der Nahrung ist zu bedenken;

  • ebenso die Abhängigkeit des Energie- und Nährstoffgehalts vom Bedarf;

  • auf ausreichendes Trinken ist zu achten, am besten von warmem Wasser.


Anschließend wandte sich Frau Neumann Lebensmitteln zu, die neue Kräfte schenken:

  • Hafer, den sie als „Tausendsassa“ für Körper und Geist bezeichnete. Warum? Hafer, am besten vorher in Wasser gequollen, enthält in allen Zubereitungsvariationen hochwertiges Eiweiß und gut verträgliche Ballaststoffe. Er ist reich an ungesättigten Fettsäuren, Mineralien und Vitaminen, kurz: ergibt „Ruhe im Bauch“. Zusammenmit einem geriebenen Apfel oder Früchten wie Heidelbeeren sorgt er dafür, dass sich der Darm regeneriert. Vorteilheft ist der Zusatz eines guten Öls; auf Milch sollte jedoch verzichtet werden, weil sie die Resorption von Eisen hemmt.

  • Hirse unterstützt die Regeneration der Darmflora, verbessert die Mineralienversorgung und wirkt positiv auf Haut und Haare sowie das Zentrale Nervensystem;

  • Dinkel, Emmer, Einkorn und Kamut, diese Urgetreide sind bekömmlich sowie reich an Mineralien und Vitaminen;

  • Kartoffeln kräftigen wegen des Stärkegehalts und enthalten hochwertiges Protein. Zu beachten ist aber das Solanin, ein Toxin, das in allen Nachtschattengewächsen (und dazu gehört die Kartoffel) vorkommt. Insbesondere in der Kartoffelschale gelagerter Kartoffeln, grün gewordenen Kartoffeln und während der Auskeimphase der Knollen in den „Augen“ ist der Anteil an Solanin hoch. Deshalb sollten Kartoffeln gründlich geschält werden.

  • Eier enthalten hochwertiges Eiweiß sowie wertvolle ungesättigte Fettsäuren. In diesem Zusammenhang wies Frau Neumann darauf hin, dass der Verzehr von Hühnereiern nicht zur Erhöhung des Cholesterin-Spiegels führt. Gerade in Kombination mit Kartoffeln sind Eier ein hochwertiges Lebensmittel.

  • Butter enthält leicht verdauliches Fett.

  • Obst bildet die frische und erfrischende Komponente in der Rekonvaleszenz-Ernährung.

  • Gemüse ist gekocht oft bekömmlicher als Rohkost. Von daher empfiehlt sich gekochtem Gemüse den Vorzug zu geben. Besonders hob Frau Neumann die heilende Kraft des Fenchels hervor.


Eine wichtige Rolle spielen auch die Gewürze:

  • Ingwer, das „göttliche Feuer“ unter den Gewürzen des Orients (er schmeckt fruchtig-scharf), wirkt wärmend, ist darüber hinaus wohltuend für den Magen und eignet sich als Mittel gegen Übelkeit.

  • Muskatnuss wirkt gegen depressive Verstimmungen und wurde schon von Hildegard von Bingen zu diesem Zweck eingesetzt. Statt Muskatnuss kann auch Muskatblüte verwendet werden, sie schmeckt lieblicher. Beide Formen sparsam verwenden!

  • Zimt wärmt von innen und schafft seelische Ausgeglichenheit.

  • Die wertvollen Vier: Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel, Kardamom; jedes Gewürz für sich hat spezifische gesundheitsfördernde Wirkungen.


Abschließend ging Frau Neumann noch auf ausgewählte Mahlzeiten, die die Rekonvaleszenz unterstützen:

  • Rindersuppe in Ergänzung zu Hühnersuppe, die während der Krankheitsphase empfehlenswert ist.

  • Karotten-Ingwer-Suppe, die leicht verdaulich und bekömmlich ist und die Frau Neumann mit einem Rezept schmackhaft machte, ebenso wie bei einer

  • Schokoladenspeise, die Freude für Körper und Geist schenken kann.


Mit dieser „süßen Verführung“ schloss ihr sachkundiger, praxisbezogener, und mit Empathie vorgetragener Vortrag. Auch wenn dieses Mal die Homöopathie nicht im Mittelpunkt stand, wird ihre feinstofflich-regulative Wirkung doch durch eine ausgewogne Ernährung in der Rekonvaleszenz unterstützt. Mit diesem wichtigen Gedanken entließ uns Frau Neumann wieder in die reale Welt.