Vortrag am 19. Juni 2012 von Dr. med. Ulf Riker
Post date: 10.11.2012 18:29:46
Wie Homöopathie funktioniert
Zum zweiten Mal konnte unser Verein den renommierten Internisten und Homöopathen Dr. med. Ulf Riker aus München zu einem Vortrag begrüßen. Sein Thema „Der richtigen homöopathischen Arznei auf der Spur – 5 Kriminalgeschichten aus der internistisch-homöopathischen Praxis“ schloss den Bogen zu der vor gut einem Jahr behandelten Frage, was der Patient an Symptomen / Beobachtungen „liefern“ muss, damit der Homöopath das passende Mittel, das Simile, finden kann. Diesmal rückte Dr. Riker in den Mittelpunkt, was der Homöopath mit dem ganzen gesammelten „Material“ macht und was in seinem / ihren Kopf abläuft. Das Besondere an seinem Vortrag war der Vergleich zwischen der Arbeitsweise des Homöopathen mit der eines Kommissars bei der Aufklärung eines Kriminalfalles:
Als „Tatort“ ist der menschliche Organismus aufzufassen,
als „Täter“ die geschwächte Lebenskraft;
die vom „Täter“ hinterlassenen „Spuren“ sind die Symptome / Zeichen der Erkrankung,
der Ermittlungsarbeit entspricht die sorgfältige „Spurensuche“ seitens des Homöopathen;
die Ermittlungstechnik des Kriminalisten ist gleichzusetzen mit der Repertorisation, d.h. dem Vorgehen des Homöopathen, aus der immensen Vielfalt homöopathischer Arzneien dasjenige Arzneimittel herauszusuchen, das alle geschilderten Symptome der Erkrankung abdeckt.
die „Strafe“ besteht, sofern wir im kriminalistisch-juristischen Jargon bleiben wollen, in der Resozialisierung, also der Stärkung der Lebenskraft.
An 5 Fallbespielen aus seiner Praxis stellte Dr. Riker eindrucksvoll den homöopathisch-“kriminalistischen“ Alltag - Zuhören, Beobachten, Wahrnehmen, Aufschreiben, Nachfragen Kombinieren, Repertorisieren, Vergleichen, Verordnen - dar. Aus Platzgründen können diese Fälle hier nicht detailliert besprochen werden. Stellvertretend für die anderen sei der Fall eines 8-jährigen Kindes mit wiederholten Lungenentzündungen geschildert, an dem die detektivische Arbeit des Homöopathen besonders deutlich wurde. Aus ständigen Schwankungen des Fieberverlaufs bei diesem Kind musste der Schluss gezogen werden, dass das Symptomenbild und das Arzneimittelbild des anfangs „hauptverdächtigen“ Mittels Bryonia C30 nur z. T. deckungsgleich war. Es handelte sich um einen „Wiederholungstäter“ mit hohem „Aggressionspotential“, dem das „Opfer“, nämlich das Kind, nur wenig entgegenzusetzen hatte. Erst nach akribischem Sammeln aller „Spuren“ stellte sich der „Fahndungserfolg“ ein, und zwar mit Kalium carbonicum, anfangs als C200, dann als C1000 eingesetzt. Alle relevanten Symptome bildeten sich zurück: das hohe Fieber, die Schwäche, die das Kind unfähig machte, zu gehen, der schmerzhafte Husten. Die Gabe von Tuberkulinum C200 in einem gesunden Intervall des Krankheitsverlaufs eliminierte die Rückfallgefahr, so dass Kind seit 5 Jahren keine Lungenentzündung mehr hat.
An anderen Fällen zeigte sich, dass Mittel, die aufgrund der Repertorisation als „Hauptverdächtige“ eingestuft wurden, eine kontinuierliche Besserung der Beschwerden oder sogar eine Heilung bewirkten. Dr. Riker unterstrich an einem Fall aber auch, dass immer dann, wenn ein Krankheitssymptom mit dem Mittel nicht beeinflussbar ist, eine schulmedizinische Maßnahme notwendig werden kann - hier eine Operation. Überhaupt hielt er ein Plädoyer für eine von gegenseitigem Respekt getragene Zusammenarbeit zwischen Homöopathie und Schulmedizin. Zusammengefasst: Es war ein glänzender Vortrag, aus dem nicht nur diejenigen, die sich der Homöopathie erstmals zuwandten, einen Gewinn mitnahmen, sondern auch diejenigen, die ihr homöopathisches Grundwissen vertiefen wollten.