Zum vorletzten Vortrag in diesem Jahr hatten wir Frau Dr. med. Claudia Rehfueß. Augenärztin und klassische Homöopathin aus München, zu Gast. Der Titel ihres Vortrags „Homöopathie bei Altersabhängiger Makula-Degeneration (AMD) als erfolgreiche Ergänzung konventioneller Therapiemöglichkeiten“ zog eine große Zahl von Zuhörern an, überwiegend der älteren Generation. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht: auf faszinierende Weise legte Dr. Rehfueß dar, was die homöopathische Behandlung dieser gefürchteten Alterserkrankung zu leisten vermag.
Am Beginn ihres Vortrags stand jedoch ein theoretischer Teil, in dem sie zunächst die Anatomie der Netzhaut des Auges erklärte. Die Makula liegt in der Mitte der Netzhaut. Wegen der hohen Dichte an farbempfindlichen Sinneszellen ist sie für scharfes und farbliches Sehen verantwortlich. Hinter dem Epithel der Sinneszellen befindet sich das Pigmentepithel, das durch eine Membran von der Aderhaut getrennt wird. Das Pigmentepithel spielt eine wichtige Rolle beim Stoffwechsel der Sehzellen und ist ein wichtiger Teil der Netzhaut-Blut-Schranke. Die Aderhaut trägt maßgeblich zur Versorgung der Netzhaut mit Nährstoffen bei.
Der Blick auf diese Anatomie ist notwendig, um die Makula-Degeneration zu verstehen. Es ist zunächst die trockene AMD von der feuchten zu unterscheiden.
Bei der trockenen AMD werden Stoffwechselprodukte als Drusen im Pigmentepithel abgelagert. Dies führt zu zentralen grauen Flecken im Gesichtsfeld und verschlechtert zum Beispiel die Lesefähigkeit. Ihre Ursachen sind vielfältig: genetisch, aber auch im Lebensstil bedingt (z. B. Rauchen). Der Verlust an Sehschärfe (Visus) verläuft schleichend. Mit 85% ist die trockene AMD weitaus häufiger.
Bei der feuchten AMD wachsen Blutgefäße in die Netzhaut ein. Da diese Gefäße aus der Aderhaut stammen, sind sie durchlässig für Blut und Flüssigkeit, das unter oder in der Netzhautzellschicht aussickert und die Funktion der zentralen Sehzellen behindert. Bei dieser Verlaufsform kann innerhalb kurzer Zeit ein massiver Sehverlust eintreten.
Für die Diagnose der AMD stehen verschiedene Verfahren bereit. Besonders wertvoll für die Diagnose der feuchten AMD ist die Optische Kohärenztomographie (OCT), die einen Blick auf die verschiedenen Schichten der Netzhaut ermöglicht und Flüssigkeitsansammlungen in der Makula erkennen lässt.
Die konventionelle Therapie der feuchten AMD stützt sich heute auf die Einspritzung bestimmter Medikamente in den Glaskörper des Auges. Diese Medikamente sind Hemmstoffe, die das Gefäßwachstum stoppen können (Intravitreale Operative Medikamentengabe, IVOM). Nach Studienlage sind gegen ein Fortschreiten der feuchten AMD im Durchschnitt 7-8 IVOMs im Jahr notwendig.
Eine Integrative AMD-Therapie stützt sich auf mehrere Säulen:
antioxidantienreiche, Ernährung, d. h. mediterrane Kost mit viel Gemüse, Obst, Olivenöl, Fisch, Nüssen und Samen, evtl. dunkle Schokolade;
Vitamincocktail für das Auge; A, B, C, E;
soviel IVOM-Therapie wie nötig, aber so wenig wie möglich,
Schutz vor zu intensiver Lichtexposition,
Akupunktur.
Die homöopathische Mittelfindung orientiert sich an dem Prinzip der ganzheitlichen Anamnese, wobei Gemütssymptome eine wichtige Rolle spielen. Das Ziel ist die Stabilisierung des Heilungsfortschritts und die Verlangsamung des Krankheitsprozesses. An drei Fallbeispielen verdeutlichte Frau Dr. Rehfueß ihr Vorgehen.
Fall 1:
Patientin, heute 88 J., 7jähriger Verlauf, beachtlicher Sehschärfen-Erhalt am RA mit akuter feuchter AMD vor Erstvorstellung in der Praxis und nur 4 IVOMs in 7 Jahren (erwartet mindestens 49 Spritzen); Sehschärfe bei Erstvorstellung 11/2017: 0,6/0,4; Sehschärfe im 6/2024: 0,8/0,25.
Anamnese: traumatisierende Kindheit, starke Ängste vor Alleinsein, sonst gesund.
Integrative Behandlung: 10 Akupunkturstaffeln à 10 Sitzungen, fortlaufende homöopathische Konstitutionstherapie mit Angst- und Kummermitteln (Aurum, Arsenicum album, Aurum arsenicosum, auch Ignatia)
Fall 2:
80jährige Patientin, beiderseits IVOM-Therapie bei feuchter AMD RA, LA erst seit 6 Monaten, Visus 0,4/ 0,5.
Anamnese: Allergien, spastischer chronischer Husten, Niesen, Augentränen, Ängste ums Seelenheil, Kummer.
Behandlung: anfangs mit Natrium mur (Kummermittel), nach 4 Wochen Visus: 0,6/ 0.6.
Weiterer Verlauf: Verschlechterung nach Biontech-Impfung, Zwischengabe: Biontech-Nosode; IVOM-Behandlung im Zeitraum von 2,5 Jahren: rechtes Auge 3x, linkes Auge 6x, statt der erwarteten 15maligen Behandlung.
Homöopathische Mittel: Natrium mur, Lac fel, Phosphor (letzteres überhaupt ein wichtiges Mittel);
Visus-Befund im Juni 2024: 0.3 / 0,5.
Fall 3:
79jähriger Patient, mit einem natürlichen und einem Kunstauge, Glaukom, trockene AMD, Z. n. Netzhautablösung am einzigen funktionellen Auge.
Behandlung mit Hilfe von Akupunktur und homöopathischen Akutmitteln führt zu einem stabilen Visus von 1,0 am einzigen Auge.
Durch ein akutes „Feuchtwerden“ der AMD sinkt der Visus im April 2024 auf 0,6 ab. Allein durch Phosphor-Gaben in verschiedenen Potenzen bei typischem Phosphor-Charakter (charismatisch, offenherzig, strahlend) heilt der Körper seine feuchte AMD ohne IVOM-Therapie selbständig ab, und die Sehschärfe steigt innerhalb von 7 Wochen wieder auf 1,0 an. Unter weiterlaufenden Phosphor Q-Potenz-Gaben ist die Sehschärfe auch nach 5 Monaten stabil bei 1,0.
Die vorgestellten Fallbeispiele dokumentieren eindrucksvoll, dass mit Hilfe der Homöopathie die Häufigkeit der konventionellen Injektionstherapie erheblich reduziert werden kann. Sie zeigen zugleich, dass in der fachärztlichen Praxis ein situationsgerechtes und verantwortungsbewusstes Miteinander von konventioneller Medizin und Homöopathie dem Wohle der Patienten dient.
Danke, Frau Dr. Rehfueß, für die Sternstunde, die Sie uns geschenkt haben!