Post date: 16.02.2013 05:32:43
Zu den Zielen unseres Vereins gehört es, über ganzheitlich orientierte Naturheilverfahren zu informieren, die die Homöopathie ergänzen können. Ein solches ist die Osteopathie, von der schon viele gehört haben mögen, deren Bedeutung jedoch oft unklar ist. Wir konnten uns deshalb glücklich schätzen, für den ersten Vortrag in diesem Jahr, am 06. Februar, mit Markus Ranninger einen namhaften Osteopathen gewonnen zu haben, der mit bemerkenswerter Klarheit und Anschaulichkeit in die Heilmethode der Osteopathie einführte. Ausgehend von ihrem Begründer, Andrew Taylor Still (1818-1917), kann sie als ein ganzheitliches Untersuchungs- und Behandlungskonzept mit dem Ziel der Stimulation der Selbstheilungskräfte bezeichnet werden. Sie arbeitet mit rein manuellen Techniken und gliedert sich in folgende Teilbereiche:
Parietale Osteopathie: Ihr Gegenstand ist noch am ehesten mit der Wortbedeutung des Begriffs „Osteopathie“ (osteon, gr. = Knochen, pathos, gr. = Leiden) verbunden, denn sie wirkt auf Knochen, Muskeln und Gelenke ein. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Faszien, Strukturen aus Bindegewebe, die Organe wie Muskeln umhüllen und im Körper ein regelrechtes Netzwerk bilden.
Viszerale Osteopathie: Sie überträgt die Prinzipien der parietalen Osteopathie auf innere Organe, z. B. des Magens oder der Leber, und versucht deren Bewegungseinschränkungen zu lösen.
Cranio-sacrale Osteopathie: Ihre Grundlage ist die anatomisch-funktionelle Verbindung zwischen Schädeldach und Kreuzbein entlang des Wirbelkanals. Störungen dieses mit Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit erfüllten craniosacralen Systems, z. B. Spannungen im Kopfbereich, lassen sich auf spezielle manuelle Art und Weise erfolgreich behandeln.
Die Anwendungsgebiete der Osteopathie sind vielfältig: Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen, chronische Schmerzen, funktionelle Organbeschwerden, Behandlungen nach Operationen aller Art, Kopf- und Kieferschmerzen, stressbedingte Störungen. Ziel der osteopathischen Behandlung ist es immer, Bewegungseinschränkungen in allen drei Systemen wiederherzustellen, Spannungen und Funktionsverluste im Körper auszugleichen und so die Selbstheilungskräfte des Körpers zu wecken.
Beispielhaft schilderte Herr Ranninger anschließend Aufbau und Ablauf einer osteopathischen Behandlung. Grundvoraussetzung ist eine gründliche Anamnese. Es folgt die Inspektion des Körpers, z.B. von Fehlstellungen, Verspannungen oder Bewegungseinschränkungen. Darauf aufbauend wird eine ganzheitliche Analyse als Grundlage für die therapeutischen Maßnahmen erstellt. Die Grenzen der Osteopathie liegen dort, wo strukturelle Schädigungen (wie etwa in Gelenken) oder akute Entzündungen vorliegen. Hinsichtlich der Stellung der Osteopathie im Gesundheitswesen besteht in Deutschland eine paradoxe Situation: Obwohl die berufliche Tätigkeit des Osteopathen eine mehrjährige Ausbildung erfordert, ist Osteopathie als Begriff nicht geschützt und dementsprechend die Heilmethode nicht anerkannt. Dennoch übernehmen einige gesetzliche Kassen einen Anteil der Behandlungskosten.
Ist die Osteopathie nun eine alternative Heilmethode? Ja und nein, wie Herr Ranninger abschließend hervorhob. Nein, weil sie ausschließlich auf Erkenntnissen der Schulmedizin basiert. Ja, weil sie mit diesen Erkenntnissen anders umgeht, indem sie nicht Krankheitsbilder behandelt, sondern den Kranken. So wie auch die Homöopathie, nur mit dem Unterschied, dass erstere eine rein manuelle Heilmethode darstellt. In der Praxis bedeutet dies: Bei vielen Patienten ist eine enge Zusammenarbeit mit der Schulmedizin oder der Homöopathie notwendig.