WINE

Meine Bibliothek

Wenn ich mir heute vorstelle, wie es zu meiner Liebe zu Weinen kam, hat dies schon etwas obskures.

In meiner Kindheit - dritter Sohn einer Handwerker Familie - verabscheute ich jedenfalls Bier und Schnaps, die täglichen Wegbegleiter eines "echten Mannes".

Als ich so um die sechzehn Lenze war, suchte ich natürlich nach Getränken die mir schmeckten.

Nach zahlreichen Proben im Umfeld dachte ich bereits, daß Wein wohl auch nicht das rechte wäre, denn alles was ich vorgesetzt bekam, war schlichtweg grauenvoll.

Bis eines Tages ich zu Besuch bei meiner Patentante war - übrigens die erste Küchenchefin in Deutschland - und diese mir einen Wein kredenzte der mein Interesse weckte. Denn neugierig war ich immer. Wie der Wein hieß vergaß ich, jedoch ich weiß noch, daß es ein französischer Burgunder war.

So begann denn meine Suche nach "dem" Wein. Immer tiefer drang ich in die Materie ein und stellte fasziniert die Zusammenhänge zwischen Natur, Erde, Mineralien, Wetter, Pflanzen und jenen ganz besonderen Menschen kennen die man auch Önologen nennt.

Da ich seinerzeit an der Akademie Malerei und Kunstgeschichte studierte, brauchte ich natürlich Geld. So fand ich denn Beschäftigung in einer Nachtbar als Keeper, was mir dann in meinem späteren Leben von Nutzen war.

Wer ein Grappa Kenner ist, erkennt sofort auf obigem Bild den wohl einmaligsten - leider verstorbenen Romano Levi.

Heute sind die vereinzelt übrig gebliebenen Flaschen mit seinen genauso berühmten und handgemalten Etiketten Tausende wert. Davon habe ich - Gottseidank - eine zwölfteilige Sammlung - und trinke ihn auch ab und zu.

Levi lernte ich kennen, als ich für den Playboy einen 12seitigen Bericht schrieb und fotografierte.

Zu Besuch bei Romano Levi

Arne Krüger, einer der ganz großen der Gastronomie, Weinkenner und großartiger Autor - mein verstorbener Freund - war in jeder Hinsicht ein großer Freund der deutschen und der französischen Küche und ihre Weine . Der ewig Neugierige nahm denn auch gerne meine Einladung an, die weniger bekannten Hochburgen von Essen und Trinken in Italien zu besuchen.

Dazu zählte als einer der Tops natürlich das Piemont.

Gaja war ihm natürlich wohlbekannt und zahlreiche Raritäten in Magnumflaschen lagerten in seiner fantastischen Sammlung.

In Neive beheimatet, die berühmte Grappa Distellerie des Gründers Serafino Levi. Sein Sohn Romano - inzwischen leider auch verstorben - gehörte zu den merkwürdigsten und schillernsten Personen weltweit.

Ein Künstler und Philosph und begnadeter Grappa Produzent für seine internationale Fan Gemeinde. Für Ignoranten und Besserwisser ein Scharlatan.

Ich habe selbst, anläßlich einer Grappa Blinddegustation des Magazins LUI in den damaligen Schweizer Stuben erlebt, daß ein deutscher Winzer und Destillateur unter Protest unsere Degustationsrunde verließ, als er offensichtlich einen Levi unter der Nase hatte.

Sieger der Blinddegustation waren übrigens alleine zwei Grappa Levi.

Nach vielen Jahren entstand nach meinem Konzept ein Buch und eine gleichlautende 52teilige Fernsehsendung

Es "endete" damit, daß ich eine Sommelier Ausbildung machte und mich quasi um die Welt "trank".

Ich lernte nicht nur fantastische Weine und Weingüter kennen, sondern erlebte wundervolle Geschichten, allesamt in der Verbindung mit Menschen und gutem Essen & Trinken.

Einen kleinen Teil meiner Sammel Leidenschaft sehen Sie hier in dieser Korkensammlung - meiner ganz speziellen Bibliothek - besser Vinothek.

Irgendwann fing ich damit an, von ganz besonderen Weinen und Jahrgängen die ich degustierte und genoß, die Korken zu sammeln.

Das Schöne daran ist, daß - vergleichbar einem Fotoalbum - mir beim Betrachten eines einzelnen Korken sofort wieder einfällt, wann, zu welcher Gelegenheit und mit wem ich diesen Wein trank.

Und, als wäre es gestern gewesen, habe ich auch sofort den Geruch und den Geschmack des Weines parat.

Das sind doch wundervolle Erinnerungen.

Romano Levi

Arne und Romano waren sofort ein Herz und eine Seele. Der kleine, wieselige Romano mit seinen runden, italienisch dunklen Augen und der mächtige, freundliche Arne.

Stolz zeigte Romano seine Produktionsstätte, ein altes Gemäuer mit einem riesigen Brennofen, wies auf die ausschließlich von Gaja verwandte Maische hin und präsentierte die Besonderheit seiner Akazienholzfässer.

Arne wollte alles im Detail wissen. So ließ denn der kleine Romano auf einem seiner mächtigen Fässer hockend an einem Bindfaden ein Schnapsglas im Inneren verschwinden und hoch geangelt reichte er Arne den funkelnd, bernsteinfarbenen Grappa.

Es war Arnes erster Grappa überhaupt und er mußte erst einmal Luft holen, als er den 52% tigen Brand trank. Kommentiert von Romano:

Un Grappa vero,..siempre 52% gradi!

Für mich waren dies wundervolle Fotomotive, da ich den Auftrag hatte einen mehrseitigen Beitrag für Playboy zu fotografieren und zu schreiben.

Arne beeindruckte am meisten, daß Romano

jede einzelne Flasche mit einem eigens gemalten und handgeschriebenem Etikett versah und das er jede einzelne Flasche nur an solche Menschen

weitergab, die es seiner Ansicht nach verdient hatten.

Arne Krüger

Levi Etiketten werden wie kleine Kunstwerke weltweit gesammelt, es gibt sogar vom Veronelli ein ganzes Buch darüber.

Und was sehr selten war, beide erhielten wir eine eigene Flasche seines Grappas mit Widmung. Da Romano mich als Künstler schätzte war auf dem Etikett zu lesen: Per il mio Amico il grande Pittore Wilfried. Es ist die Flasche auf dem Foto mit dem ockerfarbenem Etikett, welche ich bis heute - wenn auch vom Inhalt her dezimiert - nebst elf weiteren Flaschen wie meinen Augapfel hüte.

Arnes Etikett wies auf die neue Freundschaft hin: Per la mia amica anima e grande cuoco Arne

Abends genossen wir in einem unvergleichlichen Restaurant in Neive, dem "La Luna nel Pozzo" ein Menu der ganz besonderen Art. Alle Gänge mit frischen Piemonteser Trüffel, dazu die entsprechenden Weine, ein Gaja Rei, Roero Arneis, einen Gaja Costa Russi und als Abschluß natürlich einen Grappa Levi.