Lernziele
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) hat das Ziel, konkrete Kompetenzen in SchülerInnen und Lehrenden zu fördern, insbesondere folgende:
Systemdenken: die Fähigkeit, kausale Zusammenhänge in komplexen Systemen auf verschiedenen Ebenen, vom Selbst bis zur globalen Ebene und in verschiedenen Bereichen zu erkennen und zu verstehen; komplexe Systeme zu analysieren; und mit Unsicherheit umzugehen
Fächerübergreifendes Denken: die Fähigkeit, Wissen, Konzepte, Prinzipien, Fertigkeiten und Methoden verschiedener Disziplinen anzuwenden und zu übertragen, um neuartige Probleme zu verstehen und zu lösen
Bewertungskompetenz: die Fähigkeit, die Normen und Werte zu verstehen und zu reflektieren, die den eigenen Meinungen und Handlungen zugrunde liegen; und Nachhaltigkeitswerte, -prinzipien, und -ziele im Kontext von Interessen- und Zielkonflikten, Ungewissheit und Widersprüchen auszuhandeln
Selbstkompetenz: die Fähigkeit, seine Gefühle, Gedanken und Wünsche zu verstehen und flexibel damit umzugehen; über die eigene Rolle in der lokalen Gemeinschaft und (globalen) Gesellschaft nachzudenken; belastbar zu sein; lebenslang zu lernen; und sein Handeln kontinuierlich auf Ziele und Werte hin zu bewerten
Kooperationsfähigkeit: die Fähigkeit, von anderen zu lernen; die Bedürfnisse, Perspektiven und Handlungen anderer Menschen zu verstehen und zu respektieren; mit Konflikten in einer Gruppe umzugehen; und eine kollaborative und partizipative Problemlösung zu ermöglichen
siehe diese Übersicht über Kompetenzen in der Bildung für nachhaltige Entwicklung (in Englisch, Deutsch)
Was trägt das GlobalESD Design-Konzept zum Erreichen dieser bestehenden Lernziele der BNE bei?
Den Kompetenzen unterliegt ein Verständnis und Bewusstsein über die Ursachen und Folgen von menschlichen Verhaltensweisen, inklusive des eigenen Verhaltens, und von Ursache-Wirkungs-Beziehungen in komplexen Systemen, von der Ebene des Selbst bis zur Ebene von globalen Ökosystemen und Gesellschaft. Der Ansatz von EvoLeipzig konzentriert sich daher auf die Förderung von Kenntnissen und Fähigkeiten, die die Reflexion über menschliches Verhalten in verschiedenen Kontexten ermöglichen.
So ist unser Ansatz komplementär zu einer Reihe anderer Ansätze in der BNE, und trägt durch seinen besonderen Fokus auf menschliches Verhalten und evolutionäre Prozesse zur Stärkung wichtiger Kenntnisse und Fähigkeiten für eine nachhaltige Entwicklung bei.
Folgende Leitfragen, Erkenntnisse, mögliche Fehlvorstellungen, Kenntnisse und Fertigkeiten bilden das Fundament für unser Design-Konzept
Leitfragen
LF1. Was sind die Ursachen und Folgen eines beobachteten Verhaltens?
LF2. Was sind wichtige Bedingungen, unter denen Menschen zusammenarbeiten und gemeinsame Ziele erreichen können?
LF3. Wie beeinflusst die Evolution unser Verhalten?
LF4. Wie beeinflusst menschliches Verhalten unser Wohlbefinden und eine nachhaltige Entwicklung?
LF5. Was ist die Beziehung zwischen menschlicher Evolution, menschlichem Verhalten und Nachhaltigkeit?
Erkenntnisse (Understandings)
SchülerInnen verstehen, dass . . .
E1. ...unsere alltäglichen Verhaltensweisen und Erfahrungen viele Ursachen haben, die teilweise weit in die Vergangenheit reichen, bis hin zu ihren evolutionären Ursprüngen.
E2. ...Menschen aufgrund ihrer biologischen und kulturellen Evolutionsgeschichte die Fähigkeit haben, mit ihren nahen und entfernten Artgenossen zusammen zu leben und für gemeinsame Ziele zusammen zu arbeiten.
E3 … unsere alltäglichen Verhaltensweisen viele Folgen haben können, die mehr oder weniger beabsichtigt sind, und die weit in die Zukunft und in weit entfernte Gebiete reichen können.
E4. ...die Evolution von menschlichem Verhalten einen Einfluss auf heutige Nachhaltigkeitsprobleme hat.
Fehlvorstellungen
FV1. Phänomene in Biologie und Gesellschaft werden vorrangig durch Absichten einzelner Individuen verursacht.
FV2. Die Evolutionstheorie sagt aus, dass eigennütziges Verhalten immer die erfolgreichste Strategie ist.
FV3. Die heutigen Nachhaltigkeitsprobleme sind Hinweis darauf, dass Menschen im Wesentlichen schlechter als andere Arten darin sind, Ressourcen zu teilen und nachhaltig zu nutzen.
Kenntnisse
SchülerInnen kennen die verschiedenen Forschungsfragen, Methoden und grund- legende Erkenntnisse der evolutionären Anthropologie und Verhaltensforschung.
Fertigkeiten (Skills)
S1. SchülerInnen können Tinbergens Fragen nutzen, um die Ursachen menschlichen Verhaltens zu untersuchen.
S2. SchülerInnen können Ursache-Wirkungsdiagramme erstellen, um kausale Zusammenhänge zwischen Bedingungen, Verhaltensweisen und anderen Faktoren in der Entwicklung von Populationen und sozial-ökologischen Systemen darzustellen.
S3. SchülerInnen können die möglichen Motivationen und Auswirkungen menschlichen Verhaltens mit Hilfe von Entscheidungsmatrizen darstellen und die Ebene sozialer Interaktionen sowie mögliche soziale Dilemmas identifizieren.
S4. SchülerInnen können Prinzipien zwischen Inhalten (z. B. Modelle, Experimente, Situationen in der realen Welt) mithilfe von Analogie-Tabellen kritisch übertragen.
Viele Verbindungen können zwischen den Elementen und Lernzielen unseres Design-Konzepts und den BNE-Kompetenzen hergestellt werden. Zum Beispiel:
Wie kann ein Verständnis der Bedingungen, die die menschliche Zusammenarbeit fördern, meinen SchülerInnen helfen, ihre Kooperationskompetenz in der realen Welt zu entwickeln?
Wie kann ein Verständnis der evolutionären, entwicklungsbedingten und unmittelbaren Ursachen menschlichen Verhaltens meinen SchülerInnen helfen, Selbst-, Bewertungs- und Kooperationskompetenz zu entwickeln?
Wie können Ursache-Wirkungs-Diagramme meinen SchülerInnen helfen, systemisches Denken zu entwickeln?
Wie können Analogie-Tabellen und andere Transferaufgaben meinen SchülerInnen helfen, interdisziplinäres Denken zu entwickeln?
Literaturangaben
UNESCO. (2017). Education for Sustainable Development Goals Learning Objectives. UNESCO. Retrieved from https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-08/unesco_education_for_sustainable_development_goals.pdf
Wiek, A., Withycombe, L., & Redman, C. L. (2011). Key competencies in sustainability: A reference framework for academic program development. Sustainability Science, 6(2), 203–218. https://doi.org/10.1007/s11625-011-0132-6