Design-Konzept

Welche Inhalte, Lehr-/Lernmittel und Unterrichtsmethoden unterstützen SchülerInnen und Lehrende dabei, über die Ursachen und Folgen von alltäglichem menschlichen Verhalten zu reflektieren, und Erkenntnisse auf Probleme der nachhaltigen Entwicklung zu übertragen?

Die Forschungsfragen, Methoden und Erkenntnisse der evolutionären Anthropologie, Verhaltensforschung, Psychologie und Nachhaltigkeitswissenschaften bieten einzigartige Möglichkeiten, die Facetten menschlichen Verhaltens im Unterricht zu thematisieren, und so zu einem spannenden, alltagsbezogenen, fächerverbindenden, und gesellschaftlich relevanten Unterricht beizutragen.

Damit Lehrende diese Möglichkeiten nutzen können, müssen wir jedoch die Schlüsselkonzepte, -prinzipien, -methoden und -fertigkeiten identifizieren, die diese Disziplinen kennzeichnen, anschließend übergreifende, grundlegende Fragestellungen, Kenntnisse und Fähigkeiten formulieren, sowie passende pädagogische Ansätze und Methoden identifizieren, welche die Gestaltung von Unterrichtseinheiten und -materialien strukturieren können. 

Unser Design-Konzept integriert all diese Elemente und hat das Ziel, Lehrende bei der Integration dieser Ideen in ihre eigenen Unterrichtsziele und ihren schulischen Kontext zu unterstützen.

Unser Design-Konzept soll SchülerInnen und Lehrende dabei unterstützen, die Fähigkeiten zu entwickeln, über die Ursachen und Folgen menschlichen Verhaltens zu reflektieren und diese Erkenntnisse auf ihr eigenes Leben und auf verschiedene Problemstellungen der nachhaltigen Entwicklung zu übertragen.

Diese Präsentation gibt Ihnen einen Überblick über unser Design-Konzept und dessen Umsetzung in der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien.

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Design-Prinzipien

Drei übergeordnete Prinzipien gelten als Richtlinien für die Identifizierung von Unterrichtsinhalten und -methoden. 

Sie sind entstanden durch Integration von guter pädagogischer Praxis, wissenschaftlicher Praxis der Evolutions- und Verhaltenswissenschaften, unsere Zusammenarbeit mit Lehrenden und unsere Erfahrungen in der Lehrerbildung. 

Inhaltsfelder

Übergreifende Inhaltsfelder spiegeln die Methoden, Forschungsfelder und Anwendungsgebiete der evolutionären Anthropologie, Verhaltensforschung und Nachhaltigkeitswissenschaften wider. Aus diesen können wir Inhalte für die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien identifizieren, mit deren Hilfe die Ursachen und Folgen von menschlichem Verhalten erörtert werden können.

Lehr-/Lernmittel

Übergreifende Lehr- und Lernmittel können wir in verschiedenen Unterrichtsmaterialien anwenden, um die Fähigkeiten zu entwickeln, über die Ursachen und Folgen von menschlichem Verhalten zu reflektieren und komplexe Ursache-Wirkungs-Beziehungen zu verstehen.

Anwendung dieser Lehr-/Lernmittel auf unterschiedliche Inhalte und Phänomene fördert Lerntransfer zwischen Konzepten der Evolution-, Verhalten-, und Nachhaltigkeitswissenschaften. 

Lernziele

EvoLeipzig hat das Ziel, in SchülerInnen Kompetenzen in der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu fördern, wie interdisziplinäres Denken, Kooperations-, Bewertungskompetenz und Selbst-Reflexion.

Was trägt unser Design-Konzept zum Erreichen dieser bestehenden Lernziele der BNE bei? Den Kompetenzen unterliegt ein Verständnis und Bewusstsein über die Ursachen und Folgen von menschlichen Verhaltensweisen, inklusive des eigenen Verhaltens, und von Ursache-Wirkungs-Beziehungen in komplexen Systemen, von der Ebene des Selbst bis zur Ebene von globalen Ökosystemen und Gesellschaft. 

Unser Ansatz konzentriert sich daher auf die Förderung von Kenntnissen und Fähigkeiten, die die Reflexion über menschliches Verhalten und Fähigkeiten für wertorientiertes Handeln in verschiedenen Kontexten ermöglichen.

Pädagogische Ansätze

Wir sind bemüht, gute pädagogische Praxis aus einer Reihe von "Denkrichtungen" und Strömungen in die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien zu integrieren und so Lehrende dabei zu unterstützen, eine Diversität von bewährten Lehr-Lernmethoden anzuwenden.

Leider ist der Bildungsdiskurs oft durch einen Kampf zwischen verschiedenen Lagern gekennzeichnet, z.B. zwischen PädagogInnen, die auf den Wert und die Notwendigkeit für das direkte Unterrichten schwören, und auf der anderen Seite PädagogInnen, die auf den Wert und die Notwendigkeit für projektorientierten, erfahrungsbasierten, authentischen Unterricht und kritische Reflexion schwören.

In einer Sichtweise der „Multi-Pädagogik“ oder „reflexiven Pädagogik“ spielen all diese unterschiedlichen pädagogischen Ansätze eine wichtige Rolle beim Lernen. Dies liegt daran, dass Lernen unterschiedliche Prozesse umfasst - unterschiedliche Arten des Verstehens und der Wissensaneignung - einschließlich der direkten Erfahrung, des konzeptionellen Verständnisses und kritischer Reflexion sowie sachgerechte und kreative Anwendung des Gelernten. Diese können alle am besten durch verschiedene pädagogische Ansätze im Unterricht eingebunden werden. 

Der Sinn einer guten Bildung besteht nicht darin, einen Ansatz zu bevorzugen und den Rest zu ignorieren, sondern den richtigen Ansatz für den richtigen Moment im Lernprozess zu wählen und sie alle auf die beste Weise miteinander zu verbinden, damit das Lernen für alle Lernenden optimiert wird.

Die unterschiedlichen Prozesse, die beim Lernen eine Rolle spielen und unterschiedliche pädagogische Methoden erfordern, sind im folgenden Diagramm dargestellt:

Anpassung an den lokalen Kontext

Wir verwenden design-basierte Forschung für die Entwicklung von Ansätzen in der Bildung für nachhaltige Entwicklung.  Design-basierte Forschung (Design-Based Research, DBR; DBR Collective, 2003) ist ein Ansatz in der erziehungswissenschaftlichen Forschung, welcher das Ziel hat, mehr oder weniger verallgemeinerbare Design-Prinzipien für die Entwicklung und Umsetzung von Unterrichtsmaterialien, -methoden, Lerneinheiten oder ganzen Lehrplänen zu identifizieren.  Dies erfolgt durch iterative Implementierung und Bewertung in verschiedenen Kontexten, durch langfristige Kooperation zwischen Forschenden und Lehrenden, und durch eine pragmatische Ausrichtung und Betonung auf praktischen Nutzen (Anderson & Shattuck, 2012 ; Cobb et al., 2003; McKenney & Reeves,  2018).  

Als Teil der design-basierten Forschung, fokussieren wir auf Design-Based Implementation Research (DBIR; Fishman et al., 2013). Dieser Forschungszweig beschäftigt sich mit der Erforschung von Aspekten ganzer Bildungssyteme, welche die Verbreitung von Innovationen fördern oder hindern, bzw. die Aspekte von Innovationen, welche ihre Verbreitung in verschiedenen Bildungskontexten (Schulen, Klassenstufen, Kulturen, usw.) fördern oder hindern.

Durch Zusammenarbeit mit Lehrenden und internationalen BildungsreferentInnen entwickeln wir unsere Ansätze, Materialien und Leitfäden fortlaufend weiter, damit Lehrende verschiedener Fächer, Klassenstufen und Kulturen befähigt werden, die Forschungsfragen, Methoden und Erkenntnisse der evolutionären Anthropologie, Verhaltensforschung, Psychologie und Nachhaltigkeitswissenschaften in ihren Unterricht zu integrieren.

Der EvoLeipzig Leitfaden zu den Themen Evolution, Verhalten und nachhaltige Entwicklung 

Unser Creative Commons Leitfaden bietet einen unterhaltsamen und leicht zugänglichen Einstieg in unser Designkonzept, zu den Konzepten, Leitfragen, Methoden und Forschungsthemen der Evolutionsbiologie, Verhaltens- und Nachhaltigkeitswissenschaften, und zeigt den Bezug zu alltäglichen Situationen und zu den traditionellen Schulfächern auf.

Der Leitfaden bietet Ihnen auch eine Grundlage für die Nutzung der Fülle von Unterrichtsmaterialien auf EvoLeipzig.de, um diese an Ihren Unterricht anzupassen.


Literaturangaben