Selbstverständlich beziehen wir uns, wenn wir von «Glaubensgewissheiten» sprechen, auf jene Arten vorprädikativer Formulierungen von Husserl, die sowohl im täglichen Leben als auch in der Wissenschaft verwendet werden. Infolgedessen ist es gleichgültig, ob ein Glauben in einem Mythos oder in der Wissenschaft wurzelt, weil es sich ja in allen Fällen um Vorprädikative handelt, die vor jeglichem rationalen Urteil wirksam werden. Historiker und sogar Archäologen aus verschiedenen Zeiten erzählen mit Bitterkeit über die Hindernisse, die sie überwinden mussten, um sich Zugang zu Informationen zu verschaffen, die praktisch beseitigt worden waren, weil man sie für unerheblich hielt. Und gerade diese aus «Vernunft» beiseite gelassenen oder verworfenen Tatsachen führten eine entscheidende Wende in der Historiologie herbei. (9)
(9) Erinnern wir uns zum Beispiel an den Fall Schliemann und seine schmerzhaften Entdeckungen.
in: "Historiologische Diskussionen", Silo
Kapitel I. Das Vergangene von der Gegenwart aus gesehen, 1. Die Entstellung der mittelbaren Geschichte
Archäologe
1822 Schliemann wird am 6.Januarin Neubukow (Mecklenburg) geboren.
1836-41 Lehrling in einem Krämerladen in Fürstenberg.
1841 Lernt in Rostock Englisch und Buchführung; nach einem Schiffbruch in der Nordsee bleibt er in den Niederlanden.
1842 Anstellung als Kontorbote in Amsterdam; autodidaktisches Erlernen von 16 modernen Sprachen sowie Altgriechisch, Latein, Hebräisch und Sanskrit.
1844-47 Korrespondent und Handelsagent in Amsterdam, danach Handelshaus- Gründung in St. Petersburg.
1851-52 Aufenthalt in Kalifornien und Gründung einer Bank; Heirat mit Jekaterina Lyshina.
1853-56 Liefert als Händler für die zaristische Armee im Krimkrieg und erzielt ein großes Vermögen.
1864-66 Weltreisen (u.a. nach Asien und Amerika) und Wohnsitz in Paris; Studium an der Sorbonne.
1868-69 Reise nach Troas, Kennenlernen von Frank Calvert; Doktortitel der Universität Rostock.
1870 Erste Probegrabung am Berg Hissarlik auf der Suche nach Troja.
1871-90 Grabungen in Troja und Mykene; Entdeckung des "Schatzes des Priamos" und anderer Fundstücke; Errichtung seines Hauses in Athen ("Iliou Melathron").
1877 Ausstellung seiner Sammlung in London und Publikation "Mykenae".
1880 Veröffentlichung von "Ilios" mit großem Verkaufserfolg; Schenkung seiner Sammlung an das deutsche Volk.
1884-85 Zusammenarbeit mit Dörpfeld bei Ausgrabungen in Tiryns und Orchomenos.
1890 Erneute Grabungen in Troja; gesundheitliche Verschlechterung. Am 24. Dezember stirbt Schliemann stirbt Neapel.
1891 4. Januar Beisetzung auf dem Athener Zentralfriedhof im Beisein des griechischen Königs.
Themen
Archäologische Ausgrabungen in Troja: Schliemanns bekanntestes und wichtigstes Projekt war die Suche nach und die Ausgrabung von Troja. Er war überzeugt von der historischen Realität der Erzählungen Homers und widmete einen Großteil seines Lebens der Entdeckung und Erforschung der antiken Stadt.
Entdeckung und Erforschung antiker Stätten: Neben Troja führte Schliemann auch bedeutende Ausgrabungen in Mykene durch. Seine Arbeit trug wesentlich zur Popularisierung der antiken Welt bei.
Entwicklung archäologischer Methoden: Schliemann modernisierte die Archäologie als Wissenschaft, indem er neue Methoden einführte. Er trug dazu bei, dass die Archäologie als Disziplin an Ansehen gewann.
Sammlung und Interpretation antiker Artefakte: Ein wichtiger Aspekt von Schliemanns Arbeit war die Entdeckung und Interpretation von Artefakten, wie dem "Schatz des Priamos". Obwohl seine Interpretationen oft umstritten waren, trugen seine Funde wesentlich zum Verständnis antiker Kulturen bei.
Ausgrabungen
Troja: Dies war Schliemanns bekanntestes und wichtigstes Projekt. Er führte mehrere Grabungskampagnen in Troja durch, beginnend ab 1871. Die Suche nach und Ausgrabung von Troja war ein zentrales Thema seines archäologischen Schaffens.
Mykene: Schliemann führte bedeutende Ausgrabungen in Mykene durch. Diese Arbeit trug wesentlich zur Erforschung und Popularisierung der mykenischen Kultur bei.
Tiryns: In den Suchergebnissen wird erwähnt, dass Schliemann auch in Tiryns Ausgrabungen durchführte. Diese antike Stadt in Griechenland war ein weiterer wichtiger Ort seiner archäologischen Tätigkeit.
Orchomenos: 1880/81 grub Schliemann in Orchomenos und entdeckte dort das sogenannte "Schatzhaus des Minyas", des sagenhaften Gründers der Stadt.
Einfluss
Schliemann revolutionierte die Archäologie, indem er durch seine Ausgrabungen in Troja, Mykene und anderen antiken Stätten die homerischen Epen als historische Quellen etablierte und damit das öffentliche und wissenschaftliche Interesse an der Bronzezeit im östlichen Mittelmeerraum weckte.
Seine spektakulären Funde, insbesondere der "Schatz des Priamos", und seine medienwirksame Selbstinszenierung trugen maßgeblich zur Popularisierung der Archäologie bei und inspirierten nachfolgende Generationen von Forschern und Abenteurern.
Obwohl seine Methoden aus heutiger Sicht kritisch betrachtet werden, legte Schliemann mit seiner systematischen Herangehensweise und der Dokumentation seiner Arbeit wichtige Grundlagen für die moderne Archäologie und trug dazu bei, dass diese als eigenständige wissenschaftliche Disziplin anerkannt wurde.
Schliemanns Weg zur Anerkennung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft war sehr mühsam; trotz der bedeutenden Funde musste er sich gegen Skepsis und Kritik behaupten, insbesondere in Deutschland, wo seine Methoden und die Zuordnung seiner Funde absolut in Frage gestellt wurden. Erst schrittweise erhielten seine Ausgrabungen Anerkennung.