Auch wenn das Thema der Generationen von verschiedenen Autoren (Dromel, Lorenz, Petersen, Wechssler, Pinder, Drerup, Mannheim, usw.) behandelt worden ist, haben wir es Ortega zu verdanken, in seiner Theorie der Generationen den Anhaltspunkt zum Verständnis der inneren Bewegung des geschichtlichen Prozesses aufgestellt zu haben.
in: "Historiologische Diskussionen", Silo
Kapitel III. Geschichte und Zeitlichkeit, 2. Horizont und zeitliche Landschaft
1878 Geboren am 25.Juni in Kassel / Deutschland
1903 Promotion mit einer Arbeit ü. romanische Innenräume in der Normandie
1910 Habilitation und Beginn der Lehrtätigkeit an der Universität München
1915 Berufung als Professor für Kunstgeschichte an die Universität Breslau
1920 Wechsel als Professor an die Universität München, wo er seine bedeutendsten Arbeiten zur Kunstgeschichte verfasste
1945 Entlassung aus dem Hochschuldienst nach Ende des Zweiten Weltkriegs
1947 Tod in München
Themen
Kunstgeschichte des Mittelalters und Barock
Pinders Forschungsschwerpunkt lag auf der europäischen Kunst des Mittelalters bis in den Barock, mit einem besonderen Fokus auf deutsche Themen
Er promovierte 1903 über romanische Architektur
und verfasste grundlegende Werke zur mittelalterlichen Baukunst.
Generationenforschung und Periodisierung
Pinder entwickelte einen generationenspezifischen Ansatz zur Periodisierung der Kunstgeschichte in seinem einflussreichen Aufsatz "Kunstgeschichte nach Generationen" (1926). Auf sein 1926 erschienenes Buch haben sich so unterschiedliche Soziologen wie Ortega y Gasset und Karl Mannheim bezogen.
Er prägte Konzepte wie die "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" - das Nebeneinander verschiedener Generationen und Stile.
Deutschtumskunde und völkische Kunstgeschichte
In der NS-Zeit vertrat Pinder zunehmend völkisch-nationalistische Positionen
Er suchte nach einem "Wesen" der spezifisch deutschen Kunst und deren "Sonderleistungen".
Interdisziplinarität und Morphologie
Pinder förderte den interdisziplinären Austausch, etwa in der Zeitschrift "Die Gestalt" mit Beiträgen aus Chemie und Botanik
Er knüpfte an Goethes Morphologie und Formenlehre an und übertrug diese auf die Kunstgeschichte.
Während Pinder zunächst als brillanter Mittelalter- und Barockforscher galt, wandte er sich im Nationalsozialismus zunehmend völkischen Theorien und einer nationalistischen Kunstgeschichte zu. Sein generationenspezifischer Ansatz blieb jedoch einflussreich.
Hauptwerke
"Kunstgeschichte nach Generationen" (1926)
Dieser einflussreiche Aufsatz gilt als Pinders zentrales Werk, in dem er einen generationenspezifischen Ansatz zur Periodisierung der Kunstgeschichte entwickelte. Er prägte Konzepte wie die "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" - das Nebeneinander verschiedener Generationen und Stile
Studien zur mittelalterlichen Architektur
Pinders Dissertation von 1903 über romanische Architektur in der Normandie sowie weitere Arbeiten zur mittelalterlichen, insbesondere deutschen Baukunst, bildeten einen Forschungsschwerpunkt
"Geist der deutschen Burgen" (1939)
Dieses Werk ist ein Beispiel für Pinders Hinwendung zur völkischen Kunstgeschichte und "Deutschtumskunde" in der NS-Zeit, in der er nach einem "Wesen" der spezifisch deutschen Kunst suchte
Buchreihe "Von Wesen und Werden deutscher Formen" (ab 1935). In dieser Reihe vertiefte Pinder seine Suche nach nationalen Eigenarten und "Sonderleistungen" der deutschen Kunst, wenn auch mit gewissen Abstrichen vom Rassegedanken.
Einfluss
Pinder bildete zwei Generationen von Kunsthistorikern aus und hatte somit einen durchaus lang anhaltenden Einfluss nicht nur durch seine Veröffentlichungen, sondern auch durch seine intensive Lehrtätigkeit. Erst Jahrzehnte nach seinem Tod wurde seine glühende Unterstützung des Nationalsozialismus ernsthaft hinterfragt.
Pinders Aufsatz "Kunstgeschichte nach Generationen" von 1926 gilt als sein zentrales Werk, in dem er erstmals einen generationenspezifischen Ansatz zur Periodisierung der Kunstgeschichte entwickelte. Diese Ideen prägten die weitere Generationenforschung nachhaltig.
Silo erwähnt ihn, zusammen mit anderen Autoren, in Bezug auf die Rolle der Generationen in der Geschichte.
Wilhelm Pinders Hauptwerk zur Frage der Generationen in der Geschichte ist der Aufsatz "Kunstgeschichte nach Generationen" aus dem Jahr 1926. In diesem Aufsatz entwickelt Pinder die Idee, die Kunstgeschichte anhand einer Abfolge verschiedener Generationen zu periodisieren und zu analysieren:
Pinder geht davon aus, dass Menschen verschiedener Generationen als "in sich abgeschlossene Wesenheiten (Entelechien)" nebeneinander existieren, ohne wechselseitigen Austausch.
Er erkennt in der gleichzeitigen Präsenz unterschiedlicher Stilrichtungen in der Kunst differente "Generationsstile".
Pinder spricht von der "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen" - dem Nebeneinander von zu unterschiedlichen Zeiten geprägten Individuen und Generationen.
Dieser Ansatz der Kopräsenz verschiedener Generationen beeinflusste maßgeblich Karl Mannheims späteres Konzept der "historischen Generationen"