Wuppertalbahn
Größtenteils verläuft diese Bahnstrecke außerhalb des Ennepe-Ruhr-Kreis, aber gut einen Kilometer durchquert sie das Ennepetaler Stadtgebiet (der Beyenburger Stausee gehört zu Ennepetal).
Geschichte
Die Wuppertalbahn ist eine historische ca. 50 Kilometer lange Eisenbahnstrecke von Wuppertal-Oberbarmen (früher Barmen-Rittershausen) über Radevormwald, die Keilbahnhöfe Krebsöge und Anschlag sowie über Halver nach Oberbrügge. Ein Abzweig der Strecke, die ursprüngliche Stammstrecke, führte von Remscheid-Lennep nach Krebsöge in Fahrtrichtung Wuppertal.
Bahnhof Krebsöge (Stadt Radevormwald)
Streckeneröffnungen
Ihren Anfang nahm die Wuppertalbahn am 1. Februar 1886 mit der Eröffnung des ersten Streckenabschnitts vom Eisenbahnknotenpunkt Lennep mit seinen Anschlüssen von Köln, Barmen-Elberfeld, Solingen und Gummersbach nach Krebsöge, der noch zum 1. Dezember des gleichen Jahres bis nach Dahlerau verlängert wurde. Grund für den Bau waren die gestiegenen Anforderungen an eine brauchbare Transportinfrastruktur der aufkeimenden Industrie an der Wupper. Um die drohende Standortverlagerung zu vermeiden, wurde auf Druck der ansässigen Fabrikanten und Gemeinden in Form von etlichen Eingaben von der preußischen Regierung vom 21. Mai 1883 per Gesetz der Bau dieser Eisenbahnstrecke beschlossen.
Knapp zwei Jahre später wurde die Strecke bis Barmen-Rittershausen (heute Wuppertal-Oberbarmen) verlängert, wo nun Anschluss an die Wuppertaler Hauptstrecke der Bergisch-Märkischen Eisenbahn bestand. Ein weiteres Jahr später wurde der Streckenabschnitt Krebsöge-Radevormwald eröffnet. Damit war eine der landschaftlich reizvollsten Strecken der Region geschaffen, die von der Talsohle des Tales der Wupper bei 180 m auf 360 m in Radevormwald anstieg und mit einem Wechsel von Hanglagen, tiefen Einschnitten und Brücken auf den Reisenden einen gebirgsbahnartigen Eindruck machte.
Sonderzug in Richtung Lüdenscheid mit 218 134-5 verläßt den Bahnhof Brügge am 03.06.1978 (Foto: S.Peter)
Das Reststück bis Oberbrügge wurde am 30. Juni 1910 gleichzeitig mit der Strecke Anschlag-Wipperfürth eröffnet. Weitere Bahnbaupläne wurden durch den Ersten Weltkrieg nicht mehr umgesetzt. Weit gediehen waren die Pläne, von Radevormwald über Ennepetal-Altenvoerde direkt nach Hagen zu fahren und auch von Wipperfürth Richtung Köln wurde ein Bahnbau diskutiert, der eine Eisenbahnverbindung Lüdenscheid-Anschlag-Köln ermöglicht hätte. Für den Bau der Ennepetalsperre wurde von Radevormwald aus eine Feldbahn eingesetzt.
Krebsöger Blitz
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Wupperbrücke in Dahlerau wieder aufgebaut werden. Als erstes wurde 1956 der Streckenabschnitt Lennep – Krebsöge (im Volksmund Krebsöger Blitz genannt) stillgelegt. Dieser hatte mit dem Aufkommen des Omnibus-Verkehrs an Bedeutung verloren. Eine Zugdirektverbindung erforderte ein Umsetzen in Krebsöge und war deutlich länger als die Buslinie auf der Bundesstraße 229. Hinzu kommt, dass der Krebsöger Blitz ein längeres Stück parallel zur B229 verlief und so deren Ausbau behindert hätte. Der damals noch für die Industrie wichtige Güterzugverkehr konnte ohne Probleme über Wuppertal erfolgen. Wie auf vielen Nebenbahnen wurde der Zugverkehr auf der Wuppertalbahn nach deren Einführung überwiegend mit Schienenbussen durchgeführt. Schon Mitte der 1960er Jahre wurde das Mittelstück zwischen Radevormwald und Halver stillgelegt und damit die direkte Verbindung zwischen dem Bergischen Land und dem märkischen Sauerland gekappt. Kurz vor der Stilllegung sorgte jedoch ein strenger Winter auf der B 229 von Radevormwald nach Halver für solche Frostschäden, dass kurzfristig der hier schon dominierende Bahnbusverkehr durch Züge ersetzt werden musste. Der letzte Zug verließ Radevormwald am 29. Mai 1976.
Bahnhof Kräwinklerbrücke (Stadt Radevormwald)
Ein schwarzer Tag
Am 27. Mai 1971 stieß ein Schülersonderzug mit einem Güterzug zusammen. Kurz nach 21 Uhr befuhr die Triebwageneinheit von W-Oberbarmen den eingleisigen Abschnitt Richtung Beyenburg. Der Sonderzug war am Morgen nach Bremen gefahren und kehrte nun aus der Hansestadt zurück. Der Güterzug fährt zur gleichen Zeit Richtung Wuppertal auf den Bahnhof Dahlerau zu. Bei dem Frontalzusammenstoß 800 Meter von Dahlerau entfernt starben 46 der 71 Insassen, 25 wurden zum Teil schwer verletzt. Fast ein kompletter Jahrgang einer Radevormwalder Hauptschule wurde bei diesem Unglück getötet. Dieses war das folgenschwerste Zugunglück auf dem Gebiet der ehem. Deutschen Bundesbahn nach dem 2. Weltkrieg.
Bahnhof-Dahlerau
Bahnhof Dahlerau (Fotos: Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Radevormwald)
Modellbahnprojekt: Der Bahnhof Dahlerau
Bei Christoph Grimlowski aus Radevormwald hat die Eisenbahn in der Kindheit eine prägende Rolle gespielt. So hat er sich vorgenommen, den Bahnhof Dahlerau und sein Umfeld in einer Art Diorama in der Baugröße HO zu bauen. Den Baufortschritt kann man unter http://grimmi-online.de/2018/02/18/mein-modellbahnprojekt-der-bahnhof-dahlerau-part-1/ verfolgen.
Überflutung
Obwohl der Bau der Wuppertaltalsperre schon im Gange war, wurden die Gleise von Radevormwald nach Halver demontiert, so dass mit der Einstellung des Güterverkehrs 1980 und der Demontage der Gleise bis Wilhelmstal die Stadt den direkten Gleisanschluss verlor.
Pünktlich kurz vor Aufnahme der Geschäftstätigkeit des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr am 1. Januar 1980 wurden der seit 1976 noch mit einem Zugpaar befahrene Teil der Wuppertalbahn 1979 wie auch zahlreiche andere Nebenbahnstrecken (darunter Wuppertal-Hattingen und Gevelsberg-Witten) stillgelegt.
Ab den späten 1980er Jahren wurde die Strecke zwischen Krebsöge und Kräwinkel von der Wuppertalsperre überflutet, die Bahnhöfe Krebsöge und Kräwinklerbrücke versanken im Wasser. Alternativstreckenführungen, wie bereits am Biggesee gebaut, wurden diskutiert, aber nicht umgesetzt.
Teil-Streckenverlauf und Wuppertalsperre
(© Regionalverband Ruhr, CC BY 4.0)
Bahnhof Dalhausen (Wupper)
Eisenbahner gründeten 1989 den Verein "Förderverein Wupperschiene e.V." um die stillgelegte, über 100-jährige Eisenbahnstrecke Wuppertal-Oberbarmen - Beyenburg - Dahlhausen (Wupper) - Wilhelmsthal mit einem Museumsverkehr und regional typischen historischen Fahrzeugen aufzubauen.
Dampflok 52 8086 (ehemals 52 2295) am Bahnhof Dahlhausen (Wupper), 2006 (Foto: Privat)
Streckenverlauf
Weblinks
Der Förderverein Wupperschiene e.V. kümmert sich um Erhalt der Wuppertalbahn von Beyenburg bis Wilhelmsthal:
Viele historische s/w und Farb-Aufnahmen aus den 1970er Jahren vom Personenverkehr auf der Wuppertalbahn zwischen Radevormwald und Wuppertal-Oberbarmen dokumentiert:
Bildergalerie „Alte Bahnhöfe“ aus dem Stadtarchiv von Radevormwald
Güterverkehr auf dem östlichen Endstück der Wuppertalbahn Halver – Oberbrügge