Prinz-Wilhelm-Eisenbahn

streckenplan

Die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn (PWE)

von J. Rainer Busch

Die Prinz Wilhelm Eisenbahn wurde ursprünglich zum Transport der Kohlen von der Ruhr ins Bergische Land geplant. Friedrich Harkort ließ diese Bahn bereits 1826 / 27 als „Einschienenbahn“ nach dem „Palmerschen Prinzip“, von Hinsbeck (Essen-Kupferdreh) bis nach Wuppertal-Elberfeld vermessen. Die Zeit für solche technisch vollkommen neuen Projekte war aber im damaligen Preußen noch nicht reif. So bekam Harkort weder die nötige Unterstützung, noch das nötig Geld zusammen. 1828 gründeten er, und einige andere Kaufleute die „Deilthaler Eisenbahn – Gesellschaft“ als erste Aktiengesellschaft zum Bau einer Eisenbahn. Dieses „kleinere“ Bahnprojekt wurde geplant und 1830 / 31 von Hinsbeck bis Nierenhof auf einer Länge von einer preußischen Meile (7,5 km) gebaut.

So wurde letztendlich die Deilthaler Eisenbahn (sie führte durch das Deilbachtal) nur als Schmalspurbahn und den Antrieb durch Pferde erbaut. Ihre Funktion war ausschließlich für den Transport von Steinkohlen gedacht. Davon wurden durch die sich immer weiter verbreitenden Dampfmaschinen große Mengen im Bergischen Land gebraucht, die beispielsweise in der Textilindustrie eingesetzt wurden.

Schienenprofil

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Schienenprofil der Prinz-Wilhelm-Bahn (Stadtarchiv Ennepetal)

Die weitläufig verbreitete Geschichte, dass diese Bahn als Dampfeisenbahn gebaut wurde, die Dampfloks aber nicht zum Einsatz kamen, weil der König auf Grund eines Personenunfalls in England den Betrieb nicht genehmigte, ist schlicht und einfach ein Märchen. Die mit Eisen belegten Holzschienen (siehe Bild oben) hätten niemals eine Dampflok tragen können. Am 30. September 1831 wurde die Deilthaler Eisenbahn durch Prinz Wilhelm, einen Bruder des damaligen Königs Friedrich-Wilhelm III., feierlich eingeweiht. Die Bahn durfte sich seitdem „Prinz-Wilhelm-Eisenbahn“ (PWE) nennen. Der Prinz und seine Familie befuhren an diesem Tag die Eisenbahn in einem mit Teppichen ausgeschlagenen Kohlenwagen.

Prinz Wilhelm von Preußen war somit 4 Jahre vor der legendären Ludwigsbahn (Nürnberg-Fürth) wohl der erste Eisenbahnpassagier in Deutschland. Offiziell wird in allen Quellen die Bayerische Ludwigsbahn als erste Deutsche Eisenbahn angegeben, da diese als erste Bahn für den Personenverkehr und mit einer Dampflok ausgerüstet war. Die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn ist dennoch die „älteste Eisenbahn“ Deutschlands, die zudem bis heute ununterbrochen in Betrieb ist. Der Name Eisenbahn definiert sich nämlich nicht nach der Betriebsart, sondern einzig und allein nach den eisernen Schienen.

Erinnerungstafel am Hp Neviges

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Erinnerungstafel am Haltepunkt Neviges (Foto: T.Riffel)

Auch die Ludwigsbahn wurde hauptsächlich mit Pferden betrieben (Verhältnis 3:1) Sie wurde erst 1863 ganz auf Dampfbetrieb umgestellt und 1922 stillgelegt. Die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn wurde bereits 1847 vollkommen auf Dampfbetrieb umgestellt und ist bis zum heutigen Tage in Betrieb.

Chronologie-PWE:

1830 bis 1831 - als „Deilthaler Eisenbahn“ von Hinsbek (Essen Kupferdreh bis Nierenhof) erbaut (Pferdeeisenbahn)

1831 - Umbenennung in „Prinz – Wilhelm – Eisenbahn“

1847 - Umbau am 1.12. auf Dampfbetrieb und Verlängerung bis „Steele-gegenüber“ und Wuppertal - Vohwinkel. Sie heißt nun auch „Steele-Vohwinkler-Eisenbahn“

1863 - Verkauf der Bahn am 1.1. an die „Bergisch-Märkische-Eisenbahn“

1886 - Verstaatlichung und Liquidierung der Bergisch-Märkischen-Eisenbahn

Quelle: Prinz Wilhelm Eisenbahn – Die erste Eisenbahn-Aktiengesellschaft auf Deutschem Boden.

Mit freundlicher Genehmigung von Herrn J.Rainer Busch

» www.ag-essener-geschichtsinitiativen.de

Neuzeit

Diese Strecke ist als Regionalbahn zwischen Haltern und Wuppertal (RB 49) in Betrieb und seit Dezember 2003 für die S-Bahn umgebaut und auf gesamter Länge elektrifiziert worden. Der 1965 stillgelegte Bahnhof Aprath ist als Haltepunkt Wülfrath-Aprath wieder in Betrieb genommen. Die S-Bahn-Linie S 9 fährt wochentags im 20-Minuten-Takt, am Wochenende im 30-Minuten-Takt die gesamte Strecke von Wuppertal-Vohwinkel nach Essen-Überruhr und weiter über eine Verbindungsstrecke nach Essen-Steele. Von dort aus geht es weiter über Essen Hauptbahnhof nach Bottrop Hauptbahnhof und einmal in der Stunde weiter nach Haltern am See.

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Linie S9 in Aprath, 420 360-0 zwischen Neviges und Wuppertal-Vohwinkel, 11.02.2008 (Foto: T.Riffel)

Streckenverlauf

Streckenverlauf