Radevormwald – Ennepetalsperre

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Schmalspurbahn zur Ennepetalsperre

Jede Menge Güterzüge müssen um 1900 den Bahnhof in Radevormwald erreicht haben, denn hierher wurde das Baumaterial für die Ennepetalsperre angeliefert. Zur Errichtung der Talsperre wurde eigens eine Kleinbahnstrecke vom Staatsbahnhof an der Wuppertalbahn im Radevormwalder Zentrum zur Staumauer errichtet. Zuerst ausschließlich zum Materialtransport genutzt, wurde auf Antrag der Bauleitung schnell vom Regierungspräsidium die Genehmigung zum Personentransport erteilt, da sich die Baustelle einer großen touristischen Beliebtheit erfreute. Zum Ende der Bauzeit wurde die Bahnstrecke wieder abgebaut.

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Bahnhof in Radevormwald (Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Radevormwald)

Die Pläne zur Ennepetalsperre stammten von Professor Intze aus Aachen. Ausgeführt wurden die Bauarbeiten von der Actiengesellschaft für Betonbau, Diss & Comp. aus Düsseldorf, die für den Materialumschlag im Radevormwalder Bahnhof die Transportbahn ab 1902 benötigte. Hier war der größte Teil der Schmalspurbahn auf dem Gelände der Firma Ludwig Rocholl verlegt, wofür diese eine jährliche Pacht von der Baufirma gezahlt bekam.

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Baustelle der Actienges. für Betonbau Diss&Ci Düsseldorf an der Ennepetalsperre, Foto: Archiv Ruhrverband (Mit freundlicher Genehmigung des Ruhrverband Essen)

Dampflok PAULA

Im Bild oben: Dampflok Orenstein&Koppel, Fabrik-Nr. 920 (Baujahr 1902), Typ 80 PS, B-n2t, 900 mm, geliefert 07.1902 an Diss & Co., Radevormwald, Namens „PAULA“ (gem. Ergänzung von Jens Merte - werkbahn.de).

Schmalspurbahn von Radevormwald zur Ennepetalsperre

Auch wenn Radevormwald nicht im EN-Kreis liegt (nur der Endpunkt der Strecke), hier ein interessanter Bericht der mir freundlicherweise von Herrn N.Wolff vom Heimat- und Verkehrsverein Radevormwald zur Verfügung gestellt wurde.


Baumaterial und Schaulustige wurden per Schmalspurbahn von Radevormwald zur Ennepetalsperre transportiert.

Weil die gewaltigen Erdbewegungen auf großes Interesse unter der Bevölkerung stießen, beantragte die Baufirma Diss 1903 bei der Regierung in Düsseldorf die Genehmigung zur Personenbeförderung. Zu diesem Zweck hatte man einen straßenbahnähnlichen Personenwagen mit zwölf Sitzplätzen in der 2. und 3. Klasse sowie zehn Stehplätzen herstellen lassen. Nachdem am 20. November 1903 die Genehmigung erteilt worden war, konnten auch sonntags Besucher zur Baustelle befördert werden.

Streik bedrohte das Wunder

Viele auswärtige Arbeitnehmer waren erforderlich, um dieses Bauprojekt in Angriff zu nehmen. Sie stammten in der Mehrheit aus Italien und Kroatien und wohnten während der Bauarbeiten in der Radevormwalder Herberge „Zur Heimat“. Wie die Radevormwalder Zeitung 1904 berichtete, traten die Arbeiter in diesem Jahr in einen Streik. Die gesamte Schutzmannschaft und Gendarmerie war daraufhin zur Sperre beordert worden, um für Ruhe zu sorgen.

Größte Talsperre Deutschlands

Am 27. Mai 1905 eingeweiht, war die Ennepetalsperre zur damaligen Zeit die größte Talsperre Deutschlands mit einem Stauinhalt von 10 Millionen Kubikmeter. Bei ihrer Fertigstellung hatte die Talsperrenmauer eine Höhe von 40,93 Metern, die Sohlenbreite betrug 39,20 Meter und die Länge 270 Meter. Anscheinend reichte die Höhe der Sperrmauer aber nicht aus, denn bereits 1912 wurde sie auf den heutigen Stand von 51 Metern erhöht.

Unvorstellbar bei diesen Größenordnungen sind die Gesamtkosten des Bauwerkes: Sie betrugen einschließlich des Grunderwerbs 2 600 000 Mark. Für damals eine ganz schöne Stange Geld.

Streckenverlauf

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Streckenverlauf zur Ennepetalsperre (© Regionalverband Ruhr, CC BY 4.0)

Die Bahnstrecke folgte zunächst der Poststraße und verlief weiter in östlicher Richtung auf der nach Schwelm führenden Provinzialstraße, über Räderechen, Grüne, Neuenhof und Vogelshaus. Ab hier bahnte sich das Gleis einen Weg durch bewaldetes Gebiet nach Plumbeck, Umbeck und über Altena zur Baustelle der Staumauer.

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