Informationen über Leben und Arbeit von Maria Montessori sind leicht überall im Internet nachzulesen. Ein Buch zu empfehlen wäre das von Rita Kramer.
Dieser Text hier soll denjenigen dienen, die durch Schule etc. mit dem Namen Montessoris konfrontiert sind, ihn schon einmal gehört haben, und sich einen Überblick über die Basis des Prinzips verschaffen möchten.
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Die Sichtweise, in der Maria Montessori das Kind sah (bzw., erlebte), bestimmte sämtliche ihrer Herangehensweisen an die Kinder. Sie sah das Kind als eigene Persönlichkeit, (und als eigenständiger Geist, der sich eventuell noch nicht uns Erwachsenen offenbart hat), die die Aufgaben ihrer eigenen Entwicklung bis zum Erwachsenenwerden in sich trägt. Jedes Kind hat Montessori’s Sicht nach einen "Inneren Lehrers", der ihm sagt, was zu seiner positiven Entwicklung beiträgt und was nicht.
Das heißt dann auch, dass das Kind von sich aus auch nichts Böses tut, “böse” Taten beim kleinen Kind sind Reaktionen auf Hindernisse, die es auf dem Weg seiner Entwicklung antrifft.
Aus Punkt 1) resultiert ganz logisch die Haltung des Erwachsenen. Dem “Inneren Lehrer” des Kindes freie Bahn geben, dem Kind alle Möglichkeiten geben, die es braucht, um sich optimal zu entwickeln.
Das heißt, die Aufgabe des Erwachsenen ist, das Kind zu beobachten in einer objektiven, untätigen Weise. Er sieht, was das Kind braucht, und handelt erst dann entsprechend. Er nimmt ein jedes einzelne Kind so, wie es ist. Folglich geht auch ein Lehrer von mehreren Kindern auf jedes einzelne Kind einzeln ein.
Auf Gruppen wird in Montessori-Schulen erst später (frühestens ab 4 Jahren) und nur in bestimmten Situationen, eingegangen.
Eine Handlung des Kindes, die aus der Sicht des Erwachsenen unerwünscht ist, wird durch Rückführung verhindert.
Bei kleinen Kindern kann das sein, dass der Erwachsene das Kind bewusst woanders hin führt, indem er zu dem Kind sagt: “komm, ich zeig dir was!”; bei größeren Kindern kann das ein Einwickeln in ein Gespräch sein, das das Kind sozusagen in die Gegenwart zurückruft, so, dass dem Kind bewusst wird, wohin es gerade geht.
Die Innere Vorbereitung
Ein solches Verhalten dem Kind gegenüber scheint auf den ersten Blick sehr schwer durchzuführen sein. Vor allem dann, wenn man eines der Familienmitglieder des Kindes ist. Denn wir haben ja auch unsere Vergangenheit in uns, wir haben eventuell schon Verhaltensmuster entwickelt, um uns zu “schützen”, ohne dass wir das vielleicht bewusst bemerkten.
Dieser “Verarbeitung”, “Bearbeitung” behandelt Maria Montessori so ziemlich in jedem ihrer Bücher.
So ein Kapitel kann z.B. heißen: “die Vorbereitung der Lehrerin”. Dort geht es nicht um die materiellen Kenntnisse der Lehrer, sondern um die eigene, innere Vorbereitung, die notwendig ist, um vorbehaltlos, ohne eigene Selbstgefühle, Geltungsbedürfnis o. ä., das Kind beobachten zu können, und entsprechend handeln zu können.
Kern der “inneren Vorbereitung” ist es, sich selber beobachten zu können, oder dies zu lernen.
Beispiel: beim Still-Dasitzen und Nichts-tun zu erfassen, was gerade in einem vorgeht. Ohne dies zu urteilen, be-urteilen, ohne sich nun damit aus-einander-zu setzen, sondern nur beobachten. Ohne dabei die Sinne krampfhaft versuchen auszuschalten.
Man hört immer mehr über Meditation; wobei diese “innere Vorbereitung” ohne Zweifel nicht ohne Meditation geht, sie geht ohne Zweifel nur mit Meditation, sollte man jedoch bei der Übernahme einer “bestimmten Meditations-Methodik” seinen eigenen inneren Lehrer einschalten, um zu überprüfen, ob es das Oben-Genannte beinhaltet, oder ob es eine Art Gehirnwäsche darstellt.
Noch einmal: wichtige Punkte sind: nach innen hinhören; beobachten; Gedanken vorbeilassen: nicht sich von ihnen einwickeln lassen. (Hinweis: “Ich will nicht an Das-und-das Denken” ist ein negativer Gedanke an Das-und-das, und wird diesen Gedanken immer wieder herholen, anstatt es ihm zu erlauben, zu verfliegen.); und die Sinne sich selber und Umgebung wahrnehmen lassen, und hier genauso: ohne sich einwickeln zu lassen, uneingenommen sehen, wie das Schauen aus einem Zugfenster.
Dies klingt sehr philosophisch, ist aber laut M. Montessori unbedingt notwendig, möchte man fähig sein, das Kind so zu sehen, wie es wirklich ist, und keine “bösen” Absichten gegen uns etc in den Handlungen des Kindes zu sehen.
“HILF MIR ES SELBST ZU TUN” (auch das Lernen selbst zu tun).
Einem Kind werden die Mittel, Material und andere Dinge wie Raum und Zeit etc, zur Verfügung gestellt, um selbst auf Entdeckungsreise zu gehen, und selber zu lernen.
Dem Kind wird z.B. gezeigt, wie ein bestimmtes Material benutzt wird.
Je nach Kind - denn das ist durch “Beobachtung” herauszufinden, zeigt man dem Kind einen ganzen Arbeitsgang (bei Material für kleine Kinder max. 2 bis 3 Minuten), oder nur einen kleinen Ansatz.
Das Kind hat so weiterhin die Möglichkeit, selber ein Material, das ihm schon gezeigt wurde, herauszunehmen und sich damit zu beschäftigen.
Maria Montessori entdeckte, wie Kinder bestimmte Handlungen immer wieder tun. Handlungen, von denen Erwachsene sagen, dass sie unnötig sind.
Beispiel: etwas aus- und wieder einräumen. Bei dieser Handlung kann es sogar sein, dass ein Kind von einem Ende zum anderen des Raumes geht und wieder zurück, mehrere Male.
Dann beobachtete sie genauer, von was das Kind häufig Gebrauch macht. Mit was es sich am liebsten beschäftigte. Das waren nicht die allgemein (damals) üblichen Spielsachen, sondern Dinge, wo das Kind seine Motorik, besonders seine Hände, daran üben konnte.
Aus mehrjähriger Beobachtung heraus entwickelte M. Montessori die Materialien, mit denen Kindern ihre Umwelt direkt erfahren können.
Praktisches Leben (zum Putzen, Wasser schütten, Knöpfe auf- und zumachen
etc)
Sinnes-Material,
“akademisches” Material
sowie Material für die Schönen Künste.
Alle Materialien dienen vor allem der Konzentration. Sich auf etwas zu konzentrieren, sich selber zu genügen, und das über einen bestimmten Zeitraum hinweg.
Erst an zweiter Stelle kommt das Lernziel.
M. Montessori fand heraus, wenn ein Kind so eine Weile konzentriert sich beschäftigt, geht es aus dieser Beschäftigung oft entspannt, ausgeglichen und ruhig heraus. Dies wiederum fördert soziale Eigenschaften, wie Respekt vor dem anderen, ein Zugehen auf den anderen etc. Auch wird ein Kind durch diese konzentrierte Arbeit offen für seinen eigenen “inneren Lehrer”, der ihm “sagt”, was auf seinem “inneren” Lehrplan nun dran ist.
Das heißt nicht, dass Kinder sich NUR und ausschließlich mit diesem Material beschäftigen sollen/wollen. Es ist für das Kind ein Bedürfnis, sich so mit sich und seinen Fähigkeiten zu beschäftigen, genauso wie das Bedürfnis nach Bewegung und freiem Spiel mit anderen Kindern - oder allein.
Allen diesen Bedürfnissen soll in einer kindgerechten Umgebung nach Montessori nachgegangen werden.
Die vorbereitete Umgebung beinhaltet außer dem Material:
a) Der Raum / die Räume, in dem / denen das Kind lebt,
b) Das soziale Umfeld: andere Kinder, Zeiteinteilung, etc,
c) Die Erwachsenen. (ihre Vorbereitung siehe Punkt 2b).)
All das sollte so gestaltet sein, dass das Kind sich frei entwickeln kann, und auf keine Hindernisse stößt.
Dazu ein paar wenige Beispiele:
Raum: so gestaltet, dass das Kind selber an die Dinge heran kommt, die es braucht. Das heißt von seinen Kleidern, sobald es sich allein anzieht, über den Mantelhaken, wo es seine Jacke allein aufhängen kann, und die Materialien, die so aufgeräumt sind, dass das Kind es selbst nehmen und wieder aufräumen kann. Ein Hindernis kann eine Steckdose sein, die gefährlich ist, gleichzeitig das Kind zu klein um zu verstehen, warum es dort nicht hinfassen darf. Solche und ähnliche Hindernisse sollten von vornherein ausgeschaltet sein.
Zeiteinteilung: Maria Montessori betont immer wieder den Ordnungssinn der Kinder: sie bekommen die Sicherheit, die sie brauchen, wenn jeder Tag möglichst ähnlich eingeteilt ist.
Vorbereitung des Erwachsenen: Die Erwachsenen sollten selber vorbereitet sein in dem Sinne, dass er nicht ungeduldig wird, dass er nicht abgelenkt wird von inneren, eigenen Zielen, oder der Umwelt (”was werden die denken, wenn ich…..”).
Diese drei/vier Punkte sind übrigens Inhalt einer (guten) Montessori-Ausbildung.
Eine der drei Punkte allein genügt nicht.