Nichts für Warmeier und Weichduscher
Gibt es für ambitionierte Hobby-Mountainbiker etwas Schöneres, als die Alpen mit dem Mtb zu bezwingen? Einfach nur traumhaft. Ein Traum, der mich schon Jahre vor unserer ersten Tour bewegte. "Einmal im Leben musst du das unbedingt machen", schwirrte schon lange in meinem Kopf.
Als Flachlandtiroler aus dem Rheinland hatte ich zwar mit meinen wanderbesessenen Eltern bereits im frühen Kindesalter Urlaub in den Alpen machen müssen, aber es kam kein Gedanke auf, dass man hier überhaupt Fahrrad fahren kann. Gleichwohl war das Fahrrad seit eh und je das Fortbewegungsmittel Nr. 1 in unserer Familie. Anfang der 1990er Jahre stieg ich vom Rennrad auf Mountainbike um und wurde schon bald vom Alpencross-Bazillus angesteckt, der von Andi Heckmair, Uli Stanciu und anderen Pionieren ausgelöst wurde. Anfänglich nur bewundernd und träumerisch, zumal noch Familie und Karriere im Vordergrund standen. Irgendwann fühlte ich mich mental und körperlich fit für einen Alpencross.
So kam es, dass Winz und ich im Sommer 2010 einfach mal losgefahren sind. Naiv und unbelastet, ohne Erfahrung, ohne große Vorbereitung und ohne technische Unterstützung, man plante und fuhr die Route noch mittels Wanderkarten. Aus "einmal im Leben" sind inzwischen 14 Alpencrosse und ein Pyrenäencross (Stand 2024) geworden. Sieben Alpenländer von Frankreich im Westen bis Slowenien im Osten haben wir zu zweit, dritt oder viert gecrosst, dazu die Pyrenäenländer Frankreich, Spanien und Andorra. Auch wenn Planung und Durchführung dank Internet, Bike-Gps, Komoot und GPS-Geräten am Lenker inzwischen viel bequemer geworden sind, ist es doch jedes Mal wieder ein neues spannendes Abenteuer.
Eines ist mal sicher: Alpencross macht süchtig!
Uinaschlucht (siehe Foto), Scalettapass, Val Mora, Schlegeisspeicher und und und.... Jede Tour hat ihre Höhepunkte, spektakulären Orte, phantastischen Ausblicke und die beeindruckensten Panoramen.
Eine Hüttenübernachtung ist etwas ganz Besonderes, hoch oben und abgeschieden in den Bergen, meist schlicht und wenig Komfort. Sei es die extraordinäre Tibethütte (siehe Bild) am Stifser Joch, sei es die Sesvennahütte am Schlinigpass oder die Tschafonhütte im Rosengarten, aber auch viele andere Refugien bieten Erlebnis, leckeres Essen und Erholung gleichermaßen.
Eigentlich das Terrain für Rennradler sind die epischen Passstraßen auch mit dem Mountainbike immer ein ganz besonderes Erlebnis, wenn man sich Kurve für Kurve langsam nach oben schraubt. So etwa die Straßen zum Gaviapass, zum Col de la Bonette, die Großglocknerhochalpenstraße und die 48 Kehren zum Stifser Joch (siehe Foto).
Auch abseits der Schinderei auf Trail und Piste gibt es immer wieder tolle Impressionen. So etwa die (Rück-)Reise mit der Rhätischen Eisenbahn (siehe Bild) durch die einmalige Gletscherlandschaft von Graubünden. Oder unsere Untertageführung mit Bike durch ein ehemaliges Bergwerk in Slowenien. Nicht zu vergessen die Übernachtung in der Liegewagenhöhle eines französischen Nachtzuges.