Die Ausrüstung oder was nehme ich alles mit
Rucksack
Als reine Back-Pack-Biker beschränken wir uns wir uns auf einen Rucksack mit einem Volumen von 28 bis 30 Liter. Inzwischen gibt es eine gute Auswahl geeigneter Säckel in dieser Größenklasse, wobei ich selbst nach wie vor vom Deuter 30-Liter-Transalpin begeistert bin. Das reicht für eine Woche Alpencross mit Hütten- und Hostelaufenthalten. Ganz wichtig ist, den Rucksack richtig einzustellen. Ein Rucksack, der nicht richtig sitzt, wippt und wackelt, malträtiert nicht nur den Rücken unnötig, sondern kann auch das Gleichgewicht unangenehm beeinflussen.
Minimalismus ist das Motto: Wer nicht gerade ein Kreuz wie Chuck Norris hat, sollte das Gewicht des Gepäcks möglichst niedrig halten. Wenige und möglichst leichte Sachen, die voraussichtlich wirklich gebraucht werden. Der Rucksack hängt 6, 7 oder gar 8 Tage lang an deiner Rückseite. Spätestens nach vier Tagen melden sich Rücken und Nacken, jedenfalls ist das bei mir so. Deshalb achte ich streng darauf, dass die rückwärtige Last einschließlich der Tagesverpflegung acht Kilogramm nicht übersteigt.
Trinkflasche, Werkzeug und Ersatzschlauch gehören bei mir ans Rad. Auch da gilt die Minimalformel, das Rad soll leicht und handlich bleiben. Daher nutzen wir auch keine Gepäcktaschen, lediglich ein kleines Satteltäschchen. Denke stets an die unvermeidlichen Trage- und Schiebepassagen.
Klamotten
Es wird nur das mitgenommen, was voraussichtlich wirklich gebraucht wird. Das Wetter kann man kurz vor der Tour zwar etwas einschätzen, in den Alpen muss man aber immer mit schnellen Wetterumschwüngen rechnen. Auf eine Regenjacke sollte man daher nicht verzichten. Ich selbst habe allerdings noch nie eine Regenhose mitgenommen und schon gar nicht so einen "stilischen" Helmüberzieher, auch wenn wir schon oft in Regen gekommen sind. Moderne Funktionshosen trocknen auch am Mann schnell und wir sind ja nicht aus Zucker. Ich selbst fahre mit locker sitzenden Baggy Shorts, einfach weil es bequemer ist. Drunter eine Fahrradunterhose mit gutem Sitzpolster; hier sollte man mit Rücksicht auf das eigene Sitzfleisch nicht sparen.
Strategisch denken: ein Sweatshirt o.ä., das man sonst am Abend trägt, kann man auch dann mal überwerfen, wenn es morgens oder in höheren Bergregionen kühl ist. Auch die Regenjacke hilft bei Kälte. Also lasse ich eine zusätzliche warme Fahrradjacke zu Hause. Manche schwören auf eine Weste, ich nicht.
Bei Strümpfen und Unterhosen entscheidet das persönliche Hygieneempfinden, zumal sie kein hohes Gewicht aufweisen. Die Fahrradstrümpfe sollte man schon spätestens jeden 2. Tag mal auswaschen, am besten täglich, sonst wirds ekelig. Deshalb nehme ich immer drei Paar mit: eins auf dem Rad, das zweite für abends und das dritte ist das gewaschene vom Vortag, das am nächsten Tag wieder dran ist. Damit sie besser trocknen, stecke ich sie tagsüber in eine der offenen Seitentaschen des Rucksacks.
Apropos Auswaschen: Wir haben noch keine Unterkunft gehabt, wo man abends seine verschwitzten Klamotten, also insbesondere Trikot, Unterhemd und Unterhose sowie Socken nicht provisorisch auswaschen kann. Getrocknet werden sie im Bad, auf dem Balkon oder auf mitgebrachter Wäscheleine zwischen den Stockbetten. Manchmal stehen sogar hauseigene Wäscheleinen oder Trockenräume zur Verfügung. Ersetzt natürlich keine Waschmaschine, also vergiss die Vorstellung, täglich etwas Frisches mit Lavendelduft anzuziehen.
Kurze oder langfingrige Fahrradhandschuhe? Beides hat Vor- und Nachteile. Lange Handschuhe schützen vor Kälte, Dornen und Steinen. Nachteil: Auch wenn etwas anderes versprochen wird, klappt das Bedienen des Handybildschirms leider nur bedingt. Und man schwitzt mehr in den Langfingerdingern. Ich habe je ein Paar lange und kurze Handschuhe dabei.
Wer einige schwere Downhill-Singletrails fahren möchte, sollte an Knieschoner denken, ggf. auch Ellenbogenschoner. Ein aufgeschlagenes Knie kann den AX schneller beenden als geplant.
Ersatzteile
Wenn es danach geht, was auf einer Tour alles kaputt gehen oder verloren werden kann, müsste man einen ganzen Werkstattwagen an der Seite haben. Das geht natürlich nicht und - ehrlich gesagt - fördert die kleine Unsicherheit die Spannung auf einem solchen Abenteuer. Wäre Kolumbus nicht einfach losgesegelt, hätte er Indien nie gefunden. Also Mut zur Lücke!
Es gibt aber auch in den Alpen Fahrradgeschäfte und freundliche Mechaniker. Man muss sie nur finden und alles können die leider auch nicht sofort beheben. Manchmal bedarf es eines kleinen Umwegs zum nächsten Bikeshop - und schon gerät der ganze schöne Zeitplan aus den Fugen. Ein kleines Ersatzteillager, das einen nicht allzu sehr belastet, sollte man für den nicht ganz unwahrscheinlichen Fall einer Panne dabei haben, so etwa:
Bremsbeläge
Speichen
ein bis zwei Ersatzschläuche
Flickzeug, auch für Reifen
Kettenschloss
Schaltauge
Schaltzug
Perfekt wäre es, wenn sich auch noch das dazugehörende Werkzeug (Minitool etc.) im Gepäck wiederfindet. Und im Fall einer Reparatur des Antriebs sind Einmalhandschuhe hilfreich.
Hygiene- und Erste-Hilfe-Artikel
Eine Zahnbürste mit abgesägtem Griff und etwas Zahnpasta reicht für die tägliche Körperpflege, wird manchmal spaßeshalber behauptet. Kann man machen, führt aber spätestens am dritten Tag zur Einsamkeit, es sei denn, man übernachtet im gut sortierten Sterne-Hotel. Auf der Hütte oder im Hostel musst du schon selbst ausgestattet sein. Eine kleine Flasche Duschgel gehört jedenfalls in die Grundausstattung. Gar nicht verzichten sollte man auf Wundschutzcreme für die Sitzregion. Kaum ein Radler hat bei einer derartigen Dauer-Maltraitur kein Problem mit dem Hintern, selbst bei besten Sätteln und Hosen. Auch wichtig: Sonnencreme. In diesen Höhen ist die Einstrahlung besonders intensiv. Ein kleines Tübchen "R.. in der Tube" hilft bei der abendlichen Klamottenwäsche, man kann notfalls aber auch einfach Shampoo/Duschgel nehmen.
Schlechte Erfahrungen machen klug: Blasenpflaster nehme ich mit, nachdem ich auf einem Alpencross mit neuen Schuhen durch viele Zu-Fuß-Passagen stark unter Blasen gelitten hatte. Auch ein Lippenschutzstift gehört seit einigen Jahren bei mir ins Gepäck. Die Sonnenstrahlung in diesen Höhen kann zu unangenehm spröden Lippen führen. Um irgendwann eintretende Nackenschmerzen in Grenzen zu halten, packe ich zudem ein Tübchen Schmerzgel dazu.
Selbstverständlich ist ein kleines Erste-Hilfe-Set, das es in Outdoorläden gibt, und eine Rettungsdecke. Dazu noch ein paar Schmerztabletten und eine Zeckenkarte oder -zange.
Fahrradschuhe
Moderne Sneakers sind auf dem Alpencross die falsche Wahl, auch wenn sie noch so cool ausschauen. Ein Alpencross ist kein Sonntagsausflug. Wir bewegen uns in unwegsamen alpinen Gelände, und zwar oft genug auch zu Fuß. Von schicken Flatpedalschuhen rate ich ebenso ab wie von windschnittigen Sportradschuhen. Festes Schuhwerk mit Profilsohle ist zwingend. Die Sohle sollte hart, aber flexibel genug sein, um damit auch längere Zeit bequem laufen zu können.
Halbschuhe oder knöchelhohe Schuhe? Hauptsache, die Schuhe sitzen gut und bleiben fest mit dem Fuß verbunden. Wer viel im unwegsamen Gelände unterwegs, wo womöglich klettern angesagt ist, sollte sich besser mit hohen Schuhen ausstatten, bei vorwiegend fahrbaren Strecken reichen die halbhohen. Die hohen Schuhe sind recht schwer und sind weniger gut durchlüftet, was sich nach einigen Tourtagen geruchstechnisch bemerkbar machen kann.
Klickies oder Flatpedale? Das ist Geschmacks- und Gewöhnungssache. Ich selbst nutze Pedalen, die beide Techniken aufweisen - auf der einen Seite flach, auf der anderen Bindung. Grundsätzlich bevorzuge ist die Klickseite. Ich fühle mich sicherer, wenn der Fuß solide mit dem Pedal verbunden ist, zumal man dann die Pedale nicht nur treten, sondern auch ziehen kann. Bei schwierigen Passagen, insbesondere bei einem Downhill, klicke ich aus und verwende die flache Pedalseite. Das Fahren mit Klickies erfordert einige Übung. In den Alpen empfehle ich, die Bindung lieber etwas lockerer einstellen, um schnell ausklicken zu können.
Achtung: Pedalen, die für Flatschuhe konzipiert sind, weisen oft kleine Pins auf, die aus dem Pedal herausragen. Diese Pins haben bei Schiebepassagen meine Wade unangenehm gepiesackt. Also besser Pin-freie Pedalen nehmen.
Tipp: Wer sich für die Tour neue Schuhe kauft, sollte diese vorher einlaufen. Hört sich bei Fahrradschuhen komisch an, macht aber Sinn. Im Hochgebirge heißt es häufig Absteigen, Schieben, Tragen. Ungetragene Schuhe können aus der Tour eine Tortour machen.
Technik
Die Zeiten von Sextant und Kompass sind vorbei. Heute hat man Satellitennavigation. Mein erstes Navigationsgerät war ein Garmin eTrex, der noch keine Karten enthielt, sondern lediglich Richtungsfeile. Bald schon folgte der Garmin Dakota, später der Garmin Oregon. Auf beide Geräte konnten Landkarten geladen werden, wobei ich mich der kostenlosen OSM-Karten bediente. War etwas umständlich und musste regelmäßig erneuert werden, aber klappte schon sehr gut.
Für mich ist ein spezielles Navigerät unerlässlich. Man kann heute zwar auch mit dem Smartphone navigieren. Das hat aber einen ganz entscheidenden Nachteil: Die Navigation zieht sehr viel Strom und reicht meist nicht einmal für einen Tag. Das Handy sollte aber stets einsatzbereit sein, allein schon, um im Notfall Hilfe zu rufen oder wichtige Informationen (Wo ist das nächste Krankenhaus? Wo ist der nächste Bahnhof? Welche Alternativroute gibt es?) zu recherchieren. Ganz abgesehen davon nutzt man das Handy oft ja auch für Fotos und soziale Medien, also entlasten wir es besser von der Routenführung.
Seit zwei Jahren verwende ich den Garmin Edge 830 und bin sehr zufrieden. Das Gerät ist handlich, findet zuverlässig die Satellitensignale und zeigt den richtigen Weg. Es lässt sich mit Komoot verbinden und kann die dort gespeicherten Tracks abrufen, ebenso wie es die gefahrenen Touren wieder an das Komoot-Konto zurückreicht. Hunderte Werte von Geschwindigkeit bis Höhenangabe und vieles, vieles mehr lassen sich individuell einstellen und auf verschiedene Profile, etwa Rennrad, Mountainbike, Gravelbike etc. zuschneiden. Zugegeben, die Handhabung erscheint zunächst unübersichtlich und kompliziert, weil es - wie so viele Geräte heute - eigentlich viel zu viele Funktionen aufweist. Hat man sich aber erst einmal in das Gerät eingearbeitet und blendet die unbrauchbaren Features aus, kommt man damit wunderbar zurecht. Sehr hilfreich auf langen Anstiegen ist etwa die "ClimbPro"-Funktion, die einem die noch zu erwartenden Steigungen nach Schwierigkeit und Metern anzeigt. Dass am Ende eine Zusammenfassung aller wichtigen Daten abrufbar ist, ist selbstverständlich. Der Akku hält erstaunlich lange, so dass ich das Gerät auf dem Alpencross meist nur maximal zweimal aufladen muss.
Eine zusätzliche kleine Kompaktkamera und eine Actioncam sind Geschmacksache. Beides hatte ich auch schon dabei. Der Nachteil ist, dass man noch mehr Technik einschließlich Ladekabel mitschleppt. Ein gutes Smartphone macht heute ja auch super Bilder. Filmaufnahmen mir der Actioncam erfordern zudem einen hohen Nachbearbeitungsaufwand, für den ich nie Zeit gefunden habe.
Was ich allerdings für sehr praktisch halte, ist eine Powerbank, da es nicht immer möglich ist, das Handy, das Navi und andere Geräte abends aufzuladen. Da leistet der Stromspeicher wertvolle Hilfe.
Meine Packliste
Bike-Bekleidung
Helm
Sonnenbrille
Fahrradtrikot
Fahrradhose
Fahrradunterhosen (2)
Radhandschuhe, lang
(Fahrrad-)Socken (3)
Buff
Rucksack
Bike-Schuhe
Funktionsunterhemd, lang
Funktionsunterhemd, kurz
Regenjacke
"Zivile" Bekleidung
Unterhosen (2-3)
Hemd oder T-Shirt (Tag)
T-Shirt (Nacht)
Sweatshirt-Jacke oder Hoodie
leichte Hose
Hüttenschlappen
Cap
Ausrüstung
a.) am Fahrrad
Trinkflasche
GPS-Gerät
leichtes Zahlenschloss
Luftpumpe
Vorder- und Rücklicht
Satteltasche: Taschenmesser, Minitool, Kabelbinder, Klebeband, Kettenöl oder Kettenwachs, Speichenschlüssel, Ersatz-Bremsbeläge, Kettenschloss (2), Plastikplättchen für Bremsen, Haushaltshandschuhe, Flickzeug, Reifenflicken, Reifenheber, Schaltzug, Schaltauge
Ersatzschlauch (am Rahmen)
Ersatzspeichen (im Lenker)
b.) im Rucksack
Smartphone mit Ladekabel
Powerbank mit Ladekabel
2fach-Ladestecker
Portemonnaie (mit Bargeld, EC-Karte, Kreditkarte, Ausweis, Hausschlüssel, Bahnfahrkarten)
Fotoapparat mit Ersatz-SD-Karte und Ersatzakku
Hygieneartikel und Erste Hilfe
Kulturtäschchen: Duschgel, Zahnbürste und -pasta, Gesäßschutzcreme, Sonnencreme, Lippenschutz, Reise-Waschmittel
Erste Hilfe-Set: Schmerztabletten, Pflaster, Blasenpflaster, Schmerzgel, Mückenspray, Verbandszeug, Wunddesinfektion, kleine Schere, Zeckenkarte, Rettungsdecke
Taschentücher
leichtes Microfaserhandtuch
Hüttenschlafsack
Verpflegung
(eventuell) 2. Trinkflasche am Rucksack
Müsliriegel / Energieriegel (2 pro Tourtag)
Magnesium-Tütchen (1 pro Tourtag)
isotonische Brausetabletten (2 pro Tourtag)
Tagesverpflegung
Stand: 01.08.2024