Alpencross 2018 Mayrhofen - Bassano del Grappa
Der Dolomiten-Cross
14.07. - 21.07.2018
406 km - 10.820 Höhenmeter
In diesem Jahr knüpfen wir uns die Dolomiten vor. Start in Mayrhofen im Zillertal, dann in sechs Etappen über Südtirol und das Trentino bis nach Venetien. Ziel ist der Ort Bassano del Grappa. Am Nachmittag des Schlusstages müssen wir den Zug über Trient nach Innsbruck bekommen, wo wir noch unseren Tourabschlussabend verbringen wollen. Fünf über 2.000 Meter hohe Pässe sind zu erklimmen, darunter das Pfitscher Joch und das Limojoch. Insgesamt sind 13.600 Höhenmeter auf 420 Kilometer geplant. Hört sich nach Mühe und Qual, aber auch nach tollen Aus- und Einblicken an. Mit dabei sind wieder Norbert, Tom, Winz und ich.
Samstag, 14.07.2018
Anreise
Abfahrt 6.52 ab Düsseldorf. Nach 10stündiger Zugfahrt mit zwei Umstiegen in Rosenheim und Jenbach treffen wir um ca. 19.00 Uhr Mayrhofen ein. Der schöne Gasthof liegt etwas außerhalb des Stadtkerns. Als wir eintreffen, spielt gerade eine lokale Trachtenband volkstümliche Musik. So können wir uns gleich auf die heimische Kultur einstimmen. Auch das Abendessen entspricht voll unseren Erwartungen an die Tiroler Küche.
Der Start in die Tour ist schon einmal gut gelungen.
Unterkunft: Gasthof Hochsteg, Mayrhofen, Österreich
Sonntag, 15.07.2018
Erster Tourtag:
Und los gehts, bei Regen und 16 Grad. Hinauf zum Pfitscher Joch auf 2.388 Meter. Mittags erreichen wir zunächst den Schlegeisspeicher auf 1.800 Meter, Millionen anderer Biker, Wanderer, Autofahrer. Scheint ne Attraktion zu sein. Am Stausee dachten wir, das meiste geschafft zu haben. Aber Pustekuchen. Dann kamen noch heftige 450 Höhenmeter auf einem steinigen verblockten, sehr anstrengendem Weg. Aber diese tolle Berglandschaft entschädigt für die Mühe. Um 15.00 Uhr erreichen wir das Pflitscherjoch. Jetzt sind es noch 36 km und wir haben noch 2 Stunden Zeit bis zum Beginn des WM-Endspiels.
Kaum zu glauben, kurz vor 5 Uhr erreichen wir das Hotel in Freienfeld bei Sterzing. Nach der Dusche ab in den Gastraum des Hotels, wo wir bei köstlichem Südtiroler Speisen das Endspiel Frankreich gegen Kroatien schauen. Die Sympathien liegen mehrheitlich bei den Nachbarn aus Frankreich.
Résumé des 1. Tourtages: Der erste Tourtag war anstrengend, aber gut machbar. Das Wetter war besser als angekündigt. Erst ein bisschen Regen, dann bewölkt und nach der österreichisch-italienischen Grenze kam sogar die Sonne und es wurde warm. Super - so kann es weitergehen.
Mayrhofen - Maria Trens
Entfernung: 67,7 km
Höhenmeter: 1.710 m
Unterkunft: Gasthof Hochsteg, Maria Trens, Italien
Montag, 16.07.2018
Zweiter Tourtag:
Start 8.30 Uhr zur 2. Etappe. 14 Grad, wolkig. Der erste Anstieg ist gleich wieder heftig: 1.100 Höhenmeter bis zum Stoanen Manderl. Kurz vor dem Steinernen Männchen befindet sich das Valler Jöchl. Die Sonne brennt, der Schweiß rinnt, aber wir kämpfen uns hoch. Ein paar Meter müssen wir auf einem schmalen Pfad schieben, eher wir ein kleines Törchen öffnen und sich plötzlich - wie eine Oase in der Wüste - eine wunderbare Hütte auftut. Auf deren Terrasse stärken wir uns erst einmal mit Suppe, Nudeln und alkoholfreiem Weizenbier bei schmissiger Volksmusik aus dem Lautsprechern. Den Angriff der einheimischen Fliegen und Mücken können wir souverän abwehren. Gut gestärkt nehmen wir noch die letzten 200 Höhenmeter und erreichen die Bergspitze.
In Mühlbach am Beginn des Pustertals kürzen wir etwas ab und nehmen den Zug bis St. Lorenzen, der uns 13 Flachkilometer abnimmt. Merke: In italienischen Zügen muss man die Fahrkarte vorher abstempeln, was wir nun zum wiederholten Mal vom Schaffner erklärt bekommen. Wir stellen uns doof und kommen durch.
In St. Lorenzen geht Teil 2 der Etappe los. Weitere 900 Höhenmeter und rund 30 km. Klingt machbar, haben wir gedacht. Zieht sich aber gewaltig bei schwülstem Wetter. Der Trail, der uns die letzten 12 km begleitet, ist landschaftlich einfach ein Traum. Bei stetiger Steigung geht tief rein ins Pustertal bis auf eine Höhe von 1.500 Meter. Um 19.30 erreichen wir verschwitzt und hungrig die herrlich gelegene Pederü-Hütte. Glück gehabt - um 19.30 macht die Küche zu. In unseren durchgeschwitzten Klamotten dürfen wir das Abendmahl einnehmen und sind begeistert. Südtiroler Essen, einfach lecker!
Maria Trens - Pederü-Hütte
Entfernung: 80,1 km
Höhenmeter: 2.460 m
Unterkunft: Berggasthaus Pederü, St. Vigil in Enneberg, Italien
Dienstag, 17.07.2018
Dritter Tourtag:
Nach vier großen Bier gut geschlafen erwarten wir heute wieder heftige 2.200 Höhenmeter. Erst müssen wir 600 nach oben zum Limojoch auf Schotter, später gibt es nochmal einen Anstieg von 1.100 Meter zu den fünf Türmen. Da ist wieder Schieben und Tragen angesagt, aber auch zwischendurch erwartet uns die eine oder andere. Heute kommen wir dann ins richtige Italien, Zielort: Alleghe. Das Wetter scheint übrigens schön zu werden. Zwar ist es anfangs noch recht kühl, aber den Himmel zieren nur wenige Schäfchenwolken, zwischen denen die Sonne hindurchblinzelt.
Von der Pederü-Hütte gehts rauf zum Limo-Joch. Dort befindet sich zwar der Limo-See, aber Limonade gibt es leider nicht. Scheinbar ist hier die Sprachgrenze zum Italienischen, denn danach grüßen die entgegenkommenden Wanderer nicht mehr mit „Servus", sondern mit „Ciao“ oder „Salve“.
Mittags gönnen wir uns einen Cappuccino auf dem Marktplatz in Cortina d‘Ampezzo.
Nach der Pause in Cortina wird es ein sehr anstrengender Nachmittag. 1.100 Höhenmeter auf extrem steilem Gelände. Erst Straße, dann Schotter. Wir passieren zunächst das Refugio Cinque Torre, das sehr romantisch dasteht, unmittelbar neben den fünf namensgebenden beeindruckenden Bergtürmen.
Danach beginnt eine Schotterstrecke, die so steil ist, dass wir die letzten 200 Höhenmeter schieben müssen. Aber wir überstehen den Aufstieg auf 2.400 Meter wieder einmal wohlbehalten, wenn auch völlig erledigt. Auf der anderen Seite rauschen wir in rasanter Fahrt die Serpentinen hinunter.
Den Abschluss bildet noch ein Waldwurzeltrail, den wir auf ausdrücklichem Wunsch eines einzelnen Mitfahrers nehmen, obwohl die Straße uns eine bequemere Alternative geboten hätte. Aber manchmal muss man halt Minderheitsvoten akzeptieren. Um 19.45 Uhr treffen wir im Hotel in Alleghe ein. 2.100 Höhenmeter, 62 Kilometer, 10.000 kcal.
Pederü Hütte - Alleghe
Entfernung: 63,9 km
Höhenmeter: 2.100 m
Unterkunft: Hotel Alleghe, Alleghe, Italien
Mittwoch, 18.07.2018
Vierter Tourtag:
Start um 8.45 h im idyllischen Alleghe. Heute stehen 72 Kilometer und 2.500 Höhenmeter auf dem Programm. Erstes Ziel: der Passo San Pellegrino auf ca. 1.900 Meter. Dann wollen wir mit der Seilbahn zum Col Margherita.
Am Mittag erreichen wir den Pass und wollen die Seilbahn nehmen, die aber gerade Mittagspause macht. Also tun wir desgleichen und legen eine Jause mit unseren geschmierten Semmeln ein. Meines stammt noch vom Frühstück in Sterzing und musste eh mal weg. Nach rund einer Stunde fährt die Seilbahn wieder und nimmt uns samt Fahrrädern mit.
Von hier aus sind es noch 45 Kilometer mit 2.500 Meter abwärts. Wir können auf einem wunderschönen Singletrail mal so richtig genießen. Eine unvermittelt auftauchende Kuhherde auf dem Weg bremst uns kurzfristig ab, hält uns aber nicht weiter auf.
Früher als erwartet erreichen wir unser Quartier in Imer, eine sehr nette B&B-Unterkunft. Heute wars wieder sehr anstrengend, aber auch sehr schön. Den ganzen Tag Sonnenschein, entsprechend schweißtreibend waren die Aufstiege, auf den Bergen aber dennoch kühl und windig.
Toi toi toi, bisher ist alles gut gegangen. Nur ein paar Mückenstiche und eine Schramme an meinem rechten Bein, aber das Schlimmste: meine FC-Klingel hat den Fuß, mit dem man die Klingel auslöst, verloren.
Alleghe - Mezzano
Entfernung: 72,3 km (+ 1,4 km Seilbahn)
Höhenmeter: 1.830 m (+ 520 HM Seilbahn)
Unterkunft: Casa Noemi Imer, Imer, Italien
Donnerstag, 19.07.2018
Fünfter Tourtag:
Schon um 7.30 Uhr sitzen wir auf den Rädern, unsere vorletzte Etappe, wird voraussichtlich wieder sehr anstrengend, 2.200 Höhenmeter stehen auf dem Programm mit zwei kräftigen Anstiegen.
Noch nicht weit gekommen, gibt es ein Problem. Bereits am ersten Anstieg versagt meine super moderne, innovativste hydraulische Sattelstütze. Sie hält nicht mehr in der obersten Position, so dass der Sattel immer nach unten rutscht und ich wie ein Affe auf dem Schleifbock sitze. Vernünftiges Pedalieren nicht mehr möglich. Den Aufstieg überstehe ich noch schiebend und stehend. Oben erreichen wir ein schönes Ferienzentrum. Ich will einfach nur fragen, ob mir jemand eine Zange leihen kann. Aber dann geht das Helfersyndrom der Italiener los. Einer führt mich zum anderen, der angeblich Mechaniker ist, aber mein Problem nicht versteht. Dann kommen einige Frauen dazu. Eine davon hat einen Sohn, der Experte sein soll. Der kommt dann auch, untersucht meine Sattelstütze, kann letztlich aber auch nicht helfen.
Wir entschließen uns, zu einem Fahrradladen zu fahren, müssen dafür aber einen Umweg über Feltre machen. Dort klappern wir insg. 5 Läden ab, der letzte konnte schließlich halbwegs helfen, indem er einfach den Rest der Stange aus dem Rohr zog. Ich frag noch nach der Sicherheit, er meint, das sei „securo“. Jedenfalls konnte ich weiterfahren. Um ein wenig der verlorenen Zeit aufzuholen, nehmen wir einen Linienbus, der uns bis zum Fuß des Monte Grappa bringt. Es ist 16.00 h und 29 Grad und wir haben noch 1.000 extrem steile Höhenmeter vor uns. Wir schwitzen uns nun Meter für Meter nach oben.
Um kurz nach 19.00 h, also sogar früher als wir ursprünglich dachten, erreichen wir die wunderschön gelegene Hütte „Bocchette“ auf dem Monte Grappa. Hier sind wir die einzigen Gäste bei einer sehr freundlichen Wirtin, die passabel deutsch spricht und uns köstliche Lasagne kredenzt.
Wer übrigens glaubt, dass auf dem Monte Grappa der Grappa in Strömen fließt, der irrt. Weinberge haben wir hier nicht gesehen. Wie ich später erfahren habe, bedeutet "Grappa" im Italienischen nichts anderes als "Trester", Grappa ist also ein Brandwein aus Trester und keine Ursprungsbezeichnung.
Mezzano - Rifugio Bocchette
Entfernung: 69,6 km (+ 6,3 km Bus)
Höhenmeter: 2.430 m (+ 150 HM Bus)
Unterkunft: Rifugio Bocchette, Seren del Grappa
Freitag, 20.07.2018
Sechster Tourtag:
Start heute erst kurz nach 9.00 h , da es erst um 8.15 h ein spartanisches italienisches Frühstück gibt. Aber immerhin leckeren Cappucchino satt! Es geht zunächst noch einmal 300 Höhenmeter auf Schotterwegen bergauf. Erst gut fahrbar, später ist kurz wieder einmal Klettern, d.h. Schieben und Tragen, angesagt.
Dann wird es noch einmal spannend. Der Weg führt auf einem schmalen Schotterpfad entlang eines auf der linken Seite steil aufragenden Berges. Rechts ebenfalls steil, aber 180° bergab. Aus Vorsichtsgründen steigen wir lieber ab und schieben sportlich-elegant über die enge Passage.
Dann müssen wir nur noch eine Straße hinunter nach Bassano rollen. Die ist aber gesperrt. Was nun? Ein Verbotsschild hat uns noch nie gestört. Deshalb heben wir die Räder über die Straßensperre und fahren weiter. Die Bauarbeiter an der bald erscheinenden Baustelle reagieren allerdings nicht so cool, wie man es von den Italieners sonst so kennt. Gut, dass wir nicht verstehen, was sie von sich geben. Nichtsdestotrotz lassen sie uns an der Stelle vorbeirollen. Um 12.30 Uhr kommen wir am Bahnhof in Bassano an, um festzustellen, dass der eingeplante Zug ausfällt. Macht aber nichts, der nächste verkehrt in einer Stunde. In Trient steigen wir um in den Regionalzug zum Brenner.
Am Brenner besteigen wir unsere Stahlrösser und sausen in einer rasanten Schussfahrt runter nach Innsbruck. Noch einmal ein schöner Adrenalin-Kick! Leider plästert es in Strömen. Gleichwohl bewältigen wir die 38 km unfallfrei in einer guten Stunde. Wie bereits auf zwei anderen Alpencrossen zuvor übernachten wir wieder in dem sehr süßen Nepumuk-Hostel mitten in der Altstadt.
Abends wird noch einmal zünftig in einem Biergarten gespeist.
Rifugio Bocchette - Bassano del Grappa
Entfernung: 34,6 km (+ 37,9 km Brenner-Innsbruck)
Höhenmeter: 400 m (+ 80 HM Brenner-Innsbruck)
Unterkunft: Nepomuk's Backpackers Hostel, Innsbruck, Österreich
Samstag, 21.07.2018
Abreise
Die Rückfahrt ist absolut easy. In Innsbruck um 08.54 in einen IC eingestiegen und in Düsseldorf um kurz nach 19.00 Uhr ausgestiegen. 10 Stunden Fahrt, kein Umstieg und kaum Verspätung, geht auch einmal bei der Bahn.