Theo hat eine ernsthafte Huferkrankung. Das schränkt uns immer wieder ein. Es gibt Phasen, in denen wir nur Schritt oder gar nicht reiten können. Aber trotzdem sind wir ja mit seiner Ausbildung gut vorangekommen. Also das meine ich nicht mit "Rückschlägen".
Was meine ich dann?
Eines Tages holte ich Theo wie jeden Tag zum Putzen ab. Schon auf dem Weg dahin war er unglaublich nervös. Er schaute sich immer wieder um, achtete nicht auf den Weg und konnte beim Putzen nicht stillstehen. Ich mußte das Putzen abbrechen und erst einmal einfache Führübungen mit ihm machen. Selbst die einfachsten Übungen waren zu Beginn schwierig. Nach und nach beruhigte er sich einigermaßen. Ich konnte das Putzen fortsetzen und entschied mich für ein paar leichte Reitrunden auf dem Hof mit Graspausen. Die mag er.
Ich stieg also auf und Theo ging verkrampft und viel zu schnell los. Er ging schneller als das eigentlich mit seinem kranken Huf möglich war. Nach Gras zu fragen, traute er sich gar nicht erst. Mir schoss ein sehr häßliches Bild durch den Kopf: Jemand ist Theo mit Gewalteinwirkung unbefugt geritten! - Ich lies mir diesen Gedanken von einer anderen Pferdebesitzerin und vom Hofchef wieder ausreden: "Soetwas macht doch keiner!"
Am nächsten Tag war Theo schon wieder etwas ruhiger. Der Umgang mit ihm war wieder normaler, ruhiger. Ich versuchte, den Gedanken vom Vortag aus meinem Kopf zu werfen, denn: "Wer macht denn soetwas schon?!"
Am übernächsten Tag stand Theo völlig neben sich. Er wußte mit der Welt um sich herum nichts mehr anzufangen. Alles machte ihm Angst. Immer wieder schaute er zum Eingangstor. Jedes Geräusch, jede Bewegung erschreckte ihn. Sogar meine Berührungen, wenn er sie nicht kommen sah. Der vorgestrige Gedanke war wieder da!
An Theo's Bauch waren Reitspuren vom gewaltsamen Treiben mit den Hacken zu sehen. Der Sattel hing falsch herum im Schrank. Das Reitpad am Rand schmutzig, der Gurt war heruntergerutscht und hing auf der Putzbox. Auf dem Hof fand ich Theo's Pferdeäpfel, obwohl ich am vergangenen Tag vor dem Gehen sauber gemacht hatte.
Jemand hatte ein fremdes, krankes Pferd mit einem nicht richtig passenden Sattel trotz seiner Schmerzen gewalttätig geritten und so total verängstigt und jedes Vertrauen in ihm zerstört!
Wer macht soetwas? Was sind das für Menschen? Sind das überhaupt noch Menschen?
Wir haben gleich darauf für mehr Sicherheit gesorgt: Ich habe den Zahlencode am Schloss gewechselt, den Paddock abschließbar gemacht, Warnschilder aufgehängt ("Videoüberwachung") und tatsächlich eine Überwachungskamera installiert, die mir Fotos und Videos auf's Handy schickt. In zwölf Minuten wäre ich dort...
Glücklicherweise war das bisher nicht nötig.