Baustellen

Was hat ein Pferd da zu suchen?

Wenn die Übungsbaustelle ein kontrollierbarer Ort ist, kann ich - ja sollte ich sogar - mit meinem Pferd dort üben. Denn auch unterwegs auf einem Ausritt könnten wir an einer Baustelle mit vielen ungewohnten Gegenständen, Baulärm und Fahrzeugen konfrontiert werden.

Wir hatten eine solche Baustelle eine Zeit lang auf dem Hof.

Dabei gehe ich die Baustelle zuvor allein ab, also ohne mein Pferd. Ich untersuche genau die möglichen Gefahren, suche mir den günstigsten Zugangsweg aus, über den ich mich schrittweise annähern kann. Genauso lege ich vorher den Weg durch die Baustelle fest, ebenso Fluchtwege, wo ich das Pferd gefahrlos auf der Stelle drehen könnte, damit das Pferd nicht auf irgendwelche Schrauben oder andere spitze Teile tritt.

Wenn mir klar ist, was ich wo meinem Pferd zeigen möchte, komme ich mit dem Pferd zurück. Ich nähere mich schrittweise mit ihm, wenn nötig. In der Nähe der Baustelle können wir bekannte Führübungen einflechten. Wird das Pferd zu unruhig, können wir eine Drehung auf der Stelle machen und wieder ein paar Schritte zurückgehen, um uns erneut anzunähern.

Mit Theo war der Baustellenbesuch sehr leicht, denn mit ihm hatten wir zuvor schon viele Desensibilisierungsübungen absolviert. Er brachte mir damals schon eine gehörige Portion Vertrauen entgegen. So konnte ich bereits am ersten Tag überall mit ihm hingehen, mich auf Steinhaufen stellen und ihn von oben herab ansehen, über Panele steigen, den sich bewegenden Ausleger des Traktors bewundern usw.

Auf Baustellen kann es wirklich gefährlich sein. Dies ist keine Übung für Anfänger. Damit meine ich sowohl den Menschen als auch das Pferd. Als Mensch muss ich mir sicher sein bei dem, was ich da tue. Das Pferd sollte kein Angsthase mehr sein. Dazu gibt es hier einfach zuviele Reize auf einmal. Hatte ich zuvor nicht die Gelegenheit, mit dem Pferd eine grundsätzliche Desensibilisierung mit anderen Gegenständen und Situationen zu absolvieren, gehe ich mit ihm noch nicht auf eine Baustelle.

Der Baustellenbesuch muss vorher mit dem Betreiber der Baustelle abgesprochen werden.

Und wenn wir keine Baustelle in der Nähe haben?

Dann bauen wir uns eine. Irgendwelches Material liegt auf den meisten Höfen herum. Mit dem Hofbetreiber kann man absprechen, ob man nach und nach solche Materialien an einem Ort zusammentragen darf und diesen zur "Baustelle" macht. Steinstapel. Gitterteile, Flatterband u.ä. sind dafür geeignet. So räumt man sogar den Hof auf. Ein angenehmes Nebenprodukt! Und den Hofbetreiber kann man bitten, zu einem vereinbarten Zeitpunkt mit dem Traktor vorbeizukommen...

Übrigens: Sie haben richtig gesehen: Auf dem Titelbild ganz oben, das ist nicht Theo. Das ist ein Kollege von ihm.