Ab und zu möchte ich mein Pferd auch mal gründlicher säubern. Dazu eignet sich Wasser aus dem Schlauch hervorragend. Das ist aber nicht der wichtigste Grund, sein Pferd an Wasser zu gewöhnen. Theo hatte auch furchtbare Angst vor Rasensprengern. Auf einem Ausritt durch eine Siedlung kann das Nerven aufreibend und gefährlich werden.
Zunächst muss ich herausfinden, wovor mein Pferd im Zusammenhang mit Wasser Angst hat und was ihm nur unangenehm ist.
Theo hatte Angst vor
dem plötzlichen Anstellen des Wasserstrahls
den Geräuschen von Luftblasen im Wasserschlauch
den Bewegungen des hinterhergezogenen Schlauches
Unangenehm war ihm,
nass zu werden
dabei nicht grasen zu dürfen
Und wieder zerlegen wir die große Aufgabe, das Pferd mit dem Schlauch abspritzen zu wollen, in mehrere, kleinere Teilaufgaben. Alle Teilaufgaben muss ich von beiden Seiten üben.
Die Bewegungen eines Schlauches muss man nicht mit dem fest angeschlossenen Wasserschlauch üben. Ein drei Meter langes Schlauchstück eignet sich dafür viel besser. Den kann man beim Führen des Pferdes einfach hinter sich herziehen. Zuerst auf meiner Außenseite, also der dem Pferd abgewandten Seite. Wenn das dem Pferd nichts mehr ausmacht, nehme ich den Schlauch auf die Innenseite, ziehe den Schlauch also zwischen dem Pferd und mir hinter uns her. Später lasse ich den Schlauch auch mal untypische Bewegungen machen. Tritt das Pferd drauf, lasse ich einfach los. Bei einem Stück Schlauch ist das Verletzungsrisiko relativ klein. Aber: Wenn das Pferd den Schlauch unter seinen Hufen hat, könnte es nochmal unruhig werden. Deshalb gut auf die eigenen Füße aufpassen!
Das Ein- und Ausschalten des Wasserstrahls kann ich zu Beginn mehrere Male üben, indem ich vom Pferd weg spritze. Immer wieder kurz einschalten, bis das Pferd nicht mehr zuckt. Das ist der richtige Moment für ein Lob, z.B. in Form eines Leckerlis.
Die Geräusche der Luftblasen im Schlauch sind nur zu Beginn vorhanden. Nachher, wenn die Luft aus dem Schlauch entwichen ist, wird der Wasserstrahl leiser. Deshalb haben wir das automatisch schon beim Ein- und Ausschalten des Wasserstrahls mitgeübt.
Nun ist das Pferd schon recht gut vorbereitet und es geht nur noch darum, dass das Pferd direkt vom Wasserstrahl getroffen wird. Auch diesen Reiz kann ich dosieren: Ich beginne damit, nur die Beine mit dem Wasserstrahl zu treffen. Zuerst nur kurz, dann immer länger. Nach und nach gehe ich weiter nach oben. Zeigt das Pferd keine Reaktion mehr, kann ich schon mal den Bauch streifen. Je nach Verhalten des Pferdes arbeite ich mich Stück für Stück nach oben.
Es macht keinen Sinn, weiter nach oben zu gehen, wenn das Pferd mit dem schwächeren Reiz noch Probleme hat. Ich würde seine Angst und damit seine Abwehrreaktionen verstärken und das Ganze für uns beide schwieriger machen. Außerdem ist der erreichte Effekt stabiler, wenn ich mich langsamer herantaste.
Eine Gartenspritze mit Drehgelenk eignet sich am besten. So verdrehe ich nicht den Schlauch, wenn das Pferd sich um mich herum auf der Flucht befindet.
Damit sich das Pferd nicht aus der Affäre ziehen kann, halte ich den Führstrick in der Hand, so dass ich dafür sorgen kann, dass das Pferd auf dem Zirkel bleibt. (Wie Longieren mit dem Wasserstrahl. Siehe Video weiter unten!)
Wenn das Pferd sich in Bewegung setzt, weil es vor dem Wasserstrahl ausweichen möchte, muss ich dranbleiben. Solange bis das Pferd stehenbleibt. Dann schalte ich den Wasserstrahl für einen Moment aus. Mache ich hierbei einen Fehler, lernt das Pferd, dass Flucht sich lohnt. Es soll aber lernen, dass ruhig Stehenbleiben sich lohnt und Wasser aus dem Schlauch ungefährlich ist.
Am Trainingstag sollte es unbedingt warm genug sein, denn es kann manchmal dauern bis ich das Wasser wieder ausstellen kann.
Theo wird wohl nie ein Freund des Wassers. Jeden Sommer muss ich die Übungen erneut durchführen. Wenn ich denke, es geschafft zu haben, beginnt Theo nochmal richtig, sich entziehen zu wollen. Er ist schon von oben bis unten nass und ich will eigentlich gerade zum Schluss kommen. Aber nein! Theo will die Flucht ergreifen! So kommt es, dass ich ihn noch eine ganze Weile mit dem Wasserstrahl longieren muss. Bis er endlich entgültig stehenbleibt. Deshalb spielt das Wetter eine so große Rolle. Es muss wirklich ausreichend warm sein, damit die Dauer keine Rolle spielt.