Die Trense

Ein heiß umstrittenes Hilfsmittel

Mit Gebiss - ohne Gebiss? Das ist ein heiß umstrittenes Thema. In diesen Streit werde ich hier nicht einsteigen. Ich reite Theo ohne Gebiss, weil es sich einfach so ergeben hat. Er reagiert auf das gebisslose Reiten so gut, dass mir die Motivation fehlt, ihm vor dem Reiten das Teil jedesmal ins Maul zu stecken. Allerdings möchte ich, dass er beides kann: mit und ohne!

Denn wenn mir mal etwas passiert und Theo deshalb in andere Hände kommt, möchte ich nicht, dass er als "unreitbar" aussortiert wird, nur weil seine neuen Menschen nicht wissen, dass er gebisslos geritten wird. Deshalb üben wir auch das.

Wie bekomme ich das Teil in sein Maul?

Bei Theo ging das ganz leicht. Er war nicht glücklich mit dem Gebiss im Maul, aber er tat es für mich. Bei Pferden, wo das nicht so leicht geht, kann man sich zunächst mit dem eigenen Daumen helfen, den man in die Maulspalte steckt und hin und her bewegt bis das Pferd das Maul öffnet. Diesen Griff dürfte so ziemlich jeder kennen.

Komme ich damit auch nicht weiter, kann ich dem Pferd das Gebiss im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft machen: Ich schmiere die Schenkel der Trense mit etwas Schmackhaftem ein. Das kann z.B. etwas mit Wasser aufgelöster Leckstein sein. Auch Babybrei soll sich gut dafür eignen. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und sicherlich kennt jeder den Geschmack seines Pferdes am besten.

Wie lange belasse ich die Trense im Pferdemaul?

Hierauf gibt es schon wieder viele Antworten. Manche schwören drauf, das Pferd gleich beim ersten Mal angebunden mit Trense im Maul mehrere Stunden stehen zu lassen. "Danach hat sich das Pferd daran gewöhnt!"

Das mache ich nicht. Wenn das Pferd die Trense das erste Mal akzeptiert hat, nehme ich sie nach ein paar Sekunden schon wieder heraus. Nach einer kleinen Pause wiederhole ich aber die Übung. Das mache ich mehrere Male. Dadurch gewöhnt sich das Pferd daran, die Trense ins Maul zu nehmen und lernt, dass ich sie ihm auch wieder herausnehme. Es braucht also nicht zu befürchten, dass von nun an mit dem Teil im Maul leben muss. Ich persönlich mag keine Ungewissheit. Pferde auch nicht.

Die Zeitdauer, die ich die Trense im Pferdemaul belasse, erhöhe ich mit der Zeit. Auch wieder so, dass mein Pferd damit keine Probleme mehr hat. Ich möchte erreichen, dass es mit dem Gebiss keine negativen Erfahrungen oder Gefühle verknüpft.

Das Knotenhalfter wird unter das Reithalfter geschnallt.

Bodenarbeit mit der Trense

Die Zügelhilfen unterscheiden sich für das Pferd sehr in Gefühl und Intensität, je nachdem ob sie vom Zügel am Knotenhalfter oder vom Zügel an der Trense gegeben werden. Deshalb übe ich die grundlegenden Dinge wie Lenken und Rückwärtsrichten zunächst vom Boden aus. Es wird ein wenig dauern, bis das Pferd die bekannten Hilfen vom Halfter auf die Trense übersetzen kann.

Zum Üben habe ich dem Pferd nicht nur die Trense angelegt sondern auch ein Knotenhalfter daruntergeschnallt, an dem sich ebenfalls Zügel oder wenigstens ein Führstrick befindet.

Am besten beginne ich aus dem Stand mit dem Rückwärtsrichten am Zügel. Ganz behutsam richte ich die Zügel mit nur leichtem Zug nach hinten und warte. Kommt keine Reaktion, wiederhole ich dasselbe mit leicht erhöhter Kraft. Wenn das Pferd einen Schritt rückwärts macht oder auch nur das Gewicht nach hinten verlagert, gebe ich den Zug am Zügel sofort auf, lobe das Pferd und wiederhole die Übung zur Festigung.

Um dem Pferd zu verdeutlichen, was ich möchte, kann ich mit der anderen Hand helfend eingreifen, indem ich seine Brust antippe. Oder ich nehme zusätzlich die Zügel am Knotenhalfter zuhilfe.

Um das Lenken prinzipiell zu üben, führe ich das Pferd und nehme einen Zügel leicht an. Folgt mein Pferd noch nicht, kann ich mit dem Führstrick oder dem zweiten paar Zügel am Knotenhalfter helfen, die Aufgabe zu verstehen. Beim nächsten Versuch verwende ich zunächst wieder nur den Trensenzügel. Auch hier gilt: Den Zügel sofort nachgeben, wenn das Pferde reagiert! Sonst versteht es nicht, dass seine Reaktion richtig war.

Durch die Bodenarbeit und das Führen ist das Pferd beschäftigt und hat keine Zeit, sich ständig mit dem Gebiss im Maul zu beschäftigen. So gewöhnt sich das Pferd gleichzeitig weiter an das Gebiss in seinem Maul und die Zeit, die das Pferd das Gebiss ohne Probleme akzeptiert, verlängert sich weiter.

Die ersten Reitversuche

Wenn mein Pferd die Trense problemlos 5 bis 10 Minuten im Maul behalten kann und die Grundkommandos vom Boden aus verstanden hat, starte ich die ersten Reitversuche damit. Zusätzlich zum Reithalfter schnalle ich wieder das Knotenhalfter darunter, an das ich ebenfalls Zügel anhänge. So habe ich für diese Ausbildungsphase zwei Paar Zügel am Pferd. Mit den Zügeln am Knotenhalfter reite ich dann das Pferd die ersten Minuten. Nach und nach nehme ich Zügel der Trense dazu. Zunächst mit geringer Einwirkung, d.h., die Zügel der Trense werden etwas länger gefasst als die Zügel am Knotenhalfter. Dadurch kommen die Hilfen beider Zügel am Pferd an: die gewohnte Hilfe am Knotenhalfter stärker, die der Trense schwächer.

Später greife ich beide Zügelpaare gleich lang, noch später verwende ich nur noch die Trensenzügel.