Sanft fließt das Wasser im Bach

Sanft fließt das Wasser im Bach.

Es findet seinen Weg von allein.

Rinnt, wo es immer schon rinnt,

fließt, solange Wasser nachkommt.

Ich stehe hier und betrachte die Wiese,

wie sie von diesem Bach durchzogen wird.

Eine tiefe Furche hat man ihm gegraben,

damit der Boden nicht zu feucht ist.

Kein besonderes Idyll ist das hier,

einer von vielen Entwässerungsgräben nur.

In ihm befindet sich dennoch Leben.

Ein paar Frösche quaken.

Der Bach plätschert leise.

Er ahnt wahrscheinlich nicht welche Gewalt er in sich trägt.

Das Wasser spürt wohl noch nicht die eigene Macht.

Es rinnt nur dahin.

Einmal wird das Wasser des Baches hinfort geflossen sein.

Es wird sich mit anderem Wasser zu einem Fluss vereinigen.

Es wird dann langsam merken worin seine Macht liegt.

Jeden Tag wird es mehr darüber erfahren.

Es wird sich vom Fluss in das Meer begeben

und dort wird es lange Zeit unterwegs sein.

Es wird die Welt erkunden,

wenn es erst mit dem Meer verschmolzen ist.

Es wird Gebirge unter Wasser finden.

Es wird gegen lange Steinwälle schlagen.

Es wird Leben schenken und bewahren

und es wird die ganze Welt bereisen.

Es wird alles schauen, alles fühlen,

alles merken, alles erleben,

ehe es sich wieder auf den Weg zum Himmel macht,

um als Regen wiederum Leben und Glück zu spenden.

Es wird auf diese Weise einmal die ganze Welt kennen,

schließlich erreicht doch das Wasser jedes Alter.

Sein Organismus währt ewig.

Bei seiner Macht kennt es die Grenzen des Möglichen genau.

Wie es da so dahinrinnt erzählt es mir seine Geschichte,

was es alles schon erlebt hat,

wo es wieder hin will,

was es noch nicht weiß.

Ich schaue ihm zu.

Jedes Kräuseln des Wassers ist ein weiterer Teil der Erzählung,

jeder von ihm genährte Grashalm ein Teil seiner Geschichte.

Ich lasse den Eindruck währen.

Ich verharre im Begriffenen,

wissend, dass es nur eine Anekdote ist.

Ich finde es schön, die Verbundenheit zum Nassen zu empfinden,

das ist Teil meiner Nähe zur Natur.

Ich gehe ein paar Schritte

und setze mich auf eine Bank.

Ich lasse die Gedanken umherfliegen,

fühle mich frisch dabei.