Die Magier von Tarronn

Band 2

Band 2

... Der Magische Rat ließ trotz allem auch an diesem Tag das Training nicht ausfallen. Nur kam es etwas anders, als geplant. Die Damen von Taris hatten angefragt, das Training beobachten zu dürfen. Imset und die Atlan stimmten dem zu. Horus ließ im Eiltempo den großen Meteoritenraum der Taris-Basis zur Arena umrüsten. Die große Wand zum Gang wurde komplett durch unzerstörbares Panzerglas ersetzt und tribünenartige Bankreihen installiert. Dabei blieb es nicht. Immer mehr Neugierige kamen hinzu. Schließlich schufen die Techniker Platz für mehrere hundert Personen. Auch Horus, Hapi und Duamutef hatten sich eingefunden. Für die beiden Brüder war es die erste Möglichkeit Imset in Aktion zu sehen. Hapi schaute auf die Kampffläche, dann rüttelte er erschrocken Duamutef am Arm. „Aber das ist doch Kebechsenef! Der wird doch nicht etwa…?“ Gebannt, wie die vielen anderen Tarronn, schaute er durch das Panzerglas. Mit fast zwei Stunden Verzögerung konnten die sieben Kämpfer mit dem üblichen Ritual beginnen. Rücken zu Rücken standen Mara, Aron, Safi, Solon, Talos, Imset und Kebechsenef, um auf das Kommando hin gegeneinander anzutreten. Solon und Talos versuchten Mara in die Zange zu nehmen, die sich blitzschnell, mit akrobatischen Einlagen aus der Schusslinie brachte. Kebechsenef, Aron und Safi versuchten Imset in Schach zu halten, der es noch nicht einmal für nötig hielt, sich in den Drakonat zu verwandeln. Mara griff wieder auf ihre Technik mit der Energiekugel und dem Abwehrschild zurück. Solon gelang es mehrmals den Schild zu durchdringen. Die Zuschauer schrien entsetzt auf, als die Energiestrahlen wie glühende Messer in Maras Haut schnitten. Sie zuckte zusammen, begann dann aber völlig unbeeindruckt die Energien zu sammeln, ließ die Kugel rotieren, dass alle auftreffenden Energien abgelenkt wurden. Dann sprengte sie die Kugel. Die Druckwelle holte die Männer, mit Ausnahme von Imset, von den Beinen. Endlich verwandelte sich Imset. Sofort drangen alle anderen auf ihn ein. Diesmal wehrte er sich nicht energetisch. Er stand wie ein Fels in der Brandung und holte mit purer Muskelkraft die Kämpfer aus dem Rennen. Unter seinen Prankenhieben flogen vier der Angreifer, die gemeinsam vorgingen, einfach in die Ecken. Seine messerscharfen Krallen rissen tiefe Wunden, wenn sie zufällig in die Haut einhakten. Alle wussten, was die Zuschauer erwarteten. Imset errichtete eine Aura aus Licht um sich, die weder körperlich noch mit Energie durchdrungen werden konnte. Dann begann er die Angreifer zu jagen, die wirklich alle Register ziehen mussten, um ohne größere Verletzungen davon zu kommen. Für die Tarronn, aber auch die uneingeweihten Atlan, war es faszinierend, den muskulösen durchtrainierten Männern und der geschmeidigen, fast zierlichen, aber nicht minder kraftvollen Mara zuzuschauen. Nach fast zwei Stunden beendeten die sieben ihren Kampf. Erst jetzt bot sich den Beobachtern wirklich ein Bild des Schreckens, als sie die tiefen Fleisch- und Brandwunden gewahrten. Solon, Talos und Imset behandelten unter den Augen der erstaunten Zuschauer die Verletzungen ihrer Freunde, bevor sie sich selbst heilten. Nur die blutdurchtränkte, versengte Kampfkleidung kündete noch von den spektakulären Duellen. Unter dem Applaus von der Tribüne verließen die sieben Freunde den Meteoritenraum. Atlan und Tarronn zollten ihren Kämpfern Respekt. Hapi und Duamutef passten Kebechsenef ab.

„Wir wussten noch gar nicht, dass du Ambitionen in diese Richtung hast! Erstaunlich, was du so drauf hast.“

„Ich hatte auch einen guten Lehrer und verdammt harte Trainingspartner“, lachte er und zeigte auf seine sechs Freunde. „Mara ist wohl auch die einzige Frau, die einen Mann ordentlich verprügeln kann, wenn er sich nicht vorsieht.“

„Es ist tatsächlich erstaunlich, was in diesem zarten Körper steckt“, stellte Duamutef fest. „Wer hat bei euch beiden die Hosen an?“, fragte er lachend Aron.

„Wir kämpfen es ständig neu aus“, antwortete er im Brustton der Überzeugung unter dem Gelächter seiner Freunde.

„Komm du nur nach Hause…“, drohte Mara scherzhaft.

„Seht ihr – es geht schon wieder los…“, rief Aron in gespieltem Schreck.

„Ach du Armer, ich krieg ja gleich Mitleid“, seufzte Safi.

„Na wenigstens einer.“ Aron lachte, dann zog er Mara in seine Arme und küsste sie zärtlich.

„Und wie kommt ihr müden Krieger wieder auf die Beine?“, wollte Hapi wissen.

„Ein heißes Bad, ein paar Streicheleinheiten und schon sind wir wieder fit.“ Safi zwinkerte verschmitzt.

„Eins weiß ich genau. Spätestens seit dieser Vorstellung hat sich die Meinung verzogen, Atlan wären Langweiler.“ Horus hatte sich ebenfalls eingefunden. „Solon wird als Junggeselle heute Abend wohl das ultimative Objekt der Begierde sein.“

„Wie viele Frauen gibt es auf Taris?“, fragte der Magier vorsichtig.

„Siebenundneunzig – minus einer, die ich nicht hergebe.“ Horus klopfte Solon auf die Schulter. „Viel Spaß!“

„Oh.“ Solon schlug in komischer Verzweiflung die Hände vor das Gesicht. Dann begann er zu lachen. „Ich kann mich ja auf dem Weg nach Tarronn von den Strapazen erholen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um, winkte den Freunden über die Schulter zu und ging in sein Quartier.

Horus sah ihm belustigt nach. „Ich glaube, wir werden noch richtig was erleben…“

...

Sobek zeigte sich nach Rückkehr aus der Stadt sehr beeindruckt. „Dies ist ein erstaunlicher Planet. Die Sonne strahlt, wie ich es noch nie gesehen habe, der Himmel hat so eine wundervolle Farbe und das Grün der Pflanzen ist herrlich. Endlich kann ich verstehen, weshalb unsere Leute auf die mitgebrachten Pflanzen so besonders stolz sind. Eigentlich müssten die Menschen die glücklichsten Geschöpfe sein …“

„Ja, eigentlich …“ Horus nickte bekümmert. „Die Magier und deine Familie haben es dir ja erzählt, was es mit den Menschen auf sich hat. Und du selbst hast es bei Siris Rettung gesehen, dass sie sich nicht verändert haben, trotz der vielen Jahrtausende dazwischen.

Sie werden es nie schaffen, dass alle glücklich sind. Immer muss einer mehr haben, als der andere und immer sind sie neidisch und missgünstig. Und schon allein von der Magie her ist die Erde ein schnell sterbendes Paradies.“

Sobek schwieg betroffen.

Horus legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich möchte dir noch in dieser Nacht die große Pyramide zeigen, die deinem Vater zum Verhängnis, aber auch zum Segen geworden ist. Vielleicht bringt dich das auf andere Gedanken.“

Der Commander gab einige Anweisungen an die Crew, dann verschwand er mit Sobek nach Gizeh. Im allerletzten Schein der Abendsonne konnte Sobek die mächtige Energiezentrale der Tarronn bestaunen. Die hellen, absolut glatten Seitenflächen schimmerten matt im Abendrot. Horus ließ ihm Zeit, die Eindrücke in sich aufzunehmen.

„Sie wird viele zehntausend Jahre in diesem Klima überdauern können. Sie wird dann nicht mehr so makellos erscheinen, aber allemal imposant und majestätisch wirken“, erklärte Horus leise, während er Sobek einen Geheimgang entlang führte, der zu einer winzigen verborgenen Pforte führte.

Er gab einen Zahlencode in seinen Kommunikator ein. Mit leisem Knirschen rückte ein Stück der schrägen Seitenwand nach innen, um den Männern den Weg in die Tiefe der Pyramide freizugeben. Sie konnten nur hintereinander gehen, so schmal war der Gang zwischen den gewaltigen Steinblöcken, aus denen das Bauwerk bestand. Horus berührte einen versteckten Kontakt in der Wand, worauf ein grünliches Leuchten die Wände überzog.

„Wir haben die Hauptzentrale gegen den Zugriff der Menschen mit einer speziellen Falltür abgesichert. Die Kupferklammern können nur mittels Zahlenkombination eines unserer Kommunikatoren in der Steinplatte versenkt werden.

Daran werden sie noch etliche Tausend Jahre knobeln, selbst wenn sie eines Tages noch so hoch technisiert sein mögen“, berichtete Horus. „Wenn sie es mit Gewalt versuchen, wird die ganze Zentrale im Bruchteil einer Sekunde in einzelne Atome zerlegt. Es wäre fatal, wenn ihnen auch nur ein Stück unserer Technologien in die Hände fiele. Nicht auszudenken, was derart kriegslüsterne Geschöpfe damit anrichten könnten.“

„Und was ist mit Seth und den Dämonen?“, fragte Sobek leise.

Horus drehte sich zu ihm um. „Das weiß leider keiner zu sagen. Er hatte Zugang zu allen geheimen Daten dieser Zentrale. Wir wissen nicht einmal, ob er noch im Besitz eines Kommunikators oder ähnlichen Gerätes ist.“

Horus drehte sich um und ging schweigend vor Sobek her. Die Frage, die der junge Mann gestellt hatte, beunruhigte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Die alten Wunden brachen bei jedem Besuch in Ägypten wieder auf.

„Wir sollten nicht zu lange hier verweilen“, sagte er schließlich. „Möglicherweise kann er uns mithilfe der Pyramide orten, dann hätten wir vielleicht ein ernsthaftes Problem.“

Kurz bevor sie sich zurück zum Raumschiff teleportierten gab Horus der Crew Bescheid, um den Energieschild kurzzeitig abschalten zu lassen. Wohlbehalten erreichten sie ihr Ziel. Die Besatzung hatte mit dem Abendessen auf die beiden Männer gewartet, die ihnen dafür sehr dankbar waren. Sobek war an diesem Abend ungewöhnlich schweigsam.

Nach einer Weile fragte Zaid Horus leise: „Was ist mit ihm passiert? Es macht mir Angst, ihn so zu sehen.“

Sobek hatte die Frage auch gehört. „Seit dem Betreten der Pyramide und während der ganzen Zeit darin, habe ich Fetzen von Bildern empfangen, die ich einfach nicht deuten kann.“

Horus hob überrascht den Kopf und wurde bleich. „Was für Bilder?“, fragte er mit belegter Stimme.

Sobek wiegte den Kopf. „Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, was ich gesehen habe. Es war überaus bedrohlich und es betraf unsere Familie.“

Horus wurde noch einen Schein blasser. „Versuche dich zu erinnern“, bat er mit flehender Stimme.

Sobeks Blick glitt in weite Ferne. „Ich habe meine Mutter Neri gesehen und einen Mann. Ich könnte nicht sagen, wer es war, wir aus dem Hause Horus sehen uns ja alle verblüffend ähnlich.“ Sobek hob den Kopf.

Er schaute Horus mit leidvollem Blick an. „Ich weiß nur, es wird etwas Schreckliches geschehen.“ Dann wandte er sich seinem Abendbrot zu und sagte den ganzen Abend kaum noch ein Wort. Auch Horus war nach Sobeks Worten sehr schweigsam geworden.

„Was soll nun geschehen?“, fragte Maris.

Horus hob den Kopf, schaute an die Decke, als stünde dort die Antwort. „Ich weiß es nicht. Hätte ich auch nur ansatzweise geahnt, dass der Besuch in der Pyramide so enden würde, ich hätte Sobek nie hingeführt.

Die Energie der Pyramide zeigt sensitiven Personen Bilder aus der Zukunft. So glücklich, wie er mit Zaid ist, war ich voll überzeugt, dass er etwas Wundervolles sehen werde. Ich konnte nicht wissen, dass die finsteren Geheimnisse um unsere Familie auch in der Zukunft weiter Bestand haben und wir wohl nie zur Ruhe kommen werden.“

Die kleine Küche leerte sich. Maris stellte noch das restliche Geschirr in den Spüler, dann folgte er Jani in ihre gemeinsame Unterkunft.

Sobek saß noch immer und versuchte sich an Einzelheiten zu erinnern. Vergeblich. Zaid war leise aufgestanden. Sie wandte sich zum Gehen, um ihn nicht zu stören.

Sobek fasst nach ihrer Hand. „Lass mich jetzt nicht allein“, bat er. „Ich will einfach nur weg von diesen finsteren Ahnungen.“ Er zog sie auf seinen Schoß, hielt sie einfach nur ganz fest im Arm. Ihre Nähe tat ihm gut. Sie fühlte, wie er sich langsam wieder beruhigte.

„Sollten wir nicht auch schlafen gehen?“, fragte sie vorsichtig.

„Ja, das sollten wir wohl.“ Sobek hob sie hoch, als sei sie leicht wie eine Feder. Er trug sie in ihr kleines Reich am Ende des Ganges. Schützend legte er den Arm um sie. Noch lange lag er wach und lauschte ihren ruhigen Atemzügen.

Für den kommenden Tag hatte Horus Untersuchungen an der Tier- und Pflanzenwelt der Wüste angeordnet. Zwei Dreierteams sollten sich dasselbe Areal teilen, um kein Detail zu übersehen. Den beiden Atlan kam dabei die Schutzfunktion für die Teams zu.

Sobek freute sich auf die Außenarbeiten. Die Wüste schien auf den zweiten Blick nicht so steril zu sein, wie er geglaubt hatte. Irgendwann schlief er ein.

Der Weckton am Morgen war kaum zu überhören. Sobek öffnete die Augen, tastete nach Zaid. Sie lag noch immer in seinem Arm und schlief. Erst als seine warmen Lippen ihre Stirn berührten erwachte sie.

„Hast du wenigstens geschlafen?“, fragte sie besorgt.

„Doch, doch – ein wenig. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich komme mehrere Tage ohne Schlaf aus, wenn es sein muss.“ Sobek streichelte ihr Haar.

„Ich weiß, dass du ein stahlharter Kerl bist, trotzdem habe ich Angst um dich“, dachte sie, ohne zu ahnen, dass er es fühlen konnte.

Er lächelte. Ihre ruhige Art und ihre Fürsorge, die niemals aufdringlich wirkte, gefielen ihm. Sie war einfach nur da, wenn er sie brauchte.

„Woran denkst du?“, fragte sie.

„Daran, dass ich dich liebe und dass ich dich mit niemandem teilen möchte“, antwortete er.

„Das ist zwar völlig unüblich für Tarronn, aber diesen Wunsch erfülle ich dir, ohne mich anstrengen zu müssen. Du bist der erste Mann, der mich auch außerhalb des Schlafzimmers als Frau wahrnimmt.“

„Ich bin eben ein stiller Genießer.“ Sobek schaute ihr interessiert beim Anziehen zu. Dieser Körper konnte sich durchaus sehen lassen. Nur hatte sie ihn bisher eher versteckt, statt ihn zur Schau zu stellen, wie etwa Sachmet. Sie fühlte seinen Blick und hob den Kopf. Lächelnd schüttelte sie den Kopf.

Ihm seine Kleidung zuwerfend, sagte sie: „Los, raus aus dem Bett, sonst genießen die anderen das Frühstück und wir gehen leer aus.“

Sie hakte sich bei ihm unter, als sie zur Küche liefen. Horus schaute Sobek forschend entgegen. Mit ihm schien wieder alles in Ordnung zu sein. Zaid sei Dank. Diese Frau war wirklich eines Drakonat würdig.

Maris hatte wieder einmal das Unmögliche möglich gemacht. Der Automat spuckte Erdbeergelee und Honig in zwei Variationen aus, dazu Fruchtsaft, der nach Maracuja und Vanille schmeckte. Die Tarronn langten zu, als hätten sie tagelang hungern müssen. Maris und Sobek lächelten sich amüsiert an.

„Schade, dass ich die Vogeleier für Solon nicht erzeugen konnte“, sagte Maris mit echtem Bedauern in der Stimme. „Aber ich war noch zu klein, als ich das letzte Mal Eier gegessen habe. Ich kann mich nicht wirklich an den Geschmack erinnern.“

Jani sah ihn fragend an. „Ist es ein sehr großes Geheimnis, wie alt ihr beide seid? Sobek hat nur einmal kurz erwähnt, dass er für die Drachenflamme zu jung wäre.“

Maris schüttelte den Kopf. „Ich bin zwanzig Jahre alt. Nur bei Sobek wird es kompliziert.“

„Bist du wirklich erst zwanzig? Aber das ist doch fast nicht möglich. Du hast mehr Erfahrung und Gespür als mancher Tarronn, der Jahrhunderte alt ist“, sagte Jani im Ton höchster Verwunderung.

„Ich bin ein Atlan“, antwortete Maris mit sichtlichem Stolz.

„Bist du etwa auch erst zwanzig?“, fragte Zaid ungläubig.

„Schlimmer, viel schlimmer“, entgegnete Sobek bekümmert. „Kannst du dich an das Baby erinnern, das vor rund sieben Jahren auf Taris für Aufsehen sorgte?“, fragte er.

„Ach, du meinst den süßen Sohn von Imset …“, Zaid stoppte plötzlich, hielt sich die Hand vor den Mund. „Das – das – das ist aber jetzt nicht wahr?“, stotterte sie.

Sobek nickte. „Es ist wahr. Ich bin es wirklich. Ich bin ein Atlaronn, aber eben auch ein Drakonat. Für mich hat es eigentlich keine Kindheit gegeben. Es ist ein Fluch und ein Segen gleichzeitig.“

Unendliche Trauer lag in Sobeks Blick, als er Zaid anschaute. Vielleicht hatte er in diesem Augenblick die Liebe seines Lebens für immer verloren. Atemlos beobachtete Horus diese Szene. Zaid schüttelte immer wieder den Kopf. Sie hatte die Augen geschlossen und presste die Hände an ihre Schläfen.

„Das ist doch alles so scheißegal!“, platzte sie impulsiv und völlig undamenhaft heraus. „Wichtig ist, wer du heute bist, nicht wer du noch vor zwei, drei Jahren warst. Du bist ein Mann, der immer weiß, wo und wie es langgeht. Ich liebe dich. Punkt.“

Unter dem Beifall der gesamten Crew warf sie sich in Sobeks Arme. Horus atmete mehrfach tief durch.

Sobek, der überglückliche Atlaronn, drückte sie an seine Brust. „Und ich schwöre dir, wenn mich nicht widrige Umstände wirklich dazu zwingen sollten, dass ich kein Kind als Drakonat mit dir zeugen werde. Ich möchte unseren Nachwuchs in Ruhe aufwachsen sehen.“

„Legst du immer so ein Tempo vor?“, fragte sie mit hintergründigem Lächeln.

„Nein, das ist eine Option auf die Zukunft“, entgegnete er sehr bestimmt und küsste sie zärtlich.

Jani stieß geräuschvoll die Luft aus, die sie vor Aufregung fast die ganze Zeit angehalten hatte. „Eins muss man euch Atlan wirklich lassen, mit euch wird es nie langweilig.“

Horus lachte. „Sachmet, war vor einigen Jahren ganz anderer Meinung.“ Er gab, den Spruch von den gähnenden Langweilern zum Besten.

Jani begann zu kichern. „Du glaubst ja gar nicht, wie sehr sie ihre Meinung geändert hat. Nur hat es ihr nichts mehr genutzt.“ Dann erzählte sie die kleine Begebenheit aus der Wasserwelt, die sie schließlich in Maris´ Arme stolpern ließ.

„Ach, jetzt bin ich im Bilde, weshalb sie sich vehement dagegen gewehrt hat, die beiden Herren in ihr Technikerteam aufzunehmen, während alle anderen fast auf Knien darum bettelten, mit ihnen arbeiten zu dürfen.“ Horus lachte Tränen.

„Das hat doch sicher einen älteren Hintergrund?“, mutmaßte Maris.

„Aber ja!“, schmunzelte Horus. „Ich habe ihr einen Korb gegeben, weil sie mich mit ihrer aufdringlichen Anmache auf Dauer einfach nur nervte. Kurz darauf habe ich mich öffentlich zu Seschat bekannt. Imset war, als er nach Taris kam, in festen Händen und gerade ganz frisch zum ersten Mal Vater geworden.

Kebechsenef kam ebenfalls mit einer Atlan nach Hause, meine beiden anderen Söhne haben nie Interesse an ihr gehabt und Sobek hat sich vor ihren Augen sehr intensiv um Zaid bemüht. Kein Wunder, dass sie nun Gift und Galle spuckt.“

Die beiden Frauen sahen sich amüsiert an.

„Horus, es ist interessant mit dir zu plaudern, zumal du äußerst selten etwas von deinem Privatleben preisgibst“, bemerkte Jani hoch erfreut. „Mit diesem Hintergrundwissen gehen mir ganze Kronleuchter auf. Ich schäme mich nicht einmal, zu gestehen, dass eine gehörige Portion echter Schadenfreude ihr gegenüber dabei ist.“

Zaid lehnte mit halb geschlossenen Augen an Sobeks Schulter. Sie genoss einfach seine Nähe. Schließlich gab sie sich einen Ruck. „Stimmen eigentlich die Gerüchte, dass du am Begrüßungsabend der beiden Atlan Schicksal gespielt hast?“, fragte sie Horus, auf die fast leere Wasserwelt anspielend.

„Das gebe ich gern zu“, sagte Horus ernst. „Ich wollte nicht, dass die beiden als billiges Spielzeug herumgereicht werden. Außer meinen Söhnen und Seschat hat es niemand gewusst, dass sie so jung und völlig unerfahren waren.

Sie sind aber, und das habt ihr ja buchstäblich am eigenen Leibe gespürt, durch ihre besonderen Fähigkeiten in der Lage, sich augenblicklich in jeder Situation zurecht zu finden.

Es lag mir sehr viel daran, alle die Damen in die Freizeitanlagen zu schicken, die nie mit Skandalen und Gerüchten auf sich aufmerksam gemacht haben. Jetzt kann ich nur hoffen, dass ihr mir die kleine Vorauswahl nicht übel nehmt.“

Zaid nahm Horus Hand. „Dann möchte ich dir von ganzem Herzen für diese Chance danken. Ich hätte es von mir aus nie gewagt, mit den anderen in Konkurrenz zu treten.“

„Und ich habe, wie wohl jeder sehen kann, den allerwenigsten Grund zur Beschwerde“, sagte Sobek.

„Für mich war der erste Abend eine interessante und ziemlich brauchbare Lektion“, lächelte Maris. „Sonst hätte ich es nie gewagt, dieses etwas temperamentvollere Exemplar hier neben mir anzusprechen.“ Er legte Jani einen Arm um die Schulter.

Von der Kommandobrücke ertönte ein Signal.

„Ah, da ist ja endlich die Außentemperatur dort angekommen, wo ich sie für die heutigen Untersuchungen mindestens hin haben wollte“, sagte Horus zufrieden. „Dann sollten wir uns an die Arbeit machen.“ An der Tür drehte er sich noch einmal um. „Für diesen Tag hatte ich schon genug Aufregung – tut mir den Gefallen und passt gut auf euch auf.“

„Zu Befehl, Commander!“, riefen die sechs Mitglieder der Außenteams.

Horus winkte ab und ging schmunzelnd hinaus. Die Crew in der kleinen Kommandozentrale öffnete den Schutzschild, die beiden Gruppen zogen schwer bepackt in die Wüste.

Das heißt, je einer des Teams war schwer bepackt – Sobek und Maris hatten sich ohne Mühe das gesamte Marschgepäck aufgeladen und waren als Rückendeckung für die Mitarbeiter unterwegs.

Nach etwa vier Kilometern ging die Sand- in eine Geröllwüste über. Jani ließ anhalten und die benötigten Gerätschaften auspacken. „Seid bitte vorsichtig. Hier soll es, neben mehreren Gecko-Arten, massenhaft hochgiftige Vipern geben. Ich weiß nicht, ob wir gegen jedes Gift ein passendes Serum haben.“ Dann machte sie sich mit Maris und Ron auf die Pirsch.

Zaid wandte sich an ihr Team. „Die Warnung gilt auch für uns. Da wir gezwungen sind, auch blindlings im Sand und Geröll zu suchen, bleibt bitte in Ruf- und Sichtweite.“ Sie teilte Siebbehälter in verschiedenen Größen aus und bat die beiden Männer diese recht schweißtreibende Arbeit zu übernehmen.

Sie hatte sich im Schatten einer Zeltplane einen Multi-Scanner aufgebaut, der die zu erwartenden Samenkörner erfassen, vermessen und im Idealfall schon bestimmten Arten zuordnen sollte.

Mit einer starken Lupe suchte sie das Gestein direkt an ihrem Arbeitsplatz nach Spuren von Flechten ab. Sobek und Tamu machten sich an die Arbeit. Sie steckten sich ein Areal von einem mal einem Meter ab, welches sie systematisch bis in eine Tiefe von einem Meter durchchecken wollten.

Schaufel für Schaufel schüttelten sie das lose Material durch die Siebsätze unterschiedlicher Körnung. Sobek, dem die sengende Hitze in der Wüste nichts auszumachen schien, arbeitete fast wie ein Roboter. Tamus Bewegungen wurden schon nach der dritten Ladung Sand sichtlich langsamer. Der Schweiß drang ihm aus allen Poren.

„Komm, wir machen eine Pause“, schlug Sobek vor, dem der Zustand seines Mitstreiters keinesfalls gefiel. Tamu schwankte hinter ihm her, um sich im Schatten der Zeltplane etwas zu erholen. Der Atlaronn hatte vorsorglich Kräutertee eingepackt, von dem er jetzt einen Becher Tamu in die Hand drückte. „Trink! Das wird dich wieder auf die Beine bringen.“

„Was ist passiert?“ Zaid war herangekommen.

„Die Hitze ist einfach mörderisch“, stöhnte Tamu. „Keine Ahnung, wie Sobek das aushalten kann.“

Der lachte. „Ich bin ein Drakonat – schon vergessen?“

„Und ich bin völlig fertig.“ Tamu ließ den Kopf hängen.

Zaid wollte gerade fragen, ob es nicht besser wäre, Tamu zum Raumschiff zurück zu bringen, als sie Sobeks angedeutetes Kopfschütteln sah. Er hatte sich vor Tamu gehockt, ihm beide Hände an die Schläfen gelegt und sprach: „Schließ bitte die Augen und konzentriere dich auf meine Hände.“

Einige Sekunden später ließ er ihn wieder los. „Du kannst jetzt die Augen vorsichtig öffnen.“

Tamu sah sich um, als sei er aus einem langen Schlaf erwacht. Sein Gesicht hatte einen gesunden Farbton angenommen, er hätte Bäume ausreißen können.

„Was war denn das?“, fragte er erstaunt.

„Ein harmloser kleiner Energietransfer“, sagte Sobek leichthin, goss für sich und Zaid ebenfalls Tee ein.

„Aber hast du denn dann selber noch genug?“, fragte Tamu zweifelnd.

„Aber sicher!“ Sobek lachte. „Im Notfall mache ich diesen …“ Er verwandelte sich ohne Vorwarnung in einen Drakonat.

Die beiden Tarronn zuckten zusammen.

„Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken“, sagte er.

Zaid lauschte dieser fremd klingenden, vibrierenden Stimme, die sich anhörte, als sprächen mehrere Personen den gleichen Satz. Sobek schickte sich an, seinen Drachenpanzer wieder abzulegen.

„Bitte warte einen Moment.“ Zaid streckte vorsichtig die Hand aus, um wenigstens einmal diese stählern glänzenden Schuppen zu berühren. Sie streichelte seine Hand, mit den kräftigen und gefährlichen Raubtierkrallen.

Fasziniert schaute sie in seine gelben Echsenaugen, die nun eine ovale senkrechte Pupille hatten und sie voll in ihren Bann zogen. Sie schloss die Augen, legte ihren Kopf an seine Brust, in der das Herz stark und gleichmäßig schlug, ihr tiefes Vertrauen und Geborgenheit einflößte.

Sobek verwandelte sich zurück.

Bis zum Mittag hatten beide Gruppen ein paar Erfolge zu verbuchen. Zaids Team fand große Mengen Samen von Pflanzen, die viele Jahre warten konnten, bis endlich wieder einmal Regen in der Wüste fiel, dann eine kurze heftige Vegetationsphase durchliefen und deren Samen wieder viele Jahre auf die Rückkehr des Leben spendenden Regen warten konnten.

Ganz nebenbei erbeuteten sie einen Klopfkäfer und diverse andere Krabbler. Jani präsentierte zwei Vipern, einen Gecko und einen Skarabäus, den sie mitsamt seiner Mistkugel eingesammelt hatte.

„Und was sagt uns dieser Fund?“, fragte sie triumphierend.

Schulterzucken.

„Dass es hier vielleicht auch Säugetiere gibt. Wo sollte der Käfer sonst den Dung herhaben?“ Jani war in ihrem Element.

So schnell es die Hitze zuließ, packten alle gemeinsam die Gerätschaften wieder ein. Diesmal mussten auch Ron und Tamu mit tragen helfen, die Ausbeute des Tages war ansehnlich.

Sobek meldete ihre Rückkehr an und nach ihrem Eintreffen wurde der Schutzschild wieder aktiviert. Bevor alle zur wohlverdienten Mittagsruhe übergingen, traf Tamu Sobek auf dem Gang.

„Ich habe dir noch nicht einmal für die Hilfe gedankt“, sagte er leise.

„Das musst du auch nicht“, entgegnete Sobek. „Bei uns Atlan ist es üblich, dass man immer füreinander da ist, egal in welcher Situation.“

„Bei uns leider nicht“, entgegnete Tamu betrübt. Dann hellten sich seine Züge auf. „Lass mich wenigstens deinen Nachmittagsdienst in der Zentrale übernehmen. Dann beruhige ich mein Gewissen und du hast ein paar Stunden Zeit mit Zaid für die schönen Dinge des Lebens.

Ganz nebenbei wäre ich dir noch einmal zu wirklich großem Dank verpflichtet, weil ich heute Abend mit den drei anderen Männern in die Stadt gehen könnte. Vor dem Viehmarkt ist immer etwas los und die Frauen zeigen Fremden gern etwas mehr, bloß nicht die Stadt, wenn du verstehst, was ich meine.“

Sobek lachte. „Das ist das einzige Argument, das ich gelten lasse. Na, dann ab, auf die Kommandobrücke!“

„Danke, danke, danke! Du bist der Größte!“, rief Tamu im Davoneilen.

„Hast du wirklich erst heute Abend Dienst?“, fragte Zaid erfreut, als Sobek plötzlich in der Tür stand.

„Sieht ganz so aus. Hast du einen speziellen Wunsch?“

„Ja. Ich möchte so gern diese wundervolle goldene Sonne genießen“, sagte Zaid.

„Die ist aber jetzt verdammt heiß“, warf Sobek ein.

„Ich meine, im Schatten liegen und mich erfreuen, wie ringsum die Luft vor Hitze flimmert“, erklärte Zaid. „Bitte, bitte.“

Sobek seufzte. „Diesem Augenaufschlag kann ich nicht widerstehen. Also her mit dem Schatten.“

„Was hältst du von dem kleinen Dünental kurz vor dem Schild? Da, wo wir vorhin auf dem Rückweg durchgewandert sind“, fragte sie.

„Du gibst ja doch nicht eher Ruhe“, lachte Sobek, griff nach einer Decke und zwei großen Flaschen Wasser. Vorsichtshalber informierte er Horus über ihren Aufenthaltsort. Dann teleportierte er sich mit ihr direkt an den Zielort.

Augenblicke später lagen sie Hand in Hand im Schatten, lauschten den Geräuschen der Wüste, dem Rieseln des Sandes, dem Singen des Windes, schauten in diesen strahlend blauen Himmel, der Sobek vom ersten Augenblick an so beeindruckt hatte.

Zaid kuschelte sich eng an Sobek, sie dachte an seine Verwandlung vom Vormittag und wie gern sie diese Berührung genossen hatte. Plötzlich fühlte sie eine Veränderung. Sobek hatte in ihren Gedanken gelesen und erfüllte ihr den harmlosen Wunsch, ihn als Drakonat neben sich zu fühlen. Sie streichelte zärtlich diesen knochenharten und doch elastischen Panzer. Als er sich unvermittelt zurück verwandelte, schaute sie ihn fragend an.

„Es ist nicht gut, in dieser Situation die Gefühle so hoch zu peitschen. Wenn einem Drakonat die Sicherungen durchbrennen, ist alles zu spät. Ich liebe dich zu sehr, um alle Versprechen einfach über Bord zu werfen.“

Verzeihung heischend legte sie ihm die Arme und den Hals.

„So habe ich nichts dagegen“, flüsterte er und erfüllte gern ihre Wünsche.

Horus verhielt den Schritt vor der Tür zur Brücke. Die Diensthabenden mussten eigentlich da sein, nur war es totenstill. Kopfschüttelnd zog er die Tür auf. Die vier Männer waren tatsächlich auf der Brücke und schauten interessiert auf die Überwachungsmonitore.

„Gibt es da draußen ein Problem?“, fragte er beunruhigt.

Die Männer fuhren erschreckt herum.

„Da draußen ganz bestimmt nicht, Commander. Eher hier drin“, antwortete Ron schmunzelnd.

„Wie denn das?“ Horus trat an den Monitor und hatte augenblicklich Mühe ernst zu bleiben.

„Man fühlt sich ja bloß noch als halber Mann. Das geht schon seit fast drei Stunden so“, erklärte Ron.

„Und die beiden haben keine Ahnung, dass gerade wegen dieses Tals, mehrere Kameras genau dorthin gerichtet sind“, murmelte Horus. „Kleiner Tipp am Rande: Sollte es an einem anderen Punkt tatsächlich ein Problem geben, greife ich mit aller Härte durch. Den Befehl, der jetzt von mir kommen müsste, verkneife ich mir.“ Horus verließ die Brücke. Dumm gelaufen, für die einen und für die anderen, dachte er.

Kaum hatte er die Tür geschlossen, fragte Ron: „Welchen Befehl meint er?“

„Weiter machen! – Du Schafkopf!“, fauchte Tim. „Ausgang heute Abend ade.“

Und trotzdem konnte keiner von ihnen auch nur ein Auge von dem äußerst abwechslungsreichen Programm lassen, dass die Außenkameras übertrugen.

Horus hatte auf dem ganzen Weg zu seiner Unterkunft überlegt, ob er die beiden Turteltauben warnen sollte oder nicht. Schließlich nahm er zu Sobek Kontakt auf.

„Was ist passiert?“, fragte Zaid, als sie Sobeks abwesenden Gesichtsausdruck bemerkte, der in ein breites Grinsen überging.

„Nichts Besonderes.“ Sobek machte da weiter, wo er soeben unterbrochen worden war, nämlich Zaids Körper mit heißen Küssen zu bedecken. „Horus hat mir nur gerade mitgeteilt, dass wir wahrscheinlich schon die ganze Zeit unter den Überwachungskameras liegen.“

„Was???“ Zaid zuckte zusammen.

Sobek machte ungeniert weiter. „Die Blöße geben wir uns jetzt nicht, verschämt in unsere Kleidung zu steigen und mit hochrotem Kopf zu verschwinden.“

„Eigentlich hast du Recht. Was soll es nach fast drei Stunden auch zu entdecken geben, was sie noch nicht gesehen haben.“ Zaid schloss die Augen, um Sobeks Liebkosungen voll und ganz genießen zu können. Mit diesem Mann an ihrer Seite war buchstäblich nichts unmöglich.

Das gemeinsame Abendbrot der Besatzung verlief in sehr entspannter Atmosphäre. Zaid und Sobek wirkten völlig unbefangen, Jani und Maris konnten es nicht wissen und die vier Männer hatten keine Ahnung, dass Horus die Information brühwarm weiter gegeben hatte. Schließlich deutete nichts, aber auch gar nichts darauf hin.

Erst als Zaid wie beiläufig sagte: „Der Lehrfilm von heute Nachmittag ist nicht zur Nachahmung empfohlen – dazu fehlt euch einfach das Format“, bekamen die vier Spanner rote Ohren und wurden sichtlich nervös. Sobek und Horus tauschten einen schnellen Blick.

„Das hätte ich ihr jetzt echt nicht zugetraut“, hörte Horus Sobeks Stimme.

„Ich auch nicht, aber sie hat die Herren schwer an empfindlicher Stelle getroffen. Wer lässt sich schon gern unter die Nase reiben, dass ein anderer im Bett besser ist. Hut ab.“

Sobek zwinkerte Zaid zu. „Hast du gut gemacht“, hörte sie ihn in ihren Gedanken.

Jani und Maris sahen sich verständnislos an. „Haben wir etwa unentschuldigt gefehlt und etwas Wichtiges verpasst?“

„Das ist bei euch ganz und gar nicht zu befürchten“, antwortete Zaid lachend. „Wir hatten es uns unwissentlich nur genau dort für ein paar Stunden gemütlich gemacht, wo beinahe alle Kameras hingerichtet sind. Jetzt dürfte Horus Mühe haben, die etwas erregteren Herren bis zum Stadtbesuch ruhig zu halten.“

„Du zahlst aber mit guter Münze zurück“, amüsierte sich Maris.

Jani saß da und schüttelte nur den Kopf. Noch nie hatte sie ihre beste Freundin so ironisch-bissig erlebt. Niemals zuvor hätte diese überhaupt gewagt, gegen irgendetwas Einspruch zu erheben und nun zog sie recht kräftig vom Leder. Sobek tat ihr eindeutig gut.

„Wann habt ihr es denn gemerkt?“, fragte Maris neugierig.

„Gar nicht“, antwortete Sobek. „Als wir dann nach fast drei Stunden die freundliche Mitteilung erhielten, bestand natürlich kein ernsthaftes Bedürfnis das Feld zu räumen. Ob eine Stunde länger oder kürzer Liveübertragung, spielte nun schließlich auch keine Rolle mehr.“

„Ihr seid tatsächlich dort geblieben???“, rief Jani ungläubig.

Zaid zuckte mit den Schultern. „Die Aufzeichnungen existieren so oder so und jeder, der Dienst hat, kann sie abrufen, da ist es doch wirklich völlig egal gewesen, wo wir den Rest unseres freien Nachmittags verbracht haben. Und außerdem hätten der Einladung zum Spannen auch andere nicht widerstehen können.“

„Das ist wohl wahr“, antwortete Horus. „Deshalb habe ich, ehe ich Maßnahmen gegen die vier Herren ergreife, eure Reaktionen abgewartet. Hättet ihr ernsthaft unter dieser, für euch unschönen, Begebenheit gelitten, wäre ich kaum so ruhig hier am Tisch sitzen geblieben.“

Zaid hatte einige Worte mit Sobek gewechselt, ehe sie sich an Horus wandte. „Unser Pech, dass wir den falschen Platz gewählt hatten. Ich denke außerdem, diese nette Abendunterhaltung dürfte bereits eine angemessene Strafe gewesen sein.“

„Schon weil sie wirklich nicht das Format haben“, kicherte Jani los, während die vier Delinquenten vor Scham dunkelrot anliefen.

„Nun gut“, sprach Horus schließlich. „Auf diese seltsame Fürbitte hin, lasse ich Gnade vor Recht ergehen, was aber nicht automatisch heißt, dass der Besuch von Theben stattfindet.“

„Das wäre dann wohl die härtere Strafe“, stellte Sobek zu Horus’ Erstaunen fest.

Nach einer Weile ging der Ausdruck des Begreifens durch Horus’ Gesichtszüge. „War es wirklich so heftig?“, fragte er telepathisch.

Sobek nickte kurz.

Tamu und Ron hatten mitbekommen, dass Horus und Sobek soeben über den Fortgang des Abends gesprochen hatten. Mit flehendem Blick schauten sie Sobek an, was wiederum Horus merkte.

„Bedankt euch für den Stadtaufenthalt bei Sobek und Zaid. Ich hätte euch hier schmoren lassen, mit allen Konsequenzen“, sprach er schließlich.

Ron, Tamu, Tim und Jako sprangen auf und baten Zaid und Sobek um Verzeihung, bevor sie sich auch bei Horus in aller Form entschuldigten. Minuten später waren sie schon in Richtung Stadt unterwegs.

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