Aschenputtel auf vier Pfoten / Frauchen und Wauwauchen

Der nierenkranke Foxhound Nigel vegetiert am Rande seiner Jagdmeute dahin. Vernachlässigt und traurig hat er mit dem Leben abgeschlossen. Da platzt ein neues Frauchen in sein Leben. Es ist für beide Liebe auf den ersten Blick. Sie nimmt ihn mit in die Großstadt und päppelt ihn auf. Die Wunden am Körper heilen schnell, die Wunden in der Seele nur schwer, manche auch nie. Obwohl er nun umhegt und umsorgt wird, darf Nigel einfach auch Hund bleiben, ohne WENN und ABER. So erlebt er mit seiner Familie viele Abenteuer. Einige sind traurig, manche lustig, andere wieder völlig verrückt. Auch wenn ihn das Leben immer wieder beutelt - Nigel ist ein Kämpfertyp. Mit seinem und für sein Frauchen kommt er immer wieder auf die Pfoten. Schien es am Anfang, als würde er nur noch ein paar schöne Monate haben, so wurden einige sehr erfreuliche Jahre daraus.

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Mein rettender Engel


Hattet ihr schon einmal eine Amputation bei vollem Bewusstsein? Nein?

Mein Frauchen hat etwas erlebt, das dem sehr nahe kommt. Das war jener Tag, an dem sie mich zum Tierarzt bringen musste, um mich von meinen vielen Leiden erlösen zu lassen. Wir beide haben, von unserer ersten Stunde an, immer wie ein Organismus reagiert – ging es dem einen gut, dann war auch der andere glücklich.

Ach, ihr wollt lieber hören, was vorher geschah? Na gut, setzt euch einen Moment. Ich will euch berichten, wie alles begann…

Wie jede Nacht lag ich auf dem kalten Steinfußboden, am Rande meines Rudels, bewegte im Schlaf meine Pfoten, als würde ich durch Wald laufen. Aber dort war ich schon seit einem Jahr nicht mehr gewesen. Mein ausgemergelter geschwächter Körper gab das einfach nicht mehr her. Ich kuschelte mich an die anderen Hunde, um ein wenig Wärme und Geborgenheit zu fühlen.

Manchmal schreckte ich auf, wenn ich von deren, im Traum laufenden Pfoten getroffen wurde. Am Morgen würden sie mich wieder fort beißen, wenn ich versuchte, ein wenig Futter zu erkämpfen. Ich hatte mich inzwischen damit abgefunden, auch von den Menschen keine Zuwendungen mehr zu erfahren.

Als schwächster, noch dazu kranker Hund in einer fremden Meute, hat man keine Chance. Mein eigenes Rudel war verkauft worden und mich hatte man, einsam und krank, zurück gelassen. Aber ich wollte leben. Also stibitzte ich, wann immer es ging, den Pferden einen Brocken trockenes Brot und fraß auf dem Hundeplatz jeden Grashalm, den ich fand.

Seit ein paar Tagen hatte ich ganz wundervolle Träume. Ich kann euch nicht einmal sagen, was ich genau gesehen habe. Es war einfach wunderschön und manchmal lag ich mit offenen Augen ganz still auf meinem Platz und wartete auf den Morgen.

Ich wusste nicht, dass drei Autostunden entfernt, gerade die Parzen die Fäden spannen.

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