Gamal - Offizier der Leibgarde

Band 2

Leseprobe 2

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Raschid brachte die völlig ahnungslose Lilian am späten Nachmittag zum Landeplatz der kleinen Hubschrauber, wo Gamal soeben den Check aller Geräte beendete. Sie, der Überzeugung, ihr Vater wolle noch einmal ihren Fuß im Krankenhaus untersuchen lassen, weil er mehrmals fragte, ob tatsächlich alles damit in Ordnung sei, fiel vor freudigem Schreck fast in Ohnmacht, als er zum Heli deutete und sagte: „Bitte umsteigen, dein Lufttaxi wartet schon.“ Er half Lilian beim Einsteigen und Aufsetzen des Helmes, blinzelte Gamal verschwörerisch zu und gab sofort die Starterlaubnis, als dieser darum bat. Lilian hatte noch immer keine Ahnung, was hier eigentlich gespielt wurde. Sie schaute Gamal mehrmals von der Seite an, aber der war im Augenblick voll konzentriert, um das Fluggerät sicher über die Häuser zu bringen. Da tauchte auch schon der Rand der Wüste auf und Lilian fragte erstaunt: „Wohin fliegen wir?“ Gamal lachte. „Heute ist der letzte Tag, an dem die Frist abläuft, in der ich dir das Verlobungsgeschenk versprochen habe. Erinnerst du dich?“ Lilian nickte. „Wir fliegen, wie du es dir schon immer gewünscht hast, in die Wüste und machen ein Picknick unter samtschwarzem Himmel und Millionen Sternen.“ „Ist das schön!“, hauchte Lilian und faltete die Hände. „Irgendwelchen Firlefanz kann man immer kaufen – das hier gelingt vielleicht nur ein Mal im Leben“, fügte Gamal hinzu und freute sich über Lilians große strahlende Augen. Die untergehende Sonne zog rotgoldene Bahnen über den Sand. Die Kämme der Dünen und Windriffel warfen, auf der, dem letzten Tageslicht abgewandten Seite, tiefschwarze Schatten in das rasch verblassende Farbenspiel. Lilian schaute und staunte andächtig und Gamal ließ sie den Flug still genießen. Auf einem Plateau brachte er den Heli sicher zu Boden.

„Hat diese Gegend hier einen besonderen Namen?“, fragte Lilian.

„Das sind die Reste der singenden Düne, von der du schon so viel gehört hast“, erklärte Gamal.

Lilians Blick streifte das Thermometer mit den Außentemperaturen. „Ach du Schreck! Dafür bin ich viel zu dünn angezogen!“

„Kein Problem. Hier ist deine Tasche. Zieh dich in Ruhe um, ich bereite derweil den nächtlichen Liebeszauber vor.“ Er deutete hinter sich, wo auch zwei große Kunststoffbehälter verzurrt waren, welche er jetzt auslud und auszupacken begann.

Lilian beeilte sich, warme Kleidung überzustreifen. Als sie aus der Luke schaute, wartete Gamal schon, um sie aufzufangen, damit sie mit ihrem Fuß nicht erst auf die Idee kam, auf den Boden zu springen. Zärtlich drückte er sie an sich, küsste sie und trug sie zur Thermodecke, vor der ein kleines Kohlebecken anheimelnde Wärme und flackerndes Licht verbreitete. Lilians Augen strahlten mit den Sternen um die Wette und zeigten Gamal, dass er genau das richtige Geschenk herausgesucht hatte. Sie teilten sich die vielen Köstlichkeiten aus dem großen Korb, Gamal bereitete verschiedene Sorten Tee zum Testen zu und irgendwann zog er Lilian auf seinen Schoß, um sie mit in den weiten Kamelhaarumhang zu hüllen. Diesmal huschte ihre Hand über die bewusste Stelle seiner Hose, unter sich recht heftiges Verlangen abzeichnete.

„Das fällt nicht mehr ganz unter die Rubrik harmlos“, stellte Gamal fest, es nur zu gern geschehen lassend.

„Wenn ich mich recht an deine Worte erinnere, dann hat er auch anderes gesagt“, flüsterte Lilian und fand zielsicher den Punkt, zwischen Haut und Stoff zu gelangen. „Verrate mir lieber, was ich tun muss, damit es dir wirklich Spaß macht.“

Gamal öffnete wortlos seinen Hosenbund und Lilian mit ihrer anderen Hand seinen Reißverschluss, um sich anschließend ganz seiner Männlichkeit zu widmen, die, unter den zärtlichen Berührungen ihrer Hände, noch einmal erstaunlich an Größe zunahm. Nach wenigen Augenblicken hatte sie ihn zum Höhepunkt gestreichelt, was sich Gamal nicht scheute, ihr mit einem lustvollen Stöhnen zu bestätigen. Nach ein paar Minuten gingen seine Hände auf ihrer heißen Haut auf Wanderschaft, liebkosten ihre Brüste, wohin sofort seine Lippen folgten. Lilian schloss seufzend die Augen und presste seinen Kopf fester an ihren Körper. Dann spürte sie, wie das Streicheln tiefer und tiefer wanderte.

„Den allerletzten Schritt hebe ich mir für die Hochzeitsnacht auf“, flüsterte Gamal, als seine Fingerspitzen sehr vorsichtig zwischen ihre Schenkel glitten. Lilian spürte weder die Kälte der Nacht, noch, dass ihr Gamal die Hose etwas herunter streifte, um ungehindert mit der Zunge zwischen ihren Schenkeln für kräftigen Aufruhr der Gefühle zu sorgen.

„Nun ahne ich, auf was ich mich in der Hochzeitsnacht freuen kann“, stöhnte sie, ihm lustvoll noch etwas mehr Platz zum Streicheln lassend.

Mit einem zufriedenen Blick auf den Ort des Geschehens entgegnete er: „Ich auch und ich werde versuchen, es für dich so schmerzarm wie möglich zu gestalten.“

Er legte sich an ihre Seite und zog den wärmenden Umhang über ihren Körper, um einfach noch ein wenig dieses Gefühl von Zweisamkeit zu genießen.

„Ich schätze, ich würde es auch dann überleben, wenn du etwas ungestümer zur Sache gingest“, blinzelte Lilian, sich eng anschmiegend. „Jedenfalls habe ich jetzt reichlich Stoff, um jede Nacht noch intensiver von dir zu träumen.“

„Geht mir auch so“, seufzte Gamal. Dank dem, was ihm Lilian heute Abend zum Geschenk gemacht hatte, konnte er auf die Verlockungen im Fort noch leichter verzichten. Er würde von ihrer Jungfräulichkeit träumen, die er zwar berührt, aber nicht zerstört hatte und sich auf die Nacht freuen, in der er es mit gutem Gewissen tun würde.

„Nicht einschlafen“, bat er. „Wir müssen in wenigen Minuten fliegen.“

„Schade.“ Sie streichelte sein Gesicht. „Einen ganz kurzen Moment haben wir doch bestimmt noch?“

„Ja. Was hast du vor?“

Statt einer Antwort beugte sie sich über ihn und ließ ihre warmen Lippen über seinen Penis wandern. „Jetzt können wir fliegen.“

„Innerlich tu ich das gerade“, murmelte Gamal sichtlich verwirrt.

Lilian blinzelte ihm zu und begann die Boxen vollzupacken.

Sanft hob der Helikopter ab, drehte bei und nahm den neuen Kurs auf.

„Was ist das?“, fragte Lilian, als riesige leuchtende Halbkugeln in der Ferne auftauchten.

„Das ist Fort Silverrain, eine weithin sichtbare Perle in diesem schier unendlichen Meer aus Sand“, erklärte Gamal. „Das ist der Ort, wo wir heute übernachten und morgen auf die anderen warten werden.“

„Jetzt begreife ich, warum noch zwei andere Taschen da hinten stehen“, schmunzelte Lilian. „Geheimniskrämer!“

„Ein bisschen Nervenkitzel muss schon sein“, lachte Gamal. „Da bin ich gleich beim Thema: Ich bin bis zum Eintreffen des großen Helis für deine Sicherheit verantwortlich. Verlasse bitte Saladins Etage nicht ohne meine Begleitung. Die Männer hier sind sehr lange sehr einsam. Ihnen werden dann fast die Augen aus dem Kopf fallen, wenn sie dich sehen.“

„Verstanden“, entgegnete Lilian.

Gamal erhielt soeben die Landeerlaubnis und Lilian staunte, dass die beiden Hälften einer Kuppel auseinander fuhren, um einen riesigen Landeplatz für mehrere Helikopter freizugeben. Kaum stand das Fluggerät, eilten einige Techniker herbei, um es sofort aufzutanken und wieder einsatzbereit zu machen. Bei Lilians Anblick bekamen sie wahrhaft große Augen, genau wie der Diensthabende, der soeben erschien.

„Sind Saladins Gästezimmer vorbereitet?“, fragte Gamal knapp. Und auf das Nicken gab er bekannt. „Miss Lilian Raschid wird hier übernachten. Ich befehle, dass alles für ihre Sicherheit unternommen wird. Ich werde deshalb in einem der beiden anderen Zimmer schlafen und erwarte, dass vor Eintreffen des Prinzen der Raum wieder im Ursprungszustand ist. Lassen Sie noch die Picknickboxen aus dem Heli bringen. Sie können wegtreten.“ Dann winkte er einen Gardisten heran, der Lilians Gepäck in Saladins Wohnetage brachte, nachdem Gamal per Fingerprint die Tür dahin geöffnet hatte. „In genau diesem Augenblick ist dein Vater davon unterrichtet, dass wir Saladins Wohnetage betreten haben“, erklärte er. „Hier ist überwachungsfreie Zone. Das ist auch der Grund, weshalb ich heute Nacht in deiner Nähe bleibe. Vertrauen ist gut, aber nicht überall angebracht.“

Lilian gestand sich ein, dass sie ihn gerade eben das erste Mal als Kommandierenden erlebt hatte und, dass ihm diese Rolle durchaus stand. Vater und er waren sich in vielen Dingen ähnlich. Dieser Gedanke war ihr wohl so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass Gamal lachen musste. „Da sind wir beim alten Klischee, dass Frauen ihre Männer an den Eigenschaften ihres Vaters auswählen.“

Lilian kicherte. „Da weiß man wenigstens, wie man wann zu reagieren hat.“

Gamal küsste sie auf die Stirn. „Nun schlaf gut, mein Liebling. Wenn irgendetwas ist, Knopfdruck genügt.“

„Schlaf du auch gut. Es war wunderschön mit dir in der Wüste.“ Lilian schloss die Tür.

Augenblicke später schlief sie, voll angezogen, ein. Es war wohl doch zu viel Aufregung für einen einzigen Abend gewesen. Allerdings wachte sie schon im Morgengrauen auf. Etwas irritiert über ihren Aufzug beeilte sie sich, unter die Dusche zu kommen. Beim Einschäumen mit dem Duschgel hatte sie ständig das Verlangen, Gamals Hände auf der Haut zu spüren. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Frisch eingekleidet spähte sie auf den Gang und lief zu Gamals Zimmer. In Augenhöhe klebte eine kleine Haftnotiz: Bin im Kraftraum, am Ende des Ganges, letzte Tür rechts. Also begab sie sich in die angegebene Richtung, weil sie keine Lust hatte, bis zum Frühstück allein zu sein. Neugierig zog sie die Tür auf und wurde prompt mit einem fröhlichen „Guten Morgen!“ begrüßt, ohne, dass Gamal seine Übungen unterbrochen hätte. Lilian setzte sich auf die Bank an der Wand und schaute interessiert zu, mit der Folge, dass der nackte, vor Schweiß glänzende Oberkörper Gamals ihre Gefühlswelt wieder in komplettes Chaos stürzte. Irgendwann schreckte sie zusammen, denn seine Stimme sagte direkt vor ihr: „Träumst du mit offenen Augen?“

Lilian wurde flammend rot bis in die Haarspitzen, was selbst die braune Haut nicht verbergen konnte.

„Und dann komme ich und stelle Fragen“, fügte Gamal lächelnd hinzu.

Lilian schlug die Augen nieder. „Ich … ich hab nicht geahnt, dass der gestrige Abend solche Folgen haben würde.“

„Was für Folgen?“

„Na, dass ich nichts anderes mehr im Kopf habe, als an deinen Körper“, stammelte Lilian, hilflos die Schultern hebend. „Mir wird siedend heiß, wenn ich an dich denke.“

Gamal rieb seine Nasenspitze an der ihren. „Sollte ich dich jetzt auf Goethes Zauberlehrling hinweisen? Den kennst du doch?“

„Ja, klar. Wir haben deutsche Literatur an der Highschool behandelt“, murmelte Lilian, mühsam in ihrem Gedächtnis kramend. Als ihr die Lösung einfiel, nahm sie gleich wieder die Farbe einer reifen Tomate an.

Gamal brach in fröhliches Lachen aus. „Ja, ja, die Geister, die ich rief.“

Lilian zog ein leidendes Gesicht.

Gamal seufzte. „Hoffentlich lässt uns dein Vater nicht so lange zappeln, ich hab doch auch nur noch den einen Gedanken.“

„Aber du könntest hier, wenn du wolltest …“ „Was aber ganz und gar nicht das Gleiche wäre. Ich will dich und nicht Sex mit irgendeiner Frau.“

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