Freitag, 8. Juni - Ein Schwein auf Skiern und ein Lancia Stratos kommt quer

Nachdem Tremor und ich im letzten Urlaub selbstlos die Autos und das Gepäck vom ersten zum zweiten Basislager gebracht haben, während Manuel und Blahwas eine schöne Motorradtour genießen konnten, ist es diesmal umgekehrt. Das allerdings erzeugt durchaus ein wenig Neid bei den beiden und es kommt die ein oder andere hämische Bemerkung ob des drohenden Gewitters an diesem Tag: "Vielleicht wollt ihr ja doch mit Auto fahren...". Von wegen! Selbst wenn ich zum Motorrad schwimmen müsste, kommt das nicht in Frage.

Die Nacht zuvor hat es kräftig gewittert, aber der Morgen empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein. Das heißt trocken einpacken und ein Dauergrinsen bei uns beiden. Nachdem Blahwas und Manuel mit den Autos los sind, machen wir uns auch auf dem Weg und genießen eine schöne Tour. Der Asphalt wird zunehmend besser, je mehr wir uns dem neuen Campingplatz nähern. Er ist zwar auch mit vielen Schlaglöchern gesegnet, aber viel griffiger als zuvor.

Bei einem Zwischenstop statten wir einem Supermarkt einen Besuch ab, um uns ein Frühstück zusammen zu stellen. Wir wählen verlockende Mini-Pizzas aus der Bäckereitheke und ergänzen das Frühstück um Salami und Trinkjoghurt. Dann verliebt sich tremor in Klaus, einem Schwein auf Skiern und hat ab sofort einen Sozius. Es ist anspruchslos, lässt sich leicht sauber halten, beschwert sich nie und grunzt nur kurz, wenn man auf es tritt. Gibt es einen besseren Sozius?


Gegen Mittag hören wir laute Motorengeräusche von vorne und es jagt ein alter beiger 911er in voller Rallye-Lackierung an uns vorbei. Schick! Aber damit nicht genug, in kurzer Folge reihen sich zahllose Alfas, Lancias, Porsches und Ferraris aus den Siebzigern aneinander. Auch ein Renault Alpine und ein BMW waren dabei und als Krönung ein roter Lancia Stratos, den ich allerdings, selber in Schräglage fahrend, quer driftend auf mich zukommen sah. Zum Glück wusste der Fahrer was er da tat, es blieb daher bei der Schrecksekunde.

Insgesamt sind uns mindestens 30 Fahrzeuge in Top-Zustand und Renntempo (mit angezogener Handbremse trifft es nicht ganz, aber an manchen Stellen dann doch) und infernalischem Lärm entgegen gekommen. Der Gesamtwert der Fahrzeuge übersteigt unsere Vorstellungskraft. Ich muss dringend Lotto spielen!

Es sind die Teilnehmer der Modena Cento Ore 2018.


Am Nachmittag treffen wir trocken und bestens gelaunt auf dem Campingplatz ein. Blahwas und Manuel haben den Pavillion schon vorbildlich eingerichtet! Wir bauen unsere Zelte ebenfalls auf und richten und häuslich ein. Blahwas hat zwischenzeitlich mit Hilfe der Campingplatz-Rezeption einen Reifenhändler aufgetan, der ihm den fertigen Vorderreifen wechselt. Manuel schließt sich an. Tremor und ich überlegen, ob wir auch noch ein Ründchen drehen, verwerfen diese Idee aber schnell wieder, als wir in den Himmel schauen. Eine sehr dunkle Gewitterwand türmt sich bedrohlich auf. Ob die beiden wissen was sie tun?

Manuel und Blahwas sind gerade weg, als sich ein holländisches Fahrzeug unserem Zelt nähert, mit einem sichtlich aufgebrachten Fahrer am Steuer. Was ist dem den über die Leber gelaufen? Er kommt auf mich zugestürmt und schimpft los. Ich entnehme den original holländischen Flüchen, dass er sich von uns gestört fühlt. Warum wir unsere Zelte denn nicht eine Ebene tiefer (der Platz liegt an einem Hang) aufgebaut haben. Hä? Warum denn nicht hier? Das wäre ihm zu wenig Abstand. Ich fahre meinen Wagen ein ganzes Stück weiter, um ihn zu beruhigen, was aber offensichtlich nicht richtig gelingen will. Was wird der erst sagen, wenn wir morgen mit vier Motorrädern an SEINEM Zelt vorbei fahren? Das gibt eine fette Rüge an Blahwas und Manuel, dass sie so unverschämt waren, unsere Zelte auf der gleichen Ebene aufzuschlagen, wie unsere freundlichen Nachbarn.

Unsere anderen Nachbarn sind nette Motorradfahrer aus Bayern und wir quatschen ein wenig über Motorräder und Reifen (na klar, was sonst). Die beiden sind noch unterwegs, als das Gewitter los bricht. Wir sitzen derweil trocken im Zelt und fragen uns, warum die ausgerechnet bei Regen los gefahren sind, he he...

Frisch geduscht, aber noch glimpflich davongekommen kommt Manuel zurück. Zu unserem Erstaunen ist Blahwas trotz des Wetters noch unterwegs ein paar Pässe knacken, was sich furchtbar rächen wird, wenn man sich die schwarzen einschüchternden Gewitterwolken so anschaut. Manuel hatte wohlweislich abgelehnt, sich dem Wetter noch weiter auszusetzen. Da das Restaurant gegen 22:00 Uhr schließt, finden wir uns gegen kurz vor 21:00 Uhr dort ein. Von Blahwas noch kein Lebenszeichen. Wir haben gerade bestellt, als wir eine Versys ankommen hören. Tremor nimmt vor der Tür Blahwas' Bestellung entgegen, der trotz Membrane klatschnass bis auf die Knochen ist und einen wenig glücklichen Eindruck macht. Nach einer Viertelstunde etwas orientierungslosem umziehen, gesellt er sich zu uns. Das Essen ist leider nicht mal annähernd so gut, wie auf dem letzten Platz und wir werden uns nach einer Alternative umsehen müssen.