November 2017, Kilometerstand 99.000

Nachdem mein Getriebe seit dem letzten Urlaub klackernde Geräusch von sich gegeben hat und die Kupplung ungute Gerüche verbreitet und auch noch Öl vom Getriebe gelegentlich auf den Sammler tropft, war es höchste Zeit für eine Reparatur. Eine Überlegung die Reparatur in Eigenregie über den Winter durchzuführen, habe ich nach Studium der Handbücher und BMW-Foren ganz schnell wieder verworfen. Wie die Bilder zeigen werden, war das die richtige Entscheidung.

Letzte Woche habe ich den Patienten auf den Hänger gepackt und zu einem Getriebespezialisten nach Bonn verfrachtet, der vom einschlägigen GS-Forum sehr empfohlen wird. Er macht das nebenberuflich, aber sehr kompetent. In seiner Werkstatt finden sich zahllose Hinterachsgetriebe, die er als Ersatzteillager gebraucht ankauft. Sehr gute Sache, da es bei BMW nur das gesamte Getriebe als Ersatzteil zu kaufen gibt.

Gestern gab's dann die erste Diagnose (gar nicht gut) und Bilder.

Hinterrad und Kardan ist raus. Soweit so gut.

Und dann dass. Undefinierte Teile im Getriebe...AUA

Die erste Diagnose im Originaltext:

...habe es endlich geschafft, Dein Getriebe und Kupplung auszubauen.

Bin immer erstaunt, wie Schrauben so festgammeln können. Am Heckrahmen, HAG, Schwinge unzählige Schrauben total schwergängig, hat Heissluftfön und viel Gefühl dazu geführt, das alle Schrauben gelöst werden konnten.

Lagerzapfen für Schwinge festgegammelt, Getriebe ließ sich anfangs nicht vom Motor trennen, Passhülsen total vergammelt.

Kupplungsverzahnung und Eingangswelle trocken und korrodiert, Kupplung kann sich nur noch schwer gewegt haben. Kupplungsdruckstange vorne zu Tellerfeder eingelaufen, Nehmerzylinder Drucklager korrodiert, Kugelgelenke vom Schalthebel bombenfest.

Kupplung sollte auf jeden Fall, die Reibscheibe, Druckstange und Nehmerzylinder erneuert werden. Getriebe zerlegt, darin nicht definierbare Teile gefunden, wo diese herkommen werde ich Montag feststellen, könnte sein, das diese Teile aus dem inneren des Ruckdämpfers stammen (...)

Das Problem bei den Schrauben ist halt, Alugehäuse, Schrauben galvansich verzinkt und dann noch Salz und Feuchtigkeit, dies läßt jede Schraube festwachsen. Es mir aber gelungen, alle Schrauben ohne Schaden an Bauteilen zu entfernen. Werde jetzt die Gewinde im Motorgehäuse neu nachschneiden, damit die Montage auch wieder ohne Komplikationen verläuft.

Das was am Magneten hing und dieses größere Teil machen mir noch die größten Sorgen, aber auch das läßt sich lösen.

Trotz der vernichtenden Diagnose, bin ich optimistisch, dass er das im Grfff hat. Für die Kundenkommuniation bekommt er schon mal die volle Punktzahl. Undenkbar bei einer BMW-Werkstatt. Da bekommt man am Ende eine Rechnung und Schulterzucken.


Die neue Kupplung ist inzwischen wieder eingebaut. Wenn ich mir die Bilder ansehe, frage ich mich immer: "Wie will der das Chaos jemals wieder alles zu einem funktionierenden Mopped zusammen bekommen?"

Der Ruckdämpfer

Die Vermutung, dass der Ruckdämpfer geplatzt ist, hat sich leider bestätigt. Dann kam aber der entscheidende Hinweis:

...also der Rest vom Getriebe sich gut aus. Habe die beiden anderen Getriebewellen gespült, Späne waren keine vorhanden.

Der Ruckdämpfer ist bei diesem Modell offensichtlich etwas schwächlich konstruiert. BMW sagte dazu in einem Artikel in der MOTORRAD:

Manfred Grunert, Pressesprecher von BMW Motorrad, macht keinen Hehl daraus, dass die Probleme mit der brechenden Umbördelung des Ruckdämpfers bekannt sind. Berechnungen und Versuche hätten jedoch gezeigt, dass das weiche Blech der Hülse nicht zu einer Blockade des Getriebes führt.

Wie beruhigend...

Ich wollte mal wissen, wie der Ruckdämpfer funktioniert und was genau dabei kaputt gegangen ist und warum.

Das ist die Eingangswelle mit Ruckdämpfer. Das obere Ende steckt in der Kupplung, das Zahnrad überträgt die Kraft auf die nächste Welle.

Das Zahnrad sitzt nicht fest auf der Welle sondern lässt sich um ca. 30.40° auf der Welle verdrehen. In dem nebenstehenden Kurzvideo kann man das sehen.

Der Ruckdämpfer besteht aus einer Reihe von Federtellern, die bei Belastung der Welle zusammengepresst werden. Da der Ruckdämpfer kaputt ist, kann ich das von Hand drehen. Die Hülse mit der Umbördelung hält eigentlich nur die Federringe in einer Linie muss aber keinerlei Kraft aufnehmen und ist daher auch aus weichem und dünnen Metall gefertigt.

Das beschädigte Federpaket rasselt wie ein Sack Schrauben. Daher die Geräusche aus dem Getriebe. Die Hülse hätte sich vermutlich zunehmend zerlegt.

Allerdings ist der Schaden an der Hülse nur ein Folgeschaden, weshalb ich nicht verstehe, wieso BMW nur von der Umbördelung spricht.

Dass das Federpaket so locker vor sich hinrasselt, liegt daran, das eine Metallscheibe fehlt. Teile davon hat der Mechaniker schon aus dem Getriebe geholt.

Ich habe die Hülse ganz aufgebogen, um sie herunter ziehen zu können und habe dann die Reste der Scheibe auch noch entfernt.

Noch eine Kleinigkeit

AAAARRRRRGHHHHHH! Ganz so weich, wie BMW behauptet, waren die Teile des Ruckdämpfers dann doch nicht. Es hat gereicht, um von innen ein Loch durch den Getriebegehäusedeckel zu schießen.

Das Teil kostet neu knapp 400€ (ob mit oder ohne MwSt weiß ich grad nicht). Mein Schrauber verhandelt gerade mit einem Verkäufer eines gebrauchten Getriebes. Wenn es klappt bekomme ich den Deckel für kleines Geld und er behält die Wellen zur Aufarbeitung.

Als nächstes kauf ich mir ein Elektromotorrad ohne Kupplung und Getriebe....

Montage - Es geht aufwärts...

Das Getriebe ist inzwischen zur Montage vorbereitet, Teile sind bestellt. Leider gibt es ein kleines Problem, die Antriebswelle ist zur Zeit nicht lieferbar und wann diese wieder erhältlich ist, dafür gibt es keinen Termin. Wir haben jetzt über die BMW-Niederlassung Bonn, Europaweit nach einer Welle gesucht und sind in Frankreich fündig geworden. Diese Welle ist schon geordert und auf dem Weg nach Deutschland.

Nach einer Woche treffen Gehäusedeckel und Eingangswelle ein und die Montage beginnt.

Meine GS sieht endlich wieder aus wie ein Motorrad. Kupplung komplett (inkl. Nehmerzylinder) neu, Getriebeeingangswelle mit Ruckdämpfer neu, Getriebegehäusedeckel ersetzt (gebrauchter Deckel), sämtliche Getriebedichtungen neu und Steuerkettenspanner links neu.

Teilekosten insgesamt rund 1.200€ Das einzige, was mich ärgert sind die 450€ alleine für die Getriebeeingangswelle plus 100€ für den Deckel als Folgeschaden für den zerbröselten Ruckdämpfer. Der Rest war Verschleiß; für 100 TKm ok.

Arbeitsaufwand 10 Stunden (da hatte ich zwischenzeitlich mit mehr gerechnet). Die Gesamtrechnung liegt etwa bei dem Betrag, den ich bei BMW nur für den Arbeitslohn bezahlt hätte.

Morgen werde ich sie endlich wieder in die Arme schließen.