Die documenta 9 war eine meiner Lieblingsausstellungen.
Als ich das 2020 in einem Gespräch mit Ingo Arend im Vorfeld der d15 erwähnte, meinte er trocken: „Aber das war doch bloß ein Jahrmarkt!“ Manche klagten über den Zirkus, den Rummel, die Konzeptlosigkeit und den Kommerz. Für mich war das kein Einwand – ganz im Gegenteil.
Neben vielem anderen gab es (soweit ich mich erinnere) auch viel Malerei. Das war mir natürlich sympathisch. Erstaunlich, dass ich trotzdem (fast) nie etwas dazu geschrieben oder gezeichnet habe.
Als 2023 viel über die Findungskommission und die Frage diskutiert wurde, wer die nächste documenta leiten solle, erinnerte ich mich auf Facebook an Jan Hoet und postete, dass man ihn vielleicht für kommende Aufgaben wiedererwecken sollte – so wie Kapitän Powell in Dark Star:
Wir sollten uns an "Dark Star" ein Vorbild nehmen. Wir tauen Jan Hoet kurzfristig auf und fragen, wie wir die Bombe entschärfen sollen. Wenn er mit knarrender Stimme antwortet "Lehre sie Ästhetik", wie wird man dann reagieren? So wie Lt. Doolittle?
Weiß jemand, wie der Film ausging?
Diese Zeichnung könnte man mit etwas Wohlwollen als einen Kommentar zur d9 bzw. zu Bruce Naumans Installation im Fridericianum lesen.
Dirk Schwarze beschreibt die Installation auf seinem Blog so:
Bruce Nauman (*1941): Antro/Socio, Video-Installation (1992)
Beim Betreten des Museums Fridericianum hörte man klagende Rufe. Hatte man den Raum von Bruce Nauman erreicht, befand man sich inmitten von Monitoren und Großprojektionen. In allen Videobildern sah man den kahl rasierten Schädel (des Künstlers), der die Rufe Help me, hurt me, sociology, feed me, eat me, Anthropology ausstieß (Hilf mir, verletze mich, Soziologie, füttere mich, iss mich, Anthropology). Diese Rufe, halb klagend, halb befehlend, irritierten sehr. Nauman, der in vielen Arbeiten die menschliche Gewalt thematisiert hat, machte mit dieser Installation klar, dass alle Bemühungen der Wissenschaft, den Menschen zu ergründen (und zu verbessern), gescheitert seien: Die Gewalt lebt fort.