Einen Blog – wie zur d11 – gab es diesmal zwar nicht, aber ich habe einiges zur documenta 14 auf Facebook geschrieben, Fotos veröffentlicht und auch viele Zeichnungen gemacht. Einige dieser Beiträge habe ich inzwischen zusammengetragen; sie sind oben im Menü zu finden.
Warum wirkte die documenta diesmal so kurz? Was mich persönlich auf allen documenta-Ausstellungen immer am meisten interessiert hat, waren die einzelnen Arbeiten. Das Gesamtkonzept blieb meist eher im Hintergrund, wirkte allenfalls subkutan. Diesmal allerdings begann ich – leider etwas spät – mich stärker für die Ideen zu interessieren, die zum Teil auch die Hängungen geleitet haben …
Und dann war die Ausstellung plötzlich vorbei.
Manche der Zusammenhänge, die mich damals so beeindruckt haben, erscheinen mir heute eher naheliegend – und über manche der Texte wundere ich mich im Nachhinein daher ein wenig.
Kunstforum: "... Jedenfalls sieht Szymczyk als Kurator seine Verpflichtung keineswegs darin, Kunst zugänglich zu machen. Im Gegenteil, denn die für die authentische Erfahrung von Kunst entscheidenden Momente sind für ihn eben gerade die des Nichtverstehens. Diese Erfahrung gilt es zu vermitteln. In diesem Nichtverstehen sagt er, werden wir allein gelassen und auf uns selbst zurückgeworfen. Und zudem ist Kunst, die sich absolut verstehen lässt, in seinen Augen keine Kunst mehr."
Das meiste davon unterschreibe ich. (Mit den nötigen Einschränkungen und Präzisierungen.) Wenn ich recht sehe, viele der Kritiker auch. Genau das Fehlen dieses Nichtverstehens monieren sie jedoch. Einfaches Beispiel dafür ist der nulldimensionale Parthenon der Bücher. Vieles auf der documenta lässt sich eben sehr gut verstehen ... als Illustration der Theorien der Kuratoren. Vielleicht nach dem Motto: sag mir was du liest und ich verstehe deine Ausstellung.
Allerdings gilt das nur für die Überblickschau. Betrachtet man nicht die Konstellationen, sondern die Einzelarbeiten, dann finden sich überall auch spannende Momente des produktiven Nichtverstehens und der Irritation. Und auch des sinnlichen Vergnügens.
(17. Juli 2017)
Parthe:non!
Parthenon of Books! Ich hatte sogar eines der Bücher dafür gespendet – in einem Antiquariat fand ich ein verbotenes philosophisches Werk, das ich eigens dafür gekauft habe. Aber das Kunstwerk selbst fand ich letztlich unendlich schwach.
Für mich ist die d14 keine künstlerische Pleite.
Sie ist eine sehr zwiespältige Ausstellung – das finde ich nach wie vor. Die Fragen, die sie stellt (auch an sich selbst), sind sicher wichtig. Eines ihrer zentralen Themen ist offensichtlich die Befragung der Geschichte, meine ich. (Wobei in vielen einzelnen Werken „individuelle Geschichten“ gegen die „offiziellen Versionen“ in Stellung gebracht werden – sehr oft auch in künstlerisch überzeugender Weise, leider aber auch oft nicht.)
Die Kunstgeschichte, die die documenta ja mitgeschrieben (und nicht nur dokumentiert) hat, gehört zu diesem Fragenkomplex. Haben auch hier – wie so oft – die „Gewinner“ die Geschichte geschrieben? Und wer sind die Verlierer dieser Erzählung? Muss da vieles neu bewertet werden?
Wie stehen (zum Beispiel) globale Kunstgeschichte und Kunstgeschichte zueinander? Passt dieser weite Kunstgeschichtsbegriff noch in das Format Ausstellung? Oder gehört es gar zum Begriff der Kunst, eine Geschichte zu haben, die sich zumindest in groben Zügen Richtung Autonomie bewegt?
Was hat es mit dem Realismus auf sich, den das Kuratorenteam stark machen will?
Das sind wichtige Fragen – auch wenn die Versuche, eine Antwort zu geben, oft einseitig ausfallen. Selbst im Scheitern bleibt dieser Versuch wichtig.
(13. September 2017)