Gibt es sie noch, die Donauweibchen?
Was wir auf unserer Radtour von Passau nach Wien erlebten..,
schreibt Fritz auf:
Wir sind am Freitag. 30.04.04 mit dem Auto + 2 Fahrrädern hintendrauf nach Passau
gefahren, haben in der Pension Gabriele, bei einer redseligen alten Dame, die Ilse noch ein Buch
abgekauft hat, für EUR 50,-- übernachtet; wichtig war, daß wir dann das Auto kostenfrei bis zu
unserer Rückkehr vor ihrem Haus parken durften.
(Parkplatz ist rar in der alten Stadt, anderswo kostet es zwischen 5 und 15,--/Tag.)
Samstag 1. Mai:
Runter in die Altstadt, über die Donau, dann über die Ilzbrücke und schon begann
der superperfekte Radweg, immer die Donau entlang, ohne Steigungen. Hinter dem Donau-
kraftwerk Jochenstein passierten wir die ehemalige Grenze. Man merkt heute nicht mehr
ob Bayern oder Oberösterreich. Dazwischen trüber Himmel, kurzer Sprühregen, dann
wieder Sonne + hohe Wolken; Superlandschaft, mit uns einige Holländer und Norddeutsche.
Bei der Donauschlinge Schlögen endet die Straße, wir werden mit einer großen Zille für
1,50/Person über die Donau gefahren; drüben auf stiller Waldstraße weiter bis Inzell, wo
wir in einer Radler-Rast gut und billig essen, sogar noch ein Bratenstück mitnehmen können.
In den Auwäldern: Wildenten und Wildgänse mit ihren 6-8 Kinderchen, schön in Reih und Glied,
Mami voran, die Daunenbällchen wie auf einer Perlenkette hintendrein.
Als wir ein Foto machen wollen, faucht uns die Wildgansmami ganz böse an......
Im reizenden Barockstädtchen Aschach queren wir die Donau wieder ans Nordufer und nehmen
dann um 17 Uhr eines der zahllos angebotenen Radlerquartiere bei Famlie Rothbauer in einem
Einfamilienhaus in Feldkirchen an der Donau, bestens motiviert durch drohende Gewitterwolken,
die sich dann auch entladen, als wir unter der heißen Dusche stehen.
1. Tag: 75 km, 15 km vor Linz.
Am 2.Tag: weiter nach Linz, weiter am Donaudamm oder einem alten Treppelweg, der inzwischen
asphaltiert worden ist.Die Bezeichnung Treppelweg rührt daher, daß vor Erfindung der
Dampfmaschine die flußaufwärtsfahrenden Schiffe von Pferdegespannen entlang des
Ufers an langen Seilen die Donau hochgezogen werden mußten. Diese ufernahen
Straßen sind die "Treppelwege".
Sonne + Wolken, kühl, kein Gegenwind, super Landschaft, die Donau in majestätischer Ruhe neben uns.
Vor uns liegt nun das Donaukraftwerk und hier begegnete uns das aus der Sage bekannte
und in zahlreichen Statuen am Donauufer verewigte, berüchtigte Donauweibchen:
Ich (Fritz) fuhr meinen Rhythmus und war Ilse so um 300 m voraus und machte
intervallweise eine Ruhepause, um meinen Schatz nachkommen zu lassen; so auch bei der
Wegweisertafel vor dem Kraftwerk Asten.
Da erschien - wie tückisch - das Donauweibchen, nicht als Nixe mit Fischschwanz - sondern
als Joggerin (Laufsportlerin) mit langem Blondhaar und atemberaubernder Figur (die Atemnot
bezieht sich nur auf Männer zwischen 16 und 90). Genau vor der Wegweisertafel und in meinem
Blickfeld machte sie ihre Streckübungen.... (Donnerwetter!)
Da war auch schon Ilse da und stellte sich gekonnt vor die falsche Nixe. Alles OK? Ja! und schon war
Ilse wieder auf dem Weg (leider dem falschen) und ich folgte notgedrungen. Als wir um das Kraftwerk
herumgefahren waren und eine Fahrverbotstafel ignoriert hatten, wurde der Weg erst steinig, dann
sandig und nach 2 km standen wir auf einem Landzipfel und guckten entgeistert auf das
gegenüberliegende Dörfchen, von dem uns 300 m Wasser trennten.
Also zurück - bis zum letzten Wegweiser, 3 km, wo sich das "Donauweibchen" gekonnt auf einer
der Holzbänke in der Sonne räkelte...
6 Kilometer umsonst gefahren! Wer ist schuld daran, daß wir die Wegweisertafel dort nicht beachtet
hatten? Wir sind uns schnell einig: DAS kann nur das "Donauweibchen" in Ausübung einer seiner
Verführungskünste gewesen sein. Nicht auszudenken, was geschehen hätte können, wäre Ilse
nicht so schnell zur Stelle gewesen. So wurden es "bloß" 6 km Mehrleistung.
Der richtige Radweg R 1 beim Donaukraftwerk Asten zwingt uns zu einem Schlenker
über Land bis Mauthausen, wo wir im Gasthof "Traube" an der Donaustraße gastfreundlich, gut und
billig zu Mittag gelabt und getränkt werden. Allmählich schieben sich Berge an die Donau heran,
Ausläufer der "Böhmischen Masse", das Granitplateau des Waldviertels.
Beim Donaukraftwerk Wallsee kreuzen wir aufs Südufer und weiter durch Auwälder, gelbblühende
und duftende Rapsfelder bis zum historischen Markt Ardagger.
Hier beginnt der "Strudengau", so benannt nach den Wasserstrudeln, die von Fischern und
Schiffern gefürchtet waren. Die Berge geben links und rechts des Flusses nur wenig Platz für
eine Straße und drüben auch für eine Bahnlinie. Schlösser und Burgen, auch Burgruinen bei jeder
Biegung des Flusses, fast immer auf die Höhen gebaut.
Ja, das ist ein jahrtausendealter Handelsweg, die "Salzstraße", die auch seinerzeit von den
Kreuzrittern auf ihrem Zug ins Heilige Land benützt worden ist.
Vorbei an der Donaubrücke Grein, wir bleiben auf dem Südufer (ohne Autoverkehr).
Als wir eben 95 km gefahren sind, finden wir in einer privaten, ehemaligen Schutzhütte eines
Touristenvereins beste Unterkunft. Ein reizendes Zimmer, Eßraum mit Terrasse direkt über dem
Strom, Blick auf gegenüberliegende, dicht bewaldete Höhen des Waldviertels, die alte Stadt Grein
und Burg Werfenstein.
Der Wirt verabschiedet sich um 20 UIhr, wir bleiben mit einer Flasche guten Wachauer Weines,
selbstgepflückten Bärlauchblättern, unserem Bratenstück von gestern und Brot vom Wirt allein
im Hause. Ilse macht die CD-Anlage an, klassische Musik, genau zur Stimmung des großen
Stromes passend, auf dem in beiden Richtungen Schiffe ziehen.
Nach der heißen Dusche sind wir in bester Stimmung und merken gar nicht, daß es nachts
wie toll geregnet hat.
3. Tag :
Am Morgen: Nebelschwaden ziehen über den Fluß und die Wälder, aber
um 8 Uhr erscheint nicht nur unser Wirt samt Ehefrau und einem prächtigen Frühstückskorb,
sondern auch die Sonne. Auch die beiden kaufen Mami ein Buch ab und zeigen uns das
prächtig neugestaltete Haus mit seinen 8 Gastzimmern.
Um 9,00 gehts weiter donauabwärts
Per Zufall erfahren wir von anderen, daß unser Wirt, Herr Fischer, der ehemalige
Röntgenprimararzt, Professor Dr. med., des Krankenhauses Grein an der Donau war.
Durch hohe Buchenlaubgewölbe fahren wir weiter (15 km) bis zur historischen Stadt Ybbs,
queren die Donaubrücke nach Persenbeug (Böse Beuge, heute begradigtes Flußknie)
Hier beginnt nun der Nibelungengau, in dem die Wurzeln des deutsch-österreichischen
Nationalepos, "Das Nibelungenlied", ruhen (neben dem Rheingau, Worms, Odenwald und
Burgund u.a.) Hier gehen wir auf einer Brücke wieder ans Südufer bei Pöchlarn (Stammsitz
des legendären Waffenmeisters des Dietrich von Bern (heute: Verona) Rüdiger von Bechelaren.
Weiter im Sonnenschein auf dem asphaltierten Donaudamm bis Melk, dessen prächtiges
Barockkloster schon von weitem grüßt. Im Zentrum des historischen Städtchens verfehlen wir
die Supergastronomie des Gasthofs "Stadt Melk" weil der jetzt "TOM´s" heißt und essen
stattdessen im "Rathauskeller Deinhardt-Goldener Hirsch" bei unfreundlicher Bedienung
wenig und zu teuer. Keine Seife auf der Toilette, weil angeblich die Besucher die immer
"mitnehmen". Ilse hat dem Pächter empfohlen, künftig das Essen ohne Besteck zu
servieren, weil die Gäste ja auch mit den Fingern essen könnten und somit auch kein Besteck
"wegkommen" würde...... Nicht zu empfehlen.
Nun fehlen uns noch rund 125 km bis Wien.
Um 14 Uhr wieder losgefahren - durch die hier beginnende WACHAU, das Donauweinland.
Wir bleiben am Südufer (heute wissen wir, daß wir besser über die Melker Donaubrücke ans
Nordufer hätten fahren sollen, weil weniger beschwerlich und der von der Autostraße getrennte
Radweg u.a.durch die Weingärten und Dörfchen führt).
Bei uns geht es zunächst kräftig bergauf zum Schloß Schönbühel, dann wieder bergab zur
Donau, teils auf alten (neu asphaltierten) Treppelwegen, teils auf der Bundesstraße B 33, wo
zwar nicht viel Verkehr ist, die wenigen Autos aber immerhin ganz schön "brettern".
Vorbei an Schlössern und ehemaligen Burgen (Aggstein) teils durch Weingärten mit
geöffneten Buschenschänken, wo es hoch hergeht. Die vielen D-Kennzeichen sind
auffallend. Wir widerstehen der Versuchung, hier einzukehren, zumal wir kein Zimmer
finden können. Der Wein könnte uns die "Beine wegziehen" und das Weiterstrampeln
schwer machen...
Gegen 18 Uhr passieren wir den Weiler Hundsheim und nun "reicht´s uns", vor allem
kräftemäßig, weil wir zuletzt kräftigen Ostwind von vorn hatten. 2 km weiter im
Städtchen Mautern finden wir ein schönes Zimmer bei freundlichen Leuten, dem
Obstbau Ilse Brauneis, in ruhiger Lage. Nach heißer Dusche (Ahhhh!)
zu Fuß in den Buschenschank, tiefroter, samtiger Blauburger und eine Vesperplatte für
uns Zwei und danach noch je eine Kardinalschnitte krönen den Tagesabschluß.
80 km sind wir heute gefahren, beschwerlicher als zuvor, weil wir eben (ungewollt) den
schwierigeren Abschnitt am Südufer genommen hatten.
4. Tag : Nachts hat es wieder geregnet. Das Frühstück ist sehr reichhaltig, wir nehmen
noch 1l Apfelsaft aus hauseigener Pressung mit. Der hat uns schon zum Frühstück sehr gut
geschmeckt. Zimmerpreis mit Frühstück: EUR 44,-- für uns beide.
Am Nordufer grüßt das 1.200-jährige Krems, Tor zur Wachau, die wir nun verlassen.
Nun wird das Land flach. Wir fahren am Donaudamm, links der Fluß, rechts Auwälder,
bis Zwentendorf, wo wir dann bis zur Stadt Tulln auf asphaltiertem Radweg über flaches
grünendes Ackerland fahren. Unterwegs offeriert ein findiger Mann "Frische Bauernkrapfen,
und Getränke". Wir nehmen Hollundersekt (alkoholfrei) und je einen der großen Gebäckfladen,
die uns gut munden und den Energiespeicher auffüllen. Wir hatten ab 10 Uhr grauslichen
Gegenwind, der bis Wien hin immer stärker werden sollte.
Das Wetter ist sonnig-wolkig-windig (hoffentlich bleibt uns ein Regenschauer so kurz vor dem
Ziel erspart, hoffen wir - ging auch in Erfüllung). Die letzte Möglichkeit über eine Brücke die
Donau vor Wien zu überqueren bietet das Kraftwerk Greifenstein (nur für Fußgänger und
Radfahrer). Der Wind von vorne wird immer kräftiger, unser Tempo immer langsamer.
Endlich kommt Korneuburg in Sicht, dann das Schild: Wien 7 km
Das war ein schöner Augenblick !!
Genau 15 Uhr sind wir beim Gasthof "Tuttendörfl", den wir schätzen, weil er sehr schön
direkt am Fluß liegt und - vor allem - weil er ganztägig warme Küche hat.
Wir tauschen unsere Radkleidung, ich im Gastgarten, Ilse im Waschraum und dann
speisen wir wie die Fürsten (jedenfalls fühlen wir uns so bei Rindssuppe und Tafelspitz,
d.i. gekochtes Rindfleisch mit Apfelmeerrettich und Dillsahnesoße + Kartoffeln.)
Noch 10 km bis zu unserem Ziel!
Wir schaffen das auch, dank vollen Magens etwas beschwerlicher und haben am
genau 17 Uhr die 318 km ab Passau-Oberstadt erreicht.
Ein Super-Erlebnis, wir sehen etwas mitleidig auf die Autofahrer herab, die so etwas
(vielleicht?) nicht könnten.....
Das war´s !
Liebe Grüße an Alle!
Ilse und Fritz
Unsere - sehr empfehlenswerten - Übernachtungsadressen (andere sind das sicher auch,
und es gibt sehr viele davon, in Einfamilienhäusern, Bauernhöfen usw.)
1. Nacht: Maria Rothbauer, 4101 Feldkirchen an der Donau, Haus Nr. 54, 07233-6733
Ferienwohnung incl. Frühstück: EUR 33,--
2. Nacht: donau-arte (früher TVN-Schutzhaus an der Donau, 3323 Neustadtl/Donau,
Hößgang 15, 0676-4381903, Hr. Fischer.
3. Nacht: Obstbau Ilse Brauneis, Grüner Weg 37, 3512 Mautern, 02732/85188