Montagmorgen, 7.6.1999
endlich, endlich kommen wir los aus Herrischried.
Zuerst nach Freiburg, um die vergessenen Schuhe zu suchen, im Herder stehen sie tatsächlich.
Ich bin überglücklich, schließlich waren es die letzten dieser Art und hatten 145,- DM gekostet!
Bratwurst essen auf dem Münsterplatz (aber nicht an dem Stand, wo ich mir am Samstag Ketchup an die B(l)use geschmiert habe!), Fritz bekommt noch bei Tschibo ein Khaki-Hemd,
14.oo ab Freiburg in Urlaub!
14.45 Grenze Frankreich
18.oo Ankunft Relais Fleuri, Ausfahrt Avallon, wo wir im letzten Jahr mit einem Mittagessen unsere Bretagne-Reise beendet hatten. Solange offenes Dach und Sonnenschein, kaum haben wir die Koffer im Zimmer, regnet es.
Abends ein Superessen. Wir haben demi-pension und können uns vom 150,- und 200,- Fr.-Menü etwas aussuchen.
Fritz hat eine Fischterrine, echt super,
danach ein Supersteak auf pain-perdu(Toast) mit grünen Bohnen, oder waren es Erbsen?
Ich eine wunderbare Pastete von irgendetwas Schweinischem,
und dann Farandole von verschiedenen Fischsorten,
Jedenfalls schmeckte alles super.
Dienstag, 8.6.1999
Trotz Einstückmatratze (aber sehr hart) sehr gut geschlafen!
Wir kommen spät zum Frühstück und müssen alles im Saal zusammensuchen; der Service in diesem Haus braucht ein joint-venture, aber sonst war das Frühstücksangebot super(besonders für Frankreich)
Ich verstehe nicht, warum wir für demi-pension 390,- Frank /pro Person bezahlen sollen,
obwohl das Zimmer 370,- Fr. kostet, also 185,- par personne,
50,- petit dej.
150,- das billige Menü a la carte, 385,- Fr!
Die Dame an der Reception meint, dann sollten wir eben nur aus dem 200,- Fr. Menu auswählen. ....
Wir fahren dann den Anfang der gelben Route vom Michelin-Führer ab,
Halt vorm Ort Veveney, süßes Städtchen, mehr oder weniger verfallen, Fritz meint, alle Städte würden gleich aussehen....
Weiter zum Roche pincée, Picknick mit Wein und stinkendem Münsterkäs, es ist relativ kalt.
Nachmittags eine 90 Minuten-Wandung durch die Wiesen, zum Schluß massenweise wilde Erdbeeren vom Straßenrand geerntet.
18.oo zu Hause, MÜDE!
19.30 Abendessen. Ich suche wirklich nur die teuren Sachen vom 200,- Fr- Menü, aber es schmeckt nicht unbedingt auch entsprechend besser: Hummerravioli in Fischbrühe, Haushase, Minestrone(!) von exotischen Früchten (ganz raffiniert).
Fritz ist ganz begeistert vom Lamm-Nüßchen, das raffiniert mit Wildreis überstreut und mit Käse überbacken wurde (er hatte schon einen Riesenhaufen Reisbeilage befürchtet)
Mittwoch, 9.6.1999
Da wir durch die Halbpension ohnehin keinen Vorteil haben, und außerdem die Lust nach Neuem überwiegt, ziehen wir weiter. Die Landschaft ist lieblich, weitläufig, mittelgrün, dunkelgrün, hellgrün, viele Eichenwälder, gute Straßen. Fast zwei Wochen Urlaub liegen vor uns, hoffentlich macht das Wetter wenigstens soweit mit, daß es nicht regnet oder so kalt bleibt wie in den letzten Tagen)
Relativ früh kommen wir bei unserer neuen Heimstatt an: Auberge Campagnarde in Cosne.
Die Tante empfängt uns mit kühler Zurückhaltung und zeigt uns das Zimmer in einem langen Trakt, den ich für einen ehemaligen Stall halte. Leider mit einer einteiligen Schlabbermatratze und ich ahne und erlebe dann auch Böses: Furchtbar geschlafen! Immer wollte Fritz die Hälfte vom Bett in der Mitte haben und ich hatte dann je ¼ an den Seiten.... -
Erst saßen wir auf dem sonnigen Hof, dann würde es uns mal zu heiß und mal zu windig und irgendwie waren wir hungrig, gingen verzweifelt ins Schwabbel-Bett und warteten auf die Speisung um 19.30 .
Wir bestellten Lamm, aber das gabs nicht mehr. Also kriegten wir Rind-Entrecote, naja...
Vorher allerdings ein großen Salatteller mit Maigret(warmen Gänsemägen), frischen sandigen Waldpilzen und grün-grauen Spargelstangen, die trotz Spargelzeit verdammt nach Dose aussahen..
Als Dessert gab es Erdbeeren, gewaschen, im Ganzen und dazu ein Zuckerstreuer. -
Warum sind wir bloß nicht zum Haubenkoch ins Dorf gegangen?
Donnerstag, 10.6.1999
Wir nehmen das karge Frühstück ein und ziehen von dannen in Richtung La Charité-sur-Loire.
Auch hier wieder Häuser in einem Zustand, wo man sich fragt, warum wir uns in Herrischried überhaupt so viel Mühe machen, alles ständig in Schuß zu halten.... Immerzu sind wir am Ausbessern und Renovieren, warum hängen wir nicht einfach ein Schild hin wie die Franzosen "A vendre!"
Und ein Riesen-Holzstützbalken würde auch unser Haus in Graz noch einige Jahrzehnte abstützen....
Vor der Kirche, die übrigens wunderschön und hell ist, treffen wir ein deutsches Pensionisten-Paar, das mit 65 und 68 Jahren von der Grenze her mit dem Rad unterwegs ist und nun noch an den Atlantik will... Wir indessen machen einen typischen Amerikaner-Urlaub: Fahren - essen - fahren - aussteigen mit Michelinführer vielleicht ein kleine pro-forma-Wandung und dann wieder ins Auto und weiterfahren. Es ist nicht so ganz das, was mir gefällt, aber die Landschaft ist nunmal so weitläufig und es gibt außer Kirchen und verfallenen Häusern nichts zu besichtigen. (Ich weiß nicht mehr genau, ob wir den Zahnarzttermin am Donnerstag oder am Mittwoch haben, ich glaube, wir sollten schon am Dienstag nach Hause fahren..)
Aber dann das Essen....!!! Wenn wir das gute Essen nicht hätten, wäre es ein trostloser Aufenthalt!
In Nevers haben wir zwar wahre Parkplatznöte, aber die Zeit arbeitete für uns und irgendwann hatten wir einen. - Die Information ist in einem großen modernen Gebäude untergebracht, das gleichzeitig ein kleines Museum ist mit Aquarium und einer Abhandlung über die hiesige Autoindustrie. Im 3. Stock sitzt eine Computerpuppe, die mit rollenden Augen und sich bewegenden Lippen über die Stadtgeschichte berichtet. (Sehenswert!).
Die große Kirche besteht aus einem romanischen und einem gotischen Teil, die komischerweise nicht auf direktem Wege zusammengebaut sind, sondern mit einer eigenartigen "Umleitung". Die Glasfenster wurden im Krieg zerstört und erst vor kurzem durch ganz Moderne ersetzt. Mir gefällt es sehr gut, - jedoch macht der Gedanke an Krieg die ganze Urlaubsstimmung zunichte, besonders wenn an jedem Gedenkstein das Wort Nazi steht.
Danach tippelten wir zu Fuß zum 13-Punkte-Haubenrestaurant "Les Jardins de la Porte du Croux".
Der ganze Speisesaal sieht aus wie ein Wintergarten, und täuschend ähnliche Malereien an den Wänden tragen ihren Teil dazu bei. Sehr zuvorkommende Bedienung, vorzügliches Essen, guter 94-er Wein vom Gut Henri Beurdin 94, Reuilly/Bourges.
Wir haben eine kalte Gazpacho-Suppe, wofür der Tellerrand dekorativ mit rotem Paprika bestreut ist.
Danach für mich Fisch auf Linsengemüse und Fritz hat Lamm alles super gemacht und super dekoriert.
Die dürre Bedienungsmadame mit Bubi-Haarschnitt sagt uns fest zu, daß Uli gern zum Lernen kommen könnte, sie habe eine Freundin in Mannheim. !
Unsere Fahrt geht weiter durch die mittelgrüne, hellgrüne und dunkelgrüne Landschaft mit weißen Kühen Richtung Autan.
Zwischendurch sehen wir ein Schild "Gîte d'Etappe", und wir machen einen kleinen Schlenker dorthin, weil wir dachten, so eine Nacht in einer einfachen , aber vielleicht ganz reizvollen Berghütte könnte auch ganz lustig sein. Aber sie war nicht nur verfallen und ungepflegt, sondern zum Glück auch zu!
Ein Gasthaus mit dem Hinweisschild "Logis de France". konnte mich nach Besichtigung des 330,-Fr.Etablissement mit Pappe-Duschkabine und Plüsch-Fernsehen auch nicht reizen.
Niemals hätten wir angenommen, daß das ins Auge gefaßte Golfhotel am Ausgang von Autan neben einem riesigen Plan d'Eau total belegt sein könnte! Der Mann an der Reception ließ mich gar nicht erst mein Sprüchlein aufsagen ... von dem Zimmer mit 2 Betten für eine oder zwei Nächte, .... sondern er meinte gleich, daß er "plein" sein, also voll!
Ich war müde und mochte keine Risiken mehr eingehen, - darum fragte ich gleich nebenan im Restotel und die fast überfreundliche Empfangsdame meinte, sie hätte noch ein Zimmer, das allerdings den Blick nicht auf den See habe.... - Ich sah mir das Zimmer an und der Blick aufs...... Dach .....war exorbitant, aber wir blieben trotzdem. Schließlich hatte die Dusche endlich einmal eine Kabine, so daß man nicht hinterher das ganze Badezimmer aufwischen muß. -
Wieder legten wir uns hundemüde aufs Bett, zumal das Fahren auf den kleinen grünen Straßen ziemlich anstrengend ist und das letzte Stück mit der grauenvollen Emboutaillage (Verkehrsstau) ab Ortsmitte bis hinaus zum Hotel ziemlich an den Nerven gezehrt hatte. (Meinetwegen können wir auch schon Montag nach Hause fahren. O.k.)
Nach dem opulenten Mittagessen gab es abends nichts mehr, nur noch einen kleinen Marsch um den wunderschön angelegten See.
Freitag, 11.6.1999
Sehr gut geschlafen dank zweier Matratzen! Die überfreundliche Empfangsdame zeigte uns lächelnd und stolz das tolle Frühstücksbüffett und wir merken, daß uns das - immerhin sagenhaft knackige Weißbrot - und die eingepackten Pensionistenheim-Marmeladen einfach nicht mehr reizen können und wir uns nach einem dunklen saftigen Vollkornbrot sehnen. - ("Wenn wir morgen nach dem Essen losfahren, können wir abends in Feldkirch sein").
Wieder steigen wir gleich nach dem Frühstück ins Auto und fahren und fahren und fahren durch die mittelgrüne, hellgrüne und dunkelgrüne Wiesen- und Weidenlandschaft.
Das Koster Cluny stand nun auf der Liste. Viel Menschen, hohe Preise, das wars.
Nach einer langen kurvenreichen Anfahrt kommen wir zur Mittagszeit zu einem Freßplatz, den der Gault-Millau bezeichnet hat mit "presque secret, presque perdu" und das war nun wirklich
"der Hammer" der gesamten Burgund-Reise: ein Schloß in einer gottverlassenen Häusergruppe,
inmitten eines gepflegten Gartens mit allem Drum und Dran wie Gartenhaus, Liegenstühlen, Plätscherbach usw. "Le chateau d'Igé"
Drinnen zuerst in den jardin d'hiver geleitet, wo wir auch hätten essen können. So haben wir an diesem Ort aber nur die Speisekarte studiert und sind dann in den gepflegtem mit echten brennenden Kerzen bestückten Speisesaal gegangen, derer es noch zwei weitere kleinere rechts und links gibt.
Neben einem englischen Paar, wovon der Mann ständig ohne Unterlaß redete und die blonde Dame nur ein stetes "Mmmh" dazu herausbrachte, waren wir die einzigen Gäste, --- aber trotzdem oder gerade deshalb wurden wir über alle Maßen verwöhnt.
Das Essen war das superbste, was wir überhaupt in den letzten Tagen erlebt hatten:
Fritz hatte Lachs auf Toast, danach eine Lammkeule ganz dekorativ auf grünen Nudeln serviert und fein dekoriert, als Nachspeise eine Riesenportion Mousse au chocolat mit knusprigen Mandelblättern,
Ich hatte als Vorspeise kleine Nockerln aus faschierten Ochsenschwanz-Fleisch mit einer Farce aus Creme fraiche und Merrettich, danach einen Entenbrust-Braten mit einer Soße aus Rotwein mit Honig,
und zum Schluß Erdbeer-Rhabarber-Kompott , ebenfalls mit hauchzart gebackenen Mandelblättern.
Auch hier haben wir gleich für Uli einen Studierplatz "belegt". Dann durften wir noch unter der Führung eines jungen Mannes zwei Unterkünfte ansehen. Ein Zweibett-Zimmer und eine Suite..... Buff!
Leider war alles belegt, ---- wirklich? ------ außerdem hatten wir ja bereits in Arbois zwei Betten reserviert.
Ein kleines Verdauungsnickerchen im Garten und der Vorsatz, ganz bestimmt einmal hier zu übernachten (oder zumindest Vivian und Gary dorthin zu schicken) haben diesen wunderbaren Aufenthalt beendet. - Auf dem Weg nach Arbois lagen verdächtig viele Steine auf den engen Straßen, die wohl ziemlich frisch von den Abhängen heruntergekullert waren. - Ich hatte ein wirklich schlechtes Gefühl, weil uns im offenen Cabrio nicht einmal ein dünnes Blechdach schützte...
Die Landschaft gleicht dem Schwarzwald, die Orte sind menschenleer, die Kühe weiß und gelangweilt,
- es gibt so gar nichts Spektakuläres in dieser weiten, mit Kornfeldern und Wiesen bedeckten Gegend
(ach doch, ein riesiges Kornblumenfeld, wovon natürlich drei in unsere süße Windschutzscheibenvase wanderten!)
Im Hôtel des Messageries in Arbois hat man sich redlich bemüht, aus der alten Postkutschenstation ein passables Hotel zu machen, nur zu einem Duschvorhang hat es dort leider auch nicht gereicht!
Wieder gibt es kein Abendessen, nur ein paar Pfirsiche für mich, die ich während unseres kleinen Stadtspazierganges auffuttere und dabei festlege: "Heute essen wir nichts mehr", worauf Fritz sich kugelt vor Lachen....!
Samstag, 12.6.1999
Frühstück wie immer .... französisch!
Danach Aufbruch Richtung Schweiz, bzw. Heimat. Mein Hintern ist fast schon am Autositz angewachsen, - ich möchte unbedingt etwas laufen, bevor ich mich in Malbuisson gleich wieder an den Mittagstisch setze. Und so tigern wir beide hinunter zum See, machen einen Einstundenweg und decken danach die Serviette über die Oberschenkel, um uns ein letztes Mal "wie Gott in Frankreich" verwöhnen zu lassen. Das Restaurant "Le Lac" hat zwar nur 12 Punkte erkocht, aber trotzdem ist es noch einmal ein Erlebnis, in diesen antiquierten Hallen, die nach verstaubter kaiserlicher Pracht riechen, eine Delikatesse nach der anderen zu verspeisen.
Fritz hatte als Vorspeise 12 Schnecken, die durch Häufchen von Kartoffel-Käse-Gratin am Zusammenkullern gebremst wurden.
Danach Entenbrust, wovon ein Teil für Vinzenz eingepackt wurde.
Ich hatte einen Salatteller und danach Fisch an Kartoffel-Nuß-Breis mit Nußsoße!
Dazu ein Wein, der blumig schmeckte wie ein Sherry, trotzdem aber nicht in den Kopf oder in die Beine stieg.
Zum Schluß Nachspeisen und Käse vom Wagen, Kaffee --- blubb, ab heute wird Diät gehalten!
Nachmittags stand der Besuch des Spieluhrenmuseums in Auberson auf dem Programm, d.h. wie ich später feststellte, auf m e i n e m Programm, denn Fritz beschloß, im Auto zu bleiben. -
Als ich ihn nach dem ersten Durchgang dann aber doch holte, fand auch er Gefallen an den vielen Spieluhren, den alten elektrischen Klavieren und Grammophonen. Das war ein ganz toller kurltureller Abschluß, durchaus auch mit Kindern zu empfehlen.
Wir quälten uns dann vier Stunden vom Neuchâteler See über Bern und Zürich nach Feldkirch:
Auf der ohnehin mit 120km/h begrenzten schweizer Autobahn waren mindestens die Hälfte der Fahrtstrecke mit 80er oder 100er Beschränkungen belegt. Als wir in einer 11km-langen einspurigen Behelfsfahrbahn fuhren, überraschte uns ein Prasselregen! Ich zwängte mich an die Seite, Warnblinker an und Fritz machte in Windeseile das Dach zu. Es blieb dann auch zu bis nach Feldkirch, wo wir gerade noch rechtzeitg zum Autozug kamen, beim Inder ein wenig essen konnten und dann sogar die Liegewagengebühr sparten, weil wir uns im leeren Zug ein ganzes Sitzabteil nahmen und bestens die Nacht verbrachten.
Am Gedersberg kam uns Wölfi im Variant entgegen: "Ihr seid schon da??? - "
Nach Vorstellung der blonden Dame neben ihm ein Hinweis, daß zu Hause noch zwei Herren und ein Mädchen untergebracht seien, es sei eine elsa-Generalversammlung in Graz gewesen....
Wir schleichen uns ins Haus, um niemanden der Gäste aus dem Schlaf zu holen, wärmen uns den Kaffee von gestern auf und freuen uns, daß noch ein paar Scheiben Lieken-Vollkornbrot in der Lade sind. Croissants und Baguette sind super, aber alles zu seiner Zei
Wie schön, jetzt sind wir mindestens 10 Tage in Graz!