1997 Chile

So kam unsere Chile-Reise 1996/97 zustande:

a) Ich (Vater) kaufte mir als interessante Lektüre 1991 den neu erschienen VELBINGER-Reiseführer „Chile-Osterinsel-Antarktis“, um diesen gelegentlich zu lesen....Das geschah auch bruchstückweise..

b) Sohn Wolframs(20) Interesse an Chile erwachte, als bekannt wurde, daß das Pfadfinder-Jamboree 1998 Chile stattfinden würde....

c) Im Januar 1996 warf unsere reisemüde Mami die Frage auf: „Mein Gott, was machen wir denn die kommenden Weihnachten? Etwa schon wieder eine anstrengende Reise mit 16 Stunden oder mehr Flugzeit? Wenn ja, dann geh`doch mit Wölfi, der hat mehr Spaß daran als ich...Meinetwegen nach Chile, wenn Ihr Freude daran habt, ich mache mit Uli und unseren Katzen gemütliche und geruhsame Weihnachten...“

Und wir beide - Vater und Sohn! - wollten.

Wölfi fing im Februar 1996 an zu planen und zu organisieren, schrieb das Chilenische Fremdenverkehrsbüro in Santiago de Chile an, las in der Universitätsbibliothek alles über die Osterinsel, sprach mit Fluglinien und Reisebüros, hing am Internet.... und die

Sache fing allmählich an, Wirklichkeit zu werden.

Am 09.04.96 reservierten wir unsere Flugtickets mit Lufthansa und Lan-Chile bei Kuoni, Graz.

Am 20.11.96 bezahlten und erhielten wir unsere Flugtickets

Ich machte die Hotelbuchungen am chilenischen Festland über unser Fax, mit einer spanischsprachigen Vorlage, die Wölfi verfaßt hatte.

Die Auswahl machten wir teil nach dem Velbinger-Reiseführer, teils nach Unterkunftsempfehlungen aus dem reichhaltigen und deutschsprachigen Unterlagen des chilenischen Fremdenverkehrsbüros in Santiago de Chile....

Fast alle angesprochenen antworteten mit bestätigter Reservierung.

Endlich ist es soweit: Dienstag, der 10. Dezember 1996!

Ich habe im Büro noch soviel zu tun, daß Ilse, die uns um 17 Uhr zum Flughafen Graz bringen soll, unruhig wird. Ob ich nicht bald ein Ende finden kann, fragt mein Schatz zu wiederholten Malen bei mir im Büro an - ich bin ohnehin schon abreisegestreßt, werde noch flatteriger und bringe dann gar nichts Gescheites mehr fertig. Wölfi geht es ähnlich.

Zwar ist schon (fast) alles seit Tagen fertig gepackt, aber etwas findet sich immer noch, das gut wäre mitzunehmen.

Hier beginnt nun die Aufzeichung des Reisetagebuches:

Di 10.Dezember 1996

Abreise: Mami bringt uns um 18 Uhr zum Grazer Flughafen.

Mit Lufthansa eine Stunde bis Frankfurt, unsere 2 Koffer sind bis Santiago de Chile aufgegeben worden; wir haben nur noch unsere kleinen Rucksäcke bei uns.

1 ½ Stunden später, d.h.: ab 22,00 Uhr Abflug der Lufthansa 526 nach Buenos Aires und weiter nach Santiago de Chile, wo wir um 15 Uhr des nächsten Tages eintreffen sollen (und es auch taten).

Mi 11. Dezember 1996

Gutes Essen und nette Bedienung an Bord der Lufthansa - aber ich bin so müde, daß ich fast alles verschlafe, da die letzten Wochen so arbeitsintensiv gewesen sind.

Wölfi schläft auch viel; wir fliegen ja auch nachts über den Südatlantik. Wölfi hat neben mir einen Fensterplatz.

Zeitweise sehr heftige Turbulenzen, das Flugzeug hüpft, fällt und vibriert - nur alte Füchse fürchten dabei nicht um ihr Leben. Im ersten Morgenlicht fliegen wir über eine unendliche grüne und nebelige Landschaft, ohne Straßen und ohne menschliche Siedlungen.

Das ist nach der Bordcomputerauskunft Brasilien um die Stadt Fortaleza.

Um 12,45 Grazer Zeit (die Uhren haben wir noch nicht umgestellt) landen wir in Buenos Aires; eine Stunde Aufenthalt. Unsere Lufthansa-Betreuungsgruppe verläßt uns jetzt. Das Flugzeug wird aufgetankt.

Die WC´s am Flughafen haben keinen Riegel, kein WC-Papier, alles nur mäßig sauber, wirkt etwas heruntergekommen. 26°C!

Um 15 Uhr landen wir auf dem viel moderner wirkenden, neuen, sauberen Airport Arturo Benitez von Santiago de Chile.

Zoll- und Einreisekontrolle ist kein Problem; nur USA-Bürger müssen aus dem Grund der Reziprozität (weil die USA, das bei der Einreise von Chilenen in die USA auch tun) 20 US $ Gebühr bezahlen.

Vom Hotel arrangiert, holt uns „Roberto“ (ein Allerweltsunikum) für 20 + 1 US $ vom Flughafen ab; er spricht fließend französisch und natürlich auch spanisch mit uns - besser gesagt - mit Wölfi, der beides besser beherrscht als ich.

Unser Hotel FORESTA am Cerro (Hügel) Santa Lucia - wo wir gegen Mittag, Ortszeit Santiago, eintreffen - ist eine angenehme

Überraschung für uns. Vorzimmer, Schlafzimmer, Bad+WC alles ist da und sehr sauber. Am 6. Stock gibt es ein Restaurant, das uns Roberto, unser Abholer, schon als gut und preiswert empfohlen hatte.

Satt sind wir noch von der Lufthansa-Bordverpflegung, also schlendern wir kurz durch das Geschäftsviertel Huerfanos (=WAISE?),

das unmittelbar am Hotel beginnt.

Wir kaufen in einer Buchhandlung einen 1997-er Reiseführer von ganz Chile, von einem Straßenhändler ½ kg Kirschen (hier ist Hochsommer mit 27°C) um umgerechnet DM 2,40, einen Chile Bildkalender und essen schließlich zu Abend LOMO (Filetsteak) im Hotelrestaurant mit dem guten Undurraga-Rotwein - wirklich gut - und schlafen tief bis 8,30 am nächsten Tag.

Do 12. Dezember 1996

Heller Sonnenschein, als wir um ½ 9 Uhr aufwachen. Dürftiges Frühstück mit Tee, wenig Butter und 2 rindenlosen Weißbrotschnitten.

In ca. 3 Gehminuten kommen wir zur Metro, wo wir unglaublich billig eine Zehnerkarte erstehen.

Alle 2 Minuten fährt ein Zug; wir fahren zum Touristenbüro, wo wir 4 Farbposter „abstauben“, die jetzt unser Heim und das Dresdner Büro schmücken.

Wir erkunden die Abfahrtsstelle für den oder besser gesagt; die Flughafenbusse von der Metro-Station „Los Heroes“.

Von dort kommt man für 650 Pesos (ca. DM 5,50) pro Person alle ½ Stunden zum Internationalen Airport.

Heute nachmittags ist unser Flug nach ARICA, im äußersten Norden

Chiles eingeplant.

Wir räumen das Zimmer, dürfen unsere Koffer (kostenlos) ins

Depot (custodia) des Hotels geben, Wertsachen in den Safe, zahlen im Voraus für unsere gebuchten Aufenthaltstage im freundlichen FORESTA bis zum 03.01.1997 und gehen ca. 350 m zur Metrostation Universidad Catolica, 8 Minuten dauert die Fahrt bis Los Heroes.

Als wir die Treppe zur Hauptverkehrsachse von Santiago, der „Avenida Libertador O´Higgins“ hochkommen, fährt der Flughafenbus eben ab - hält aber an als er sieht, daß wir zum Halteplatz laufen und wahrscheinlich also mitfahren wollen. Sehr nett!

Vom Internationalen Flughafengebäude werden wir nach rechts zu einem niedrigeren Bau gewiesen: der Inlandsteil.

Dort holen wir das heutige Mittagessen nach: MACHAS: Muscheln, die wie rosa Schinken aussehen, auch so bißfest sind und auch so ähnlich wie Schinken schmecken, in der unteren Schalenhälfte mit Parmesankäse überbacken und serviert.

Wir sind beide überrascht, wie gut das schmeckt....Gar nicht nach Fisch oder Tran....

In einem 3-stündigen Flug bringt uns die Inlandsfluglinie LADECO entlang der chilenischen Pazifik-Küste über die trockene Wüstenlandschaft Nordchiles mit ständigem Blick links auf das Meer (den Stillen Ozean) und nach rechts auf die Anden- oder Kordillerenkette, teilweise weiß verschneit in weiter Ferne. Nach 3 Stunden landen wir in IQUIQE, 20 Minuten später in ARICA.

Beim Landen macht das Flugzeug einen weiten Bogen über Meer, Strand und Wüste, wo wir eine einzige schnurgerade Straße mit der überdachten und beflaggten Grenzstation CHACALLUTA ausmachen können.

Im einfachen und kleinen Flughafengebäude gelingt es Wölfi nach einigem Hin- und Her ein Mietauto, Marke NISSAN mit 49.000 km auf dem Tachometer - aber sonst ganz gut im Schuß für ca. DM 100/Tag,

bei unbegrenzter KM-Leistung zu bekommen.

Wir bezahlen mit EUROCARD im Voraus und fahren die 18 km ins Zentrum von Arica.

Weithin begrüßt uns der „Morro“, ein kahler, ca. 300m hoher Hügel, früher eine peruanische Grenzbefestigung, die die Chilenen 1878 in einem blutigen Kampf erstürmt hatten. Heute ist oben ein Museum, das an diese Eroberung erinnert, ein Riesendenkmal, Fahnenmasten und alte Geschütze mit der Aufschrift KRUPP ESSEN 1874.

Vom Hotel SAVONA nahe des Morrofelsen sind wir wieder angenehm überrascht. Ein kleines, sauberes Hotel mit hübscher Empfangshalle, einem Innenhof mit Garten und Sonnenschirmen, grünem Rasen, Blumen,

Bougainvillien, Bananenstauden, blitzblanker Klinkerboden - und sehr ruhig gelegen.

Die Zimmer einfach, sauber, gute Dusche, WC, Bidet und Klimaanlage.

Zunächst erschreckt man etwas, wenn man in der Wüstenstadt einfährt und denkt: O Gott, wo sind wir denn bloß gelandet!

Zu Unrecht, denn bei näherem Kennenlernen entfaltet ARICA seinen Charme, seine Grünanlagen, seine oft ebenerdigen Häuser mit plattem Dach und direktem Ausgang zur Straße, seine netten Restaurants und freundlichen Menschen.

Für den morgigen Ausflug in den LAUCA-Nationalpark, nahe der Grenze zu Bolivien hoch in den Bergen (ca. 4.000 m) kaufen wir in einem Supermercado Proviant und Trinkwasser für morgen, essen eine Kleinigkeit - dann heiße Dusche und schon schlafen wir tief bis

Do 13. Dezember 1996

um 6,00 Uhr Wölfis Wecker klingelt....

Auf, fertigmachen - kein Frühstück, das gibt es erst ab 7,30 und da sind wir schon tief in der Berglandschaft.

Vorher bei ESSO auftanken, Luft kontrollieren: GEHT nicht, wie man

das in Europa kennt: ein Druckschlauch ist zwar vorhanden, Manometer gibt es keines (anderswo in Chile meistens ebenso). Man füllt die Reifen eben nach „Augenmaß“......

Hinauf geht es in die Anden auf der sehr gut ausgebauten und neu asphaltierten Straße Nr.11 zur bolivianischen Grenze bei Chungara.

Eine unbeschreiblich eindruckvolle Fahrt von Seehöheo 0 m schraubt

sich die Straße zunächst im grünen Tal eine Zeitlang neben der Bahnlinie nach La Paz/Bolivien, eingesäumt von kahlen, gelbbraunen

Hängen immer weiter empor und gibt immer neue atemberaubende Ausblicke auf eine aride Bergwüste frei.

Bei Höhenmeter 3.500 passieren wir PUTRE, ein kleines Dorf, das in einer grünen Mulde im Altiplano liegt. Uns zieht es magisch nach oben. Bei einem guten Aaussichtspunkt parken wir 50 m neben der Straße und bewundern das fremdartige Panorama, machen kurzes Frühstück und einige Fotos.

Weiter klettert, die Straße: bei ca. 4.000 m passieren wir ein mit Stacheldraht abgegrenztes Militärlager - offensichtlich Gebirgs-truppe zur Grenzsicherung. Bei mir stellt sich ein ziehender Kopf-

schmerz und zunehmendes Augenflimmern ein: SOROCHE oder PUNA, die Höhenkrankheit (mangels Gewöhnung an die dünne Höhenluft). Wölfi spürt noch nichts davon; er übernimmt daher das Auto, da mir das Fahren Beschwerden macht - die Straße tanzt und flimmert vor meinen Augen.

Die Landschaft wird immer grüner, je höher wir fahren. Wir sehen wilde Wollhasen und weidende Lamas, Seen - viele davon stark salzhaltig. Links von uns der schneebedeckte (erloschene?) Vulkan

PARINACOTA, 6.330m und der LAGO CHUNGARA (Bild)Der chilenische Zoll läßt uns beim Grenzübergang CHUNGARA, 4.800 m mit dem Mietauto nicht durch. Wölfi hätte so gerne einen Abstecher auch nach Bolivien gemacht, und sei es nur, um einen bolivianischen

Stempel in den Paß zu bekommen.

Zu Fuß: ja - aber das sind 15 km nur bis zum bolivianischen Zollamt und zu nächsten Kleinstadt, TAMBO QUEMADO, weitere 25 km.....

Ob uns ein bolivianischer LKW-fahrer vielleicht mitnehmen würde? Mir geht es nicht gut: ich habe durch die PUNA Gleichgewichts- und Sehstörungen, ganz schlimme Kopfschmerzen - also geben wir den Plan auf und fahren durch den LAUCA-Nationalpark zurück, fotografieren viel und nehmen schließlich ein chilenisches Studentenpaar und einen Schweden mit ins Höhendorf PARINACOTA, 4.550 m das wir besichtigen und ein textiles Andenken von den Hochlandindios erwerben.

Diesmal besichtigen wir PUTRE, dort verabschieden sich die Chilenen

und wir fahren nach kurzem Rundgang zurück zum Hotel SAVONA.

Dort: Heiße Dusche genommen, Aspirin geschluckt und kurz

geschlafen; schon geht es mir und auch Wölfi besser, der zuletzt auch etwas von der PUNA zu spüren bekam, zum Glück nicht so stark wie ich, so daß er noch gut fahren konnte.

Ich war fahruntüchtig aus dem Höhen-Sauerstoffmangel, der zu Augen- flimmern, Schwindelgefühl, Müdigkeit und Kopfschmerz geführt hatte.

Abends im CASANOVA (Velbinger-Tip) schmackhaften Fisch und Steak + ½ l Undurraga-Roten verzehrt; anschließend tief und erholsam geschlafen. Nachts ist es kühl; es gibt weder Mücken noch Fliegen, die uns belästigt hätten.

Sa 14.Dezember 1996

Wir wollen einen Kurzbesuch in PERU, in TACNA, eine Stadt nahe der Grenze machen.

Erstmals mit der EUROCARD aus dem Geldautomaten 100.000 Pesos, ca.

DM 370 abgehoben. Ging glatt.

Reifen gepumpt, noch 10 l getankt.

An der Grenze CHACALLUTA: Keine Ausreise, weil mein Einreisezettel fehlt, genauer gesagt: der liegt wohlverwahrt im Safe des Hotels FORESTA in Santiago.....

Man könntge sich aber bei der EXTRANJERIA (Ausländeramt) in ARICA einen neuen besorgen, wenn der aktuelle verloren gegangen wäre. Also: 15 km zurück, tatsächlich hat die EXTRANJERIA AM Samstag um 12,15 Uhr noch geöffnet und stellt flink, kostenlos und freundlich

einen neuen Zettel aus. Zurück nach CHACALLUTA-Grenze.

Die Grenzformalität mit dem Mietwagen ist umständlich; zuerst Vordrucke für 200 Pesos kaufen und ausfüllen, anstellen, stempeln,

nochmals zur Amtsausfuhr - dann können wir fahren.

Beim peruanischen Zoll dasselbe noch einmal: Immer sind die Beamten oder Beamtinnen freundlich, wenn auch nicht sehr schnell.

Ab Grenze nun 65 km durch ebene Wüste, dann sind wir in TACNA: eine

lebhafte, aber viel ärmere Stadt als ARICA, sehr mäßig sauber, wenig europäischer Einschlag. Links und rechts von der Hauptstraße

schauen bei den kurzen Querstraßen die Wüstenhänge in die Stadt.

Nach dem Besuch des Marktes, einiger Geschäfte lassen wir bei einer Straßenverkäuferin Orangensaft frisch pressen; sie freut sich sichtlich darüber, daß es uns gut mundet. Obst gegessen, Wölfi erwirbt einen Lamahaarpullover. Postkarten von TACNA sind nicht zu haben, also zurück nach ARICA/Chile.

Wieder dasselbe Ritual mit Paß und Mietauto, dennoch kommt nie das Unbehagen von Russisch-DDR-Grenze auf.

Wir suchen noch den Busbahnhof „Diego Portales“ von dem wir morgen abfahren möchten und bringen dann das Auto zurück.

In der Nachmittagssonne den MORRO bestiegen.

Abendessen recht gut, Hotelrechnung bezahlt, morgen müssen wir um 7,00 Uhr losziehen.

So 15. Dezember 1996

Gäste mit einem Dackel stören durch das Gebell unseren Schlaf. Auf um 6,00, Dusche aber kein DESAYUNO (Frühstück), taugt sowieso nichts. Zu Fuß zwei Straßen weiter in das COLECTIVO NR 8 gestiegen, das ist ein Sammeltaxi mit fixer Fahrstrecke für alle, die mitwollen, je Person 150 Pesos, bringt uns auf verschlungenen Wegen zum Busbahnhof „Diego Portales“.

Von hier aus mit dem Überlandbus 4 ½ Stunden durch eine wilde Wüstenlandschaft, gelegentlich Kontrollpunkte der CARABINEROS.

12,00p sind wir in IQUIQUE, WC am Busbahnhof ist i.O. - wie geht es weiter nach ANTOFAGASTA?

Nach einigem Umhergehen in der lebhaften Stadt finden wir zahlreiche Büros, die Fahrkarten für die verschiedensten Busverbin-

dungen anbieten.

Eine Linie fährt um 14 Uhr ab. Das sagt uns zu und wir kaufen 2 Fahrkarten, dürfen unsere Reistasche und die 2 Rucksäcke unter dem Tresen einlagern. So können wir uns unbeschwert um ein Mittagessen kümmern.

Gleich um die Ecke gibt es was: Steak, Avocado und Tomate und ein Riesenbrötchen, dazu Fruchtsaft, 2 x nachgefüllt; wir sind durstig bei dem sommerlich heißen Wetter. Das Essen war recht gut.

Dann holen wir unsere Reisetaschen und Rucksäcke aus den Büro ab; der „JEFE“ (Chef) sagt: „Quinze(15) minutos al estancion del bus a pie“, also: 15 Minuten zu Fuß bis zum Busbahnhof - der ein anderer ist, als der, an dem wir ankamen.

Geduldig und schwitzend trotten wir mit dem Gepäck durch die Stadt, immer etwas unsicher, ob wir die Richtungsangabe des JEFE auch richtig verstanden haben.

Wölfi fragt Passanten mehreremale, aber viel klarer wird uns das dadurch auch nicht. Schließlich hilft der VELBINGER-Reiseführer - und da ist auch schon, etwas am Stadtrand gelegen, der Bushof.

Der Mercedes-Bus fährt pünktlich ab über die Küstenstraße nach ANTOFAGASTA (Es gibt auch eine Straßenverbindung weiter landeinwärts; unsere chilenischen Freunde, die wir am Chungara-See

mitgenommen hatten, rieten uns, die Küstenstrecke zu wählen).

Nochmals 370 km, rechts das Meer, links Wüste.

Gegen 19,00 sind wir in ANTOFAGASTA und finden mit Hilfe des Reiseführer sofort unser Hotel „DIEGO DE ALMAGRA“; das sehr nett ist.

Ganz schnell in der Abenddämmerung noch ¼ Stunde durch die Stadt gewandert, dann im Restaurant „ARRIERO“ mit altspanischem Ambiente gegessen: ich: See-Igel-topf mit viel Käse, warm zubereitet, sehr gut, schmeckte etwa wie Käsefondue mit Krabben, dazu Tomate und Avocado.

Wölfi ißt eine Fleischgrillplatte (PARRILLADA), das ist so viel,daß

ich auch noch ein Teil davon bekommen kann, ein Rest geht zurück...Dazu ½ l Undurraga-Roten und Cola für Wölfi.

Danach noch ein kleiner Stadtrundgang durch die lebhafte Stadt - die Einwohner sind total aus dem Häuschen, weil soeben im Radio durchgekommen ist, daß das Fußballmatch Argentinien-Chile 0:1 für Chile steht. Alle Autos hupen, sogar die Carabineros lassen ihr Blaulicht blinken. Das geht sogar eine Weile weiter, als das Spiel 1:1 endet.

Mo 16. Dezember 1996

Am Morgen geht der Schabernack in Form einer im Hotel nächtigenden Mädchenklasse (14-16-jährige?) auf Reisen; unser Telefon klingelt, an der Tür wird geklopft: niemand draußen.

Beim dritten Klopfen reiße ich die Tür abrupt auf - erschrocken und verlegen steht eine Schülerin davor, und weiß nicht was sie sagen soll.... Hinter der Flurecke kichert der Rest....

Wir frühstücken gemütlich bis 9 Uhr, die Mädchenklasse ist auch da, einige schwarzhaarige Geschöpfe davon feixen uns verstohlen an..... Wir haben Zeit, uns die Stadt bis 10,30 anzusehen; sie ist voller Leben und Geschäftigkeit, fast wie eine deutsche am Markttag...

Wir telefonieren mit der Telefonkarte vom Marktplatz nach Graz: Digitale Ziffernanzeige, beste Verbindung, zuhause alles i.O.

Dann holt uns das bestellte COLECTIVO (Sammeltaxi) vor dem Hotel ab und bringt uns zum Flughafen ANTOFAGASTA

1 ½ Stunden Flug mit der LADECO nach Santiago, den inzwischen bekannten Flughafenbus zur Metrostation „LOS HEROES“ bestiegen und die 5 Minuten ins Hotel FORESTA gegangen.

Erstmals heiße und kalte Dusche genommen, dann Waschmittel gekauft und große Wäsche gewaschen.

Danach mit der METRO und dem Zubringerbus ins „CENTRO COMERCIAL PARQUE ARAUCO“ gefahren. Dort trennen wir uns für 2 Stunden und vereinbaren einen Treffpunkt.

Im Buchladen ATENA mit einem ca. 20-jährigen, deutschstämmigen Chilenen DEUTSCH gesprochen (Wölfi unabhängig beim Postkartenkauf auch!), 2 Bildbände über Chile und Osterinsel gekauft; abends in einen der zahlreichen Schnellimbisse dort und nachhause.

Große Pause.

Di 17. Dezember 1996

Wir wollen auch einmal im Meer baden bei diesem hochsommerlichen Wetter.

Wölfi findet die Busverbindung vom Buszentralbahnhof: alle 10-15

Minuten geht ein Buas nach VINA DEL MAR (unmittelbar benachbart zur Hafenstadt VALPARAISO = Tal des Paradieses).

Je näher unser Bus dem Meer kommt, desto grüner und bewaldeter wird das Land. Es gibt viele Weingärten, aus denen erstklassige Rot- und Weißweine kommen.

Im Zentrum von VIAA DEL MAR ist ein großer parkähnlicher Platz mit sehr alten, dicht belaubten Bäumen, Springbrunnen, Kieswegen mit Sitzbänken dazwischen - alles sehr nobel.

Wir haben nur dünne Rucksäcke mit und gehen die 20 Minuten zum Strand, wechseln DM in Pesos, vergessen aber Sonnenschutz zu kaufen.

Am Sandstrand ist wolkenloser Himmel, starke Sonneneinstrahnlung, windstill und 29°C.

Wölfi fährt mit dem Bus in die Stadt zurück und kommt in 15 Minuten mit einer Sonnenschutzlotion zurück. Ich führte unter einem dichtbelaubten Baum einstweilen ein Schattendasein und las in unserem VELBINGER-Reiseführer.

Nach 2 1/2 Stunden sonnenbaden fühlen wir beide, daß es nun genug ist, um keine Verbrennung zu bekommen. Das Meer ist hier sehr kalt,

hat eine schöne Brandung mit sehr starkem Sog nach draußen. Der Strand geht unmittelbar in tiefes Wasser über. Wir badeten deshalb nur kurz und duschten für 150 Pesos in einer der Strandkabinen.

Zurück mit einer Stadtbuslinie ins Zentrum der sehr gepflegt und vornehm wirkende Stadt.

Wir schreiben Uli eine Postkarte, essen mexikanisch zu Mittag und machen dank Wölfis Spanischkenntnissen Bekanntschaft mit einer Gruppe reizender (schwarzhaariger) Schülerinnen in ihren adretten Schuluniformen: weiße Blusen und dunkelblaue Trägerkleidchen.

Wir fahren am späten Nachmittage zurück nach Santiago durch die sonnendurchglühte Landschaft und gehen zur unweit vom Busbahnhofe gelegenen ESTACION FERROCARRIL ALAMEDA (=Hauptbahnhof).

Dort kaufen wir 2 Fahr- und Schlafwagenkarten für den 01.01.97 zur Rückfahrt von PUERTO VARAS, dem südlichsten Endpunkte der noch bestehenden Staatseisenbahn (Die Strecke von Santiago nach Norden ist seit langem eingestellt, Flug und Bus sind da wohl billiger gewesen, als die Unterhaltung eines 2.500 km Bahnnetzes. Schade.)

Für die ca. 2.000 km bezahlen wir für beide DM 195,-- (wie billig!)

Danach gehen wir über den riesigen Bahnhofsmarkt, durch die überdachten Hallen - haben aber nichts kaufenswertes gefunden....

Nun sind wir müde; ab in die Metro, ins Hotel und mit Ohrenstöpseln gegen den nächtlichen Verkehrslärm gut geschlafen bis 9,15 des nächsten Tages.

Mi 18. Dezember 1996

Obwohl wir lange und gut bis 9,15 geschlafen haben, sind wir um 9,55 beim DESAYUNO (Frühstück) nicht die Letzten.

Es gibt Tee und frischgepreßten, sehr schmackhaften Orangensaft, Schinken mit 2 Eiern gebraten, eine Scheibe Pumpernickel (aus Graz) und die letzte Tomate aus ARICA.

Beim Frühstück genießen wir immer den Ausblick vom Dachgeschoß auf den grünen CERRO SANTA LUCIA, der uns gerade gegenüberliegt und auf das Gewühl der Innenstadt HUERFANOS (-straße).

Dann suchen wir die Zentrale der Chilenischen Pfadfinder in der

CALLE EJERCITO 177.

Es ist wolkenlos, 28°C heiß; immer sind viele Leute unterwegs, das fällt uns in dieser lebhaften Stadt besonders auf. Wölfi kauft ein Paar Scout-Sachen als Andenken; ich bin inzwischen zur PELLUQUERIA, was Perückenmacherei heißt, aber simpler Haareschneider ist.

Für 1.800 Pesos oder ca. DM 6,50 bekomme ich wieder ein gepflegtes Äußeres, sprich Haarschnitt.

Auf der Suche nach einem T-Shirt für Uli gehen wir nochmals zum Bahnhofsmarkt (2 ½ km), finden aber nichts, was uns gefallen könnte.

Auf dem Rückweg zum FORESTA-Hotel genehmigen wir uns beim Burger-King einen“Whopper“ (Brötchen mit Faschiertem und Salat).

Wölfi trifft im dichtesten Menschentrubel der Fußgängerzone einen Jus-studenten aus Graz, der von Anfang Dezember bis Ende Februar bei einer Gastfamilie in Santiago bleibt, um sein Spanisch zu verbessern. Später möchte er auch Ausflüge in den Süden und Norden Chiles machen.-

Im Hotel hält Wölfi einen Nachmittagsschlaf; ich habe endlich Zeit, das Reisetagebuch nachzuschreiben.

In der Abenddämmerung machen wir uns auf, den CERRO SAN CRISTOBAL zu ersteigen, ca. 2 km vom Hotel, über den MAPOCHO-Fluß, der oben eine ca. 30 m hohe weiße Marienstatue trägt, die nachts beleuchtet ist. (Wir hielten die Skulptur aus der Ferne immer für JESUS, wahrscheinlich wegen der waagrecht ausgestreckten Arme). Als wir zum FUNICOLAR (Aufzug) kommen, ist es 21 Uhr, die Sonne scheint noch - dennoch wird der Betrieb gerade eingestellt. Also gehen wir die asphaltierte Fahrstraße mit mäßiger Steigung bergauf, biszum Wegweiser „SENDERO AL CUMBRE“ (Pfad zum Gipfel); in 30 Minuten sind wir oben: Hier ist es angenehm kühler, als unten - obwohl wir geschätzt nur ca. 250 Höhenmeter über der Stadt sind.

Gerade geht die Sonne unter; unter uns nach allen Seiten das Lichtermeer von Santiago. Erst hier bekommt man einen Eindruck von der Größe der 6 Millionen-Stadt.

Viele Paare und Familien mit Kindern sind (mit dem Auto) noch oben; ein Paar macht ein Foto von uns beiden.

Beim Abstieg fährt ein aggressiver Köter auf mich los - reflexartig schlage ich mit dem Fuß wie auf einen Ball und traf den Unterkiefer

des Wauwau´s, worauf er stille ward und eine geraume Weile das Interesse an der Umwelt verlor....

Beim Abstieg durch den schütteren Buschwald des CERRO wirft bereits der Mond unseren Schatten.

Am Fuße des CERRO sind viele Gaststätten nach Art des Wurstelprater in Wien, die uns ansprechen und gerne als Gäste hätten: Nichts da!

ELIMINERA EL GRASO! (Weg mit dem Fett! als Schlankheitsparole).

Zu Fuß gehen wir über die RIO MAPOCHO-Brücke zur Metrostation

BAQUEDANO, gehen aber dann wegen des lauen Abends die Hauptverkehrsachse Bernardo O´Higgins mit ihren vielen beleuchteten Schaufenstern und offenen Gaststätten zu Fuß bis zur Metrostation

„Universidad Catolica“, biegen ab zum Hotel und fallen ins Bett - mit Ohrenstöpsel und Durchzug vom Schlaf-zum Wohnzimmer.

Auch die Nacht ist hier noch sehr warm von der Hitze des Tages.

Do 19. Dezember 1996

Dusche und Frühstück, Umpacken unseres Gepäcks für den Flug auf die Osterinsel. Koffer und Rucksäcke kommen wieder in die Hotel-Aufbewahrung und wir schlendern gemütlich durch die Fußgängerzone, wechseln nochmals DM 300 und fahren schließlich mit dem Aufzug auf den Hausberg vor unserem Hotel: CERRO SANTA LUCIA:

Ganz oben - wie am grazer Schloßberg viele Rundwege, ganz oben ein größeres Wasserbecken mit dem Hinweis: „Schwimmen verboten“

Die Jugend kümmert sich nicht darum; Mädchen (8-14 Jahre?) plantschen samt ihrer dunkelblau-weißen Schuluniform im tiefen Wasser. Wölfi als RUBIO (Blondschopf, in Chile reinster Wahnsinn!) wird von einem Rudel Mädchen umringt und muß palavern, ein Foto wird gemacht, zum Abschied muß er hingehauchte Wangenküßchen vom ganzen Schwarm erdulden (?).

Wieder unten finden wir in der CALLE MIRAFLORES die Velbinger-empfehlung: ehemals CLUB PERU, jetzt neu:

„EL PUENTE DE BORGUEZ“

Wir bestellen ein rein peruanisches MENU PARA DOS PERSONAS für

5.000 Pesos:

1 Cebiche (Roher Fisch mit Zwiebeln)

1 Papa a la Huancaina (gekochte, geschälte Kartoffeln mit würziger

Quarksoße)

1 Cau-Cau de mondongo (gegarter Schafmagen in Stücken mit Curry,

Reis und Kartoffeln)

1 Patita con mani (Fleischstücke mit Schwarte vom Schwein mit

paprikaähnlichem Gewürz und Reis)

Es gibt für Wölfi und mich taatsächlich nur je einen Teller pro Gericht, den wir beim Essen nach Belieben teilen dürfen; d.h.: wir essen beide aus einem Teller gleichzeitig.....Ist das peruanisch???

Dazu gibt es Brötchen, Butter und Undurraga-Rotwein, Limonade für

Wölfi.

Am Nebentisch tafeln 3 jüngere „Manager“, weißes Hemd, dunkelblaue Hose, Jacke wegen der Hitze über den Stühlen...

Als sie eine Flasche Weißwein serviert bekommen, dreht sich einer davon zu uns um und fragt auf Deutsch, ob wir „auch mal einen guten

Wein kosten möchten“.

Als wir uns von der Überraschung erholt haben, so unvermutet hier deutsch angesprochen zu werden, beeilen wir uns „JA, natürlich!“ zu sagen. Er sagt, daß er gut Deutsch verstehen könnte, aber nicht so gut sprechen (wir merken nichts davon!)

Er sei 3 Jahre in AMBURGO (???) gewesen - PINNEBERG (jetzt wirds uns klar: HAMBURG ist gemeint) und hätte noch seine Frau und 2 Töchter dort.

Wir heben unsere Gläser auf „SALUD EL PUEBLO CHILENO“ (Hoch lebe das Volk von Chile!), zahlen und gehen.

Auf einer Parkbank im Schatten am Fuße des CERRO vor dem Hotel werden wir von einem ca. 10-jährigen dreist angebettelt. Wölfi gibt ihm Kirschen, die er nimmt. Als er uns zu nahe kommt, wehren wir ab, es wird lautstark - da spuckt er auf mich und läuft davon.

Nach kurzer Reaktionspause bin ich mit meinen Laufschuhen hinter ihm her, die Ampel ist eben grün, kriege ihn zu fassen, er reißt sich los, kriegt

1) einen gewaltigen Schreck und

2) anstelle der zugedachten Backpfeife einen kräftigen Fußtritt, so daß sein gesamter Hosentaschen- inhalt auf die Straße kullert, dann reißt er aus.

Unbehelligt und befriedigt gehe ich zu Wölfi zurück - da kommt der nächste, der bettelt - da gehen wir ins Hotel zurück, holen unsere gepackten Rucksäcke und fahren zum AEROPUERTO.

Die LAN-CHILE soll um 18,35 zur Osterinsel abfliegen, tut sie auch.

Am Abfertigungsschalter drückt uns eine Insulanerin einen einfachen Prospekt von ANA (=Anna) RAPU GUESTHOUSE in die Hand. Vielleicht brauchen wir den??? Wölfi hat zwar über eine Tiroler Vewandschafts-

adresse im März 96 telefonisch für uns Zimmer gebucht - wie die Wirtsleute heißen, oder wo sie wohnen - ist nie aufgeschrieben worden und heute „stehen wir daneben“, weil uns plötzlich unsere Unterbringung auf der Osterinsel (WO???) sehr zweifelhaft erscheint.

4 ½ Stunden Flug liegen vor uns, 4.000 km von der Küste Chiles ist die Osterinsel - oder RAPA NUI das nächste Land, sieht man von der Robinson-Insel JUAN FERNANDEZ ab, die aber nur eine kleine Landepiste besitzt.

Das nächste Land im Osten der Osterinsel ist in weiteren 4.000 km

TAHITI, wo unsere Maschine - ohne uns - dann auch weiterfliegt.

Wir sind so gespannt auf das Neue, daß die Zeit mit Imbiß und Abendessen „wie im Flug vergeht“ und wir um 23,40-2 Stunden = Ortszeit RAPA NUI also: 21,40 Uhr, im letzten Abendschein auf

HANGA ROA (so heißt die einzige Siedlung der Insel) landen.

Unsere bange Quartierfrage löst sich auf ebenso wunderbare wie verblüffende Weise:

An der Glaswand zur kleinen Ankunftshalle hält eine kleines Insulanermädchen einen Zettel hoch, worauf steht:

Friedrich y Wolfram, Graz

Uns fällt der bekannte Stein vom Herzen, da bekommen wir auch schon unsere rote Reisetasche, die wir abgeben mußten und die jetzt erst ausgeladen worden ist - und können hinaus: zur nächsten Überraschung:

Die Mutter der Kleinen, eine hübsche Insulanerin spricht uns in fließendem Deutsch an. Sie heißt Frau Kaltenegger; ihr Mann ist aus Kössen bei Kufstein (wo Wölfi auch unsere Bleibe reservieren ließ).

Mit einem alten VW-Bus fahren wir in die laue Nacht, nach ca. 1 km sind wir da, im „RESIDENCIAL GOMERO“

Herr Kaltenegger begrüßt uns wenig später in deren Gästehaus GOMERA (Gummibaum, den es auch gab, der aber vor einigen Jahren dem Neubau weichen mußte).

Unsere Bleibe: ein einfaches Zimmer, 2 Betten, 2 Stühle, 1 Tisch, 1 Nachtschrank, 1 Einbauschrank. Im Badezimmer: WC, Badewanne, Wasch-becken, Handbrause - alles sehr sauber.

Draußen: Blumenpracht überall, großer Garten vor dem Zimmer, das in einem Seitentrakt liegt.

Die freundlich-gesprächige Insulaner-Oma hängt jedem von uns als Willkommensgruß eine herrliche Blütenkette um den Hals und bringt einen großen Krug Limonade. Dann ist Nachtruhe - obwohl es hier erst 22 Uhr ist;in Santiago schon 24 Uhr !!

Wir sind einfach MÜDE !

Fr 20. Dezember 1996

Am frühen Morgen hören wir im Halbschlaf die Hähne krähen, schlafen aber mit lebhaften Traumbildern bis 8,00

Dann Dusche, draußen ist es warm, Blütendüfte umschmeicheln uns, die Sonne scheint schon warm und es gibt bei der Oma ein ganz tolles Frühstück mit weißen Hefebrötchen, Nescafe-Beutel, Milch, Wurst - die Wölfi gut schmeckt (aus Santiago eingeflogen), Käse, Margarine, 2 Marmeladen und Kuchen.

So reichhaltig haben wir in Chile noch nie gefrühstückt - und sollten es nach RAPA NUI auch nicht mehr tun.

Nach dem Frühstück bezahlen wir für alle 4 Nächtigungen und 3 Tage Halbpension (d.h.: das Abendessen).

Was tun heute?

Erstmals jedes freibleibende Hautfleckchen gut mit Sonnenschutz, Lichtschutz-faktor 12, von Laboratoires Garnier, Paris, einreiben.

Zunächst schlendern wir durch unsere Straße bis zur Kirche und biegen dann ab zum Postamt - und genießen das totale Inselflair mit den üppigen Pflanzenwuchs, die duftende Atmosphäre, das Empfinden, hier zeit- und schwerelos zu sein, das viele Neue, das es zu sehen gibt, die hellhäutigen Inselbewohner, die uns neugierig, abr nicht unfreundlich ansehen....

Frau Kaltenegger empfiehlt uns, zum Anfang auf den 350 m hohen ORONGO-Krater zu gehen, der Aufstieg beginnt unmittelbar hinter dem Flugfeld, das sich hier über die ganze Inselbreite (4 km) erstreckt

Wie wir erfahren, hat die NASA das als Ersatzlandebahn für Space-

Shuttle Raumflüge bauen lassen.

Mit Wasser, Liekenbrot (aus Graz) und Käse brechen wir auf staubiger Straße langsam bergauf; in 1 ½ Stunden sind wir oben. Von Von hier aus hat man einen schönen Rundblick auf HANGA ROA, die Landepiste des Flughafens und die ostseitige Hügellandschaft der Insel. Im Krater, der als natürlicher Trinkwasserspeicher dient, sieht man auf der Wasseroberfläche zahlreiche Wasserpflanzen.

An den inneren Hängen des Kraters, erfahren wir später, würde auch Gemüse, Tomaten u.a.m. angebaut werden.

Am äußersten West-Ende ist die Kultstätte der Vogelmenschen: Etwa 25 Rundhäuser ohne Fenster, nur mit einem 50x50 cm Loch als Eingang, das Flachdach auch aus Steinplatten ohne Holzsparren gebaut und mit Rasen bewachsen. Steil fällt hier der Hang zum Meer ab, meistens felsig, selten mit Grasbewuchs.

Wir sehen weit hinaus auf den tiefblauen Stillen Ozean, Richtung TAHITI 4.000 km und eine kleine Felseninsel, auf der viele Vögel brüten und die wohl in früherer Zeit beim Vogelmenschenkult eine mythische Bedeutung gehabt hat. Nichts Sicheres ist darüber erhalten geblieben...

Zu unserem Glück ist das Wetter immer leicht bewölkt und die leichte Brise läßt uns die sehr starke Sonnenstrahlung nicht zur Last werden.

Zurück nehmen wir eine unbezeichnete Piste durch einen Eukalyptuswald, der Schatten gibt und seinen typischen Duft verhaucht. Wir kommen am anderen Ende der Flughafenlandebahn, fast am Meer, bei einem Gehöft, wo Kühe und Schafe weiden, aus dem Wald und haben nun noch 3 ½ km staubige Landstraße entlang der Piste bis nach HANGA ROA zu trotten.

Allmählich macht sich auch Ermüdung merkbar....

Endlich, um 17 h sind wir beim Flughafengebäude und nun nur noch abgebogen und schon sind wir zuhause.

Heiße Dusche, kurzer Schlaf - zum Abendessen gibt es etwas Besonderes: Unmengen Fleisch, Fisch und Gemüse im polynesischen Erdofen gegart.

So geht das vor sich:

Unsere Wirtsleute haben im Garten eine ca. 40 x 40 x 40 cm tiefe Grube ausgehoben und mit rotglühenden Lavasteinen ausgelegt. Darauf kam eine Lage grüner Bananenblätter, darauf legt man die verschiedenen Eßwaren, ebenfalls in grüne Bananenblätter einge- schnürt, d.h.: Fleisch, Fisch, Muscheln, Süßkartoffeln, Maniok, Böhnchen u.a. Darauf deckt man wieder Bananenblätter, legt nochmals eine Lage heißer Steine darauf und deckt die Grube mit ca. 15 cm Erde zu.

Nachdem das 2 ½ - 3 ½ Stunden so geblieben ist, kann mit dem Mahl begonnen werden: alles ist durchgegart und schmeckt würzig und gut.

Dazu gab es Eisbergsalat, Tomaten, milde Zwiebeln, Weißbrot und den guten chilenischen Weiß- und Rotwein (für Wölfi COLA).

Nun könnte man essen, soviel man möchte - wenn man nur k ö n n t e!

Sinnvollerweise ißt man dazu auch eine Papaya, samt der pfefferig schmeckenden Körner, weil darin wichtige Verdauungsfermente enthalten sind; davon machten wir beide Gebrauch.

Zum Essen machten 2 wild aussehende Polynesier auf ihren Kleinguitarren polynesische Musik und sangen (samt einer älteren Oma) mehrstimmig dazu: Sehr harmonisch in Dur, Lebensfreude ausdrückend - so eine Kasette wollten wir kaufen (taten wir dann auch und wurde Lieblingsmusik unserer Mami im fernen Graz).

Sa 21. Dezember 1996

Wir möchten an den Nord- und Ostteil der Insel: ANAKENA-Strand.

Der Schwager unserer Gastgeber überläßt uns seinen SUZUKI-Jeep für

8 Stunden für 50 US-$. O.K., sobald kommen wir nicht mehr her....

Von HANGA ROA führt nach der Abzweigung beim Flughafen die einzige Asphaltstraße der Insel (fertiggestellt am 28.08.96) 16 km nach ANAKENA (Traumstrand!) teils durch Wald, meistens über Weidegelände, wo wir Pferde, Schafe und Kühe sehen, auch ein Gehöft dazwischen.

Kurz vor ANAKENA zweigt eine Schotterpiste nach AHU TE PITA KURA ab, wo MOAIS stehen, vorbei am POIKE-Vulkan und weiter nach HANGA HOTU ITI mit einem großen Kultplatz mit vielen MOAI-Statuen.

Wir laufen dort kreuz und quer herum, bestaunen die großen MOAI-Männer, die alle knapp vor der Felsküste stehen und landeinwärts blicken.

Weiter geht es 2 km zum RANO RARAKU.

Auf einem Besucherparkplatz müssen wir das Auto abstellen; ein schmaler Pfad bringt uns in ½ Stunden Weg in das Innere des erloschenen RANO RARAKU-Vulkans. Innen ein Süßwassersee mit dichtem Schilfgürtel am Ufer und weidende Pferde.

Am Hang dann die MOAI-Werkstatt: viele begonnene Statuen, teils noch mit dem Mutterfelsen verbunden, teils am Wege stehen oder liegen geblieben; auch an der Außenseite des ca. 150 m hohen, begrünten Berges.

Heute ist es sehr heiß, wir machen einige Bilder, klettern bei den MOAIS herum und freuen uns über jeden kühlen Luftzug vom Meer...

Nach 2 Stunden haben wir genug gesehen. Wölfi fährt, auf steiniger Lavapiste etwa 20 km an vielen einzelstehenden MOAIS vorbei.

Kurz bevor die Staub- und Steinpiste wieder auf die Asphaltstraße zwischen HANGA ROA und ANAKENA einmündet, machen wir Mittagsrast im Schatten alter Eukalyptusbäume.

Dann fahren wir zum zweiten Mal die Teilstrecke nach ANAKENA, mit dem schönen Kokospalmenhain (mit Schatten) und wieder einer großen MOAI-Gruppe.

Auch hier ist vor dem Kokoswald ein Besucherparkplatz. Viele Polynesier sind da und erfreuen sich an dem schönen weiten Sandstrand (Sand als Souvenir mitgenommen!) und dem 24°C warmen Meer. Hier fällt der Meeresboden sehr flach ab, man kann also weit hinaus schwimmen und hat keinen Sog zu fürchten. Wir beide baden ausgiebig und ruhen dann im Schatten einer Palme und genießen das Glück des ANAKENA-Daseins bis 17 Uhr.

Auf der gleichen Strecke fahren wir zurück (andere gibt es keine) und machen kurz vor HANGA ROA einen Abstecher nach links nach

PUNA PAU. Ein kurzer Fußweg über grüne Weiden führt zu einem kleinen Krater, wo allein auf der Insel rotes Lavagestein vorkommt,

das für die Herstellung (tonnenschwerer) roter Hüte (= Sombreros)

für einige MOAIS gedient hat. Zahlreiche fertige, aber nicht mehr auf die Köpfe der MOAIS gebrachte Hüte liegen herum.

Es ist ein großes ungelöstes Rätsel, warum der MOAI-Kult so plötzlich zu Ende ging, daß unfertige Statuen und deren Hüte überall herumliegen....

Es wird dämmerig und wir fahren nach HANGA ROA zurück, tanken das Auto bei der einzigen, einfachen Tankstelle am Flughafen auf und geben es zurück in unserer Pension RESIDENCIAL GOMERO.

Wir stellen noch fest, daß überall im Auto feinster rötlicher Staub herumliegt, der auf der Fahrt ins Auto gestäubt ist. Heute früh, als wir das Auto übernahmen, war es noch ganz staubfrei und sauber.

Auch wir bedürfen der Reinigung vom roten Vulkanerdestaub, der sich unmerklich überall, im Gesicht, in der Kleidung und besonders den Schuhen festgesetzt hat.

Zum Abdenessen bekommen wir eine große Portion Eisberg- und Tomatensalat, danach Thunfisch (Rest von gestern) mit gedünstetem Gemüse und TARO-Knollenpürree, das etwa wie unser heimisches Erdäpfelpürree schmeckt.

Wölfi spielt anschließend mit dem Senior des Hauses Schach, verliert aber alle 3 Partien und damit die Lust aufs Weiterspielen.

Wir haben gefunden, daß das Klima sehr viel Flüssigkeitszufuhr verlangt, weil Sonne, Wind und Luft den Körper stark austrocknen.1 ½ l sind tagsüber zu wenig, besser sind 2-2 ½ l Wasser, das in

kurzen Abständen in kleinen Mengen getrunken werden sollte.

Sonntag, 22. Dezember 1996

Wir nehmen um 9 Uhr an einem (katholischen) Gottesdienst teil, und sind fasziniert, an den Melodien der polynesischen Kirchengesänge, den geschnitzen Engelbildern, die genau die Vogelmenschenbilder der früheren Inselmythologie darstellen.

Ein sympathischer Padre liest die Messe in spanischer Sprache so akzentfrei und klar, daß sogar ich einiges davon verstehen kann. Zum Ende der Messe läßt er alle Frauen, die ein Kind erwarten, zu einem besonderen Segen nach vorne zum Altar kommen. Weihnachten ist nahe und die Symbolik mit Christi Geburt erscheint uns gut gewählt.

Beim Kirchenausgang begrüßt er uns in Deutsch, die tschechisch sprechenden Gäste des GOMERO in böhmisch und kann auch englisch und französisch sprechen, wie wir dann feststellen.

Um 10 Uhr, d.h.: nach Ende der Messe brechen wir zu Fuß auf den Rundweg zur westlichen Bergseite von PUNA PAU, wo 7 große MOAIS in einer Reihe stehen.

Da kein anderer (oder markierter) Weg ersichtlich ist, gehen wir durch die Westseite des Dorfes mit kleinen Hütten und Gärten, teils zwischen Steinwällen, die Abgrenzungen sind, bis zu einem Hirtenpfad, der ab und an mit Steinmännern markiert ist.

Wir kommen nun durch offenes, fast baumloses Gelände, ein inzwischen zur Wiese gewordenes Lavafeld, wo ab und zu einige Kühe oder weidende Pferde zu sehen sind.

Hier finden wir eine Doline, wo Bananenstauden mit noch grünen Früchten und andere, uns unbekannte Sträucher wachsen; darunter die süß-säuerlich und gut schmeckende HAIA-frucht. Der kugelrunde Kern von 1,2 cm klappert innen. Wir nehmen einige davon mit: Frau Kaltenegger erkärt uns später den Namen HAIA und daß das eine eßbare, inseltypische Frucht ist, die in einer Abart nur noch in China vorkommt, nicht aber auf dem chilenischen Festland.

Im Innneren der Doline zweigt eine Höhle ab, die nach einigen Metern immer niedriger wird und wo Wasser von der Decke tropft und sich am Boden in Pfützen sammelt.

Wölfi dringt zu meinem Unbehagen mit der Taschenlampe ziemlich weit vor.... Möglich, daß das eines der Höhlenverstecke ist, worüber die Geschichte der Inselbewohner von früheren Stammesfehden erzählt, die einem verfolgten Häuptling und seiner Familie Schutz geboten haben.

Gegen Mittag finden wir die 7 riesigen MOAIS auf einer gut erhaltenen, altarähnlichen Plattform in einer Reihe stehend. Wir treffen dort ein franzöisches Pärchen (Er-30, Sie-20), die auch mit dem Rucksack unterwegs sind; Wölfi spricht mit Ihnen „francais.“

Nach kurzer Pause gehen wir auf dem Weidenweg, auf dem wir gekommen sind, ein Stück zurück in Richtung Küste zum AHU-TE-PEN, finden aber nichts, als ein paar verfallende Steinplattformen....

Wenn wir genügend Zeit hätten, könnten wir in ein paar Stunden über die Weiden weiter westwärts bis zum sagenhaften ANAKENA-Strand wandern - aber wie kommen wir von dort wieder zurück nach

HANGA ROA? Bus fährt keiner und ob uns jemand mitnehmen würde, ist sehr fraglich. Andererseits sind uns die 16 km auf der Straße einfach zu viel bei dem Klima und der späten Tageszeit.

Wir folgen deshalb einem Weidenweg, der über grüne, steinige Lavaweiden mit Kühen und Pferden Richtung HANGA ROA, nahe der Steilküste entlangführt. Hügelauf, hügelab, kurvig um Schluchten herum sehen wir bald HANGA ROA in der Ferne.

Bei TAHAI nochmals eine Anhäufung von MOAIS mit den Grundmauern ehemaliger Bauten. Wir fotografieren - und ziehen bei heißem, leicht wolkigem Wetter heimwärts.

18 Uhr sind wir da und CANSADO (müde). Dusche, kurzer Schlaf, dann

Abendessen: Thunfischsuppe, gebratene Hähnchenbeine mit Reis, Süßspeise, Weißwein - alles sehr schmackhaft bei unseren freundlichen Senioren, die die Pension GOMERA betreiben.

Leider müssen wir dann schon für die morgige Abreise um 14,10 unsere Rucksäcke und die Reisetasche packen.

Montag, 23. Dezember 1996

Heute haben wir lange und ausgiebig geschlafen (9,30 h), dann gut gefrühstückt und sind (langsam) ins Dorf „getigert“.

Die langen Fußmärsche der letzten Tage, die wir in diesem Klima nicht gewohnt sind, haben eine gewisse Ermüdung aufkommen lassen...

Ich gebe (gegen Wölfis Rat) die Post- und Neujahrskarten auf dem einzigen kleinen Postamt der Insel ab, weil ich meine, der Inselpoststempel sei eine Rarität - und die Postkarten würden sowieso heute mit unserer Maschine mitgehen.....und von da aus nach Santiago und sofort weiter nach Frankfurt usw.usw.

Weit gefehlt! Wölfi behielt recht: Auf der Südseeinsel RAPA NUI gehen die Uhren anders, als in Deutschland.

Die Postkarten blieben liegen - offensichlich so lange, bis sie alle Bewohner der schönen Insel gelesen hatten.... und kamen erst mit wochenlanger Verspätung nach Europa.

Wir kaufen einen 20 cm hohen Holz-MOAI für DM 15,00 und eine CD mit der inseltypischen Musik, die uns so gefallen hat und genießen bewußt das wunderbare Flair der Insel mit ihren üppigen Gärten, den einfachen, sauberen Häusern und freundlichen Insulanern.

MADRE SOFIA, die Senior-chefin hängt jedem von uns zum Abschied eine lange, weiße Muschelkette um den Hals, auf daß wir nach Sitte und Glauben der Inselleute wiederkommen mögen.

Wir verabschieden uns herzlich von ihr und ihrem Mann und Familie Kaltenegger, die uns um 12,15 mit ihrem VW-Bus zum Flugfeld bringen. Vorher haben wir aus unserer Reiseapotheke Herrn Kaltenegger noch mit Halsschmerztabletten aushelfen können.

Das Einchecken erfolgt im Lebensrythmus der Insel: LANGSAM........

Um 13 Uhr trifft, die LAN-CHILE-Maschine aus PAPETEE/TAHITI hier ein, um 13,50 können wir endlich einsteigen.

Der Abflug verzögert sich um 45 Minuten, weil die Gepäckraumklappe des Flugzeuges nicht mehr automatisch zu schließen ist und das von herbeigeholten „Sachkundigen“ (?) mit der inseltypischen Behendigkeit von Hand gemacht werden muß.

Inzwischen brüten wir im nicht ventilierbaren Flugzeug in der Tropensonne in unglaublicher Schwüle; einer jungen Frau wird übel, wir anderen fächeln mit Zeitungen Luft um die Nase...

Endlich ist es soweit: 14,50 h, Ade RAPA-NUI; wir sehen die von uns bewanderten staubigen Straßen unter uns, die Asphaltstraße nach ANAKENA-Strand, Palmen und Hügel und dann nur mehr Wolken, Himmel und Meer.

Im Flugzeug wird die Luft kühler; wir ziehen Zeug mit langen Ärmeln über und decken uns zu. Am Bildschirm im Fluggastraum können wir sehen, daß wir Rückenwind mit 105-115 km/Stunde haben. Der Flug ist sehr ruhig, die Bordverpflegung gut und so sind wir um 21 Uhr in SANTIAGO DE CHILE.

Welche Komödie: In RAPA-NUI machte die Gepäckraumklappe beim Schließen nicht mit - nun geht sie nicht mehr auf...

Die Anhänglichkeit an ihr Eigentum macht, daß alle Zusteiger der Osterinsel 1 ¼ Stunden auf ihre Sachen warten müssen, bis es gelungen ist, die Gepäckraumklappe zu öffnen.

Zum Glück bekommen wir den Flughafenbus in die Stadt noch - aber um 23,15 Uhr ist die METRO bereits eingestellt, die Abgänge sind verschlossen. Also nehmen wir einen der zahlreichen gelben Stadtbusse in Richtung CONDE, einfach die Hauptverkehrsachse O`HIGGINS entlang, für 150 Pesos jeweils, steigen bei der UNIVERSIDAD CATOLICA aus und sind um 24 h in unserem Hotel FORESTA. Nur noch eine heiße Dusche genommen und schon fallen wir in tiefen Schlaf - diesmal auch ohne Abendessen.

Dienstag, 24. Dezember 1996

Zum Glück weckt uns der Verkehrslärm, so daß wir gerade noch rechtzeitig zum Frühstück um 10 Uhr kommen.

Wölfi geht danach alleine zu den chilenischen Pfadfindern und zum Friseur, nachdem wir von einem Automaten der Innenstadt mit Chipkarte mit Mami in Graz- bei klarster Verbindung - telefoniert haben. Ich wechsle inzwischen nochmals DM 300 für die kommenden 8 Tage in Südchile, kaufe Papier fürs Reisetagebuch und fahre dann aus dem Menschentrubel bei 30°C zurück ins FORESTA und schreibe einige Postkarten und das Tagebuch nach, bis Wölfi um 14 Uhr eintrifft.

Unser weihnachtliches Mittagessen nehmen wir im Restaurant „GATOPARDO“ (Leopard), in einer Seitengasse hinter unserem Hotel ein. Es ist sehr gut besucht. Das Ambiente ist originell mit hohem Hallendach und oben umlaufenden Balkon, wo man auch sitzen kann.

Das Menu: Salatbuffet, Nudeln mit Shrimps und Käse, 2x Mineral-wasser, 0,375 l VINO TINTO (chilenischer Rotwein, sehr gut)

2x Erdbeernatursaft, 2 x Kaffe-Espresso: Zusammen: 13.000 Pesos +

1.000 Pesos PROPINO (Trinkgeld).

Nachher rufen wir nochmals Mami an, klappte gut: Zuhause in Graz ist es jetzt schon 21,30 und -5°C, hier 15,30 h und +36°C !,pralle Sonne und Wahnsinnsverkehr auf den Straßen.

Wölfi geht dann alleine zum nationalen Reisebüro SERNATUR und zu einem Autovermieter, um gegebenenfalls für die letzten Tage unseres Aufenthalts in Chile am 02. Und 03. Januar 1997 ein Auto zu mieten.

Mir ist nicht ganz wohl dabei, wenn ich daran denke, in Santiagos dichtem Verkehrstrubel fahren zu müssen, aber....mal sehen, was das kostet. Ich flüchte mich inzwischen ins relativ kühle Hotelzimmer, Tagebuch nachschreiben und den Rest für die Reise nach Südchile, nach PATAGONIEN, packen und umpacken.-

In den beiden Hotelzimmern herrscht ein fürchterliches Chaos unserer Besitztümer. WAS muß mit, WAS bleibt hier sind stets aufregende Fragen. Längstens hier wird mir bewußt, daß diese Reise allein schon wegen des ständigen Umpackens von den großen Alu-Koffern, die im Hotel verbleiben, in Rucksäcke und Reisetaschen, die mit müssen, für unsere Mami den Ausbruch des Wahnsinns bedeutet hätte; also war das absolut keine für sie geeignete Reise überhaupt. Auch Wölfi stöhnt leise vor sich hin, wenn er umpacken muß; wir haben entschieden zuviel mitgenommen.

Endlich sind wir soweit, daß wir ausgehen können, aber was tun am Heiligabend bei 28°C und wolkenlosem Himmel? Gut weihnachtlich essen, das wollen wir, am besten gleich um die Ecke: alle Freßtempel tragen ein Schild: CERRADO POR NAVIDAD (Weihnachten geschlossen). Im Vergnügungsviertel um den CERRO SAN CRISTOBAL müßte es was geben: wir gehen in der anbrechenden Dämmerung 1 ½ km

über den MAPOCHO-Fluß dorthin. Am Fuße des Berges räumen gerade die

Straßenhändler ihre Weihnachtssachen ein.

Ein Restaurant bietet ein Weihnachtsessen für 20.000 Pesos, was uns bei dem gebotenen Ambiente zu teuer ist; also geben wir die Speise-

karte zurück und gehen wieder: „HASTA LUEGO“ (Auf Wiedersehen).

Auf zu Mc Donald oder Burger King in der Fußgängerzone: Auch zu !

Alle Anderen rundherum: dasselbe. Uns erfaßt eine gelinde Verzweiflung, aber vielleicht gibt es noch einen offenen SUPERMERCADO, um einen Mini-Imbiß zum Verzehr auf dem Hotelzimmer zu kaufen?

Da sehen wir andere Chilenen in ein Lokal strömen: Ha! Ein Chinese!

DAS wollen wir nun auch nicht - da sehen wir einen Lebensmitelladen mit Eßecke. Wir treten ein und bekommen nun sogar um 23 h von einer jungen, freundlichen Bedienung nach der Karte und Wein serviert und essen gemütlich.

Uns gegenüber sitzt ein vornehm gekleideter, kastilianisch aussehender Herr, der andauernd sein Besteck, das Glas, den Teller geräuschvoll in immer anderer Anordnung auf die Tischplatte klatscht, seine Umgebung aber nicht beachtet. Als wir ein wenig neugierig zu ihm hinüberstarren, sieht unsere Bedienung das, lächelt uns an und tippt mit dem Zeigefinger verstohlen an den Kopf. Autistisch sei das, meint Wölfi. Das Essen geht aber störungsfrei vor sich, bis wir um ½ 12 h die 3 Minuten ins FORESTA-Hotel gehen.

Dort packt Wölfi zu meiner Überraschung ein flaches Paket als Weihnachtsgeschenk für mich aus. Ich rufe voll Ahnung: „Das ist die Katzenfeuerwehr!“

Nun ist es Wölfi, der überrascht ist - wieso ich das weiß.

Ich wußte es nicht, es war nur so eine Eingebung. Und dann ist sie es wirklich, die „Katzenfeuerwehr“, das Lieblingbilderbuch meiner Kindheit, dessen Textverse ich nach 60 Jahren noch auswendig kann!

Mami, Martin, Uli und Wölfi haben auf Flohmärkten und Antiquariaten

lange vergebens nach einem Exemplar für mich gesucht.

Wölfi hat es über das INTERNET in einer Bücherei in Leipzig ausfindig gemacht, ausgeliehen und nautrgetreu farbkopiert und gebunden.

Ich freue mich unglaublich - was wird da alles an Erinnerungen wach! Das nette Häuschen mit dem Vorgarten, hinten den großen Obstgarten in Kagran, meine lieben Großeltern darin, ihre Katzen PETER und SCHÖNERL (TSCHENTSCHERL gerufen), meine Eltern, meine schönen Kindertage und vieles Andere mehr.

Für Wölfi gibt es Pfadfindersachen aus Chile, die er sich selber aussuchen durfte - und hat auch große Freude damit.-

Mitternacht! Nun aber Ruhe!

Mittwoch, 25. Dezember 1996

Viel zu früh, um 5,45 h klingelt der Wecker.

Wölfi ruft immer ganz laut: „Aufstehen!“, bleibt aber selbst liegen. Endlich haben wir uns aufgerafft. Es ist zu früh für das Frühstück, Koffer in die Aufbewahrung, 3 Minuten zur METRO: die hat um 6,30 am 25.12.96 noch zu. Ein Stadtbus bringt uns auf der AVENIDA LIBERTADOR O´HIGGINS (Hauptverkehrsachse) zur Metrostation LOS HEROES, von wo wir gleich einen Bus zum AEROPUERTO bekommen.

Heute ist Schönwetter, 22°C, noch fast kein Verkehr.

Wir fliegen mit der LADECO nach PUNTA ARENAS, landen dabei einmal in PUERTO MONTT, wo wir auf der Rückreise auch noch hinkommen werden. Alles geht glatt, um 12 h sind wir fast am äußersten Zipfel des Kontinents vor dem Südpol, Kap Horn-Nähe!

Vom angenehm warmen Santiago mit 25-30°C finden wir es hier mit nur 8°C als zu kalt und stürmisch windig!

Wir fahren mit dem Flughafenbus in die Stadt, wo wir ein Zimmer reserviert haben.

Wölfi meint, wir sollen den restlichen Tag nützen und noch heute nach PUERTO NATALES, ca. 200 km nördlich, als Ausgangspunkt für einen Besuch im Nationalpark TORRES DEL PAINE fahren.

Ich finde das sei eine gute Idee - zu unserem Glück kam mit uns eine deutsche Familie mit einem ca. 1 ½ jährigen Blondschopf hier

an, der übermüdet und weinerlich ist und die sich darüber freuen, unser reserviertes Zimmer im HOSTAL DEL ESTRECHO zu bekommen.

Ich begebe mich bei leichtem Sprühregen alleine auf die Suche nach einer Buslinie oder einem Reisebüro (das am 25.12., hier Feiertag, auch noch offen hat!) während Wölfi bei der Ankunftsstelle unser Gepäck bewacht.

An einer Ecke stoße ich mit einer anderen deutschen Familie mit einer 2-jährigen Tochter im Buggy zusammen, die auch nach PUERTO NATALES wollen. Die geben mir den Tip, wo um 15 Uhr, das ist in 2 ½ Stunden ein Bus dorthin abfährt: in der AVENIDA COLON, Ecke AVENIDA MAGELLANES. Ich gehe zurück zu Wölfi, wir packen unsere Rucksäcke und die Reiseasche (BOLSILLA), gehen dorthin, kaufen 2 Tickets und können unser Gepäck dortlassen. Nun haben wir noch 2 Stunden Zeit uns die Stadt anzusehen. In einem kleinen Restaurant bestellen wir den Fisch- und Seefrüchteeintopf PAILA MARINA, eine Riesenportion wozu Weißbrot und Zitronen gereicht werden, (und 0,375 l Undurraga-Weißwein). Dann sind wir richtig satt und zufrieden und gehen hinaus in Kühle, Wind und Sprühregen.

Wir schlendern ein paar Straßen auf und ab: Alles zu, die Betonplatten der Gehsteige sind teils zerbrochen, uneben oder fehlen ganz, sobald man an den Stadtrand kommt, wo das kahle Grasland hereinschaut. Es sieht eher ärmlich oder besser: KALT aus.

Wölfi meint, daß es im hohen Norden in Alaska wohl so ähnlich aussehen müßte. Das Zentrum ist gepflegter, hat aber trotz der Grünanlagen mit alten Bäumen die für uns unbeschreibbare Ausstrahlung der letzten Stadt vor dem Eisland des Südpolgebiets.

Am Bus treffen wir die Augsburger Familie wieder, die auch nach PUERTO NATALES und in den TORRES DEL PAINE Nationalpark fahren wollen; bei der Durchsprache unserer Pläne beschließen wir, das gemeinsam zu machen, vor allem weil das Mietauto zu Viert billiger sein müßte; war es dann auch.

Die Fahrt von PUNTA ARENAS nach Norden geht über pampa-ähnliches

eher dürftiges Weideland, erst ganz eben, später immer hügeliger werdend.

Die Straße hat nur links eine Betonpiste, rechts ist Schotterpiste.

Da praktisch kein Verkehr ist, fährt der Mercedes-Bus, der ein feinmaschiges Drahtnetz vor der Frontscheibe zum Schutz gegen Steinschlag trägt, immer links - es sei denn, es kommt uns ein Fahrzeug entgegen oder an unübersichtlichen Stellen.

Das Ausweichen auf die Schotterpiste zieht jedesmal eine kräftige Staubfahne hinter uns her.

Nach 3 ½ Stunden Fahrt sind wir in PUERTO NATALES und steigen aufs Geradewohl mit Familie Dr.Knossalla beim Hotel JUAN LADRILLERO ab, die, welch ein Wunder, tatsächlich ein Zimmer für 3 Tage für uns frei haben.

Alles ist gut geheizt, im netten Speisesaal brennt das Feuer im offenen Kamin, viel Holz, Glas und Teppich, sehr gemütlich.

Später sehen wir, daß im Kamin aus 2 Rohren Gas strömt, das brennt. Es wird also kein Holz verheizt, das tut der Behaglichkeit aber keinen Abbruch.

Abends gehen wir trotz starken Windes und Kühle (nur 4-5°C im Hochsommer!) durch das Städtchen, das noch verlassener wirkt als PUNTA ARENAS. Wir sehen viele verkommene Häuser. Straßen und Gehwege sind z.T. desolat. Die VELBINGER Empfehlung für ein gutes Gasthaus, ULTIMA ESPERANZA (Letzte Hoffnung - in Anlehnung an den Fjord gleichen Namens, an dem die Ansiedlung liegt) erweist sich als prächtig. Wir essen gut und viel, schaffen aber trotzdem nicht,die Menge aufzuessen. Ich esse LOCOS, kinderfaustgroße Muscheln mit einem festen, weißen Fleisch, das wie Hühnerfleisch schmeckt und das ohne Schale und mit viel Parmesan überbacken, serviert wird. Wölfi hat ein LOMO (Filetsteak). Dazu gibt es Weißbrot, soviel man möchte und die auf jedem Tisch vorhandene, hellrote AJI-soße, mäßig feurig, aber gut, schmeckend, so daß wir kräftig davon nahmen - hinterher trieften uns die Nasen davon.

Wir probieren erstmals das chilenische Nationalgetränk: je 1/2

PISCO sauer, etwa ein Tresterschnaps mit viel Zitronenlimonade, dazu ¼ Undurraga-Rotwein, dann sind wir reif für unser wohlig durchgewärmtes Mini-Zimmer, mit Ausblick auf den ULTIMA ESPERANZA

Fjord und ferne Schneeberge.

Heiße Dusche und sofortiger tiefer Schlaf.....Gute Nacht!

Donnerstag, 26. Dezember 1996

Immer klingelt der Wecker zu früh. Wölfi ruft „Aufstehen!“ und schläft weiter. Um ½ 8 h wollen wir uns mit Familie Knossalla beim Frühstück treffen, um 9 h soll der Kleinbus vor der Türe stehen, mit dem wir zusammen in den TORRES DEL PAINE fahren werden.

Gestern abend haben wir zusammen ein Bus-Vermittlerbüro aufgesucht und nach einigem Feilschen den Kleinbus bestellt und bezahlt:

US-$:40/Person.

Bei uns wird es etwas später, bei Knossallas auch, die eine kalte und unruhige Nacht hatten, da bei ihnen die Heizung ausgefallen war und sich offensichtlich nicht reparieren ließ.

Es gibt das übliche Chile-Frühstück:

Tee, Tostadas, 10g Mantequila(Butter) und Mermelada, etwas Käse.

Trotzdem sind wir um 9,10 im Bus verstaut, es ist klarer blauer Himmel, starker Wind und Sonnenschein.

Zum Nationalpark sind es 160 km Schotterpiste ( wie gute steirische Forststraße) nach Norden. Wir sehen viele Seen, Pferde- und Schafherden.

Die Gegend wird immer andiner (NICHT alpiner, die Alpen sind ja in Europa, hier ist das Gegenstück - die Anden).

Die Piste ist schlecht bis fürchterlich zu befahren, trotzdem braust unser Fahrer mit seinem ca. 14-Jährigen, hübschen CHICO (Jungen) ganz schön schnell dahin. Zwei Reservereifen mit Winterprofil sind am Dach befestigt - man kann nie wissen...

Wir hatten aber Glück - keine Reifenpanne während der ganzen langen Reise....

Allen fällt uns auf, wie tief die Wolken in PATAGONIEN liegen, ganz anders, als wir das von Deutschland kennen.....

Unser erster Halt ist bei der Einfahrt in den PARCO NACIONAL:

Eine Schranke, ein Häuschen mit Schalterfenster: 1.000 Pesos pro Tourist, bitte.

Dahinter ein kleines Gehöft mit zahmen Füchsen, die ums Haus herumlaufen und uns anfletschen, ein kleiner Obst- und Gemüsegarten, eine Regenwassersammeltonne, 2 BANOS (WC´s)

für Touristen nach gutbäuerlicher Bauart aus Brett mit kreisrundem Loch + Deckel bestehend, darunter eine fließende Wasserader. Der starke Wind und die starke UV-Strahlung sorgen für hygienische Geruchsfreiheit. Weiter geht die Fahrt am Ufer des großen LAGO SARMIENTO, wo wir auf zahme Lamas (alpacas) treffen, die sich aus der Ferne sogar fotografieren lassen.

Danach Parkplatz mit einer Abzweigung zum PAINE-Wasserfall. Es sind nur 10 Minuten zu Fuß, wir müssen aber trotz des sonnigen Wetters gegen einen orkanartigen Sturmwind ankämpfen. Im Hintergrund werden die grandios-wilden PAINES-Türme sichtbar.

Der Wasserfall tost und donnert, einige Pfade führen in Richtung der PAINES-Türme, die wir aber aus Zeitmangel nicht verfolgen können. Wir sind froh, als wir am Rückweg den Orkan im Rücken haben. Erstmals trage ich die Kapuze meiner grünen Vliesjacke, darunter eine Wollmütze von Wölfi. Bestens!

Vom Parkplatz aus geht es weiter auf der Hauptpiste, vorbei am tiefgrünen LAGO AMARGA; nach 2 km der großartige LAGO NORDENSKIÖLD,

blauschimmernd unterhalb der PAINE-Türme.

Auf einer kleinen Insel mit einem Steg vom Ufer verbunden liegt unweit darunter im LAGO PEHOE die HOSTERIA PEHOE, sehr im alpenländischen Stil mit viel Holz erbaut, gemütlich und nicht teuer. Im Anblick der HOSTERIA PEHOE haben wir am Parkplatz am Seeufer unser Mittagessen verzehrt und Wasser getrunken.

Schade, daß wir nicht in der Hosteria Quartier gebucht haben - viel schöner und besser als in PUNTA ARENAS oder PUERTO NATALES - aber eben weit, ca. 380 km vom Flughafen PUNTA ARENAS, davon 180 km auf Schotterpisten. Wenn da die Abholung nicht pünktlich läuft, ist das Flugzeug weg!

Entlang des blauen LAGO PEHOE sehen wir wilde Pferdeherden, selten

ein Touristenauto mit langer Staubfahne. Über einige abenteuerliche Holzbrücken 5 km bis zum CONAF (Nationalpark-Dokumentationszentrum, mit Blumen-, Baum- und Tierfotos, geologischen Erläuterungen).

Ein Angestellter erklärt uns auf englisch und spanisch an einem großen Relief, wo wir jetzt sind, was wir bisher gesehen haben und was noch vor uns liegt, wenn wir wieder umkehren und den Park verlassen: den LAGO GREY, mit blauen Gletscherabbruch-Eisblöcken, die der Wind und die Strömung ans Südufer treiben, das vom hintersten Parkplatz des Nationalparks begangen werden kann.

Das tun wir auch und folgen einem Waldpfad, der uns an das flache, kiesige , ca. 1,5 km breite Seeufer des LAGO GREY zu einem kleinen baumbewachsenen Hügel mit einem MIRADOR (Aussichtspunkt) führt. Der Wind ist grauslich stark. Der CHICO hält sich immer dicht hinter mir, als müßte er auf mich aufpassen. Wölfi ist weit voraus, vom MIRADOR einem Pfad gefolgt. Durch die spärliche Vegetation siéht man seine rote Jacke ab und zu. Wohin geht er bloß? Bei dem Wind und dem schwierigen Gelände ist sein Vorsprung nicht einzuholen.

Anders als ich, hatte Wölfi am Parkplatz einen Wegweiser mit einem Rundweg gesehen, den er ging - von dem ich aber nichts wußte; schon gar nicht wußte ich, was Wölfi vor hatte und fühlte mich momentan ganz unbehaglich....

Dr.Knossalla, der CHICO und ich gehen langsam den Weg wieder zurück, den wir gekommen waren und bestaunen die weißblauen Eisblöcke, die im See treiben bzw.schon am Strand liegen.

Einzelne Touristengruppen begegnen uns noch. Ich fühle, daß ich bald einen stillen Platz im Walde, ohne Dornenranken und ohne Begleiter brauche. Als wir beim Wald zurück sind, versuche ich mit meinem dürftigen Spanisch dem CHICO klarzumachen, daß er mich jetzt allein lassen soll, weil ich die Hosen runterlassen möchte: „TENGO QUE IR A UN BANO NATURALES!“ Das versteht er offensichtlich und in Kürze bin ich um etwas leichter......

Als ich auf dem Platz zurückkomme sehe ich in weiter Ferne einen roten Punkt, offensichtlich Wölfi. 15 Minuten später ist Wölfi wieder bei uns, alles ist wieder OK!

Dann sehe ich auch die geschnitzte Holztafel, die den Rundweg am See ausweist, den Wölfi gemacht hatte.

Frau Knossalla ist wegen des starken Sturmes mit ihrer 2-jährigen Tochter nur im Wald spazieren gewesen.

Es ist nun 17,30 h, ganz sonnenhell, der blauweiße GREY-Gletscher am nördlichen Seeufer leuchtet!

Unsere Gesichter leuchten trotz Eincremen mit Sonnenschutzfaktor 12 auch, tun aber nicht weh.

Nun machen wir uns auf den gleichen Weg zurück. Zur großen Erleichterung unseres Fahrers verzichten wir auf die 2-3 Stunden weite Fahrt zum LAGO AZUL.

Unser Fahrer freut sich auf die Fahrt nachhause und gibt Gas, daß der Schotter fliegt und eine weite Staubfahne hinter uns weht.

Wir sind alle recht ermüdet, das merken wir jetzt, da wir im Auto stille sitzen.-

Etwa 50 km vor PUERTO NATALES ist eine Kontrollstelle der CARABINEROS mit der Zollsation CERRO CASTILLO, ein Grenzübergang nach Argentinien nach ESPERANZA und RIO GALLEGOS. In der Nähe ein paar Holzbuden und eine kleine Ansiedlung in einem grünen Tal mit der HOSTERIA „ EL PIONERO“. Nach einigem Zögern beschließen wir, uns diese HOSTERIA anzusehen und eventuell auch dort zu essen - wir sind alle sehr hungrig und durstig.

Wir finden ein urgemütliches Gastrefugium, hübsch eingerichtet, sauber, mit gedeckten Tischen, billigen Preisen und riesiger Auswahl auf der Speisekarte.

Gleichzeitig mit uns treffen 2 ältere, deutsche Ehepaare mit je 5-6 Koffern aus Argentinien kommend, dort ein, die am Nebentisch ausgiebig tafeln und offensichtlich sich auf einen längeren Aufenthalt dort eingerichtet haben.

Nach Bergsteigern sehen die gerade nicht aus, dazu sind die Damen zu korpulent und mit Edelmeall behängt....

Wir laden unseren Fahrer und den CHICO , die erst schüchtern abseits stehen, zum Essen an unseren Tisch ein.

Es gibt MARISCOS (Meerfrüchte), LOMO (Filetsteak) für mich, eine Flasche chilenischen Rotwein „120“ teilen wir Gäste unter uns, der Fahrer und der CHICO trinken Coca-Cola. Bald haben diese ihre Scheu überwunden und speisen unbefangen mit den ALEMANES.

Dr. Knossalla und Wölfi bestreiten den Hauptteil des spanisch geführten Gesprächs. Es schmeckt allen hervorragend, wir freuen uns, diese Perle einer Hosteria in dieser Einöde gefunden zu haben und bedauern gleichzeitig, daß wir nicht länger bleiben können...

Nun aber wieder mit Vollgas auf die Piste nach PUERTO NATALES zurück, weil die Knossallas spätestens um 22,00 h auf das Kreuzfahrt-Schiff nach PUERTO MONTT umgezogen sein müssen, daß dan morgen um 4-5 h früh abfährt.

Tatsächlich sind wir um 21,50 beim Hotel und verabschieden uns von den netten Knossallas, die ihr Kreuzfahrtschiff gerade noch erreichen können. Wir beide sind wieder einmal todmüde, nehmen die obligatorische heiße Dusche und fallen ins Bett.

Morgen wollen wir eine Schiffahrt durch den Fjord ULTIMA ESPERANZA und zum BALMACEDA-Glescher mitmachen, die um 9,00 unten im Hafen beginnt. Vorsorglich stelle ich den Wecker auf 7,00 Uhr

Freitag, 27. Dezember 1996

Für unser beider Empfinden klingelt der Wecker wieder einmal viel zu früh! Wann werden wir uns endlich einmal ausschlafen können?

(Später ergibt sich die Antwort auf diese Frage: In PUERTO VARAS, vom 29/30.12.1996)

Das DESAYUNO (Frühstück) ist diesmal besser, wir bekommen alles nach, was wir noch wollen. Offensichtlich ist einer mitleidigen Seele aufgegangen, daß das chilenische Frühstück eine bloße Verhöhnung des Appetits der ALEMANES war oder ist.

Nun haben wir diesmal nicht soviel Zeit, das alles ausgiebig zu genießen, weil angeblich die Einschiffung schon um 8,30 abgeschlossen sein muß. (Später kamen US-guys um 8,45 als Nachzügler, die kamen auch noch ohne Probleme mit).

Heute ist es windstill(gibt es das hier auch? Ja, aber nur bis

14 h, dann stürmte es weiter wie üblich), leicht bewölkt, 10°C warm

Wir pötten mit dem Kutter gemächlich durch den Fjord, fotografieren, sehen die Landschaft: grüne bewaldete Höhen, die steil in den Fjord abfallen.

Um 11,45 legen wir an beim MIRADOR BALMACEDA GLACIER (Aussichtspunkt Balmaceda Gletscher), wohin ein steiler, steiniger und schmaler Fußpfad, ca. 800 m weit, führt.

Die Schönen haben es schwer: Stöckelschuhe und enggeschnittene Kleidung sowie sanfte Fettpölsterchen eignen sich schlecht für das Begehen dieses Geröllpfades. Am Ende des Weges, nahe beim blauschwarzen Gletschereis ist der „Herdenfotografierplatz“.

Auch wir fotografieren, bewundern die wild-großartige Natur und gehen dann als erste zurück, um nicht anstehen zu müssen. Wieder am Boot essen wir das aus PUNTA ARENAS mitgebrachte.

13,45 beginnt die Rückfahrt des Kutters. Nochmals dasselbe Panorama mit vielen hohen, weißschäumenden Wasserfällen.

19 Uhr sind wir wieder im Hafen. Der Wind stürmt wieder, wie wir das seit unserer Ankunft in PUNTA ARENAS von hier kennen. Wölfi legt sich zum Ausruhen aufs Bett; ich gehe in den Ort, von dem ich denke, daß eine nordnorwegische Fischersiedlung genauso aussehen müßte. Heute wirkt er sehr belebt, viele Autos aus Argentinien sind da, offensichtlich zum Einkaufen und Flanieren. Mir kommt der Gedanke, wie trist es dann erst in Südargentinien sein muß, wenn die Leute von dort schon hierher kommen, das für uns der A.... der Welt ist. Endlich finde ich einen Geldautomaten bei einer Bank und

dann unseren zusammengeschrumpften Peso-Bestand um 120.000 Pesos, was etwa DM 450,-- entspricht, ergänzen. Damit brauchen wir unsere US-$ Bar-Reserve nicht anzugreifen.

In einem ländlich anmutenden SUPERMERCADO kaufe ich 2 Päckchen YERBAMATE (Tee) aus Argentinien, frage bei einem Busbüro nach der Verbindung zurück nach PUNTA ARENAS: Ja, morgen um 7,00 und 9,00 vom Halteplatz (PARADA) vor unserem Hotel. OK. Ich bin zufrieden, gehe nachhaus ins Hotel und denke, wir müßten morgen die Fahrkarten beim Busfahrer kaufen, wie in Europa meist üblich ist.

Im Hotel bezahlen wir für die 3 Nächte im DZ mit Dusche/WC und Frühstück US-$ 81,-- für uns beide (ca. DM 125,--)

Die hübsche junge Frau an der Rezeption erzählt uns, daß PUERTO NATALES nur 3 Monate Saison hat und zwar im Hochsommer von November bis Februar. Die übrige Zeit ist Winterwetter, noch dunkler und noch stürmischer als derzeit....

Im Hotel esen wir heute recht gut; ich eine Riesenportion Lachs.

Wölfi hört auf seinem Mini-Radio die Kurzwellen-Nachrichten aus Österreich: dort heute bis -25°C, in Deutschland bis - 20°C !

Was sind dagegen unsere +6 bis + 8°C mit Sturm im Hochsommer von PUERTO NATALES!

Der Tag endet mit der obligaten heißen Dusche, und schon sind wir „weg!“

Samstag, 28. Dezember 1996

Wieder SOOO FRÜH AUFSTEHEN!! WIR SIND NOCH SOOO MÜDE!!!

Packen müssen wir auch noch, obwohl allmählich ein gewisser Überdruß gegen diese Tätigkeit entsteht (Schon wieder! Wo ist das? Wo habe ich denn bloß dies gelassen!! usw.)

Irgendwie schaffen wir es dann aber doch, mit dem schnellen Frühstück und unseren vollgestopften Reisetaschen und Rucksäcken an der PARADA vor dem Hotel den Bus zu erwarten.

Beim Abschiedsgruß eröffnet die Mieze an der Rezeption Wölfi (ich hätte ihren Wortschwall nicht so bald verstanden), daß ohne im Vorabend im Reisbüro gekaufte Fahrkarten kein Platz im Bus sein würde; die seien regelmäßig voll besetzt.....

Freundlicherweise telefoniert sie mit einigen Reisebüros im Ort, was bestätigte: Alles ist voll - nur der 13 Uhr-Bus hat noch 2 Plätze frei.

Ja, das muß man natürlich VORHER wissen!!!!!

Wölfi sitzt betrübt in der windgeschützten Glaskabine der Rezeption

während die Glücklichen, die schon gestern einn Ticket beschafft haben in den Bus einsteigen. Ich versuche, dem Busfahrer alles nur Mögliche zu erklären - wer weiß, ob alle bestellten Plätze auch wirklich belegt würden oder worden sind ?

Nach einigem Palaver mit meinen 200 Worten Spanisch mit ihm und dem Beifahrer können wir gegen Barzahlung von 2 x 5.000 Pesos tatsächlich noch 2 Sitzplätze bekommen.

Mir kommt der Gedanke, daß die beiden je 5.000 Pesos für sich behalten können, weil ja kein Gegenbeleg da ist, was für die ein unermeßlicher Zusatzverdienst ist. Das gönnen wir Ihnen aber gern..

Ich freue mich, Wölfi noch mehr und schon brausen wir mit dem Mercedes-Pullmann-Bus die Betonpiste nach PUNTA ARENAS zurück.

Um 12,00 sind wir am AEROPUERTO, was für den Abflug morgen um 12,40 noch dicke gereicht hätte; aber wir sind langsam erfahren - weiß der Teufel, was morgen noch alles hätte passieren können - und flutsch - ist unser Flieger nach PUERTO MONTT weg....

Also, keinen Nervenkitzel „Schaffen wir´s oder nicht mehr?“; der ist in diesem fernen Land am Ende der Welt nicht angebracht.

Um 12,30 sind wir in PUNTA ARENAS zurück, gehen die 300 m zum

HOSTAL DES ESTRECHO, eine einfache und saubere Familienpension, wo ich über FAX von Graz ein Zimmer reserviert hatte. Die Leute sind sehr freundlich, wir haben ein großes Zimmer, kuschelig warm.

Auspacken (wieder einmal), kurze Pause.

Draußen hat es +8°C mit starkem Wind.

Reiseführer VELBINGERS Empfehlung zum Essen: „SOTITOS BAR“, gleich um die Ecke, in der Straße „AVENIDA O´HIGGINS 1280“, das beste Restaurant in dieser 110.000 Einwohner zählenden Stadt.

Es ist gut besetzt und recht nett ausgestattet. Wir bekommen zwei Plätze und essen wirklich sehr gut; ich probiere als Vorspeise aus purer Neugierde die ERIZOS, das ist das rohe, ausgelöste, orange- farbige Fleisch der Seeigel und wird mit viel Zitrone und gehackter Petersilie kalt gegessen; viel frisches Weißbrot dazu. Schmeckte nicht schlecht; ich würde das wieder essen, schon weil es wegen des hohen Gehalts an JODTYROSIN eine Wohltat für meine (und jede andere) Schilddrüse ist.

Wölfi schaut mir etwas skeptisch zu und ißt ENSALADA CHILENA, das sind Fleischtomatenscheiben mit viel weißen, milden Zwiebelringen,

Essig, Öl, Pfeffer und Salz nach Belieben.

Anschließend ein LOMO (Filetsteak) für jeden von uns. Eigentlich war meine See-Igel-Portion schon so groß, daß ich davon satt bin - aber wer weiß das schon vorher, wieviel man später noch bekommt ?

Jedenfalls war meine Hungervorstellung größer als mein Magen.

Ein PISCO SOUR für uns zwei und schließlich schaffe ich auch noch das LOMO, wirklich ein Traum von einem Filetsteak.

Danach lege ich im HOSTAL auf dem Bett eine Verdauungspause ein.

Wölfi interessiert sich für die 30 km entfernte Pinguinkolonie, die man besuchen kann und erfährt, wo der Bus um 16,00 abfährt.

Wir gehen hin - und erfahren, daß der Bus voll ist ! Man lernt eben nie aus. Die Erfahrung mit den Busfahrkarten in PUERTO NATALES heute früh hätte uns warnen sollen, sofort nach der Ankunft je ein Ticket dafür zu kaufen.

Das freundliche Mädchen in der AGENCIA DEL VIAJES (Reisebüro) telefoniert für uns herum und findet schließlich ein Taxi, das uns hinausfährt - Rückfahrt mit dem Bus.

Betonpiste bis zum Flughafen, ab dort elende Schotterpiste bis zum Parkplatz an der Magellan-Meerstraße, eine Passage, die das bei den Seeleuten gefürchtete Kap Horn vermeidet und durch einige Fjorde vom Atlantik in den Stillen Ozean führt.

Dort ist auch die Pinguinkolonie, die auf abgesteckten und abgeschrankten Wegen, teils auf Holzrosten gegen eine Eintritts-

gebühr von 1.500 Pesos begangen werden kann.

Eine freiwillige, junge Helferin aus Deutschland freut sich, wieder einmal deutsch sprechen zu können und erklärt uns, wie wir durch die mit Seilen abgegrenzte Kolonie gehen dürfen; die Tiere nicht füttern, nicht stören, nicht anfassen.

3 Monate macht sie hier freiwilligen Dienst für eine Umweltschutz-

Organisation (und lernt so auch gutes Spanisch).

Der Sturm über dem flachen, mit einer Strandgrasart bewachsenen Land ist enorm, die Kapuzen müssen wieder heraus und über Kopf und Ohren gezogen werden.

Dabei scheint die Sonne, helle Wolken fliegen tief am Himmel über die ca. 2 km breit geschätzte Magellanstraße. Am anderen Ufer sehen wir eine flache Gebirgskette mit weißen Gipfeln und Schneefeldern.

Wir gehen durch die Kolonie, freuen uns an den putzigen Tieren, fotografieren einige und stapfen nach 1 ½ Stunden zum Bus, nachdem wir in der Wärmestube am Eintrittsgebäude warmen Tee getrunken haben. Um 21 h sind wir wieder im HOSTAL.

Keiner von uns denkt noch an ein Abendessen, dazu war das Mittagessen zu gut und zu reichlich gewesen.

Gerade vor dem Schließen bekomme ich im SUPERMERCADO gegenüber 2 l Orangensaft und 4 Becher Yoghurt: Durstig sind wir sehr, weil der starke Wind und die kühle trockene Luft austrocknen.

Sonntag, 29. Dezember 1996

Heute ist Abreisetag von PUNTA ARENAS mit der LADECO um 12,40 nach PUERTO MONTT, Richtung Norden.

Nachts hat es stark geregnet, draußen hat es +6°C, im Zimmer brummt die Zentralheizung; im BANO gibt es einen neuen Siemens Heizlüfter, der den Raum schnell in eine warm-behagliche Oasentemperatur versetzt während man duscht.

Die Dusche ist kräftig und heiß, trieft aber leider nur bei KALT.

Wir haben diesmal länger als sonst, bis 9 h geschlafen. Der Frühstücksraum ist ordentlich, das Essen gut, die Familie umsorgt uns. Allein mache ich danach einen Stadtbummel zum Hafen in der

AVENIDA INDEPENDENCIA (Straße der Unabhängigkeit). Es ist stürmisch windig, kalt, die Straßen sind am Sonntagmorgen leer.

Es ist doch eine sehr traurige Siedlung am Ende der Welt vor der Antarktis. Viele Einwohner stammen aus Jugoslawien, das ist schon an den Straßennamen, der freiwilligen Feuerwehr (z.B.: BOMBEROS HRVATSKA) und der nachlässigen Ordnung und Sauberkeit zu sehen.

Ein SUPERMECADO hat geöffnet und viel Betrieb...

Um 11,20 bin ich wieder im HOSTAL zurück - zum Aufwärmen.

Wölfi ist müde und ruht noch.

Um 12,30 holt uns ein Kleinbus, den unser Wirt für uns bestellt hat ab. Wir sagen unseren freundlichen Wirtsleuten Ade und fahren zum AEROPUERTO: Einchecken, zu Fuß über das Rollfeld, in die Maschine einsteigen - Start - ein letztes Mal beuteln uns die Kap Horn Winde kräftig durch, dann sind wir über den Wolken.

Die LADECO hat zu Mittag 2 Wahlmenus, Fisch oder Rindfleisch. Ich esse Fisch (u.a.: weils gesünder sein soll; schmeckte aber sehr gut), Wölfi hat Rinderbraten mit Reis und ist auch zufrieden.

Um 14,40 landen wir in PUERTO MONTT. Es ist regnerisch und kühl, aber windstill: WIE ANGENEHM!

Rundherum alles in saftigem Grün und Blüte - ganz anders als das karge PATAGONIEN. Mit dem Flughafenbus kommen wir für 650 Pesos in

die Stadt PUERTO MONTT, die vom Bus aus als Chiles südlichster Pazifikhafen (sofern man von PUNTA ARENAS absieht) verwahrlost aussieht.

Familie Knossalla, die in PUERTO VARAS Verwandte haben, rieten uns davon ab, in PUERTO MONTT zu bleiben, viel schöner sei es im nahen PUERTO VARAS, das nicht mehr am Meer, sondern dem großen Binnensee,

LAGO LLANQUIHUE, der 1 ½ mal so groß wie der Bodensee ist, liegt.

Wir halten uns deshalb nicht in PUERTO MONTT auf, bei Interesse könnten wir immer noch die 20 km von PUERTO VARAS mit dem Bus zurückfahren. Im Busbahnhof kaufen wir Tickets für 150 Pesos nach

PUERTO VARAS; kurz darauf fährt der Bus ab.

Im Hafen sehen wir große Frachter, wir befahren das Südende der PANAMERICANA, die dort als Autobahn im Bau ist.

Daran liegen u.a. die hübschen Gebäude der BASF und von VW.

16,00 sind wir im Gartenstädtchen PUERTO VARAS, das (1854) die erste deutsche Siedlung im Seengebiet gewesen ist. Nach VELBINGER: „Ein gemütliches Nest im weichen Hügelland mit vielen Holzhäusern“ - das stimmt genau. Alles sehr sauber und ordentlich - ganz anders als im tiefen Süden.

Nun müssen wir Quartier für 3 Tage suchen. Ein hübsches Hotel an der Strandpromenade zu US $ 75/Nacht ist Wölfi zu teuer. Das Mädchen in der Turist-Info empfiehlt uns die HOSTAJE LAS ROSAS.

(Hostaje: Bett und Frühstück, also unser „garni“), fast im Zentrum, dennoch sehr ruhig gelegen.

Wir klingeln dort, eine ältere, gepflegte Dame läßt uns ein, mustert uns kritisch und wir finden Gnade vor ihren Augen:

Wir bekommen ein ganz in Holz vertäfeltes Zimmer, das größte während des ganzen Aufenthalts in Chile, Dusche und WC zu 7.000 Pesos/Person und Nacht mit Frühstück. OK., wir nehmen es, packen aus, ruhen ein wenig und gehen dann abendessen zu DONDE EL GORDITO, ein Minilokal. Ich esse: CHUPA DES MARISCOS, fast ein Pudding, mit viel Käse und oben mit einem harten Ei belegt. Der Meeresfrüchte-eintopf ist gut, aber zu viel. Als ich eine ¾ l Flasche UNDURAGA- RHIN (Riesling) bestelle, erklärt mich Wölfi für verrückt (den Rest fürs Zimmer; tatsächlich wird die Flasche im Lokal leer).

Zum Schluß kommt ein nur englisch sprechender Fettwanst herein, nimmt hinter uns Platz und bestellt: „Beefsteak poor mans way“

richtig: LOMO A LA POBRE.

Das hört sich so komisch an, daß wir beide minutenlang immer wieder das Lachen unterdrücken und dann dennoch aufprusten....

Vor dem Schlafengehen machen wir noch einen kleinen Rundgang durch die Stadt - wir sind müde, nicht nur vom (sehr guten) chilenischen

Rheinriesling und einem Gläschen geteilten PISCO SOUR als Aperitiv.

Montag, 30. Dezember 1996

Gegen 9 h sind wir auf, machen mit einer mörderisch aussehenden Elektroheizanlage am Brausekopf mit blanken Drähten(siehe Foto!)

Duschversuche.

Es tröpfelt fein, auch kalt geht, na ja...sauber wird man mit einiger Mühe schon..

Dafür ist das DESAYUNO im deutschen Stil: Käse, Wurst, Schinken, Marmelade, Margarine, GUTES saftiges Weißbrot, Obstkuchen, Kaffee, Tee, Milch - was wollen wir mehr?

Heute ist Rasttag, den haben wir nun dringend nötig.

Wir gehen nach dem Frühstück ins „Dorf“ mit 4 x4 Geschäftsstraßen. In den Schaufenstern meist fürchterlicher Kitsch oder Ramsch -

na ja, wir sind ja nicht zum Einkaufen hierher gekommen.

Wir besichtigen das Spielcasino auf einem Hügel schön über dem See gelegen, ehemals sicher ein Prachtbau, jetzt stilistisch nach BEI-JING (Peking) gehörend, gerade im Zustand der baulichen Erneuerung.

Die morgige Sylvesterfeier soll dort 25.000 Pesos/Person (DM 96,--)

kosten, das ist uns entschieden zuviel.

Wir gehen zum CLUB ALEMAN (Deutscher Klub), wo das nur 20.000 Pesos kostet und zudem in deutscher Sprache angeschrieben ist:

„Auch Nichtmitglieder willkommen!“

Wir reservieren 2 Plätze mit je 10.000 Pesos Anzahlung.

Inzwischen nieselt es, trüb war es ja schon gestern. Bei einem Straßenhändler kaufen wir 1 kg frische Erdbeeren für 1.000 Pesos, dazu 4 Nektarinen und 2 Bananen, essen aber trotzdem zu Mittag in einem Schnellrestaurant am Marktplatz: Wölfi: eine Pizza Napoli, ich: CHURRASCO CON POMMES FRITES (Würstel), 1 chilenisches Paulanerbier, alles sehr gut und preiswert.

Am Nachbartisch die auffallend nach steirisch-bayrischer Art gekleideten Touristen entpuppen sich als spanischsprechende, deutschstämmige Chilenen.....

Nun haben wir ein Nachmittagsschläfchen verdient und das machen wir auch!

Um 17 h gehen wir die Uferstraße bei lebhaftem Verkehr ein Stück entlang, schwenken dann in einer Querstraße vom See weg und gehen auf einer Parallelstraße durch eine Kleinhaussiedlung, keine Slums, aber doch ärmlich, zurück zu unserer Unterkunft.

Immerhin: alle diese Einwohner haben ein kleines,eigenes Zuhause, das ihnen gehört, einen kleinen Garten, Hühner auf der Straße...

In unserem Zimmer hört Wölfi Nachrichten der Deutschen Welle und damit geht auch dieser Tag zu Ende.

Dienstag, 31. Dezember 1996, Sylvester

Nach sommerlich kühler Nacht haben wir heute wolkenlosen Sonnenschein. Auf um ½ 8 h, schnell unter die „Schreckdusche“,

DESAYUNO diesmal mit sehr fettem Rührei.

Um 9,00 fährt der Bus von der 100 m entfernten PARADA ab.

46 km fahren wir am LLANQUIHUE-See entlang, überwiegend deutsche Namen grüßen von den Häusern, wie z.B.: „Kaffee-Alpenland“.

Grüne Weiden, Wald, Kühe, Sonnenlandschaft, in der Ferne hochaufragende Berge mit Schnee.

Bei ENSENADA geht es noch Osten, Richtung argentinische Grenze, zum Wasserfall SALTO PETROHUE, der für 1.000 Pesos aus der Nähe und über Stege besichtigt werden kann.

Alles überagt der schneebedeckte Kegel des 2.650 m hohen OSORNO, ein z.Z.ruhiger (erloschener?) Vulkan.

Über eine Lavastaubstraße geht es noch 6 km weiter nach PETROHUE, das außer einem Hotel und zwei Holzhäusern nur noch die Anlegestelle für das Katamaran-Schiff hat, das uns an das andere Ende des langgestreckten, fjordähnlichen LAGO TODOS LOS SANTOS (Allerheiligensee) bringen soll. Viele kleine Touristenagenturen fallen auf, die ihre Dienste für Trekking, Bootsfahrten, OSORNO-besteigungen mit Bergführer, usw.anbieten.

Die Fahrstraße endet hier.

Erst von der östlichen Seeseite, in PEULLA begint wieder eine unasphaltierte Straße und führt zur argentinischen Grenze. Diese liegt am PASO DE PEREZ ROSALES (Paß Perez Rosales) auf 1.022 m Seehöhe und führt weiter zum argentinischen „Kitzbühel“, SAN CARLOS DI BARILOCHE im PARCO ARGENTINO NAHUEL HUAPI (argentinischer National-park Nahuel Huapi).

Dieser See mit seinen vielen Buchten, bewaldeten Bergen ringsumher, ist eine einzigartige Naturschönheit; dazu haben wir ein Traumwetter und abends einen kleinen Sonnenbrand im Gesicht und den Armen. (Trotz Sonneneschutz)

Am Ostende des See´s, den wir in ca. 1 ½ Stunden erreichen, liegt die kleine Ortschaft PEULLA, wo die meisten Gäste der heutigen Rundfahrt im einzigen, aber ansehnlich großen Hotel (ein Holzbau) essen. Nicht so wir. Erst einmal verfolgen wir einen Pfad bergauf durch einen üppigen Bergdschungel zu einem weiteren Wasserfall und essen dann unser mitgebrachtes im Schatten eines großen Baumes am Dorfplatz von PEULLA.

Dann sehen wir auch einen Bus auf der Staubstraße in Richtung Grenze fahren; schade, daß wir nicht mitkönnen.....

Nach 2 ½ Stunden Aufenthalt geht das Schiff die gleiche Linie wieder zurück.

Auf der einzigen größeren Insel im See liegt das Haus eines Deutschen, das so gebaut ist, daß die Sonne morgens, mittags und abends in eines der Fenster scheinen kann.

Dort hat der Besitzer auch eine eigene Bootsanlegestelle.

Der Ansager erklärt, daß dieses Haus von einem Kapitän, einem frühen Siedler, erbaut worden sei, lange bevor der See zum Nationalpark erklärt worden ist.

Wir bedauern, daß diese schöne Fahrt nun zu Ende geht - und nach dem Ausbooten bringt uns der Bus wieder zurück nach PUERTO VARAS.

Jetzt haben wir Zeit uns auszuruhen und alles für die letzte Etappe zu packen. Das ist morgen, 15,50 die Fahrt mit der Chilenischen Eisenbahn von PUERTO VARAS nach ALAMEDA, das ist der Stadtteil von Santiago, wo der Hauptbahnhof ist.

Abends machen wir uns hübsch für die Sylvesterfeier im Deutschen Klub. Nun haben wir zwar nur eine Kravatte, die mir Wölfi selbstlos überläßt. Weißes Hemd oder ein Sakko haben wir auch nicht, dafür ein sauberes Khakihemd und geputzte Turnschuhe....

Als wir dann im Klub die Damen mit großer Abendrobe und die Herren im Smoking oder dunklem Anzug sehen, müßten wir uns fehl am Platz fühlen. Dem ist aber nicht so - weil - wo WIR sind, ist VORNE !!

Wir haben einen eigenen Tisch, nette Nachbarn, die versuchen mit uns deutsch zu sprechen und schließlich verstehen wir uns mit wenig deutsch und wenig spanisch jeweils ganz gut; Wölfi ist da König, bei ihm fließt das Espanol nur so dahin....

Die Musik spielt auf, das 5-gängige Menü beginnt, gegen Mitternacht intoniert die Kapelle das „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus..“ und andere deutsche Volkslieder, die - ich kanns nicht verstehen, ob deutsch oder schon spanisch, mitgesungen werden.

Getrunken wird chilenischer Wein, alle bekommen närrische Hütchen, dann darf getanzt werden.(siehe Fotos)

Unser Nachbar gestattet uns, seine stämmige Frau und seine etwa 25-jährige, auch nicht gerade magere Tochter herumzuschwenken, was wir dann auch mit einer gewissen Ausgelassenheit tun.

Ich denke mir: „Jetzt und so sollte mich Mami sehen, wie ich im Schweiße meines Angesichtes eine gut gepolsterte MUJER (Frau) durch den Saal zu wirbeln versuche!“

Schließlich ist es 24,00 Uhr mit Tusch und Nationalhymne, guten Wünschen, wir werden auf beide Wangen geküßt und weitergereicht,

UN FELIZ ANO NUEVO! (Ein glückliches Neues Jahr!) und nun ist 1997!

Die Kapelle spielt nun wieder modernere Tanzweisen, das Parkett ist immer voll fröhlicher Menschen in diesem schön geschmückten Saal.

Die ungewohnte Bewegung bei sommerlicher Temperatur macht endlich doch müde, und als zum Ausklang dann die Muschelsuppe als letzter Gang gereicht wird, verabschieden wir uns von unseren fröhlichen chilenisch gewordenen Landsleuten und trotten nach unserer HOSTAJE

LAS ROSAS.

Mittwoch, 01.Januar 1997, Neujahrstag

Heute schlafen wir ganz lange, frühstücken gut, bezahlen unser Quartier und dürfen unser Gepäck noch so lange dort lassen, bis wir es zur Abfahrt des Zuges holen wollen.

Wir gehen ein Stück am See an der anderen (Ost-)seite entlang, bis der Pfad endet und sehen auf den LLANQUIHUE-See hinaus.

Schön war es hier in PUERTO VARAS und sauber. Dabei denke ich nach dem unordentlich bis schmutzigen PUNTA ARENAS und PUERTO NATALES

an den Straßenarbeiter in PUERTO VARAS, der vom sorgfältig geschnittenen Rasen zwischen Gehweg und Straße die abgefallenen Rosenblätter mit aller Sorgfalt vom Gras entfernte.....

Wir essen nochmals zu Mittag im Schnellimbiß und fühlen, daß unsere Zeit hier nun zu Ende ist, auch wenn der Zug erst um 15,50 abfahren wird. Also holen wir unser Gepäck ab, sparen uns das Taxi zum Bahnhof, und gehen die ca. 500 m wie Packmulis dorthin.

Nun gibt es eine Überraschung: Es steht noch keine Zugsgarnitur da, die kommt erst aus Santiago. (Die werden doch nicht nur den einen Zug haben ? Doch, für diese südlichste aller Strecken hat die Chilenische Eisenbahn nur 2 Garnituren, die im Pendelverkehr hin und her fahren, sagt man Wölfi auf Anfrage.

Der Bahnhof sieht ziemlich überholungsbedürftig aus. Nur noch 5 Gleise sind in Betrieb, man sieht daß wenig Verkehr fließt und versteht, daß leider die Überlegung besteht, diese Linie ganz stillzulegen.

Für uns ist ohnhin schon unfaßbar, daß die nur 20 km Bahnstrecke von PUERTO VARAS zum Pazifikhafen PUERTO MONTT vor kurzem stillgelegt worden sind. Fließt da kein Frachtverkehr von und nach Südchile ? Angeblich ist die Straßenfracht mit den LKW´s billiger.... so hören wir von den Chilenen.

Wir und andere PASAJEROS sitzen nun auf den Bänken am Bahnsteig und

warten.... Es wird 15,50, wo unser Zug abfahren sollte, der noch gar nicht da ist....

Endlich kommt mit 2-stündiger Verspätung der Zug aus Santiago an, ein Autotranportwagen ist auch dabei, ein Mercedes-Pkw wird ausgeladen, einige wenige Fahrgäste steigen aus.

Nun dauert es noch eine Weile, bis die Waggons gereinigt sind, die Diesel-Lokomotive ans andere Zugsende gehängt ist. Inzwischen sehen wir uns die Wagen an und suchen unseren Salonschlafwagen. Zwei Waggons mit besonders kleinen Fenstern fallen uns auf....das kann doch nicht sein, daß das der........Doch, ist er. Beim Einsteigen sehen wir die Messingtafel des Herstellers

„Werner und Hirth, 1935, Breslau“

Guter Gott, denken wir beide - werden aber angenehm überrascht. Unser Zweier-Schlafgemach entpuppt sich als deutsche Wertarbeit, die auch noch gut ist, als sie gleichen Alters mit mir ist.

Von innen stören die kleinen Fenster nicht, man kann sie öffnen und sieht genug. Eine Duschkabine mit Warm- und Kaltwasser ist auch da, die Küche vesorgt uns mit Essen und Trinken - was will man mehr ?

Mit etwas mehr als 4 Stunden Verspätung fahren wir ab.....

Wir können sehen, daß die vielen kleineren Bahnhöfe aufgegeben worden sind und auch an den größeren wenig Leben ist.

Wir winken aus den Fenstern und fast überall winken die Leute zurück, sei es aus Häusern oder vom Feld oder Garten.

OSORNO, VALDIVIA und TEMUCO sind größere Städte, wo der Zug hält, in letzerem schon in dunkler Nacht.

Donnerstag, 02.Januar 1997

Wir schlafen recht gut, duschen am Morgen, bekommen unser DESAYUNO und sehen die grüne Landschaft vorüberziehen. Gegen 11 Uhr hält der Zug abrupt auf freier Strecke.

Ein Schaffner kommt und fragt alle, ob jemand ein „HANDY“ hätte....

Scherzhalber frage ich ihn:“ES UNA VACA MUERTE ?“ (Ist eine Kuh getötet worden?) „SIETE !“ (Sieben!) ruft er zurück; ich denke, ich habe nichts oder falsch verstanden.

Doch richtig: Der Zug ist in eine scheu gewordene Kuhherde gerast und hat 7 Kühlein ins Jenseits befördert, dabei ist ein Waggon aus den Schienen gesprungen, also entgleist. Welch Wunder, daß nicht mehr kaputt gegangen ist....

Bei bestem Sommerwetter warten wir, was nun geschehen wird: Scheinbar nichts - oder doch: umliegende Bewohner kommen mit Beilen und Eimern um soviel frisches Fleisch zu retten, wie nur möglich ist.

Danach sehen wir 2 CARABINEROS, die mit dem Zugsführer sprechen....

Endlich kommt nach 2 Stunden ein Entsatzzug und wir können umsteigen und die Reise fortsetzen. Wir sitzen am hintersten Zugsende und merken mit nicht geringem Schrecken, wie der letzte Waggon schlingert und zwischen den Gleisen hin- und herwedelt, typisch Peitschenknall-Effekt.

Ich male mir insgeheim schon die grausigen Folgen aus, wenn der letzte Wagen, in dem wir sind, bei der hohen Geschwindigkeit entgleisen würde, und das möglichst noch auf einer Brücke über einer Schlucht.....

Die jungen und hübschen Stewardessen in ihren adretten Uniformen sind das offensichtlich gewöhnt. Für sie ist der RUBIO (Blonde), gemeint ist Wölfi, der noch dazu spanisch versteht und sprechen kann, die Attraktion dieser Fahrt: So oft es geht, sind alle bei uns, wir packen unsere Familienfotos aus (Schade, daß die Anderen d.h.: Susi, Martin, Uli und Ilse nicht mit sind!)

So vergeht die Zeit denn doch ganz angenehm und mit 6 Stunden Verspätung sind wir schließlich in Santiago. Küßchen auf die Wangen der Stewardessen, Foto gemacht und weiter geht es zum letzten Mal ins FORESTA.

Irgendwie schaffen wir es, mit Roberto, der uns beim Eintreffen in Chile mit seinem Taxi vom Flughafen abholte, zu sprechen.

Ja, er wird uns morgen zum Flughafen bringen und vorher werden wir ins Pfadfinderbüro fahren und dann das in Bau befindliche JAMBOREE Gelände in RANCAGUA, ca. 50 km südlich von Santiago, wo 1998/99 das Welttreffen der Pfadfinder stattfinden soll.

Schnell noch 6 Flaschen Wein und 2 Flaschen PISCO gekauft, dann sind unsere Koffer voll und schwer.

Abendessen - Ausklang im FORESTA.

Freitag, 03.Januar 1997

Um 9 Uhr verabschieden wir uns vom netten Personal des FORESTA mit PROPINO (Bakschisch) für jeden.

Koffer, Reisetaschen, Rucksäcke werden in Robertos Auto verstaut, dann suchen wir nach dem Pfadfinderbüro, das soeben umgesiedelt ist. Keine Frage, Roberto telefoniert für uns,und findet die Anschrift; glücklicherweise ist heute wenig Verkehr.

Nachdem Wölfi seine Sache dort abgewickelt hat, können wir uns endlich nach RANCAGUA begeben. Gar nicht leicht zu finden - aber Roberto schafft das und stöhnt, weil sein schönes Auto von der Autobahn weg 7 km auf einer unebenen, steinigen, staubigen Piste fahren muß; nur Schrittempo ist möglich.

Nach einigen Fragen bei Gehöften und Kurven zwischen Steinmauern sind wir auf dem riesigen Feld, wo Bauarbeiter Wasser- und

Abwasser-Leitungen verlegen, Mauern und Gerüste für noch nicht erkennbare Bauten und Zwecke errichten.

Wölfi (und ich auch) sieht, staunt, bewundert, freut sich und fotografiert.

Inzwischen ist es 12,30 geworden - und in meinem Magen beginnt sich erstes Kribbeln bemerkbar zu machen, denn - um 13,30 ist letzter Einchecktermin für den Abflug mit Lufthansa nach Frankfurt um 14,30......

Nun bloß keinen Stau, keinen Platten oder sonst etwas, das unsere

Anfahrt zum Flughafen verzögert....

Wölfi und Roberto nehmen meine Bedenken gelassen; Roberto spricht von Schleichwegen zum AEROPUERTO......Insch`allah (so Gott will!) möchte ich rufen, halte dann aber besser still.

Endlich fahren wir ab. Die 7 km im Schrittempo wieder zurück (mir kommen sie wie 70 km vor), dann Kurs auf den Flughafen.

Wir haben keinen Stau, keine Panne und sind um 13,30 tatsächlich in der Reihe jener, die aufs Einchecken warten, nachdem wir uns von dem zu unserem Freund gewordenen Roberto herzlich und unter Zurücklassung aller übriggebliebenen Pesos als Spezial-PROPINO für das eingestaubte Auto vom JAMBOREE-Gelände-Staub verabschiedet haben.

Pünktlich hebt die Lufthansa-Maschine LH 527 ab.

Auf Wiedersehen! geht uns durch den Sinn; für Wölfi sicher beim JAMBOREE.

In BUENOS AIRES landen wir und haben 2 Stunden Pause, bevor der große Flug über den Atlantik beginnt.

Schließlich fliegen wir auch von BUENOS AIRES ab und freuen uns auf zuhause. Jeder ist mit seinen Gedanken beim Erlebten der letzten Wochen und so vergeht der Flug mit Träumen, Essen und Schlafen wirklich „wie im Flug“.

Samstag, 04.Januar 1997

Wir kommen an einem grauen, kühlen Wintertag in Frankfurt an, mit uns eine Gruppe chilenischer Schüler, die ihre chilenischen Sommerferien bei Gasteltern im deutschen Winter verbringen.

Wir haben nicht viel Zeit, um 16,50 fliegt die LH 3480 weiter nach Graz, wo wir bei Dunkelheit ankommen. Mami holt uns am grazer Flughafen ab. Wir sind müde, glücklich und sehr stolz, wie wir das alles gemacht haben und daß wir das alles sehen und erleben durften.