2003 Insel Ruegen

Sonntag, 15.06.2003

Wir fahren nach dem Frühstück aus Weinböhla ab Richtung Norden und düsen auf der neuen leeren Autobahn(ist sie überhaupt schon eröffnet?) nach Stralsund, rüber auf der Brücke nach Rügen. - Das Wagnis "Essen gehen" beginnt in Samtens, wo uns das Schild "Durchgehend warme Küche" in GH lockt. Wir betreten die Stätte und die Bedienung meint, wir würden "gerade noch" etwas zu essen bekommen. Also wählen wir die angepriesenen gebratenen Heringe. Der Koch kommt kurz hinter die Theke, eine Begrüßung reicht wohl auch "gerade noch" nicht mehr. - 5 Heringe liegen übereinander, daneben ein Batzen Bratkartoffeln, die ziemlich traurig "gerade noch" aus der Pfanne geholt waren.

Weiter Richtung Thesenvitz. Unsere Gastgeber Gisela und Manfred Pesch werkeln im Riesengarten, es genügt ein Handschlag, und wir sind uns sofort sympathisch. -

Die Ferienwohnung besteht aus einer Veranda mit Essplatz und vielem liebevollen Schnickschnack, einem Wohnzimmer mit Fernseher, einer Miniküche, hübschem Bad mit Dusche und versteckter Toilette, und einem Watscheltreppenaufgang zum Schlafzimmer im Dachgeschoss. Wir fühlen uns sofort zu Hause und der Urlaub kann beginnen.

Montag, 16.6.03

Gut geschlafen, obwohl wir befürchtet hatten, wegen des Jodgehalts und unserer Gedanken hellwach zu liegen. Das Vogelgezwitscher weckt uns und die Sonne lacht ins Zimmer.

Achtung! Nicht die Stufen der Wendeltreppe verfehlen und nicht den Kopf anschlagen!

Fritz trinkt Grünen Tee und ich bekomme schwarzen Kaffee, und dann vertilgen wir unser mitgebrachtes Müsli. Danach geht es zum Großeinkauf in das nahe gelegene Einkaufszentrum und in die prächtig renovierte kleine Stadt Bergen, wo wir eine Fahrrad- und Freizeitkarte (6,90€) kaufen, Spargel und Kartoffeln sind unser erstes Mittagessen.

Abends werden uns die Leih-Fahrräder gebracht und wir machen unsere erste Runde um den Häuserblock und ein bisschen weiter. Es ist abends viel länger hell, es ist frisch und warm zugleich, - ich sauge die Brise ein und es geht mir wieder gut!

Dienstag, 17.6.03

Gestern haben wir festgestellt, dass die Räder diverse Macken haben, und fahren erst mal zum Reklamieren. Die Seniorchefin tauscht mit ziemlichen Widerwillen die Räder aus, so nach dem Motto: Sie können nicht fabrikneue Fahrräder erwarten bei 4,50 Euro pro Tag! - Ihr Fluch behaftet uns die nächsten Stunden, als wir uns nämlich bemühten, die Räder auf unsere Dachgepäckständer zu montieren. - Alles wäre ein Kinderspiel gewesen, würde nicht der nötige Spezialschlüssel in Graz liegen...

Mittags gibt es frischen Spitzkohl vom Bergener Wochenmarkt, harte Räucherwurst vom Ökoladen und gebackene Honigbananen mit Sesam.

Nachmittags sitzen wir im Garten und genießen das parkähnlich gepflegte Anwesen.

Mittwoch, 18.6.03

Fritz probiert, die Fahrräder in den offenen Kofferraum zu verfrachten, ich bin skeptisch, aber er schafft es tatsächlich, - so dass wir relativ schnell starten können in Richtung Wittower Fähre(6 €). Wir fahren bis Gramtitz und parken dort das Auto.

Für die 10,5 km bis Arcona brauchen wir bei starkem Gegenwind 45 Minuten. -

Im Rügenhof ist was los!! - Laute Musik aus dem Zillertal lässt uns erst mal vermuten, dass wir uns schwer verfahren haben.

Menschenmassen quälen sich durch Museumsanlagen, Andenkenläden und eine Inseldruckerei, verzehren Fischbrötchen und Bier an Holztischen.

Wir haben zwar unseren Proviant dabei, genehmigen uns aber doch Hering mit weißer Soße und Matjessalat, Pellkartoffeln, Riesenbier und Mohnkuchen. Dann geht es weiter aufs Kap hinauf, und von da an rasend bergab auf der sensationellen Küstenhochstraße durch Nadelwald, hautnah am Abhang, - über Wurzeln und durch herabhängende Äste ohne Vorwarnung in scharfe Kurven, die man möglichst nicht verfehlen sollte. Langsam bekomme ich Lust auf mountain-biken! -

Durch den "Regenbogen"-Campingplatz zurück zum Auto(1 ¼ Std).

Über Juliusruh-Glowe-Lietzow nach Hause, wo Manfred Pesch schon die Sitzmöglichkeiten für die abendliche Lesungs-Gartenparty vorbereitet hat.

Gegen 19 Uhr trafen 6 geladene Paare aus dem Freundeskreis ein, es gab Bier, Wein, Prosecco, Quiche(vom Hausherrn gebacken) und Natalies Gemüsesuppe aus dem Hexenkessel. Alle lauschten meinen Vorlesungen, schmunzelten und 11 Bücher wurden sofort gekauft! Bis 23 Uhr wurde zu Gitarren- und Schifferklavier(oder doch Akkordeon?)

gesungen, gedichtet, gelacht und fast auch geschunkelt. Es war eine wahnsinnig tolle Stimmung und der Wettergott meinte es besonders gut mit uns.

Wir freuen uns, Paare zu sehen, die schon lange Zeit miteinander leben und immer noch glücklich zu sein scheinen...

Donnerstag, 19.6.03

Manfred Pesch bringt uns jeden Morgen die Inselzeitung und wir genießen das Frühstück in der sonnigen Veranda. Es ist heute ziemlich stürmisch und so beschließen wir, mit dem Auto an den Süden der Insel zu fahren. Unterwegs kommen uns Stoßstange an Stoßstange die Automassen entgegen, die wahrscheinlich von der Fähre ausgespuckt wurden. Wo sollen die denn bloß alle hin auf dieser kleinen Insel? -

In einer winzigen Öko-Bäckerei kauft Fritz mir ein Stück echten Zuckerkauken, der mich an meine Jugendzeit erinnert, - aber nach dem Verzehr meinen Bedarf an "übersüss" für die nächsten Jahre gedeckt hat. Früher gab es das fast jeden Nachmittag zum Kaffee!

Wir passieren die vornehmen Ostseebäder Sellin, Baabe und Göhren , sehen auch den Rasenden Roland, das alte Insel-Schmalspurbähnle, aber zum Anhalten kommen wir nicht, weil es einfach keine Parkplätze gibt. Also fahren wir durch bis Groß Zicker. Ein Schild weist zum "letzten Parkplatz" an der kleinen Dorfkirche. Auch hier fordert ein Automat auf,

2,50 € zu berappen. Wir empfinden diese Art von Störtebecker-Piratentum als Frechheit, zahlen dann aber doch zähneknirschend unseren Obolus. Unsere Wanderung geht vorbei an putzigen, gepflegten Strohdachhäusern, ein jedes mit dem Angebot von Ferienunterkünften. -

Am Ende des Ortes, siehe da! - doch noch ein großer, kostenloser Parkplatz! Wie lange lassen sich die Touristen diese Täuschung und Abkassiererei gefallen? -

Eine kleine Treppe führt zum Kiesstrand hinunter, ein leichter Regenguss lässt einige Wanderer das Weite suchen, aber wir bleiben hart und werden mit knalligem Sonnenschein belohnt. Uns verblüfft immer wieder aufs Neue, wie schnell der Himmel hier von hellblau auf bedrohend dunkelgrau wechselt!

An einer mobilen Brötchenbude kaufen wir ein Aal-Brötchen, lecker frisch belegt mit

Räucheraal, Salatblatt und Gürkchen zu 3.50 €.

Ein kurzer Besuch noch in dem bescheidenen, hellen Inselkirchlein von Groß Zicker, wozu auch das Pfarrwitwenhaus gehört. Ein evangelischer Pastor heißt hier Pfarrer, und daher gibt es eben auch Witwen!

Am Parkplatz sehen wir gerade einen Herrn am Automaten stehend nach dem Geldbeutel greifen und ich verkaufe ihm schnell meinen Parkschein für 1€. Wenn er ihn zum Schluss noch für 1.50€ weiterverkauft, hat er immerhin noch 50 cent verdient und wir Touristen sind wieder rehabilitiert!

Abends bringt uns Herr Pesch eine Schüssel frisch geernteter Erdbeeren!

Es ist so schön hier! - Die Zeit vergeht zu schnell!

Freitag, 20.6.03

Es ist wieder windig, kein Wetter zum Fahrradfahren.

Auf nach Stralsund aufs Festland!

Wir haben 1 ½ Stunden gebraucht, weil auf dem Rügendamm ein Auto festlag und nun der gesamte Verkehr sich wechselweise daran vorbeiquälen musste. Vorsichtshalber stellten wir unser Auto gleich bei einem Parkplatz auf Dänholm ab, um der Parkplatzsuche und den Kosten in der Innenstadt zu entgehen. - Es war ein ziemlich weiter Weg bis zur Heiliggeistkirche, zwischendurch mussten wir uns immer mal wieder in einen Hausflur flüchten, weil es nieselte, regnete, goss oder stürmte. -

Etwas durchnässt erreichten wir das "Fischkontor Seestern", nahmen Platz, warteten,

Fritz ging mal wohin, dann irgendwann bekamen wir eine Speisekarte, die nichts Besonderes bot, - als wir einigermaßen durchgetrocknet waren und immer noch niemand nach unseren Wünschen fragte, gingen wir wieder, und zwar in Richtung Hafen zu "Fischermann's".

Das war nun eine gute Wahl: gemütlich im Wintergarten, hübsche Bedienung, tolle Speisekarte, gutes Essen und annehmbare Preise. Fritz hatte eingelegten kalten Aal mit Bratkartoffeln, ich bekam zarte, wohlschmeckende Flunder. Nachher noch Rote Grütze und dann raus, wo es wieder zu regnen angefangen hatte. Macht nichts, am Gymnasium vorbei in die Innenstadt. Rathaus und wunderschöne riesige Nikolaikirche besichtigt, eine kleine schwarze Tasche für 15€ für mich erstanden, und dann den langen Fußweg zum Auto angetreten. In 30 Minuten waren wir zu Hause und fuhren nach den Fernsehnachrichten gleich wieder los zur Lesung von Herrn Heinz Nied im Putbuser Tusculum.

Der Raum, Ausstellungshalle und Café, wahrscheinlich auch privates Wohnzimmer des

Rezitators, er und auch seine Frau, die aufgehängten Bilder und gesamte übrige Atmosphäre vermochten nicht uns beiden das erhoffte Glücksgefühl zu vermitteln, - es bedrückte uns sogar und nach 10 Minuten hatten wir wohl beide den heimlichen Wunsch, unbemerkt verschwinden zu können. Gedichte von Tucholsky, Witte, Seidel und anderen Unbekannten, die er - unbestrittenerweise sehr gut und gekonnt - vorgetragen hat, waren tiefgründig und ironisch, aber zum Lächeln oder gar Lachen haben sie keinen der anderen Anwesenden gebracht.

Ein Gespräch hinterher entwickelte sich leider nicht und da holte ich kurz entschlossen mein Buch aus dem Auto und bot an, als ganz besonderes Dankeschön für diesen Abend etwas daraus vorzutragen. Gut gemeint war es, aber ich bedachte natürlich nicht, dass ein Applaus für mein "So müsste es einmal sein" unmöglich dabeiherausspringen könnte, wenn schon der Große Meister dergleichen leider nur spärlich bekommen hat. Fast kann ich mir etwas darauf einbilden, dass meine Gartenparty-Zuhörer mich lebhaft und dankbar mit Lachen, Klatschen und immerhin bis heute mit dem Kauf von 16 Büchern belohnt haben!

Nur nicht dran denken, dass wir in einer Woche schon wieder in zu Hause sein müssen!

Samstag, 21.6.03

Der freundliche Nachbar, bringt uns frische Brötchen zum Frühstück

und der Hausherr wie jeden Tag die Zeitung! Geht es uns doch gut!

Heute fahren wir nach Sassnitz und parken am Buswendeplatz. Der Strand ist steinig,

das Wetter wie immer wechselhaft, wir atmen die direkte Seeluft tief ein, auch wenn es manchmal stark nach vermoderten Fischen stinkt. - Ein Paar wühlt am Strand in den Kieselsteinen herum und man erklärt uns, dass sie nach Fossilien suchen, Lochsteinen,

und Bernstein. Von da an hängen unsere Augen noch mehr als sonst heraus, und immer wieder schleppen wir hübsche Steine mit, werfen sie wieder fort, wenn wir noch schönere gefunden haben, packen einige in den Rucksack, tauschen bei nächster Gelegenheit wieder aus, wohlwissend, dass wir alles mehr als 100 Höhenmeter rauf und einen langen Rückweg bis zum Auto transportieren müssen, und ebenfalls mit der weisen Befürchtung, dass unsere Beute, - auch wenn sie tatsächlich unsere eigenen vier Wände erreichen sollte, irgendwann in absehbarer Zeit an unserem Teichrand deponiert werden wird. Aber es tröstet uns, dass wir auch unsere Mitwanderer mit dem gleichen Tatendrang beflügelt sehen.

Nach einer zweistündigen, gemütlichen Strandwanderung erreichen wir die Treppe am "Hohen Ufer", beschließen dann aber doch, weiter zu gehen bis zum Mount Everest von Rügen, dem Königsstuhl, der 118 m aufweist! Diese Höhe wird auf gut ausgebauten Leitern erklommen, mehr oder weniger keuchend von fetten Bratkartoffelbauchträgern, von uns beiden jedoch beschwingt und schwerelos, manchmal zwei Stufen auf einmal nehmend.

Oben gibt es einen Parkplatz, wohin Stöckelschuhtouristen mit Pendelbus gekarrt werden.

Eine Fischbude lockt mit Thüringer Bratwurst, und in anbetracht des Rückweges lassen wir uns zu einem Heringsbrötchen hinreißen, ohne zu wissen, dass ein paar Meter weiter ein Gasthaus mit Garten vielleicht bessere Genussmöglichkeiten geboten hätte, vielleicht aber auch nicht!

Der Rückweg durch herrlich schattigen Kiefernwald geht bergauf, bergab, wir sind gut in Form, hätten aber beide nicht gedacht, dass die Insel Rügen so wellig ist.

Zu Hause gibt es - leider - schlecht schmeckende Spaghetti, weil der pikante Knoblauch nicht in Öl, sondern in Essig eingelegt war, und ich dummerweise voreilig davon einen Schuss in die Soße gegeben hatte.

Sonntag, 22.6.03

Eigentlich sollte es heute hochsommerlich warm sein, es war aber düster, windig und wenig verführerisch. Also hat Fritz die fällige Briefpost erledigt. Danach kam unser

Nachbar und es wurde über Gott und die Welt geklönt und Bierschnaps getrunken.

Wir statteten dem thailändischen Restaurant Thang-Long in Bergen einen Besuch ab und ich ging genauso hungrig wieder weg, wie ich gekommen bin, denn meine Fastenspeise der Buddhisten schmeckte derart stark nach viel zu viel Koriander, dass ich die Hälfte stehen ließ und mich die Entenbrust vom Fritz auch nicht mehr anmachte. -

Darauf eine herrliche Fahrradtour mit ständig wechselnden Bildern:

rote Klatschmohnfelder, blaue Kornblumen, weiße Margriten, -

Gerüche von Kamille, Fliederblüten, Misthaufen und Schweineställen, -

oben Schäfchenwolken, Regendrohungen oder einfach nur Himmelblau,

ringsherum Wind, Vogelgezwitscher, Lebenslust,

in uns eine tiefe Zufriedenheit und Glück!

Hungrig, einigermaßen erschöpft und mit eiskalten Händen erreichen wir nach drei Stunden

unser Zuhause und stürzen uns auf Brot und Wein. -

Montag, 23.6.03

Heute wollten wir auf die Insel Hiddensee. - Wir wollten wirklich!

In Schaprode warnt ein Schild: Keine Parkplätze am Hafen! Also stellen wir uns auf den empfohlenen Parkplatz, bezahlen 3€ Gebühr für einen Tag, 60 cent für einmal auf die Toilette gehen und radeln vergnügt zum Hafen. Während Fritz die Schiffskarten kauft, beobachte ich draußen, wie ein geschäftstüchtiger Animierer auf fahrradlose Touristen losgeht und diese hektisch überredet, "schnell noch einzusteigen", Fahrkarten können an Bord gelöst werden.

Er arbeitet für das Wassertaxi, wo für die einfache Fahrt 8 € zu blechen sind, zuzüglich Kurtaxe! - Ich setze mir in Gedanken ein Limit, was unsere Fahrt mit dem Normalboot für mich kosten darf. Aber der Preis übersteigt total alle Befürchtungen: Für 2x Hin- und Rückfahrt mit Fahrrädern incl. Kurtaxe bezahlt Fritz 44 €, in Worten "Vierundvierzig!!"

NEIN! Nicht mit mir! - Ich bringe die Karten zurück und wir verzichten auf Hiddensee!

Ein kurzer Blick noch in die niedliche Dorfkirche und ein Rundgang auf dem Friedhof, wo es so lustige Namen gibt wie "Hans Hansen" oder "Jens Olsen". -

Wir radelten zur Rassower Buch, parallel zum Strand bis Vaschwitz, sahen nachdenklich auf die große Ferienanlage von SAS Radisson, kamen auf die Hauptstraße und machten Mittagspause in Trent. -

Eine füllige, freundliche Bedienung versicherte uns, dass der aufgestellte Riesensonnenschirm jedem Sturm standhalten würde und so setzten wir uns in den Gastgarten an der Straße.

Da wir viel Geld gespart hatten, gönnten wir uns jetzt großzügig das teuerste Mahl, nämlich gebratenen Aal! - Der lag uns für so viel Geld auch entsprechend lang und fett im Magen!! -

Ein Besuch noch in der Töpferei, zwei zarte Tonhühnchen(für insgesamt 10€) wurden gekauft und dann auf der Hauptstraße gegen den Wind im 2. Gang zurück zum Schaproder Parkplatz.

N.S. Es gibt übrigens im Ort Schaprode private Parkmöglichkeiten für nur 2 Euro!

Obwohl der Fisch sich noch im Magen aalte, schmeckte uns das Risotto, zu dem ich unsere Gastgeber eingeladen hatte, doch wieder. - Es war ein netter Abend, ich denke, wir werden Freunde bleiben.

Dienstag, 24.6.03

Wehmut!

Fritz rechnet vormittags die günstigste Heimfahrtstrecke aus.

Wir mögen nichts mehr hören von Fisch und Bratkartoffeln.

Ich mache einfach eine feine Haferflockensuppe, danach gibt es frische Erdbeeren mit Schlagsahne.

Gegen Abend fahren wir dann in das feine Bäderviertel an die Ostküste. Nur selten findet man noch einen grauen, heruntergekommenen DDR-Standard-Schuppen, ansonsten sind alle Jugendstilvillen vorbildlich und teuer renoviert, allerdings auch durchgehend nostalgischer Nobel-Einheitslook. Trotzdem möchten wir hier nicht unsere Ferien verbringen, es ist einfach nicht unser Geschmack, nur zu promenieren und feine Klamotten auszuführen, bzw. neu zu kaufen. Wo bleiben die vielen Menschen, wenn wirklich einmal alle Betten belegt sind?

Und die vielen Autos, wo es doch jetzt schon keine Parkplätze mehr gibt?

Am Strand weht ein kräftiger Wind, wir laufen bis zum Ende der Seebrücke, aber dann reicht es uns und Fritz macht zu Hause einen "Rügener Sommerglüwi nach Huber-Art" (heißer Wein mit Apfelsaft, super!)

Unsere Räume ähneln einem Möbellager: Kartons, Motoröl, Bierträger und Weinschachteln

stehen zum Einladen bereit.

Heute besuchen wir das Prora-Museum: Adolf Hitler hatte an der Ostküste eine riesige Ferienanlage geplant für 20.000 Arbeiter, die hier "Kraft-durch-Freude-Ferien" machen sollten. Leider kam es dann doch alles anders. Aber die Planung zur damaligen Zeit war

bewundernswert, obgleich die Kommentare in den Bildunterschriften und im Video eine andere Meinung vertreten (müssen?). Interessant ist es allemal!

Danach hatten wir Hunger, widerstanden aber tapfer dem Bratwurst-Geruch der Buden und fuhren nach Binz. Im Super-Steakhaus Münsterteicher mit Blick auf die Promenade hatten wir nach all dem vielen Fisch eine genüssliche Fleischorgie mit wunderbarem Salat und gutem Bier!

Unser Tacho zeigt, dass wir auf dieser kleinen Insel 500 km abgefahren haben (mit dem Auto!)

Donnerstag, - Abreisetag

Ganz früh stehen wir auf, 6 Uhr ist Abreise, - wunderschöne Landschaften in Brandenburg, ruhige Fahrt auf der Autobahn bis nach Wunsiedel (Ankunft 14 Uhr).

Das Hotel " Waldlust" - ein Beinahe - Wahnsinn! Die Einrichtung ist eine Mischung aus

Pradler Ritterspielen und modernem Hightec! Kein Wunder, denn die Schwiegertochter hat Design studiert! Wir bekommen eine Suite, weil alle anderen Zimmer noch nicht hergerichtet sind.

Um 18 Uhr stürmen wir hungrig das Sterne-Restaurant, sind zu Beginn des Menüs im siebten Himmel, bleiben in Warteposition mit positivem Denken und Verständnis für die Gastronomie, bekommen auch noch die opulente Fischsuppe, und dann dauert es eine Stunde, bis der Knurrhahn erscheint! Draußen im Garten wieselt es, Gäste kommen und die zwei gut geformten Damen schleppen Riesenteller herum, - wir warten. -

Als wieder fast eine Stunde vorbei war und es auf 10 Uhr zuging, wurden wir langsam müde, und erklärten dem Wirt(der mit einer schmutzig-blutigen Schürze zu uns an den Tisch kam und uns sein Leid übers Küchenpersonal klagte), dass wir auf den zweiten Hauptgang verzichten und gleich die Nachspeise haben wollten. Er bedauerte das, aber auch die Nachspeise kam nicht und so verlangten wir nach der Rechnung und waren einigermaßen frustiert, aber keinesfalls hungrig.

Eine Haube beim Gault Millau zu erkochen, ist wahrscheinlich leichter möglich, als sie auch zu erhalten.

Trotzdem war es ein wunderschöner Abschluss unseres Urlaubs!

Am Freitag erreichten wir um 17 Uhr unser Zuhause und die Katzen begrüßten uns freundlich. Anscheinend haben sie uns die lange Abwesenheit diesmal nicht übel genommen.

Mal sehen, wann wir wieder reif für die Insel sind..