Band 69 Steininger 1
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Ernst Steininger, gebürtiger Österreicher, hatte von frühester Jugend an Fernweh zum Wasser und den Wunsch, zur See zu fahren. 1957 begann er in Bremen mit einem Lehrgang auf dem „SCHULSCHIFF DEUTSCHLAND“ seine Seemannslaufbahn und fuhr danach auf verschiedenen Schiffen und Fahrtgebieten an Deck. Auf einem seiner Schiffe, dem MS „VEGESACK“, begegnete er auch dem durch die Veröffentlichung mehrerer Bücher vielen Seeleuten bekannten Maschinisten Hein Bruns, der ihn für seine weiteren Fahrzeiten und sein nachfolgendes Leben wesentlich prägte. Ernst Steininger reflektiert in diesen drei Bänden über das erste Jahrzehnt seiner Seefahrtzeit.
Diese in einem brillanten Stil geschriebenen Texte erlauben nicht nur einen guten Einblick in das Leben eines Seemanns auf See und in fremden Häfen, wie der Autor es erlebte. Ernst Steininger gibt auch Einblicke in die Geschichte der Seefahrt und die Entdeckungsreisen früherer Seefahrergenerationen.
Inhalt:
1. Sie, als Österreicher, wie kommen Sie zur Seefahrt?
2. SCHULSCHIFF DEUTSCHLAND in Bremen
3. Küstenmotorschiff STADERSAND
4. Motorschiff LINZERTOR
5. Motorschiff VEGESACK
6. Turbinenschiff HUGO STINNES
7. Motorschiff HORNBALTIC
8. Motorschiff BREMER BOERSE
9. Turbinenschiff WERRASTEIN
10. Turbinenschiff MOSELSTEIN
Die Printausgabe hat insgesamt 316 Seiten
Leseprobe:
Ebenfalls unvergesslich bleibt mir folgendes Ereignis: In der Nacht vom 15. auf den 16. Februar 1962 – also in den Tagen der bislang unvergessenen großen Sturmflut – lagen wir auf der Blexen-Reede bei Bremerhaven vor Anker. Wie üblich war unser erstes Anlaufziel ein skandinavischer Ostseehafen. Das heißt, das wir, zunächst von der Weser zur Elbmündung bis Brunsbüttelkoog wollten, zum Nord-Ostsee-Kanal. Schon bei Auslaufen Bremen war uns bekannt, dass „draußen“ nichts Gutes zu erwarten war. Dazu bedurfte es keines Wetterberichtes. Der Wind fegte seit Tagen aus Nordwest über die Nordsee und drückte das Wasser in die Weser und die Elbe. Zu allem Übel war auch noch „Springtide“. Für die Küstenbewohner stellte sich die bange Frage: Werden die Deiche halten?
Was nun unser Schiffchen betraf, so stellte sich die Frage: Wird der Anker halten? Denn bereits während der Nacht waren wir ein gutes Stück vertrieben. Als ich kurz vor Mitternacht auf Wache zog, traute ich meinen Augen nicht: Vor mir türmte sich ein gewaltiger Schiffsbug auf, auf den die BOERSE – mit dem Heck voraus – langsam aber sicher zu trieb. Mein Geschrei brachte unseren Steuermann zwar schnell auf Trapp, was aber vorerst nichts nützte – die Maschine sprang nicht an! Man hatte wohl nicht nur auf der Brücke gepennt. Mit Ach und Krach kam die BÖRSE von dem großen Ankerlieger gerade noch einmal frei, ohne Schaden anzurichten. Inzwischen hatte der Sturm an Stärke zugenommen. Wir ankerten erneut, und um ein neuerliches Vertreiben zu verhindern, ließ man die Maschine klugerweise gleich mitlaufen. Das war auch nötig, denn die Windsbraut jagte wie eine Furie über das flache, ungeschützte Land, und das Wasser stieg und stieg. An der bereits überfluteten Columbus-Kaje versuchten mehrere Schlepper mit vereinten Kräften, ein riesengroßes Schwimmdock in Position zu halten.
Unser Kapitän war – Bremen war ja noch nicht weit weg – noch nüchtern und reagierte vorerst besonnen. Das heißt; er gedachte abzuwarten. Da aber tuckerte auf einmal ein Schwesterschiff der BREMER BOERSE, die „BREMER WAPPEN“, an uns vorbei. Der Alte echauffierte sich über soviel Verantwortungslosigkeit des ihm wohlbekannten Kollegen. Aber als dann nach wenigen Stunden die WAPPEN leicht zerrupft wieder zurückkam – zerfetzte Persenningteile flatterten im Winde, und auch das Rettungsboot, denke ich, war nicht mehr dort, wo es sein sollte – da hatte unser Alter bereits wieder „Oberwasser“!
„Wat, wat sind dat man bloß für Pfeifen, denen werden wir’s zeigen! Anker auf!“ Sprach’s, und niemand widersprach, obwohl für jedermann ersichtlich war, dass der Mann schon wieder dun war. Ich meine, ich hatte schon ein komisches Gefühl im Bauch, aber es war nicht so sehr Angst, was da in mir kribbelte. Da war auch eine gehörige Portion Neugier auf das bevorstehende Abenteuer dabei.
Um es vorweg zu nehmen: Meiner Neugierde wurde Genüge getan! Am Anfang, auf der Außenweser, kämpfte die kleine BOERSE noch tapfer gegen den Wind und die Tide an. Solange wir Wind und Strom von vorne hatten, ließ sich das Schiff auch einigermaßen auf Kurs halten. Wir boxten uns Meile für Meile mühsam durch die in kurzen, bösen Wellen anstürmende See. Der Leuchtturmwärter vom „Rote Sand“, der da oben hoch und trocken saß, mochte sich wohl verwundert gefragt haben, welche Esel sich da mutwillig in Gefahr brachten. Auf der BOERSE blieb mittlerweile kein Auge mehr trocken. Der Sturmwind fegte die Gischt über das Schiff, dass das Wasser wie Hagel gegen die Brückenfenster prasselte. Das überdampfende „grüne Wasser“ klatschte wie ein großer, nasser Lappen auf die Back und über die Ladeluke, um dann hässlich gurgelnd über die Speigatts abzulaufen. Das ging ja noch einigermaßen gut, solange wir den bissigen Wogen nur den schmalen Steven entgegenhielten. Aber wir mussten ja spätestens beim Feuerschiff „ELBE I“ nach Osten abdrehen. Dabei würde es sich nicht vermeiden lassen, den aggressiven Wellen, wenn auch nur für kurze Zeit, die volle Breitseite zu präsentieren. Der inzwischen doch wieder sehr ernüchterte Alte zögerte und zögerte die anliegende Kursänderung immer wieder hinaus – wohl in der Hoffnung, dass jemand daherkäme und sagte: „Wind, sei still!“. Es kam aber niemand daher. Und ganz plötzlich – ich weiß nicht einmal, ob der Grund eine absichtliche Kursänderung, oder ob das Schiff einfach aus dem Ruder gelaufen war – erwischte uns die See voll an der Backbord-Seite. Das war wie eine gewaltige Ohrfeige, die das Schiff aushob und zugleich nach der Steuerbord-Seite hin einfach umwarf. Auf der Brücke gab es kein Halten mehr. Alle Anwesenden, und das waren mehr als sonst üblich, lagen als ein hilfloses Menschenknäuel auf der zum Boden gewordenen Steuerbord-Seitenwand der Brücke. Eingeklemmt und bewegungsunfähig erlebte, durchlebte ich bei vollem Bewusstsein diese ungemütliche, eigenartige Situation. Eigenartig deshalb, weil ich keine richtige Angst verspürte. Ich hatte, glaube ich, gar keine Zeit dazu. Ich spürte, wie das fast zur Gänze auf der Seite liegende Schiff einige Male hin und her wippte und sich dann sprunghaft, wie nach einem schnellen Entschluss, wieder aufrichtete. Natürlich schlug es vorher noch kräftig nach der Gegenseite aus, so dass wir willenlos wie Puppen von einer Ecke zur anderen geschleudert wurden. So schnell und so gut es ging, rappelten wir uns auf und nahmen unsere Posten wieder ein. Der verdatterte Alte gab Order, das Schiff sofort und augenblicklich wieder in die See zu drehen. Das wurde auch sogleich ausgeführt, war aber nur deshalb möglich, weil die Maschine trotz der extremen Schräglage nicht ausgefallen war – das kam schon einem Wunder gleich. Ebenso verwunderlich war es, dass sich niemand an Bord, weder auf der Brücke, noch in der Kombüse oder der Maschine die Knochen gebrochen hatte oder verbrüht, gequetscht oder sonst irgendwie verstümmelt wurde.
Während das Schiff, wenn auch nur für einige Sekunden, die mir aber wie eine Ewigkeit vorkamen, in dieser unmöglichen Position verharrte, hatte ich das Gefühl, im Kino zu sein. Ich wartete gespannt darauf, wie dieser Film wohl enden würde. Ich sah das flach auf der schäumenden See liegende Schiff so quasi von außen, so als ginge mich das Ganze schon gar nichts mehr an. Der Untergang schien unvermeidlich, das endgültige Kentern eine Frage von Sekunden. Da jedoch, im letzten Augenblick, kam dann doch noch jemand vorbei: Mein Schutzengel! Der gab dem Schiff einen kleinen Stipps und…
Und die BOERSE, das brave Schiff, reagierte sofort. Wie ein von einem niederzwingenden Druck befreites Stehaufmännchen schnellte es in die „Senkrechte“ zurück. So wie ich es heute sehe – wobei anzumerken ist, dass ich damals von Stabilitätsberechnungen genau so wenig Ahnung hatte wie unser Fischdampferkapitän – kam dem Schutzengel wahrscheinlich der optimale Abstand des Metazentrums vom Schwerpunkt des Schiffes entgegen. Es bedurfte also eben nur dieses kleinen Stipps in die richtige Richtung. Hätte anstelle meines Schutzengels ein gewisser Kaiser namens Nero das Sagen gehabt, da wäre der Daumen wohl nach unten gegangen. Ehrlich gesagt: Was das gewissenlose Verhalten unseres Schiffsführers betrifft, der hätte auch nichts anderes verdient. Aber – im Leben werden halt mitunter auch die Schuldigen gerettet…
Aber, auch wenn wir nun wieder „obenauf“ schwammen, wir steckten noch immer tief in der Scheiße. Mit halber Kraft hielten wir im rechten Winkel auf die aus Nordwesten anrollenden, vom Sturmwind gepeitschten Wogen zu. Auf diese Weise entfernten wir uns immer mehr von unserem eigentlichen Ziel. Statt die Unterelbe anzusteuern, fuhren wir nun in die offene „Mordsee“ hinaus. Wehe, wir zeigten ihr nochmals unsere verwundbare Breitseite. Wehe, es fiele gar die Maschine aus…
Es folgte eine lange, bange Nacht. Mit dem starken Licht des Suchscheinwerfers beäugten wir die weißen Gischtfahnen der unaufhörlich heranrauschenden Wellen, um sie auch stets im richtigen Winkel anschneiden zu können. Die Nerven waren zum Zerreißen gespannt; die sich einschleichende Müdigkeit bekämpften wir mit Kettenrauchen und Unmengen schwarzen Kaffees. Glücklicherweise flaute im Laufe des folgenden Tages der Sturm ab. Als dann endlich die Wellen etwas flacher und länger wurden und von ihren Kämmen keine Gischt mehr abwehte, entschloss sich der Alte zu einem neuerlichen Wendeversuch. Das klappte soweit auch ganz gut. Mehr ist dazu nicht zu sagen, außer vielleicht, dass wir wohl alle die Arschbacken ganz fest zusammengekniffen hatten.
Jetzt rollten die Wellen von achtern an; das nun schwer zu steuernde Schiff gierte von einer Seite zur anderen. Die See schob das KüMo wie Treibgut vor sich her, und immer wieder wurden wir von größeren Wellen einfach überrollt. Diese – nicht gerade kleinlich in ihrem Zerstörungsdrang – nahmen so ziemlich alles mit, was an Deck und den Aufbauten nicht niet- und nagelfest war. Zwar flogen uns die Abdeckpersenninge der Ladeluke, die wir offensichtlich seetüchtig genug verkeilt hatten, nicht – so wie bei der „Bremer Wappen“ – um die Ohren, aber... Aber als wir dann doch noch in Brunsbüttelkoog ankamen, da fehlten nicht nur alle Rettungsringe und sonstige Dinge, es fehlte auch eines der beiden Rettungsboote. Das „Hotel zum Anker“, in dem ich zu diesem Zeitpunkt Gottseidank nicht mehr logierte, war völlig abgesoffen und vorerst nicht mehr bewohnbar. Trotzdem, wenn man bedenkt, dass diese Geschichte auch anders hätte ausgehen können, dann war das noch ein geringer Preis, den – die Versicherung zu entrichten hatte. Meine Hoffnung allerdings, dass man den Alten nun wenigstens wegen grober Fahrlässigkeit, wenn schon nicht wegen des Suffs, außer Dienst stellte, sollte sich nicht erfüllen. Jedenfalls nicht während meiner „Dienstzeit“ an Bord der BREMER BÖRSE.
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