Tag 6


Der 6. Tag startete sofort sonnig und warm. Auf dem Balkon genieße ich noch meinen Espresso bevor ich aufbreche. Ich gebe den Schlüssel bei meiner Gastgeberin ab und lasse Sie noch meine vorbereitete Nachricht lesen. Sie hat sich sehr darüber gefreut und mir im Verlauf des Tages noch über das Buchungsportal eine nette Nachricht zukommen lassen, die ich dann übersetzen konnte.

Die ersten Kilometer nach Pontremoli waren landschaftlich wieder ein Highlight. Man fährt oberhalb der großen Autobahn und kommt durch total verschlafene Dörfer. Unter anderem durch das Dorf Lusuolo wo man auf den Pilgerweg "Via Francigena" trifft. Danach folgte eine kurze knackige Abfahrt mit 15% Gefälle die richtig Spaß machte.

Es geht am Fluss Magra entlang Richtung Meer. Die Vorfreude steigt.
Ich komme gut voran. Kurz nach Sarzana dann allerdings ein kleiner Dämpfer für die Freude. Man fährt aus der Stadt raus und kommt näher in das Gebiet des Magra Flusses. Der Weg wird zunehmend schlechter.  Das Schilf und Gestrüp am Boden wird immer dichter. Am Ende kann man kaum noch fahren. Hatte ich irgendwo eine Abzweigung verpasst?

Der GPS Tacho zeigte mir an das ich noch auf meiner ursprünglich geplanten Route war. Ich hielt daher an um mit dem Handy nach einer alternativen Route zu suchen. Übrigens das erste mal auf dieser Tour, das ich das Handy benötigt habe. Dies war aber gar nicht so leicht, da es nicht viele Möglichkeiten gab. Die Hitze staute sich im dichten Schilf Dickicht und zahlreiche Moskitos nervten einfach nur. Das Gebiet war dazu auch noch ziemlich sumpfig.

Nach einigen Minuten sah ich das ich eigentlich schon richtig war. Offiziell ist dies ein ausgeschriebener Radweg. Scheinbar wurde dieser nur seit Jahren nicht mehr gepflegt, oder der Verlauf wurde geändert. Ich schaute daher nach einer Alternativroute, und fuhr so dann einige Kilometer auf einer größeren Straße. Dies ging aber erstaunlich gut.

Es dauerte dann nicht mehr lange bis ich dann endlich nahe Marinella di Sarzana das erste mal das Meer sah. Einfach Wahnsinn!
Dieser Strand gehörte aber zu einem Hotel und sah auch nicht so einladend aus. Daher hielt ich nur kurz für ein Foto.

Ich bin darauf hin weiter Richtung Viareggio gefahren. Die Strecke führt nahe am Meer entlang. Viel gibt es leider nicht zu sehen das mehr oder weniger ein Hotel nach dem anderen kommt und auch sehr viele Leute unterwegs sind. Dennoch ist der Radweg vom Fußweg getrennt und man kann problemlos in kurzer Zeit viel Strecke machen.

Diese Tagesetappe wurde mit Absicht bei der Planung kleiner gewählt das ich noch eine große Pause zum Baden machen konnte. Ich habe mir dann eine Stelle etwas unterhalb vom Marina di Torre del Lago Puccini raus gesucht. Dort gibt es Kilometerweit Strände ohne Ende.
Hier war auch kaum was los. Hatte natürlich auch den Vorteil das ich mein Fahrrad sowie Gepäck besser im Auge behalten konnten als ich im Meer schwimmen war.

Das Meer selber war mir persönlich viel zu warm. Zum Glück hielt die Bewölkung noch an. Aber es hatte trotzdem über 30°. Ich hatte mich eigentlich auf eine Abkühlung im Meer gefreut.
Aber es tat auch so mal ganz gut eine größerer Pause zu machen.

Danach ging es noch die ca. 18 Kilometer Richtung Pisa. Aus der ferne konnte man schon manchmal den schiefen Turm erkennen. Aber es dauerte dann doch noch eine gefühlte Ewigkeit bis ich dann davor stand.

Ich freute mich endlich mein erstes großes Ziel der Tour erreicht zu haben.

"Schief ist Englisch und Englisch ist modern!"

Wie ich hier so vor dem schiefen Turm von Pisa stehe muss ich an die Planung der Tour zurück denken. Man klickt irgendwelche Tracks zusammen und hofft das alles passt und das man es irgendwie schafft. Das dann aber zu fahren und wirklich hier vor Ort zu stehen ist nochmal was ganz anderes.
Mittlerweile sind es dann ja doch schon 6 Tage am Stück, 855 gefahrene Kilometer und 4730 Höhenmeter.

Nach dem Foto am Turm habe ich mich auf den Weg zur Unterkunft gemacht. Der Check-In war schnell erledigt da hier natürlich wieder mehr Englisch und teilweise auch Deutsch verstanden wird.
Mein Fahrrad durfte ich freundlicherweise in der Garage des Hotelchefs unterstellen. Dort präsentierte mir der Hotelchef stolz seinen nagelneuen Mercedes den er erst vor 2 Wochen selbst in Deutschland abgeholt hatte. Ich hatte etwas bedenken das jemand vom Hotelpersonal eventuell mein Fahrrad umstößt und so das Auto beschädigt wird. In der Garage war nämlich gleichzeitig das Wäschelager vom Hotel, und dazu war es ziemlich eng für Fahrrad und Auto. Aber es ist zum Glück nichts passiert.

Überraschung

Endlich kann ich nun  das erste Geheimnis freigeben.
Das Foto von mir mit dem Fahrrad und dem schiefen Turm von Pisa war natürlich die Überraschung schlecht hin. Damit hat keiner nur in irgendeiner Weise gerechnet.
Auch für mich war es eine Erleichterung da natürlich in den 3 Tagen dazwischen schon immer mal wieder gefragt wurde wo man ist, was man macht usw. Und man möchte ja schließlich nicht immer nur Märchen erzählen.