Tag 4
Durch den Umstand das die Ostseite des Gardasees immer ziemlich stark frequentiert ist, begann ich meinen Tag so früh es ging. Hier geht ein Dank an meinen Arbeitskollegen Christian J. raus der mich damals für den Abschnitt Gardasee beraten hat. Ohne diese Tipps wäre ich vermutlich im Verkehr "ersoffen".
In meinem Hotel habe ich dafür früher zum Frühstück gehen können. Wenn man freundlich frägt ist dies fast immer möglich, zum Nachteil das man eben noch nicht alles zur Verfügung hat. In meinen Augen macht das aber mehr Sinn dann lieber das zu Essen was da ist, bevor man 1 Stunde oder mehr an Abfahrtszeit verschenkt.
Was ich ebenfalls von der Venedig Tour gelernt habe, ist das es durchaus Sinn macht seine Hotelrechnung etc. schon beim Einchecken zu begleichen. Dies stößt manchmal zwar etwas auf Unverständnis, ist dann aber eigentlich immer problemlos möglich. Mir ist es schon des Öfteren passiert das ich durch die Abrechnung am nächsten Tag viel Zeit verloren hab. Entweder sind am morgen noch andere Gäste (Gruppen) abgereist, oder die Person die den Check-Out durchführt, auch gleichzeitig das Frühstück betreut. Und da lässt man verständlicherweise dann eher die Check-Out Gäste warten.
So muss man beim Check-Out quasi nur noch den Schlüssel abgeben und sich verabschieden. Ich habe dafür auch von einigen Hotelier ein Lob erhalten, wenn ich Ihnen beim Check-In dies immer gleich geschildert habe was ich damit erreichen will.
Zurück zum Thema...
Den Abschnitt am Gardasee entlang von Torbole bis Peschiera del Garda war es meist ziemlich bewölkt aber angenehm warm. Man fuhr meist ziemlich nahe am See und konnte zwischendurch immer mal wieder Baden gehen. Ich war allerdings nicht mehr im See.
Ich merkte das der Verkehr zunehmend stärker wurde und wollte nicht zu viel Zeit verschwenden um dann später im dichten Verkehr zu ersticken. Zumal lädt das bewölkte Wetter nicht so wirklich zum Baden ein.
Allerdings hatte mich der Verkehr dann um ca. 9 Uhr in Bardolino eingeholt. Es wurde immer schlimmer. Und machte nicht mehr so viel Spaß. Mit dem Fahrrad war man ab hier eindeutig schneller unterwegs. Ich habe sogar mehrmals an den Haltestellen den Linienbus überholt, der dann wenige Minuten später mich wieder überholte.
Es war eine einzige Blechlawine die dann mehr oder weniger bis Peschiera del Garda anhielt. Körperlich merkte man das Fahren in den Abgasen der Fahrzeuge. Ich war wirklich froh als ich dann in Peschiera del Garda auf einem Radweg am Fluß Mincio Richtung Mantova fast allein unterwegs war.
Dieser Abschnitt war landschaftlich sehr schön und man fuhr komplett in der Natur. Anfangs teilte ich mir den Weg noch mit Fußgängern und Radfahrern, die letzten Kilometer war ich aber dann komplett alleine.
In Mantova angekommen hat sich der GPS Tacho wieder mal richtig bewiesen. Hier in einer fremden Gegend nur mit Schildern durchzufinden wäre ziemlich umständlich gewesen. Sicherlich ist es nicht unmöglich, aber in den größeren Städten hat man schon seine Probleme mit der Orientierung.
Der weitere Weg führte mich in Richtung Po Ebene. In einem für mich verschlafen wirkenden Ort Namens Borgoforte überquerte ich den Fluß Po.
Schon etwas beeindruckt da ich den Po immer nur aus Erzählungen oder aus Erinnerungen der Schulzeit kannte.
Weiter ging es in der Po Ebene Richtung Parma. Die Bewölkung hielt auch weiterhin an, was aber sehr angenehm zu fahren war. Allerdings sah man in der Entfernung schon ein Gewitter aufziehen. In der Hoffnung mein Tagesziel Boretto noch im trockenen zu erreichen, legte ich etwas an Tempo zu.
Allerdings wurde es schnell immer dunkler, so dass man mit Sonnenbrille fast nichts mehr sah. Wäre ich nicht auf Nebenwegen gefahren hätte man das Licht am Fahrrad gebraucht.
Ich hoffte weiter das ich die letzten Kilometer noch schaffen würde, da das Gewitter wirklich nicht gut aussah, und aktuell keine Möglichkeit gegeben war sich irgendwo unterzustellen. Zudem wurde der Wind immer stärker und das Fahren fiel mir sehr schwer.
Dennoch musste ich ca. 10 Kilometer vor meinem Ziel unter einer Eisenbahnbrücke meine Regenkleidung anziehen, da es immer stärker zu Tropfen begann. In der Hoffnung halbwegs gut durchzukommen gab ich auf den letzten Kilometern mehr oder weniger Vollgas. Zum Glück hat mich das Gewitter dann aber nur gestreift und ich bin bis auf den starken Wind noch sehr gut bis zum Ziel durchgekommen.
Die Unterkunft lag direkt am Po an einer großen Bundesstraße. Es ist eher eine Trucker Kneipe mit Zimmern gewesen. Früher ging hier eine historische Brücke von Boretto nach Vidana. "Ponte Chiatte Boretto - Viadana 1866-1967"
Einige Überbleibsel können in einem kleinen Museum vor Ort besichtigt werden.
Der Check-In gestaltete sich hier etwas schwieriger. Ich merke das ich im richtigen Italien angekommen bin. Die ältere Dame konnte kein Wort Englisch, und interessierte sich auch nicht wirklich für mich. Dafür aber Ihre Tochter, die dann auch sehe hilfsbereit war.
Dies ist mir im späteren Verlauf der Tour immer wieder mal passiert. Aber irgendwie kommt man immer zurecht.
Die Zimmer sind meist immer ziemlich günstig. Allerdings muss man manchmal mit der Italienischen Einrichtung zurecht kommen. Oft ist hier einiges rudimentär und aufs nötigste beschränkt, was mir allerdings vollkommen genügt.
Das Zimmer war schön und sauber. Lediglich bin ich morgens um 4 aufgewacht als der LKW Fahrer nebenan sich die Zähne geputzt hat, und ich dachte dieser steht bei mir im Bad. Die Wände waren ziemlich dünn.
Eher enttäuschend war das Essen in dieser Unterkunft. Im riesen großen Speiseraum fühlte man sich um 30 Jahre oder mehr zurück versetzt. Alles war total lieblos und veraltet. Die Tische standen symmetrisch wie in der Schule angeordnet weit auseinander als solle man nicht beim Nachbarn abschreiben.
Als Speisekarte diente eine handgeschriebene DIN A4 Seite gefaltet in einer Klarsichtfolie, die ziemlich abgegriffen war und nicht mehr so hygienisch wirkte. Ebenfalls waren die Gerichte in zig verschiedenen Handschriften mehrfach ausgebessert worden und kaum noch zu lesen.
Obwohl nur 2 Leute mit mir da waren und das Hotel auch eher leer war, war der Salat ausverkauft. Ich entschied mich dann für Spaghetti Carbonara, in der Hoffnung da könne man nichts falsch machen. Sowieso hatte mir die ältere Dame zu erklären versucht was alles nicht mehr verfügbar war. Im Endeffekt hatte man eh nur 2-3 Gerichte zur Auswahl und selbst da bekam man dann was anderes.
Während ich wartete saß ich da und trank mein lauwarmes Bier. Die dicken Leuchtstoffröhren an der Decke brummten lautstark vor sich hin, und einige bereits lange ausgebrannte flackerten wie wild. In der Wand ein Ventilator der sich durch den Luftzug selbständig in Bewegung hielt und mit jeder vollen Umdrehung grässlich quietschte. Draußen war es immer noch ziemlich dunkel und windig soweit man das durch die vermutlich jahrelang nicht geputzten Fenster sehen konnte.
Wenn man jetzt noch die wenigen funktionierenden Leuchtstofflampen ausschalten würde, hätte man eine perfekte Kulisse für einen Horrorfilm.
Die eher dunkle Atmosphäre hatte den Vorteil das man Salz- Pfefferstreuer sowie das Geschirr nicht so gut gesehen hat. Hygienisch gesehen wäre hier durchaus noch Luft nach oben.
Aus meinen Gedanken gerissen wurde ich dann von der alten Dame die mir den Teller mehr oder weniger auf den Tisch knallte. Die Spaghetti waren essbar. Mehr aber auch nicht. Für Italien eine echte Enttäuschung. Aber auch sowas macht man auf solchen Touren halt mal mit. Gerade diese Eindrücke machen es bei solchen Touren aus.
Bitte wie gesagt beachten das ich hiermit niemand an den Pranger stellen möchte. Ich versuche die Situation eben so authentisch wie möglich zu erzählen.
Nach dem Essen schaute ich mir noch die Tagesetappe für den nächsten Tag durch. Dort soll es über den Apennin bis nach Pontremoli gehen.
Überraschung
Zuhause immer noch alle in dem Glauben das ich am Gardasee Richtung Verona entlang unterwegs bin. Das Reisetagebuch habe ich damals zwar im Hintergrund weiter geschrieben, aber die fehlenden 3 Tage erst bei der Ankunft in Pisa veröffentlicht.
Für die WhatsApp Gruppe diente einige Fotos die ich im Verlauf des Gardasee gemacht habe.