Eine Hobbitsiedlung in der Zuflucht, oder
„Wie die Hobbits in die Zuflucht kamen…“
Eine Sammlung von Auszügen aus der Chronik von Herbarim Elmerstal, die dieser im Auftrag des Kaisers von Eterna erstellte:
Ich fand die Hobbits schon immer ein faszinierendes Völkchen und mochte es, durch ihre Dörfer zu reisen. Nirgends sonst konnte man so viel Ruhe und Erholung bei gutem Essen, Wein und Tabak finden wie in ihren – zugegebener Maßen sehr niedrigen – Behausungen. Doch ist es mir als kaiserlichem Chroniker des Landes Eterna und seine Umlandes nicht immer nur vergönnt an die sonnigen und schönen Plätze dieses Landes zu Reisen, sondern auch in die finsteren und düsteren. Ich wurde also entsannt in die Zuflucht zu reisen, um die Gepflogenheiten dieses so fremdartig denkenden „Volkes“ zu ergründen. Eines Volkes, das sich toter Körper bedient, um sich von dem Unbill der Knechtschaft freizukaufen und das eine ganze Armee Untoter in den Höhlen und Festungen der Gebirge beheimatet.
Umso überraschter war ich, als ich in eben jenem scheinbar verwunschenen Landstrich den zweiten Fluss überquerte und mir eine Übernachtungsstätte suchen wollte. Ich sah eine Ansammlung von Lichtern in einiger Entfernung und lenkte meine Schritte dort hin. Doch statt den üblichen Bewohnern an die ich mich nur schwer gewöhnen konnte, erschaute ich kleine in die Hänge eingebettete Häuschen, reiche Gärten, hübsche Zäume und eng besähte Felder.
Aus einer Taverne erklang nicht allzu fern vertraute Musik, die mich an meine glücklichen Tage in Blaufluss erinnerte und an den Tabak in Wiesendingen. Ich grinste schon über meine eigene Phantasterei, als ich meinen Augen kaum trauen konnte: Ein waschechter Hobbit torkelte aus dem Wirtshaus und noch einer und noch einer!
Wenig später hatte ich mir in der kleinen Taverne ein Zimmer – menschengröße, mittlerer Komfort – genommen und saß in dem kleinen Schankraum und wartete auf mein Bier und den hausgemachten Eintopf. Einige Gäste hier waren keine Hobbits, sondern wohl so eine Art Sommerfrischler bis Kurzurlauber, die sich ein paar Tage von ihren Pflichten erholten, keiner trug hier Rangabzeichen, lediglich ein Frau hinter der ein finster dreinblickender Untoter stand fiel auf, vermutlich eine O kosh Magierin, dachte ich mir. Offensichtlich sah ich aber mehr als sie für die kleinen Bewohner dieser Stadt wie ein Fremdling aus. Und so scharten sich schon bald einige Neugierige Hobbits um mich und fragten mich, was mich hier her treibe und – als sie erfuhren was mein Handwerk war – wollten sie alle Geschichten hören, die ich zu berichten hatte. Bereitwillig erzählte ich meinem gebannten Publikum, doch stellte ich irgendwann die Bedingung, dass auch Sie mir ihre Geschichte erzählen müssten, wenn ich ihnen schon so viele erzählte.
Einer der Älteren erzählte mir sodann die unglaubliche Geschichte dieser Siedlung, die sie Grünwälder genannt hatten. „Es begab sich mein junger Freund vor ungefähr 2 Generationen, dass unsere Heimat das Hügelland und damit auch unser Dorf Grünweiler von untoten Kreaturen heimgesucht wurde. Sie sagten, dass irgendwo darin oder darunter ein Ort uralter Macht verschüttet sei und sorgten auf ihrer rücksichtslosen Suche nach diesem Ort, den sie „Feuertempel“ nannten, für Angst und Schrecken, ja sogar Tote hatten wir zu beklagen. Sie verwüsteten unsere Felder, brannten Häuser nieder und wer ihnen auch nur ansatzweise in die Quere kam, wurde getötet. Wir fragten benachbarte Länder um Hilfe, doch ließ man durch die Blume verlauten, dass wir politisch zu uninteressant wären. Wahrlich war die Lage aussichtslos. Scheinbar hatten wir einfach nichts zu bieten, was die jemanden dazu bewog, Männer in die Schlacht zu schicken!
Doch einer von uns kannte eine Geschichte aus fernen Landen. Es sollte dort eine Gilde geben, die solches Treiben nicht gut hieß und sich mitunter aktiv beteiligte, wenn es sich um untote Bedrohungen handelte, ohne dabei einen direkten politischen Nutzen ziehen zu können. Wir entsandten eine kleine Delegation mutiger, junger Hobbits, die sich auf den Weg in die sagenumwobene Zuflucht zu den O kosh not Un machte. Mein Großvater war einer dieser tapferen, die sich in die Fremde wagten, um uns alle zu retten. Nach einer Lange beschwerlichen Reise erreichten sie schließlich ihr Ziel und brachten unsere Sache dort vor. Untere Bitten fanden sofort Gehör und hier hielt man unsere Kultur an sich schon allein für etwas Schützenswertes. Ich weiß nicht, ob sie uns auch so geholfen hätten und auch nicht wie genau die Verhandlungen liefen – genau genommen könnte ich mir gut vorstellen, dass mein Großvater gar nicht auf die Idee kam, die Bitte der O kosh auszuschlagen…
Nun, jeden Falls wurde man sich einig, dass die O kosh Hilfstruppen entsenden würden, die die Bedrohung beseitigten und im Austausch dafür eine Siedlertruppe aus Hügelland, sich in der Zuflucht ansiedeln würden, um die kulturellen Errungenschaften der Hügelländer in die Zuflucht zu bringen. Man sicherte diesen Siedlern ein Stück Land zu und Hilfe bei der Erbauung der neuen Siedlung. Sie brachten dafür Saatgut und Rezepte, Bäcker, Winzer und Brauer, sowie Bauern in die Zuflucht.
Die „Hobbit-Delegation, wie sie die Bewohner der Zuflucht nannten, reisten mit einem kleinen Teil er Armee der Lebendigen und Toten Hand und einigen felderfahrenen O kosh zurück in ihre Heimat. Man erzählt sich, dass die O kosh eine Woche benötigten, um die Untoten die unser Land plagten, zu vernichten. Mein Großvater hat aber erzählt, dass es an einem einzigen Tag gelang, an dem die Magier ein großes Ritual zur Reinigung der Magie – oder so etwas in der Art – gehalten haben. Das Schlimmste – wie Großvater erzählte – stand aber noch bevor. Sein Heimatdorf Grünweiler war praktisch dem Erdboden gleich gemacht worden. Keine Hütte war ganz geblieben, kein Körnchen auf den Feldern hatte überlebt. Zum Glück aber ein großer Teil seiner Bewohner. Sicher könnt Ihr euch denken wie die Geschichte ausgeht!
Die Bewohner von Grünweile – sowieso heimatlos geworden – stellten den Siedlertrupp und machten sich, von den weniger stark betroffenen Dörfern mit allen möglichen Gütern ausgestattet, auf den Weg in ein neues Leben in der Zuflucht. In Anlehnung an Grünweiler, nannten Sie ihr neues Zuhause Grünwälder und so entstand dieses wunderbare Dorf, in dem Ihr nun die Ehre habt mit uns Wein und Bier zu trinken.“ An diesem Abend erfuhr ich nicht viel mehr, doch an den Tagen darauf.
So konnte ich in Erfahrung bringen, dass die Hobbitgemeinde der Zuflucht ungefähr 200 Seelen zählte und es mittlerweile auch schon ein paar Zombies gab, deren Körper von den Bewohnern Grünwälders gespendet wurden.Nach anfänglichen Schwierigkeiten wegen des veränderten Klimas in den Bergen, gelang es den findigen Hobbit recht schnell ihren Ackerbau anzupassen und so erfreuen sich die Bewohner der Zuflucht bis heute der Errungenschaften der hobbit’schen Kultur – dem Wein, dem Tabak, den Kartoffeln, den verschiedenen Obst- und Gemüsesorten und Getreiden, sowie den daraus gewonnenen Erzeugnissen! Und was man natürlich nicht vergessen darf, auch das Liedgut, die Lebensart und die Gemütlichkeit hinterließen ihre Spuren in der Kultur der Zuflucht!