"Anni, gibt es es Schnittmuster für deine Umhängetaschen?"
Nein, jedenfalls nicht offiziell.
Das Grundmaß vom Stoff beträgt 51 x 33 cm, damit bekommt die Tasche die Größe 27 x 22 cm, da kann man gut ein Notizbuch in A5, den Geldbeutel und anderes unterbringen. Ich weiß von einer Person, die darin auch 1000seitige Roman-Wälzer transportiert 😉
Es folgt hier nun meine "Bauanleitung" mit Fotos.
Eine Video-Anleitung dieser Technik einer kleinen Tasche gibt es zb. hier
Benötigtes Material:
Stoff für innen und außen,
Endlos-Reißverschluss (mindestens 55 cm) und 2 Zipper,
2 Karabiner und 2 D-Ringe und 1 Schiebeschnalle (jew. 25 mm Innenmaß),
ggf ein Label und 1 kleiner Karabiner für den Schlüsselfinder,
Schere, Lineal & Stoffkreide oder Schneiderstift.
Ich nutze fast ausnahmslos Polyester, der franst nicht, muss nicht gebügelt und kaum versäubert werden.
Baumwolle, Canvas, Polsterstoffe u.a. funktioniert natürlich auch, muss aber ggf. mit Vliseline verstärkt werden.
Vom Stoff für innen braucht man je 1 Stück 51 x 33 cm und 25 x 13 cm, wobei das kleinere Stück bei mir immer variiert je nach vorhandenem Material. Manchmal nutze ich auch Ausenstoff für diese Innentasche, das hebt sich optisch dann gut ab.
Aus dem Außenstoff werden zugeschnitten:
51 x 33 cm (Taschenkörper)
40 x 33 cm (Stecktasche Rückseite, Tiefe kann variieren zwischen 30 und 40 cm)
23 x 33 cm (Reißverschlusstasche, beim Aufzeichnen der Zuschnitte zeichne ich auch gleich den geplanten Reißverschluss auf, jeweils 2 cm Abstand von oben und den Seiten)
5 x 33 cm (für die beiden Schlaufen)
150 x 10 cm (Gurt)
ggf 7 x 5 cm für den Schlüsselfinder
Bei Taschenkörper und dem Innen-Stoff werden jeweils an den 4 Ecken 2 x 3 cm große Stücke weggeschnitten.
Innenteil nähen:
Vom kleinen Stoffstück wird auf einer Längsseite etwa ein halber Zentimeter umgeschlagen und abgesteppt. (Je nach Material müssen auch die anderen Seiten umgeschlagen und abgesteppt werden, damit die Tasche sauber genäht wird. Bei Polyester falte ich ich nur die untere Längsseite einen halben Zentimeter ein und stecke es mit Stecknadeln fest, bevor ich das annähe)
Dann wird das Stoffstück passend auf dem Innenstoff ausgerichtet und als Stecktasche aufgenäht. Ich unterteile das meist so, dass eine schmale Stecktasche für einen Stift und zwei weitere Taschen entstehen für Brillenputztücher, Taschentücher o.ä.
Schlaufen nähen:
Den Stoff der Länge nach mittig falten, dann die Seiten zur Mitte falten und festnähen. Das ergibt eine Breite von 25 mm.
Den Streifen einmal quer zerschneiden und jeweils die beiden D-Ringe mittig einnähen. So erhält man die beiden Schlaufen, in die später der Gurt eingehängt werden kann.
Gurt nähen:
Den 10 cm breiten Stoffstreifen der Länge nach mittig falten (Baumwolle unbedingt bügeln!), dann nochmals die Seiten längs nach innen falten, feststecken, nähen. Das ergibt eine Breite von 25 mm.
Schienenschnalle und Karabiner einfädeln und festnähen (hier empfehle ich das eine oder andere YouTube-Tutorial, bsp. hier)
Reißverschluss-Außentasche
Das 23 cm breite Stoffstück mit dem aufgezeichneten RV-Ausschnitt auf eine Seite vom Taschenkörper auflegen und feststecken (ich nutze meist 7 cm Abstand zwischen Rand oben und Seiten und RV-Kante, ggf. am Muster des Taschenkörpers ausrichten).
Reißverschluss einnähen (Hierfür empfehle ich ein Tutorial, bsp. hier) und anschließend die RV-Außentasche auf der Rückseite schließen.
Stecktasche aufnähen:
Das max. 40 cm breite Stoffteil mittig falten, (ergibt 20 x 33 cm), einmal knappkantig zusammennähen, wenden und die Naht nochmals absteppen. Das ergibt hier die obere Kante der Stecktasche. Je nach Muster vom Stuff kann man aber mit dieser Naht "spielen", so dass das Motiv passend wird.
Das Stecktaschenteil wird so auf dem Taschenkörper platzieren, "dass es passt". Ich falte dazu den Taschenkörper und schaue, wie mir das Ergebnis vermutlich am besten gefällt. Das ist z.T. abhängig von dem Muster aber auch von der Tiefe der zukünftigen Stecktasche.
Seitlich und unten feststecken, dann nähen. Ich bringe hier immer auch mein Label aus Webstoff an, welches ich fertig kaufe.
Dann nähe ich den Schlüsselfinder - ähnlich der Schlaufen wird ein Stoffstück passend für die Innenbreite von kleinen Karabiner genäht, dann der Karabiner eingenäht und das ganze in der Außentasche festgenäht.
Dann steppe ich die Außentasche grob in der Mitte senkrecht ab, so dass aus der großen Außentaschen zwei schmalere entstehen.
Damit ist der Taschenkörper fertig und kann mit dem Innenteil zusammengefügt werden.
Jeweils an den schmalen Seiten wird nun der Reißverschluss eingenäht. Dieser sollte ein paar Zentimeter länger sein als die Stoffbreite, das macht später das Einfädeln vom Zipper leichter.
Die beiden Stoff-Teile werden rechts auf rechts gelegt, der RV dazwischen mit der "Raupe" zum Außenstoff.
Wichtig ist, dass die Seiten mit den Stecktaschen am Innen- und Außenteil übereinander zu liegen kommen.
Dann werden alle Teile mit nach innen gestellter Nadel festgenäht. Es kann auch der Reißverschluss-Fuß genutzt werden.
Mit der zweiten schmalen Seite ebenso verfahren.
Dann alles wenden und entlang des RV nochmals entlang nähen, dazu muss der Reißverschluss geteilt werden. (Nadel wieder mittig platzieren bzw. Normal-Fuß verwenden).
Dann den Zipper einfädeln und an den Enden die Schlaufen festnähen (hier gibt's wieder nur als Augenmaß. Manchen gefallen längere Schlaufenteile besser, ich mag sie eher kurz).
Manche Taschenanleitungen legen später die Schlaufen nur in die Seitenteile beim Zusammennähen, ich empfinde es aber deutlich leichter, wenn die Schlaufen schon befestigt sind.
Damit ist jetzt die Form der Tasche erkennbar. Nun müssen nur noch die Seiten zusammengenäht und der Boden abgenäht werden.
Dafür alles wenden, Seitenteile zunähen - aber eine Wendeöffnung beim Innenstoff nicht vergessen!!
Ich orientiere mich beim Zusammennähen gerne an den sichtbaren Nähten der Stecktaschen am Außenteil. Dann weiß ich, dass ich sicher alle Stoff-Lagen erwischt habe.
An den vier Ecken (zweimal Innenteil, zweimal Außenteil) werden „Zipfel" abgenäht, 22 - 25 mm von der Spitze entfernt, je nachdem, wie breit der Boden werden soll.
Diese Zipfel werden weggeschnitten.
(Ich nähe meist zweimal über die Naht, sicher ist sicher)
Dann wird das selbe am Reißverschluss wiederholt, nur mit deutlich weniger Abstand, maximal Füßchembreite. (Auch hier nähe ich sicherheitshalber zwei- oder dreimal drüber)
Überstehenden RV und Stoffreste abschneiden.
Durch die Wendeöffnung wird die Tasche nun gewendet und die Wendeöffnung verschlossen (ich kontrolliere vorher immer, ob wirklich alles zu und sauber genäht ist).
Damit ist die Tasche fertig - es sei denn, man bringt noch Stopper an den Enden der Reißverschlüsse an, oder ein Bügelbild oder ein weiteres Label am Gurt der Tasche, um die Naht am Karabiner zu verstecken.