Offener Brief an die BPW

Offener Brief an die bergischen Patent- Achsenwerke in Wiehl (BPW) www.bpw.de sowie an alle im Netz findbaren Kommunalpolitiker, Wirtschaftsförderer und die IHK im Oberbergsichen Kreis

Geschrieben im August 2008

Diskussion siehe auch: http://www.ju-wiehl.de/forum/viewtopic.php?t=3, www.wiehler-community.de und Frage an Flosbach bei www.abgeordnetenwatch.de/frage-650-5920--p479.html#frage120267

Vorbemerkung für die Politiker: Der folgende Brief ist nicht nur auf die Wiehltalbahn anwendbar, sondern auf jede Region, die noch einen Gleisanschluss oder eine reaktivierbare Bahntrasse hat. Oberberg sollte sich bemühen mit der www.rhein-sieg-eisenbahn.de den Schienengüterverkehr in ganz Oberberg zu reaktivieren. Mich persönlich würde Ihre Einstellung zur (Wiehltal-) Bahn mit Begründung interessieren. Mich interessiert besonders die akute verkehrspolitische Lage in Wiehl/ Waldbröl, etc., die meine Aktivitäten zur Kommunalwahl beeinflussen wird. Ich suche Leute für eine bürgerliche Wählerliste für Familie, Umwelt und Schiene, in Oberberg (Kreistag und wenn machbar Kommunen). Aber vielleicht wandelt sich ja die Lage gerade! Ich will nicht als Konkurenz zu bisherigen Bahnbefürwortern antreten, sondern als Ergänzung, die weitere Wähler gewinnt und so Mehrheiten ändert.

Abs. Felix Staratschek, Freiligrathstr. 2, 42477 Radevormwald

stellvertr. Vorsitzender der http://oedp.de - Bergisches Land, www.umweltsparen.de , Ak. Verkehr der ÖDP

Sehr geehrte Damen und Herren!

In der Vergangenheit haben Vertreter der Bergischen Patenachsenwerke Wiehl (BPW) sich immer wieder kritisch zur Wiehltalbahn geäußert. Hintergrund ist, dass seinerzeit die DB ihre Güterkunden zur Verlagerung ihrer Transporte auf die Straße gezwungen hat und dass die Bahnstrecke, die danach faktisch brach lag, für Unternehmenserweiterungen gut brauchbar gewesen wäre. Aber haben sich die Zeiten nicht wieder zugunsten der Schiene geändert? Kann die Nutzung der Bahn als Transportmittel für die BPW in Zukunft nicht viel wichtiger werden, als eine Betriebserweiterung genau auf der Bahnfläche?

1. Es gibt heute mehr Anbieter für Bahntransporte. Die www.rhein-sieg-eisenbahn.de ist auf der www.wiehltalbahn.de aktiv . Damit ergeben sich für die BPW und andere Werke im Einzugsbereich der Wiehltalbahn heute wieder ganz neue Perspektiven für die Gleisnutzung. Bahnflächen müssen daher für den Schienenverkehr gesichert werden.

2. Neue Verladetechnik kann für die Verknüpfung von Schiene und Straße und für die innerbetriebliche Logistik genutzt werden. Die Mobilertechnik ( www.containerserviceamladegleis.de / http://de.wikipedia.org/wiki/Mobiler ) erlaubt überall die Umsetzung von Containern, sowohl zwischen Zug und LKW als auch zwischen LKW und Containerabstellplatz. Andere Verfahren sollen an der www.schleifkottenbahn.de entwickelt werden.

3. In anderen Regionen boomt bereits wieder der Schienengüterverkehr. Darüber gibt es mehrere Berichte bei der www.allianz-pro-schiene.de , darunter u.a. www.allianz-pro-schiene.de/cms/upload/pdf-Dateien/Publikationen/Allianz_pro_Schiene-Mehr_Bahn_wagen.pdf . Darin sind 13 Beispiele genannt, wie wieder Güter auf die Schiene kamen, 5 davon unter 300 km (was laut Mehdorn gar nicht bahntauglich ist!) und 6 beinhalten Zweigstrecken, die der Wiehltalbahn sehr ähnlich sind. Hinzu kommt, das es auch Konzepte gibt, die Güterbahn ganz neu zu gestalten: www.container-linienzuege.de .

4. Eine bessere Güterbahn wird den LKW- Verkehr nie ganz ersetzen können. Aber wenn die Bahn jetzt nicht da genutzt wird, wo es möglich ist, wird es künftig für den zunehmenden LKW- Verkehr auf den Straßen kein Fortkommen mehr geben. Als Zubringer zur Schiene ist der LKW unverzichtbar und im Nah- und Regionalverkehr wird der LKW, trotz möglicher Transportnischen für die Bahn, das dominante Verkehrsmittel bleiben. Aber wenn für die Produktion der Achsen, etc. die Bahn das preiswertere Verkehrsmittel für die Rohmaterialanlieferung oder den Versandt ist, ist ein Gleisanschluss auch ein positiver Wettbewerbsfaktor mit anderen Produzenten.

5. Gleisanschlüsse werden politisch gefördert: www.muenchen.ihk.de/internet/mike/ihk_geschaeftsfelder/standortpolitik/Verkehrsnetze/Schienenverkehr/Gleisanschlussfoerderung.html Aber Dank der Mobiler- Technik kann der Bahntransport auch ohne Gleisanschluss über die nächste Ladestelle begonnen werden.

6. Es gibt weitere Unternehmen, die sich den Bahntransport vorstellen können, u.a. die Palettenfabrik Caspari in Waldbröl, für die die Bahn immerhin eine "Option"ist ( www.wiehltalbahn.de/OVZ2006-06-02Caspari.htm ). Ein Engagement der BPW für die Reaktivierung der Wiehltalbahn könnte zu Nachahmern führen, so dass mehrere Unternehmen zusammen wieder dafür sorgen, das ein wirtschaftlicher Güterzugverkehr hier wieder möglich wird.

7. Der Ölpreisschock in diesem Sommer 2008 hat es deutlich gezeigt, das wir uns immer mehr dem www.peakoil.de nähern. Dieser wird dazu führen, das die Bahn und der Busverkehr massiv an Bedeutung gewinnen werden. Diese neuen Fakten sollte auch die BPW- Führung dazu bewegen, die Güterbahn wieder in die Unternehmensstrategie einzubeziehen. LKW werden auch künftig gebraucht, aber was künftig an LKW- Fahrten auf die Schiene verlagert wird, dass wird im Busverkehr auf der Straße zunehmen. Die BPW wären also gut beraten, auch Produkte für den Bus- und Güterzugverkehr zu entwickeln. Auch der Schienenpersonenverkehr hat noch viele Potentiale, was diese Beispiele hier zeigen: www.pro-bahn.de/links/index.html . Die Strecken von Gummersbach nach Olpe, Remscheid, Lüdenscheid und Waldbröl könnten bei der richtigen Verkehrspolitik Teil dieser Liste von erfolgreichen Projekten sein.

Die Wende zur Bahn wird kommen, das kann die BPW oder die hiesige Politik nicht aufhalten, auch wenn das Wiehltal und Bergneustadt bei einem Erfolg der derzeit praktizierten Politik in NRW derzeit den Gleisanschluss verlieren würden. Das wäre dann aber ein großer Standortnachteil für die BPW und andere Werke. Deshalb rufe ich die Führung der BPW und alle Verantwortlichen auf, die Ereignisse auf dem Ölmarkt in diesem Sommer und den Klimawandel (Sturmkatastrophe in Burma!) ernst zu nehmen und sich für die Zukunft des umweltfreundlichen Transportmittels Eisenbahn einzusetzen. Fahrradrikschas auf ehemaligen Bahntrassen werden kaum geeignet sein, Patentachsen zu den LKW- Herstellern zu bringen oder die Rohmaterialien anzuliefern. Da nun die www.rhein-sieg-eisenbahn.de eine längerfristige Betriebsgenehmigung hat, sollten die Unternehmer die Furcht überwinden, die Politik werde ihnen noch diese Bahnstrecke wegnehmen. Vielmehr ist jetzt auch gegenüber den Politikern von der Wirtschaft ein aktives Bekenntnis zur Bahn gefragt.

Mit freundlichen Gruß, Felix Staratschek

Hier noch ein Zukunftsthema für den Maschinenbau- und Kunststoff- Standort Oberberg: www.buendnis-zukunft.de/phpBB2/viewtopic.php?t=165