Navid Kermani und das Kreuz

Warum so überrascht?

Navid Kermani und das Kreuz

Von Felix Staratschek am 7.06.09

Ich kann die Überraschung von Kardinal Lehmann über die Aussagen Navid Kermanis zur Kreuzestheologie nicht verstehen. Haben die Bischöfe denn nie den Koran gelesen, bevor diese sich zum Islam äußern? Jesus ist dort nie am Kreuz gestorben (4.159), der Glaube, das Jesus Gottes Sohn ist, ist laut Koran die einzige Sünde, die Allah niemals verzeiht (u.a. 4.117, 5.73, 5.74) und zur Hölle führt. der Islam versteht sich als notwendige Korrektur des christlichen Glaubens und lehnt entscheidende christliche Glaubensaussagen als gotteslästerliche Irrlehre ab. Das ist eines der Fundamente, die der Koran dem Islam gibt. Und wer will, das Muslime von ihren Glauben erzählen, muss es auch aushalten können, wenn diese diese Kritik am Christentum formulieren. Natürlich gibt es viele schöne Sätze aus dem Koran, die positiv über Christen sprechen. Aber oft schon wird die scheinbar positive Aussage stark relativiert, wenn man nur einen Satz vorher oder nachher liest. Da sind nämlich nur die Christen keine Ungläubigen, die das Gottesbild der Muslime teilen und dies lediglich in einer anderen Feierlichkeit verehren. Eine weitere Einschränkung ist die Abrogation. Jüngere Koransuren heben die Bedeutung der älteren Suren auf oder beschränken deren Aussage nur auf bestimmte Situationen. Und wenn die 9. Koransure die zuletzt geoffenbarte ist, muss das bedenklich stimmen, da diese als einzige nicht mit "Im Namen Allahs des Allerbarmers" anfängt und in Vers 9.29 fordert, das Christen, die nicht Allah und Mohammed folgen bekämpft werden müssen, bis diese in demütiger Unterwerfung Tribut bezahlen. Und die Religionsfreiheit ist fast in der ganzen islamisch geprägten Welt nicht gegeben. Es gibt viele islamische Regionen mit großer Kultfreiheit für die Christen. Aber erlaubt ist nur der Wechsel vom Christentum zum Islam, der umgekehrte Weg ist mit Verfolgungen und Schikanen gepflastert. Die Grundlagen dafür legen Koran und Hadith. Bei Al Buhari heißt es in der Reclam- Ausgabe (S. 458): "Ein Muslim..... darf nicht getötet werden, es sei denn..... jemand ist vom Islam abgefallen...." Wenn die Kirchen immer für islamischen Religionsunterricht eintreten, müssen diese wissen, dass damit Kritik am Christentum in die Schulen einzieht. Letzteres für sich ist ja auch im Rahmen der Religionsfreiheit zulässig. Aber angesichts der Verse in Koran und Hadith und deren expansiv praktizierten Anwendung von 632 bis 1683 und der Einstufung der Nichtmuslime zu Menschen zweiter Klasse muss man die Muslime fragen, wie sie heute ihren angeblich Wort für Wort göttlich geoffenbarten Koran lesen und zu diesen Stellen stehen. Und man muss diese Fragen, warum sich bis heute fast alle islamisch geprägten Staaten mit der echten Religionsfreiheit sehr schwer tun. Müsste nicht Ägypten mit der Al Azhar- Uni ein Musterbeispiel für den wahren Islam sein? Ich denke, es ist angebracht, dass künftig die Christen im Dialog viel stärker darlegen, was ihnen die Menschwerdung Gottes bedeutet, wie die zu verstehen ist und warum Gott darauf wartet, dass sie diesen Glauben annehmen. Entsprechende Broschüren gehören in jede berühmte Kirche und alle Kirchenführer müssen so gebildet werden, dass die Widerlegung der Kritik des Islam und anderer Gruppen am Christentum integraler Bestandteil ihrer Führungen ist. Ich war im Jahr 2000 für http://www.arc-europe.eu Domführer in Köln und hatte eine sehr große türkische Gruppe. Da habe ich ohne den Islam anzusprechen Antworten auf alle Angriffe des Koran gegen das Christentum in die Führung integriert und habe auch von den Muslimen genau die Fragen bekommen, die der Koran auslösen musste. Ich hoffe, das Kermanis Glaubenszeugnis für den Islam dazu führt, dass künftig die Christen mit dem gleichen Selbstbewusstsein für ihre Religion eintreten und diese gegenüber dem Islam und unserer Gesellschaft deutlich darstellen.