Der Papst in den Medien

Der Papst in den Medien

Mo. 11.05.09 von Felix Staratschek

Haben die Medien, hier z.B. das ZDF keine Qualität mehr? Am Montag den 11.05.09 lief abends auf ZDF- Info eine Sendung zum Papstbesuch im Nahen Osten. Zwar waren die Aussagen an sich nicht negativ, aber die Vorgeschichte die vor dem Papstbesuch stattfand, wurde einfach entstellend und falsch wiedergegeben und rückte so den Papst trotz des Lobes für seinen bisherigen Reiseverlauf in ein negatives Licht. Die ganze Affäre Williamson und die vom Papst geänderte Fürbitte bzgl. der Juden aus der Karfreitagsliturgie des tridentinischen Ritus wurden angeführt, um zu zeigen, wie rückwärtsgewandt und grobfahrlässig Benedikt XVI bisher gehandelt hat. Würde derart in einer Sportschau berichtet, indem man Freistoß und Elfmeter oder Torwart und Schiedsrichter nicht unterscheiden kann, würde kein Sportfan mehr diese Sendung sehen und die Medien wären voll Spott und Hohn über die Macher dieser miesen Sendung. Geht es aber um das Thema Kirche, ist Sachkunde nicht gefragt. Da wird mit Falschdarstellungen und Vorurteilen um sich geschmissen, dass es nur so kracht!

1. Beispiel: Die Karfreitagsfürbitte ist kein Aufruf zur Mission an Juden sondern eine Bitte an Gott, dass zu gegebener Zeit auch die Juden ihren Landsmann Jesus als Messias erkennen. Wenn die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus das Beste ist, das die Kirche anzubieten hat, dann muss doch diese Kirche wünschen, dass alle Menschen, also auch die Juden - ohne die es ja die Kirche nicht gäbe - dies einmal erkennen, spätestens bei der 2. Wiederkunft Jesu in der Endzeit. Religiöse Juden habe sich schon dazu geäußert und gesagt, sie haben nichts dagegen, dass die Kirche uns das wünscht, was sie für gut hält. Sie würden in einigen ihrer Gebete nichts anderes tun.

Angesichts der Verbrechen, die im Laufe der Jahrhunderte an den Juden begangen wurden, halte ich es auch nicht für sinnvoll, eine spezielle Judenmission zu betreiben. Aber im Rahmen des allgemeinen Bekenntnisses zu Jesus kann man den Glauben versuchen so vorbildlcih zu leben, dass alle Menschen, also auch Juden, sich dafür interessieren. Eine Fürbitte dieser Art ist etwas ganz normales für jede Religion, die sich ernst nimmt und ich habe nichts dagegen, das Juden und Muslime etwas analoges beten.

Die Fortdauer des Judentums wird schon seine Bedeutung in Gottes Heilsplan haben. Sie kann u.a. helfen, Jesus, der Jude war, zu verstehen. Und auf einer Chagall- Ausstellung in Radevormwald sagte der Referent, gerade die katholische Liturgie, auch in Form des alten Ritus, hat viele Elemente analog zur jüdischen Liturgie und pflegt die weit mehr, als viele andere Konfessionen.

Problematisiert wurde auch, dass Benedikt XVI seinen Vorgänger Papst Pius XII zur Ehre der Altäre erheben will. Er hätte angeblich zum Judenmord der Nazis geschwiegen. Fakt ist, das, von Dänemark wegen der dortigen besonderen Rettungsaktion nach Schweden abgesehen, in Rom der höchste Anteil einer jüdischen Bevölkerung gerettet wurde, weil Pius XII angeordent hatte, dass alle kirchlichen Stellen alles ihnen mögliche unternehmen sollen, Juden aufzunehmen und vor den Nazis zu verbergen. Das wissen heute unzählige Juden in Israel oder Rom, die es ohne diesen Papst nicht gäbe. Woher nehmen die heutigen Personen die Gewissheit, dass die Nazis sich hätten vom Papst beeinflussen lassen? Wäre es nicht sehr wahrscheinlich gewesen, dass diese auch den Vatikan besetzen, Radio Vatikan zerstören und dann alle Juden deportieren, die die Kirche versteckte und ernährte (angesichts der Lage auf dem Lebensmittelmarkt im Krieg ein nicht zu unterschätzender Kraftakt!)? Das scheinbar mutige Wort der holländischen Bischöfe hat den Juden nicht geholfen. Pius XII hat Rassismus verurteilt und gerettet, was er meinte retten zu können. Vielleicht hat er sich bis zum Lebensende selbst gefragt, hätte ich mehr tun können. Fakt ist, dass er unter den Umständen der Nazibesetzung Roms sehr viel getan hat.

In einer Radiosendung habe ich folgendes Zitat gehört. Es gebe auf der Welt nur eine reale jüdische Weltverschwörung, und dass sei die katholische Kirche. Ich schäme mich nicht dieser großen Sondergruppe des Judentums anzugehören.

2. Die Affäre Williamson wurde wieder entstellend zitiert, da dieser durch den Papst "wieder in die Kirche aufgenommen" wurde und "rehabilitiert" worden sei. Das es nach so langer Zeit den Journalisten im ZDF noch nicht klar ist, das es keinen Ausschluss aus der Kirche gibt, sondern nur einen Ausschluss von den Sakramenten (Exkommunikation genannt), scheinen die noch immer nicht wissen zu wollen. Der Papst hat also Williamson erlaubt, die Beichte abzulegen und die Krankensalbung zu erhalten. Von der immer wieder behaupteten "Rehabilitierung" kann keine Rede sein, da er weiter suspendiert bleibt, bis die offenen Fragen zwischen katholischen Lehramt und Traditionalisten geklärt sind. Die Kirche hat gewiss den Fehler gemacht, diesen Sachverhalt nicht schneller klar zu stellen und war anscheinend von dem Medienecho überrascht. Und die verantwortlichen im Vatikan haben anscheinend nicht genug recheriert oder noch zu wenig Interneterfahrung. Im englischen Wikipedia konnte man schon lange lesen, das Williamson die Schoa leugnet. Allerdings war das nicht der Fall auf den von mir eingesehenen anderen Sprachseiten von Wikipedia, nicht mal auf Deutsch, Französisch oder Latein! Also haben auch hier viele Leute mit guten Intertnetkenntnissen nur unzureichend recheriert. Auf Italienisch gab es nicht mal einen Artikel zu Williamson vor der Affäre. Aber miitlerweile müsste auch der letzte Journalist wissen, das eine "Wiederaufnahme in die Kirche" theologisch unmöglich ist, da man kirchlich gesehen ab der Taufe immer ein Teil der Kirche bleibt und jederzeit durch Umkehr und Buße wieder am Leben der Kirche teilhaben kann. Jourmalisten, die sich mit dem Thema Kirche befassen, dürften u.a. Leserbriefe, die dies darlegten, nicht entgangen sein.

Ich könnte hier noch manches nennen, was ich in den letzten Tagen und Monaten gehört habe, sei es über die Regensburger Vorlesung oder die Aussage zu Kondomen beim Flug nach Afrika. Gerade das "schroffe" Zitat von Kaiser Manuel, dass letzterer ja auch im muslimischen Heerlager überlebte, hat die Muslime angeregt über ihre Religion nachzudenken und den Dialog beflügelt. Und die Aussage zu den Kondomen wurde aus dem Gesamtzusammenhang gerissen und meist auch noch entstellend zitiert. Das dies sogar das belgische Parlament zur einer diplomatischen Rüge gegenüber dem Papst veranlasste, lässt tief blicken. Unsere Liberalen unter Graf Lambsdorf sind zum Glück mit einer ähnlichen Initiative im EU- Parlament gescheitert. Aber all das zeigt, die Kirche hat viele Gegner, die jede Gelegenheit nutzen, gegen sie zu polemisieren und diese in ein möglichst schlechtes Licht zu stellen! Ich verlange von niemanden die Kirche gut zu finden oder die Auffassung des Lehramtes zu teilen. Wenn man aber über die Kirche schreibt oder im ZDF spricht sollte man sich wenigstens kundig machen über das Thema. Aber was sind wir bereits für ein Land, wo diese Kulturlosigkeit gar nicht mehr auffällt und die Mehrheit bei Gelegenheit hysterisch in den Chor der Kirchenkritiker einstimmt. Viel zu lange hatte Bendeikt XVI seine Kritiker enttäuscht, das er ihnen keinen Anlass für ihre Kritik gab. Seit Januar 2009 können aber diese Leute mit ihrem Josef Ratzinger wieder sehr zufrieden sein, da er ihre negativen Erwartungen scheinbar wieder erfüllt.

Gute Quellen für Infos zur Kirche und Debatten, wenn man wieder eine Kampagne läuft:

www.domradio.de Internetzeitung mit Videothek aus Köln

www.die-tagespost.de Internetangebot der katholischen Tageszeitung (Erscheint in Papier Di+Do+Sa)

www.kath.net

Fast alle wichtigen Verlautbarungen und Auftritt des Papstes vor Mikrophon und Kamera:

www.kathtube.com