Religionsfreiheit im Islam?

Religionsfreiheit im Islam?

Von Felix Staratschek

Das, was der Bericht in der Tagespost vom 8.11.08 über den katholisch- islamischen Dialog im Vatikan beschreibt, kann leider mein mulmiges Gefühl nicht beseitigen. Zumindest geht aus dem Text des Berichtes nicht hervor, das die Muslime Religions- und Bekenntnisfreiheit im vollen Umfang fordern! In welchen islamischen Land könnte sich heute der Apostel Paulus, dem ja ein Gedenkjahr gewidmet ist, so wie in der Antike auf die Straße stellen und Zeugnis für seinen christlichen Glauben geben? Zwar heißt es in der Tagespost, das Christen und Muslime "erklären, dass die Person und ihre Entscheidungen in Fragen des Gewissens und Religion zu respektieren seien, was das Recht von Individuen und Gemeinschaften einschließe, die eigene Religion privat und öffentlich zu praktizieren". Später wird der in den USA "islamische Studien" lehrende "persische Philosoph" Prof. Dr. Seyyed Hossein Nasra wörtlich zitiert: "Als Muslime erlauben wir keinen aggressiven Proselytismus in unserer Mitte, der unseren Glauben im Namen der Freiheit zerstört, ebenso wenig wie das auch Christen in unserer Situation dulden würden." Was meint Prof. Nasra hier mit den Begriffen, die er nutzt? Ab wann ist Mission aggressiv? Was genau meint er mit Zerstörung des Glaubens? Was ist das für eine Situation, in der Muslime das nicht dulden und wo besteht diese Situation und wie dürfen die Muslime reagieren? Ich habe in Deutschland schon öfters Missionsveranstaltungen von Muslimen besucht, als Vortragsreihe an der Uni, als Infoabend in öffentlichen Räumen oder auch als Infostand auf der Straße, ich bin desweiteren mit Zeugen Jehovas, Mormonen, Krischnajüngern, Evangelikalen, katholischen Gruppen und Freidenkern zusammen gekommen. Was soll es sein, das es die Muslime aufregt, was auch wir Christen niemals dulden würden? Auch im Internet auf den Videoseiten kann man die Mission der Muslime finden. In einer Broschüre der Muslima G. Jacobs (2006 im Dialogzentrum vom Katholikentag gefunden) kann man auf der gleichen Seite lesen, dass der Islam Mission verbietet und das Muslime verpflichtet sind, jedem den Islam zu erklären. Oder Ibrahim Rüschoff: Öffentlich beklagt er laut Versuche von Christen, Muslime zu missionieren, intern ist er Herausgeber einer Broschüre, wie man Christen zum Islam führt (Quelle: Stegemann: Muslime in Dtl., Herder 2002) . Sind die Muslime so schizophren oder versuchen die uns hier einfach an der Nase herum zu führen.

Vor allem stört mich, dass ich in dem ganzen Text keine Hinweise finde, auf welche verbindlichen islamischen Schriften und Traditionen sich die islamischen Gelehrten im Dialog berufen. Der libanesisch- stämmige Christ Dr. Adel Khoury sagte einmal in der Kölner Kirchenzeitung, dass die religiöse Toleranz im Islam immer das Verhältnis von Herrschenden (Muslime) und Unterworfenen (Schriftbesitzer mit vorislamischer Tradition) sei. Bei Fragen der Religions- und Bekenntnisfreiheit muss aber auch die Frage gestellt werden, wie diese für die Bahai oder Ahamadyia- Muslime gilt, die in vielen islamischen Ländern stärker als die Christen verfolgt werden.

Und wie lesen heute die Muslime den Koran, wo es u.a. in Sure 9.29 heißt, dass die Schriftbesitzer zu bekämpfen seien, bis sie in demütiger Unterwerfung Tribut zahlen. Wie steht es mit den Andeutungen im Koran, dass man ehemalige Muslime töten darf ("wenn sie sich abwenden, dann...") bzw. mit den klaren Worten nach Al Buhari in der deutschen Auswahl bei Reclam, das man denjenigen Töten darf, der den Islam verlässt. Wenn die Muslime eine Lesart des Koran und ihrer weiteren Schrifttradition finden, wie man solche Aussagen heute deuten und entkräften kann, dann würde mich das schon sehr interessieren. Ferner stört es mich, dass, wenn Koranstellen genannt werden, oft nur kleine Textbruchstücke genannt werden, die aus dem Zusammenhang gerissen einen sehr guten Eindruck machen. Schaut man sich aber den zitierten Satz in seinem Umfeld an, findet man sehr oft wesentliche Erläuterungen oder Einschränkungen, die das, wozu uns der Satz präsentiert wurde sehr stark entkräften. So soll man z.B. mit den Schriftbesitzern nur auf anständige Weise diskutieren (Sure 29.47). Aber: Die Frevler sind ausgenommen Und Frevler sind in der selben Sure alle, die nicht Glauben was Mohammed über den vermeintlichen Engel Gabriel von Allah erfahren haben soll.

Mit dem Satz, das für Muslime Liebe "eine zeitlose transzendente Kraft" ist, kommt mir die islamische Lehre ziemlich esoterisch vor. Vater, Sohn und heiliger Geist sind die personal erfahrbaren Seinsformen Gottes, sie sind ein Du, mit dem man kommunizieren kann, Kraft- und Energieströme dagegen sind etwas Unpersönliches und Kaltes. Müssen die Muslime zu so einer esoterischen Kraft zurück greifen, weil Allah eben der absolut transzendente Gott ist, den die Muslime auch in der Ewigkeit nicht schauen können? Ist nicht gerade in dieser absoluten Transzendenz Allah ein absoluter gegenläufiges Gottesbild zum in der Bibel bezeugten dreifaltigen Gott der Christen, der durch Jesus für alle sinnlich Erfahrbar wurde?

www.antwortenanmuslime.com , www.katechisten.org