milieugeschädigt und andere Geschichtensplitter

Was, zum Teufel?

Dass die deutsche Politik behäbig ist, und oft seltsame Blüten treibt, ist sicher ein offenes Geheimnis. Auch jenes, dass manche MinisterInnen lieber erst einmal das Fachgebiet praktisch kennenlernen sollten, welches ihnen untergeordnet ist, ehe sie es mit Regieren versuchen.

So wunderte sich niemand wirklich über die lauthals geschmetterte Information seitens der Gesundheitsbehörden: „Wir sind gut vorbereitet!“, als der Corona-Virus seinen, da schon offensichtlichen, Siegeszug quer über den Erdball antrat. Und während in Italien bereits der Sensenmann niedermähte, was nicht bei drei von den Straßen verschwunden und im Vollschutzmodus war, Österreich die ersten Vorbereitungen zu Grenzschließungen traf, und auch das restliche Europa fast gleichzeitig Maßnahmen vorbereitete, beäugte man aus Deutschland das Ganze als Panikmache. Aber mit dem väterlich wirkenden Vorschlag, für zwei Wochen Vorräte einzulagern, jedoch nicht zu Hamstern. Kurz darauf die Kehrtwendung: „Ihr müsst nichts einlagern, die Versorgung ist gewährleistet.“

Leider ist es schon viel zu oft geschehen, dass man sich oben nicht einigen kann und am Ende das genaue Gegenteil des zuerst Gesagten tut, was dem Volk selten gut bekommt. Die Reaktion des kleinen Mannes also: Aha! Die Politik wiegelt ab! Jetzt wird es also doch ernst!

Durch diesen Lernprozess ist nun der Mensch so geartet, dass ihm alles besonderen Spaß macht, was verboten ist. Nicht Hamstern? Aber nichts wie hin, zu den Einkaufstempeln, und raffen, was das Auto fasst. Dass für jene, die den ganzen Tag arbeiten müssen und erst am Abend in die Läden kommen, oder die, welche sich sogar schon in Quarantäne befinden, nichts mehr bleibt, ist egal.

Sozial war gestern!

Man steht als normal veranlagter Mensch mit seinem kleinen Einkaufszettel mit vier oder fünf winzigen Positionen vor leeren Regalen und versteht die Welt buchstäblich nicht mehr, während sich andere offenbar für mehrere Jahre eingedeckt haben.

Da, wo Desinfektionsmittel, Nudeln, Büchsenkost, Küchenrollen, Kartoffeln, Mehl, Eier und Toilettenpapier stehen müssten, ist gähnende Leere. Ausverkauft. Überall.

Aber warum Toilettenpapier?!

Man beginnt, sich Gedanken zu machen, dass die Dunkelziffer der ausgemachten Arschlöcher in diesem Land noch größer sein muss, als ursprünglich befürchtet. Wer sollte denn sonst solche Mengen benötigen, die zudem buchstäblich für den Hintern sind? Es schmeckt auch ziemlich fad. Braten kann man es bestenfalls als ganze Rolle paniert. Als Müsli wird es zu matschig und erinnert in der Konsistenz an Haferschleim oder Tapetenkleister.

Das Kopfkino schaltet also recht bald ohne Zutun von Corona auf Noro. Der andere Virus wäre zumindest eine plausible Erklärung, sich die Rollen bis unters Dach zu stapeln. Aber der hielte nur wenige Tage an und wäre demzufolge kein wirklicher Grund, Klopapier zu horten, wenn man als Einzelperson nicht gezwungen ist, die ganze, komplett vom Brechdurchfall betroffene Mietergemeinschaft eines Hochhauses mit seinen Beständen zu versorgen.

Bald schon machten Hinweise die Runde, keine Wertsachen, wie Desinfektionsmittel und Klopapier im Auto liegen zu lassen. Nicht zu unrecht, denn es gab tatsächlich Fälle, in denen genau wegen dieser Dinge Heckscheiben eingeschlagen wurden.

Man liest es, denkt darüber nach, und versucht, einen Grund für all dies zu finden. Offenbar weicht der Virus bei einigen Mitmenschen das Gehirn auf, weil das Verhalten zu unlogisch ist, als dass man es wirklich analysieren könnte. Zumindest würde es mich nicht wundern, wenn die Behörden jetzt alle Haushalte, mit mehr als 20 Rollen Klopapier zu öffentlichen Toiletten erklären.

Auch, wenn man versucht, das Thema irgendwie zu verdrängen, kommt man nicht daran vorbei. Jedes zweite Wort in den Medien lautet „Corona“.

Und der kleine Mann auf der Straße, der nun auch noch zwangsweise zu Hause sitzt, hat gelernt, dass von wirklich großen und meist sehr unschönen Beschlüssen abgelenkt werden soll, wenn die Öffentlich Rechtlichen ständig dasselbe Thema durchkauen, die eigene Regierung in den Himmel heben und alle anderen verteufeln. Dabei halten sich die Größenordnungen der Lobhudeleien und was am Ende hinterrücks Negatives für den Bürger entschieden wird, meist die Waage.

Was, zum Teufel, haben die also diesmal vor?