Leseverstehen

(Autorenteam)

Grundsätzlich gilt, dass Liedtexte nicht zum Lesen, sondern primär zum Hören konzipiert sind. Natürlich werden im Fremdsprachenunterricht früher oder später auch Liedtexte bzw. Teile daraus (Refrain, einzelne Strophen) gelesen, um den Textinhalt zu erfassen – wie bei einem vertonten Gedicht. Dabei verwendet man ähnliche Übungsformen wie bei (authentischen) schriftlichen Texten, d.h. man nähert sich mit Verstehensstrategien und Verständnisfragen dem Textinhalt, analysiert und übt Wortschatz sowie sprachliche Formen.

Über die notwendige, auch lesende Beschäftigung mit dem Liedtext hinaus können noch weitere Textsorten in die Didaktisierung einbezogen werden:

1. Kurzbiografien der Musiker können den Lernenden weiterführende Informationen anbieten und gleichzeitig das Leseverstehen üben/das Leseverständnis fördern. Solche Texte können Lehrende oft bei bereits veröffentlichten Musikdidaktisierungen finden [Link zu Kim Frank, vielleicht auch GI San Francisco] oder selbst lerngruppengerecht verfassen. Lerneraktivierend ist es, die Lehrenden auch im Internet, v.a. auf den jeweiligen Homepages der Künstler oder in der Wikipedia, recherchieren zu lassen. Wenn deutsche Musiker international eher unbekannt sind, hat das auch den Vorteil, dass sich die Studierenden wirklich durch einen deutschsprachigen Text arbeiten müssen und nicht auf einen muttersprachlichen ausweichen können. Mit einer Internetrecherche bis hin zu einem umfangreichen WebQuest [Link: Wikipedia] können bestimmte Informationen gesucht werden (z.B. Informationen aus den Diskografien, Tourneedaten, Bandgeschichte, Klatsch). Da Texte im Internet aber ständig Veränderungen unterliegen, sollte vor jedem Einsatz im Unterricht nochmal überprüft werden, ob die Links noch stimmen und die Inhalte weiterhin zu den konkreten Fragestellungen passen.

2. Eine weitere didaktische Möglichkeit ergibt sich durch die Interaktionsmöglichkeiten des Web 2.0: Die Studierenden lesen z.B. Youtube-Kommentare oder begeben sich in ein Diskussionsforum, in dem sich deutschsprachige Fans äußern. Hierbei könnte man damit beginnen, A1-Lernende zunächst Kommentierungen sammeln und dann bestimmten Kategorien (z.B. positiv/negativ) zuordnen zu lassen. Nach der Verständnissicherung besitzen die Lernenden somit Redemittel, um diese wiederum aktiv im Web 2.0 anzuwenden, indem sie z.B. selbst etwas schriftlich kommentieren.

Ein Nachteil authentischer Kommentare im Internet kann andererseits die manchmal recht derbe oder stark jargonlastige Sprache sein, die einen Einsatz im Unterricht nicht ratsam erscheinen lässt. Daher sollten Lehrende nicht zu spontan vorgehen und entweder die Kommentierungen vor dem Unterricht überprüfen (am besten tagesaktuell) oder eine Vorauswahl treffen und die Kommentare ggf. bereinigen.

3. Wenn die Inhalte des Liedtextes selbst im Mittelpunkt stehen sollen, werden besonders für die Einstiegs- und Bearbeitungsphase der Didaktisierung weitere Informationen benötigt, die den künstlerisch geprägten Text verstehen helfen. Je nach dem Fokus der inhaltlichen Textarbeit können die kleinen, lerngruppengerechten Zusatztexte sprachlichen, landeskundlichen, (sub)kulturellen oder auch historischen Inhalts sein.

[Link auf eine andere Seite?] Folgendes Beispiel soll das Gesagte illustrieren: In der Musterdidaktisierung von Oliver Bayerlein zu Stefan Gwildis´ „Papa will da nicht mehr wohn´“ (LINK) werden in der Einstiegsphase vier kurze Lesetexte zu Geschehnissen in der DDR zwischen 1953 und 1989 Bildern zugeordnet. Der Grund, warum der belastete Vater nach der Wende nicht mehr im alten Haus wohnen will, kann nur verstanden werden, wenn man weiß, wie die DDR-Bürger von Personen wie ihm schikaniert worden sind. In der dritten Phase informiert ein kurzer Text über die Staatsicherheit. Selbstverständlich können Lernende solche Themen auch als Rechercheaufträge bearbeiten und selbst kurze Lesetexte verfassen.

Übungsvorschläge in der Übersicht:

  • Richtig-Falsch-Übungen zum Leseverstehen mit Aussagen aus Songtext;

  • Textpuzzle: Text in Zeilen oder größere Teile aufteilen, kopieren und auschneiden je nach Klassenstärke (Achtung: viel Vorbereitungsaufwand), evtl. Reimschema besprechen und vorgeben (GI);

  • Webseiten-Recherche: Fragen zu Inhalten auf den Homepages der Interpreten stellen, vorher Aktualität checken;

  • LK-Quiz: themenbezogenes Landeskunde-Quiz mit Multiple-Choice-Aufgaben (Pasch);

  • Forenkommentare: Die TN lesen (und korrigieren?) Fankommentare aus Internetforen (z.B. Youtube) auf Deutsch.

  • Kurzbiographien: Biographien der Künstler aus dem Internet können – an das Lernerniveau angepasst - eine interessante Lektüreaufgabe sein.