31. Oktober 2025
Unser Pedell Frodermann erinnert mich angelegentlich seiner u.a., impertinenten Zuschrift an Koll. Kieserling daran, endlich die Übersetzung von Theodor Geigers Konkurrence. En sociologisk analyse. Munksgaard, København 1941 anfertigen zu lassen.
Gesendet: Freitag, 31. Oktober 2025 um 20:26
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
CC: fabian.kosse@uni-wuerzburg.de,ranjitamrajan@gmail.com,m.tincani@ucl.ac.uk,holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 2. november 2025
sehr geehrter herr prof. kieserling,
für Ihre o.a. zusammenfassung des artikels aus dem Journal of the European Economic Association
von kosse, rajan und tincani - The persistent effect of competition on prosociality - sei Ihnen dank gesagt.
zwar sind die ergebnisse derlei schrifttums, wie gewöhnlich und oft angemerkt, mehr als mager (auch der von Ihnen
referierte text bildet da keine ausnahme), doch nehmen wir den guten willen ruhig für die wissenschaftliche tat.
dass weniger konkurrenzdruck ein soziales verhalten im allgemeinen befördert,
wie der beitrag im britischen fachorgan mit blick auf das schulsystem in chile darlegt, bedurfte keiner neuerlichen
bestätigung.
und dass es wenig geistfeindlichers als eine aura der konkurrenz gibt, in deren
äther nichts gutes, wahres und schönes (sc. moral, wissenschaft, kunst) gedeihen kann, weiß auch wohl jeder,
der einmal bernfelds "sisyphos oder die grenzen der erziehung" von 1925 gelesen hat, ersatzweise
Schule der Konkurrenz | GegenStandpunkt
in der meritokratischen gesellschaft kann sich niemand grundlose hilfsbereitschaft leisten,
altruismus ohne kalkül ist tödlich.
die schulen tun gut daran, ihre zöglinge möglichst früh und nachhaltig mit diesem
grundsatz vertraut zu machen.
sozialempirische ideologieproduktion ihrerseits tut gut daran, diesen so lange und
nachhaltig wie irgend möglich zu verschleiern.
dies haben die drei autoren der zitiereten studie auf befriedigende bis ausreichende weise getan.
beste grüße
ralf frodermann
Ein Pedant kommt selten allein. Für unpedantische Pedanterieforscher gilt das gleiche. 1957 war die Studie "Die Pedanterie" des Psychologen Karl Sacherl erschienen, eben erreicht uns "On Pedantry / A Cultural History Of The Know-It-All" von Arnoud. S. Q. Visser. Princeton UP, 2025.
Unsere dies-semestrige Vorlesung zur "Geschichte der Ballade in Balladenform" (vgl. Rezension der Studie Adrian Daubs von 2022 in SEMINAR: A Journal of Germanic Studies Vol.61 Number 3 2025) lockt keinen Hund/Hündin hinterm Ofen hervor. Dafür gehen Schmähverse, natürlich anonym, ein:
Die Füße im Feuer
waren mir niemals sehr teuer,
eines nur war größ`rer Stuss:
Die Kraniche des Ibykus.
30. Oktober 2025
"Das Medium Kind ist nicht binär codierbar." (Niklas Luhmann: Das Kind als Medium der Erziehung. Zeitschrift für Pädagogik 37 1991 S.34) Der Luhmannsche Galimathias kommt nirgendwo anders als in seinen systemtheoretischen Expektorationen zur Erziehung am schönsten zum Ausdruck. Nach "Das Erziehungssystem der Gesellschaft" (2002) erwartet seine Leserschaft im kommenden Jahr "Erziehung. Funktion und System". Der Nachlassquell des Soziologen scheint nicht versiegen zu wollen. Der Vulkan bleibt tätig, mit Nachbeben und allerlei neo-sozialtechnologischer Lava ist zu rechnen, mit soziologischer Erkenntnis nicht.
Alte Geschichte, vom Zeitgeist befallen
Dieses Buch kann Spuren von Gewalt, sexuelle Inhalte, Schimpfwörter und politische Unkorrektheiten aller Art enthalten, ist dafür aber garantiert zucker- und kalorienfrei. Es darf nicht in die Hände von Kindern oder Besucherinnen und Besuchern humanistischer Gymnasien gelangen. Die Lektüre kann verstörend wirken. Zu weiteren Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihre Ärztin, Ihren Arzt, in Ihrer Apotheke oder wo Sie wollen.
Mit diesem launigen Warnhinweis schließt das Vorwort eines dem Zeitgeist geschuldeten Machwerks, das besser ungeschrieben geblieben wäre: Die verdammt blutige Geschichte der Antike. Ohne den ganzen langweiligen Kram. Von Michael Sommer und Stefan von der Lahr. München, 2025. Offenbar waren Verlag und Autoren der Ansicht, eine reißerisch-populäre Darstellung des antiken Athens und Roms
Sommer hatte immerhin eine "Römische Geschichte" (3. Auflage Stuttgart, 2025) vorgelegt, die seinen Absturz in die Pulp-Fiction-Welt antiker Videospiele keinesfalls erahnen ließ. Eduard Meyer, Karl Julius Beloch usw. sind lange hin und vergessen, aber ist das Grund genug, sich banausisch einem Lesepublikum anzudienen, das es gar nicht gibt, sich ganz uneigentlich und mit Augenzwinkern einer Klientel anzuwanzen, die nicht nur von der Antike, sondern von aller Geschichte nichts wissen will, und schließlich auf Readers-Digest-Ticket endgültig ins Nichts und Vergessen abzugehen?
Im Verlagswesen gebiert die Nacht der Vernunft keine Ungeheuer mehr, sondern infantilen Ramsch. Nicht mehr lang, dann werden Bücher wieder wie warme Semmeln weggehen. Bestseller wie Geschichte des Nationalsozialismus. Ohne den ganzen antisemitischen Scheiß oder Leben Goethes. Ohne das ganze Bücherzeugs.
Vom Nutzen und Nachteil der KI für das Leben / Eine zeitgemäße Betrachtung
rentner ohne gott für Atzbacher
kennst du den flur, wo die aerosole blühn,
in neondunklen ecken widerlinge stehn,
kein hoffnungsschimmer weit und breit,
nur menschenähnliches auf zeit,
kennst du es wohl, yo?
dahin möcht ich um keinen preis.
kennst du das siechenhaus? auf lügen ruht sein dach,
famulatur, der chefarzt legt die schwester flach,
und nächtens fliegt geschmeiß durch alle räume,
schatten, gnome, molche, giftg`ge schäume.
kennst du es wohl, yo?
dahin möcht ich mein lebtag nicht.
kennst du den ort, an dem du morgen bist?
ein flecken nur, wo duch nichts mehr vermisst,
an wänden wohnen fliegen wohl,
fressen, saufen das aerosol.
kennst du sie wohl, yo?
dahin will ich niemalen.
26. Oktober 2025
Blasen ist nicht flöten, ihr müsst die Finger bewegen. Über Goethes Spruch in Prosa Arthur Henkel, in dessen Kleinen Schriften (Band 1 - Goethe-Erfahrungen - und Band 2 - Der Zeiten Bildersaal - 1982/1983) große Fischzüge zu machen sind.
Die Geisteswissenschaften ziehen sich aus dem Dreck, indem sie sich eigenhändig aufknüpfen.
Annette von Droste Hülshoffs Weiterung der Redensart "Früh gefreit, nie gereut" in "Spät gefreit, immer gereut" (DIE JUDENBUCHE) erläutern. Abituraufsatz 1979. Leider unauffindbar.
Im Licht der "clausula rebus sic stantibus" ist die Wette zwischen Gott und Mephisto im FAUST zu interpretieren.
Pauli-Prinzip, poetologisch. Quantenpoetik.
24. Oktober 2025
Seelenbeschälende Bonität: Koll. Holzer wieder auf Holzwegen, unser Pedell Frodermann ihm auf den Fersen:
Gesendet: Freitag, 24. Oktober 2025 um 21:02
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: boris.holzer@uni-konstanz.de
CC: bkiviat@stanford.edu,hyoon28@stanford.edu,greene@law.duke.edu
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 26.oktober 2025
„Die Soziologen sind eine Bande von Ideologen, welche die Aufgabe erfüllen, das Denken der
Menschen über gesellschaftliche Dinge auf Gegenstände abzulenken, die ungefährlich sind.“
Max Horkheimer 1955/56
zit. nach:
Microsoft Word - Lehmann_Luhmanns_Liberalismus.doc
sehr geehrter herr prof. holzer,
vielen herzlichen dank für Ihren aktuellen, o.a. artikel, dem referat eines organistaionssoziologischen beitrags dreier soziologinnen
aus der American Sociological Review zum noch
mangelhaften Ki-handling im kontext automatisierter sozialkredit-systeme.
maschinen, denen algorithmisierte operationen obliegen, ist das paradigma "ausnahmen vom prinzipiellen"
zu implementieren, d.h. sie sind entsprechend zu programmieren.
der sonderfall ist dann nur ein fall unter fällen, er bleibt ein fall.
ob ein mieter dann etwa aufgrund einer unverschuldeten notlage, einer straftat oder wegen simpler
zahlungsunfähigkeit vom vermietertrust aussortiert oder ein kreditanfrager von der bank wegen konkurs oder erbschleicherei aussortiert wird, kann die maschine entscheidungslogisch ohne weiteres weise berücksichtigen.
doch armut bleibt in jeder, für die maschine oder für den analogen koofmich denkbaren welt ein ausschlusskriterium.
diese dinge - wie viele andere - werden seit langem nicht mehr von der sozologie adäquat traktiert, sondern viel eher
von tv-serien wie BLACK MIRROR.
eine "bürokratie der nachsicht", wie Sie die flexiblisierte form des scorings nassforsch zu belobigen belieben,
hat es übrigens nie gegeben, bürokratie ist immer "bürokratie der vorsicht".
beste grüße
ralf frodermann
(nach diktat verreist)
21. Oktober 2025
Sagenhafter Riesenstuss: Rückkehr von Krähe. Abenteuergedicht. Von Ulf Stolterfoht.
Und horchen der Suade
Der alten Krähenfrau
Annette von Droste-Hülshoff: "Die Krähen"
Willst mich nicht verlassen?
Wilhelm Müller: "Die Krähe"
Jede Krähe.
Joachim Ringelnatz: "Die Krähe"
Dem gähnenden Blödsinn Herrn Stolterfohts a tempo mit Filmvorführung (THE CROW) und ein paar Versen aus John Shades PALE FIRE entgegen wirken.
Über die Nachwelt informiert immer noch am zuverlässigsten die Vorwelt: EULOGIUS AND IALSMA von Kenneth Baxter Wolf. In: SPECULUM Vol. 100 Number 4 October 2025.
18. Oktober 2025
Gesendet: Samstag, 18. Oktober 2025 um 01:01
Von: ralf.frodermann@gmx.de
An: g.wagner@snafu.de
CC: bernd.werse@fra-uas.de,larissa.steimle@fra-uas.de,stallwitz@eh-freiburg.de
Betreff: Ihr artikel in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 19.oktober 2025
sehr geehrter herr dr. wagner,
herzlichen dank für Ihren o.a. beitrag.
Sie informieren die leserschaft über einen aktuellen "projektbericht" zur frage,
wie sich die teillegalisierung von cannabis auswirke.
drogen und alkohol sind bekanntlich urlaube des kleinen mannes / der kleinen frau.
nicht erst seit den haschisch-exkursionen walter benjamins und ernst jüngers literaturgeschichtlich aktenkundig und nicht allein im englischen sprachraum von thomas de quinceys "bekenntnissen eines englischen opiumessers"
bis willlaim burroughs "nakres lunch" usw. auf leserfang, sind sie antidot gegen schlechte laune, welt- und gelenkschmerzen, geldmangel u.a. in allen sozialen fibern gesellschaftsfähig geworden, wie das tattoo oder der fetischclub.
dass die teillegalisierung von thc zu vermehrtem haschisch-konsum führt, wer hätte das gedacht!
der scheibenwelt einer empirischen suchtfotschung war es vorbehalten, diese banalität zu
ratifizieren.
solche wissenschaft wird bald herausfinden, dass der papst katholisch ist und der tod ein unding.
beste grüße
ralf frodermann
Im Biographie-Oberseminar hat keiner die Goethe-Biographie Thomas Steinfelds (2024) in der Hand gehabt. Ich lasse eine solide Rezension aus der Historischen Zeitschrift (Band 321 Heft 2 2025) verteilen, als Appetitanreger.
Nach Andrew R. Dycks neuer Cicero-Biographie (Cambridge, 2025) frage ich lieber nicht.
11. Oktober 2025
Vortrag beenden!
"Trüffelschweine, die auf Lichtungen den Mond anbellen."
Zur Lage der Philosophieprofessorenschaft
Alle Versuche, den Kindern und jungen Leuten Bücher und Lesen schmackhaft zu machen, wirken so abwegig wie naiv.
Es ist, als wollte man einen endlich trocken gewordenen Alkoholiker, der längst LSD und Heroin konsumiert, wieder ans Saufen bringen.
FAZ ad usum delphini
An der Bad Qeynhausener Kinder-Uni hielt der Schmock Jan Wagner
im vergangenen Sommer einen Vortrag, der sich heute in der FAZ
abgedruckt findet. Die Netzwerke solcher Literaturvermittler/Seelenbeschäler
sind wahrlich Kultur schaffend.
10. Oktober 2025
An Impertinenz kaum zu überbieten! Jetzt wagt dieser unser Pedell Frodermann, dieser Kretin, uns zu zitieren, als wären wir seinesgleichen:
Gesendet: Freitag, 10. Oktober 2025 um 18:44
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
CC: fran.osrecki@hwr-berlin.de
Betreff: Ihre buchanzeige in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung vom 12.oktober 2025
sehr geehrter herr prof. kieserling,
recht herzlichen dank für Ihren o.a. beitrag.
dieses mal ist der leser nach der lektüre Ihrer, verzeihen Sie, doch recht verquasten
einlassungen nicht ganz sicher, ob tatsächlich das buch gemeint, das sie vorzustellen vorgeben.
im funzellicht orthodoxer küchensoziologie mögen sich die dinge aber genau so darstellen und abspielen, weiß der himmel.
quid ad me? möchte man angesichts solch inkonsistenter hobelspäne ausrufen.
prof. robert holunder hatte sich der studie osreckis in einem tagebucheintrag vom 20.september 2025 ein wenig komplexer angenommen:
Der letzte satisfaktionsfähige Laie war der Philosophieprofessor (vor ihm der Philosoph, vgl. etwa
Cusanus: Idiota de mente / Der Laie über den Geist)
Über dessen Profession hat Odo Marquard 1973 in seinem Beitrag
"Inkompetenzkompensationskompetenz" katexochen das Nötige gesagt.
Fran Osreckis hat zu alldem in seiner Studie "Laien / Eine Soziologie des Nichtwissens" (Suhrkamp 2025)
nichts Nennenswertes beizutragen.
Das wird ihren Erfolg gewährleisten.
vgl.
Universität Bockwurst - Salzburger Tagebuch VII -
beste grüße
ralf frodermann
Zur Rezension der neuen C. F. Meyer Biografie in der heutigen FAZ durch Pia Reinacher:
Wer wird nicht eine C.-F. Meyer - Biografie ignorieren?
Doch wird sie einer kaufen? -
Die Hölle wird zuvor zufrieren,
die Säufer eher nicht mehr saufen.
Tilman Borsche fragt sich in der Allgemeinen Zeitschrift für Philosophie (Heft 50.2/2025) - einer Art Fachhandel für noetische Ladenhüter und anderen Mumpitz - Was konnte, kann und könnte »philosophieren« heißen und für uns bedeuten?
Zu solch leutseliger Fragerei, die wir vor etlichen Semestern erledigten, vgl.:
sites.google.com/site/universitaetbockwurst/logon-didonai
Moscherosch senior und junior, d.h. Johann Michael Moscherosch und
sein Sohn Ernst Bogislav veröffentlichen 1666 ein Buch, das mit "Der
Weiber ABC" schließt.
"Wann das Weib nur schweigen kan
So ergötzt sie ihren Mann."
"Wann das Weib nur schweigen kan
Zuckersüß wird ihr der Mann."
"Wann das Weib recht schweigen kan
Wird ein Engel auß dem Mann."
"Wann das Weib nur schweigen kan
So versöhnt sie den Mann."
vgl. Beihefte zu SIMPLICIANA Band 11 2025
8. Oktober 2025
Kants Katzen für Alf
Ehregott Andreas Wasianskis kommt in seiner Schrift "Immanuel Kant in seinen letzten Lebensjahren" (Königsberg,1804) auf Kants Erklärung des Katzentods durch Elektrizität zu sprechen:
"Ein zweytes Zeichen seiner Schwäche war seine Theorie über das allerdings merkwürdige Phänomen, den Katzentod in Basel, Wien, Kopenhagen und anderen Orten. Er hielt ihn für eine Folge der damals nach seiner Meinung herrschenden Elektrizität von eigener Art, und diese insbesondere von nachtheiligen Folgen für diese an sich elektrischen Thiere." (ibid. S.49)
Diese, eines Athanasius Kirchers würdige Theorie wird zur Ehrenrettung aufgewärmt in einem Beitrag Martin Walters in den aktuellen KANT-Studien ( 3 / 2025 Quellen Kants zur "Luftelectricität" und zum "Katzentod").
Kant im Komparativ
Entbehrt es nicht einer geheimnisvollen Ironie, dass der Name des Verlegers der Kantischen Schrift "Träume eines Geistersehers", in Königsberg 1766 erschienen, "Kanter, Johann Jacob Kanter" lautet?
denn nichts Schlimmeres kann einem widerfahren, als Argumente zu hassen. Der Argumentenhass entsteht aber auf dieselbe Weise wie der Menschenhass.
Plato, PHAIDON (89d)
Nachdem aus Lesewut Lesehass geworden und im Haus des Lesers die Stromversorgung aus Kostengründen abgeschaltet worden war, ging der letzte Bibliothekar, der nur Buchhalter war, nach Hause zu seiner Frau und sagte zu ihr: "Endlich ist der Scheiß vorbei."
3. Oktober 2025
Gesendet: Freitag, 3. Oktober 2025 um 18:48
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: boris.holzer@uni-konstanz.de
CC: andreas.genoni@bib.bund.de
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 5.oktober 2025
Die letzten Jahrhunderte haben einerseits den objektiven Interessen, der dinglichen Kultur eine Ausbildung von sonst unerhörter Macht und Selbständigkeit geschaffen, andrerseits die Subjektivität des Ich, das Sich-selbst-gehören der individuellen Seele gegenüber allen sachlichen und sozialen Präjudizierungen ebenso unerhört vertieft.
Dies scharf differenzierte Sach- und Selbstbewußtsein des modernen Menschen läßt die Kampfform der Konkurrenz wie für ihn geschaffen erscheinen.
Georg Simmer: Soziologie der Konkurrenz (1903)
guten tag herr prof. holzer,
herzlichen dank für Ihren o.a.beitrag "Gebildete kommen mit hohen Erwartungen".
Sie referieren einen aktuellen artikel aus dem fachorgan Social Forces,
in welchem die beiden soziologen andreas genoni und didier ruedin
eine migrationssoziologische variation auf brechts
Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht
mit blick auf die schweiz vorlegen.
ob nun gebildete mit hohen erwartungen kommen oder nicht, sei dahin gestellt,
und ob sie, erfüllen sich ihre erwartungen nicht, andere ausbrüten, um wieder auf
den damm zu kommen, ob sie sich mit dem aufnahmeland verbunden fühlen, wie weit ihre ambiguitätstoleranz
hinsichtlich diskriminierender erfahrungen reicht, weiß der teufel
oder ähnliche reservatio-mentalis-fachleute.
fest steht, dass ungebildete mit noch höheren erwartungen gekommen sind, erwartungen, die sich
im wesentlichen erfüllt haben.
gemessen an der zahl dieser menschen dürften die migrantischen fachkräfte samt ihrer beschwerden, enttäuschten hoffnungen usw.
in der kontingenzfalle konkurrierender lohnempfänger
eine quantité négligeable darstellen.
vgl. auch:
(DOC) Die Iden der Armut
beste grüß
ralf frodermann
Verse für Linguistinnen (Vorspiel)
Einst liebte ich ein Hilfsverb,
Es liebte mich im Schilf herb.
Ich küsste scheu sein Glied,
Da ward es infinit.
Die Gutenberg-Elegien: Lesen im elektronischen Zeitalter von Sven Birkerts, dt. 2017. Auch eine Betrachtung über den Weltlauf.
In der Zeitschrift für Kulturphilosophie (1 / 2025) hübsche Kleinigkeit zum Ende der Bildung: Einer KI geht es um nichts / Bildung und Verkörperung im digitalen Zeitalter.
Oktober 2025
Im Wintersemester lese ich über "Die Grenze meines Kontos ist die Grenze meiner Welt."
Unrühmliches Ende mancher Künste, vieler Fertigkeiten und aller Wissenschaft
Ein Lehrgedicht
Weiter noch kann man bemerken, wie vielerlei oft auf den Menschen
Widrigsten Eindruck macht, ihm Ekel erregt und ihm schadet.
Lukrez, Über die Natur der Dinge (6)
Inhalt:
Teil I
1. Kapitel: Die Franse und ihr Aus
2. Kapitel: Kindheit ohne Kinder / Künstler ohne Kunst
3. Kapitel: Im Namen der Afterrose
4. Kapitel: Über das Nichtkönnen
5. Kapitel: Sein als Verratensein
6. Kapitel: Lüge als Sexsymbol
7. Kapitel: Im Bett mit de docta ignorantia
8. Kapitel: Wer von Grund aus Lehrer ist, nimmt alle Dinge nur in bezug auf seine Schüler ernst - sogar sich selbst. Über einen Satz Nietzsches (Intermezzo)
9. Kapitel: Welt ohne Wahrheit
10. Kapitel: Das Ende des Zorns
Teil II
1. Kapitel: Lord Chandos in Epikurs Garten
2. Kapitel: Empfindsame Maschinen
3. Kapitel: Husserls Krisendiagnose
4. Kapitel: Volldampf aus Unlust (Intermezzo 2)
5. Kapitel: Schreiben ohne Schrift
6. Kapitel: Unmögliche Welten
7. Kapitel: Cocktails for Two
8. Kapitel: 450 Jahre Jakob Böhme sind nicht genug
9. Kapitel: Kalter Bachofen
10. Kapitel: Heuristik der Schießscharte
Teil III
1. Kapitel: "Und wir Pädagogen wollen uns nicht aufs hohe Roß setzen." Alfred Adler
2. Kapitel: Leichtes Alphabet
3. Kapitel: Versucher Wittgenstein I & Verlierer Wittgenstein II
4. Kapitel: Die Sinnbrause. Partikel, Haufenparadox, Glockenkurve
5. Kapitel: Vom Brocken zu Mont Ventoux
6. Kapitel: Descartes wohnt hier nicht mehr
7. Kapitel: Von Hobbes lernen heisst Abschiednehmen lernen
8. Kapitel: Kritische Topik
9. Kapitel: Der fränkische Koran (Intermezzo II)
10. Kapitel: Ende und Ausweg
Teil IV (Appendix)
1. Kapitel: Im Pfandhaus der Selbsterhaltung
2. Kapitel: Wissenschaft (W) und Gesellschaft (G): W - G - W`
3. Kapitel: Im Freudenhaus der Noetik
4. Kapitel: Dummheit als Verhängnis (Intermezzo III)
5. Kapitel: Wiedersehen mit Parmenides
6. Kapitel: Horkheimer und Adorno in Baden Baden
7. Kapitel: Im Geburtshaus der Lüge
8. Kapitel: Unbehagen in der Natur
9. Kapitel: Neues Weltalter
10. Kapitel: Im Kartenhaus der Arschlöcher
Nachwort