24. November 2025
About a month before his passing, Professor Ameriks gave a talk
at the University of Wisconsin-Milwaukee, my home institution. Afterwards, I asked
him if there was one key point that he would like readers to take from the book. ‘Yes’,
he replied, ‘Change the world!’
Schreibt Nataliya Palatnik abschließend in ihrer Rezension des Buches Kantian Dignity and Its Difficulties von Karl Ameriks. Oxford, 2024.
(Kantian-Review Vol. 30 Issue 2 June 2025 S. 337)
In Summa; Jede Staatsverfassung ist rechtmässig und man kann ihr mit
gutem Gewissen dienen, die das Fortschreiten zum Bessern im allgemeinen,
und für die Einzelnen, nicht unmöglich macht.
Völlig rechtswidrig ist nur diejenige, die den Zweck hat,
alles so zu erhalten, wie es gegenwärtig ist.
Fichte: Das System der Sittenlehre nach den Prinzipien der Wissenschaftslehre. 1798 S. 488
In der jüngsten Ausgabe der Deutschen Zeitschrift für Philosophie (4 / 2025) lesen wir einen Aufsatz über Fichtes "systematische Rekonstruktion der transzendentalen Handlungstheorie". Zuweilen fragt man sich, ob die Fichte-Forschung seit Medicus nicht allmählich den Fichte vor lauter Fichten nicht mehr sieht.
Seit Felix Dahns "Ein Kampf um Rom" und "Ich, Claudius" von
Robert von Ranke-Graves ist viel Wasser den Tiber hinunter geflossen.
"The battle, that stopped Rome: Emperor Augustus, Arminius,
and the slaughter of the legions in the Teutoburg Forest" von
Peter S. Wells (2003 dt. 2005) knüpft an jene Erzähltradition an.
In Orbis Litterarum (Vol. 80 Issue 6 December 2025) nimmt sich eine Philologin des Gedichts Vergissmeinnicht des in Deutschland nicht eben bekannten Keith Douglas an. Für diese Verse geben wir gern den ganzen Jünger Ernst hin.
Trollopes Weihnachtsgeschichten bestellen! Finde nichts mehr. Gattin auf Reisen. Auch Scotch unauffindbar. Anthony Hopkins als Lear, im TV. Es ist das Schlimmste nicht, solang man sagen kann: dies ist das Schlimmste. Wem sagt man das.
22. November 2025
Gesendet: Freitag, 21. November 2025 um 19:30
Von: ralf.frodermann@gmx.de
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
CC: holunder@uni-bockwurst.edu,buchstein@uni-greifswald.de,buchstei@uni-greifswald.de
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung vom 23.november 2025
guten tag herr prof. kieserling,
verbindlichen dank für Ihren o.a. beitrag.
Sie erinnern darin im zusammenhang mit der aktuellen debatte um losentscheid und wehrpflicht
an die studie "Demoratie und Lotterie. Das Los als politisches Entscheidunginstrument von der
Antike bis zur EU" aus dem Jahr 2009.
buchstein ist, wie Sie anmerken, ein befürworter der zufallswahl qua losentscheid.
das lotteriespiel ist, s. martin andersen nexös novelle "der lottereischwede", oft ein
letztes, verzweifeltes und in der regel untunliches mittel, ein übles blatt zu wenden.
in defizitären situationen ist es beliebter als in solchen des überflusses: niemand käme auf
den gedanken, millionäre, sexbomben, men-of-the-year - typen usw. per losentscheid
zu bestimmen.
gerechtigkeitsforscher wie jon elster und freundliche wasserträger des zeitgeistes
wie buchstein in allen ehren, doch den zufall als iudicium divinum durch die hintertür des losentscheids
wieder politisch salonfähig zu machen, ist nichts als eine schnapsidee, wie viele wissen
und jeder ahnt. sie mag unter den gegebenen umständen opportun erscheinen, sie ist
jedoch vernunfswidrig, nur ein beleg kompromittierter politik.
mit freundichen grüßen
ralf frodermann
In Notes & Queries (September 2025 S.294) gibt Luke Maxted die Zahl der Wörter in Joyces ULYSSES mit 262869 an. O Korpora, o mores, möchte man ausrufen.
21. November 2025
In ihrer (vorsichtshalber) in konstruktiver Absicht formulierten Provokation "Was, wie und für wen wollen wir in Zukunft (noch) edieren?" (editio 39 2025) schreibt Petra Gehring unter anderem, von den Geisteswissenschaften werde erwartet, "ihre Zeit in Worte zu fassen" (ibid. S.9. Anführungszeichen im Original). Offenbar soll hier Hegels bekannte Bestimmung der Philosophie als "ihre Zeit in Gedanken erfasst" anklingen, allerdings als Missklang. - Von den Geisteswissenschaften wird, außer ihrer Abwicklung, tatsächlich nichts erwartet, am wenigsten Akkuratesse.
Erwin Aberfett: Was, wie, warum, wozu und für wen wollen wir in Zukunft noch zitieren? Eine Meditation
Vorlesung 20.11.2025
logorrhoe für den anfang, ersatzweise das ende einer zeit /
über alexander schnickmanns schnickschnack
Komm nicht zurück.
Rilke: Requiem
Der Rest in Särge.
Benn: Requiem
und die Luft beginnt zu flimmern.
Alexander Schnickmann: requiem. Berlin, 2024 S.8
Pseudo-erhabener Öko-Shooter gibt posend Volldampf. Vermutlich hat da wieder einer ein Requiem bestellt, allerdings nicht bei den Mozarts, sondern im Späti am Gurkeneck. Besser in der Welt Edna St. Vincent Millays volltrunken sein.
Quod non est in mediis, non est in mundo.
Motto Hermann Schweppenhäusers in Christoph Türckes "Erregte Gesellschaft / Philosophie der Sensation" 2002 / 2. Auflage 2010.
Material fürs Privatissimum "Universität" im Dezember, Cafe Wellenbrink:
Raabes "Die alte Universität".
Project MUSE - Among the Ruins of the University
City of Intellect
17. November 2025
Das schlechte Allgemeine ist auch in den Maschinen.
Peter Fuchs:
Vom schweigenden Aufflug ins Abstrakte:
Zur Ausdifferenzierung der modernen Lyrik
in: Luhmann, Fuchs: Reden und Schweigen
Suhrkamp 8. Auflage 2025
Pseudepigraphisches erster und zweiter Ordnung
Christian Freiherr von Auchjauche, akademischer Priapus und Professor an unserer Alma mater, hat sich
den - bekanntlich fälschlicher Weise - Friedrich Schlegel zugeschriebenen, zehn erotischen Sonetten in Reimform annotierend-kommentierend angenommen:
Wer einmal mit der schönen Müllerin im Engtanz war,
Dem ward nach kurzer Zeit vollständig klar,
Dass unmöglich Schlegel konn`t Urheber sein,
Der ihm zugeschrieb`nen Sonettschweinereien:
Der Müllerbursche schiebt hinauf zur Mühle
Auf seinem Karren einen Mühlenstein.
Und in die Öffnung schob er glatt hinein
Sein steifes Glied und schaffte so sich Kühle.
Die blonde Müll'rin sieht's im Sonnenschein.
Und trotz der unerträglich dumpfen Schwüle
Läuft sie hinab, daß prüfend sie's befühle:
Sie faßt und fühlt, es ist von Fleisch und Bein.
»Na hör', mein Junge«, ruft sie sehr brutal,
»Was soll die Schweinerei mit deinem Schweif? .. !
Ist das die Prüfung, die ich dir befahl.
Ob du auch würdig wärest für mein Bett?«
Doch er zeigt nur die Inschrift um den Reif.
Und ach, sie liest gerührt: Elisabeth ... !
Ps.-Schlegel (VII)
Wer ganz allein zu Weihnachten,
Der mag Giovanni Pontanos
Natalem Domini sine me Ianique calendas
et sine me Regum tempora tristis agis.
lesen und sich trösten lassen.
Die Schlemmer schwelgen im Pseudo-Schlegel
Und lassen ihren Schwanz zu Wasser:
Du meine Hand bist mehr als alle Weiber,
Du bist stets da, wie keine Frau erprobt,
Du hast noch nie in Eifersucht getobt,
Und bist auch nie zu weit, du enger Reiber.
Ovid, mein Lehrer weiland, hat dich recht gelobt,
Denn du verbirgst in dir ja alle Leiber,
Die ich mir wünsche. Kühler Glutvertreiber,
Dir hab ich mich für immer anverlobt.
Ich stehe stolz allein mir dir im Raume
Und streichle meine bläulichrote Glans.
Schon quirlt sich weiß der Saft zum Schaume,
So zieh ich aus Erfahrung die Bilanz:
Die Zweiheit paart sich nur im Wollusttraume,
Sonst paart sich meine Faust mit meinem Schwanz.
Ps.- Schlegel (II)
Catull verschüttet keine Tinte
und kauft auch nicht bei ALDI ein,
er spart niemal an Lob und Finte,
um schöner Weiber Knecht zu sein.
So liegst du gut. Gleich wird sich's prächtig zeigen
Wie klug mein Rat: ich schiebe meinen Dicken
In dein bemoostes Tor – man nennt das Ficken.
Du fragst warum? – Davon laß jetzt mich schweigen.
Schon seh' ich Schmerz in deinen blanken Blicken,
Das geht vorbei: du mußt zurück dich neigen,
Gleich wird dein Blut dir jubeln wie die Geigen
Von Engeln, welche ihre Brünste schicken
In bebender Musik zum Ohr der Welt.
Famos! ... Du einst dich mir in bravem Schaukeln,
Die Schenkel schmiegen pressend, es umgaukeln
Mich Düfte, die mich locken in die Unterwelt.
Ein Stoß – ein Schrei! ... Die weißen Glieder zittern
Im Kampf wie Apfelblüten in Gewittern.
Ps.-Schlegel (V)
Nicolas Chorier in memoriam
14. November 2025
Gesendet: Freitag, 14. November 2025 um 20:41
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: boris.holzer@uni-konstanz.de
CC: impressum@gerald-huether.de,yasemin.soysal@wzb.eu,irem.ebeturk@wzb.eu,jessica.kim@pitt.edu
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeiutng 16.november 2025
all children are insane.
jim morrison
sehr geehrter herr prof. holzer,
besten dank für Ihren o.a. beitrag. Sie geben Ihrer leserschaft einen artikel
aus der fachzeitschrift Social Forces zur kenntnis, deren drei autorinnen das thema adhs
sozial-phänomenologisch in den blick zu nehmen suchen.
13 jahre nach der einschlägigen publikation christoph türckes (Hyperaktiv! - Kritik der
Aufmerksamkeitsdefizikultur) ist der geneigte leser doch einigermaßen verblüfft ob
der tatsache, dass die debatte von neuem zu beginnen scheint, obgleich es zu einer reprise gar
keinen sachlichen anlass gibt. die aufmerksamkeitsökonomie ist, wie jede andere, in der krise,
jonathan haidt hat in seinem bestseller "Generation Angst" alles nötige dazu ausgeführt.
dieser zerfallsprozess dürfte irreversibel sein und durch sozialtherapeutische massnahmen usw.
nur unzureichend zu mildern oder gar aufzuhalten bzw. nur zu sistieren.
bereits in ausgabe 7 / 2022 der zeitschrift DER NERVENARZT hatten überdies holger steinberg
und maria strauß die genealogie dessen, was heute adhs geheißen wird, dargetan, zugegeben
bei erwachsenen:
ADHS | Die Aufmerksamkeitsdefizit‑/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen in den klinischen Beschreibungen und klassifikatorischen Reflexionen von Gustav Specht (1905) und Hermann Paul Nitsche (1910) | springermedizin.de
johann gottfried hasse überliefert uns in seinem büchlein" Letze Aeusserungen Kant`s von einem seiner Tischgenossen"
(zweyter abdruck / königsberg, 1804 s.35) eine empfehlung des königsberger weltweisen, die auch für jene gelten mag,
die irrtümlich glauben, den nordpol zu wiederholten male entdecken, beschreiben und ins buch des wissens eintragen
zu müssen:
Wer da hat nichts zu thun und zu schaffen,
der kauf sich eine Uhr,
der nehm sich eine Hur,
der schlage sich mit einem Pfaffen,
so hat er genug zu thun und zu schaffen.
in diesem sinn, beste grüße
ralf frodermann
"Trump dagegen hat vor den Vereinten Nationen die für Europas Zukunft entscheidende Frage aufgeworfen, warum die europäischen Länder dem amerikanischen Beispiel nicht folgen und die illegale Einwanderung von vor allem Moslems nicht sofort stoppen."
BAHAMAS Heft 97 Herbst 2025 S.58
Eine überaus feinsinnige Stilanalyse liefert Siegfried Döpp in seinem Beitrag Ein "überaus feinsinniges" Propemptikon (1674) im jüngsten Neulateinischen Jahrbuch (Vol. 26 /2025).
nota bene - materialgestützte Schreiben im Glashaus:
Project MUSE - Material Studies and Medieval Narrative: The Case of Glass
Gegen Ponyhöfe
"Eine halbwegs realitätstüchtige kommunistische Programmatik jedenfalls hätte jedem Kult der Unmittelbarkeit und Transparenz zu entsagen."
Thomas Maul: Wert und Wahn. Beiträge zur Marxschen Ökonomiekritik. Berlin, 2025 S.366
13. November 2025
Aber das Wertebewusstsein verschiebt sich. (Nicolai Hartmann: Ethik. 1925)
Genealogie der Ethik
Das philosophische Sachbearbeitertum sogar ostwestfälischer Provenienz steht weltweit wieder in morscher Blüte:
Was ist gesollt, wenn epistemische und praktische Gründe konfligi...: Ingenta Connect
Es tummelt sich in den Sümpfen nördlich des Prädikators, südlich des Prädiktors, redet wunders viel von Rationalität, Normativität, Respektabilität und Credibility. Was William Frankena, Richard M. Hare, Elizabeth Anscombe, John Leslie Mackie und andere auf dem Teller ließen, frisst dieser jämmerliche Konsequentialismus intuitiv auf. Im Licht solch analytischen Abblendlichts bleibt nicht meher zu bedauern als der Umsatnd, dass es Adorno nicht vergönnt war, sein moralphilosophisches opus magnum, das den Titel Die Kälte tragen sollte, zu schreiben. Immerhin liegt seit 1996 eine Transkription seiner Vorlesung "Probleme der Moralphilosophie" vom Sommersemester 1963 vor. vgl.: August Seiffert: Ethik. Philosophisch-sozialpsychologische Untersuchung. Herford, 1979
Schon stimmen Ethiker die Welt der praktizierten Unvernunft auf eine neue Haltung der Hinnahme ein:
Why Pain Matters More than Pleasure for Well-Being | The Journal of Ethics
Das kleine Bestiarium der modernsten Literatur / Die Thripse
Der alte Spruch wird gerne umgepflanzt,
Wenn rings Revolten durch die Städte blitzen.
Das Erbe, dem du nicht entgehen kannst,
Ermord es, um es – zu besitzen!
Franz Werfel, SPIEGELMENSCH
Das Journal of Austrian Studies - Wer wird es nicht loben? Doch wer es lesen? - veröffentlicht
in seiner jüngsten Ausgabe (Vol. 58 Number 2-3 Summer - Fall 2025) ein Gespräch mit
der Schriftstellerin Katherina Braschel, nebst einer Kleinigkeit aus ihrem im kommenden Jahr
erscheinenden Roman Heim holen.
Ohne Zweifel handelt es sich dabei um eine degoutane Mixtur aus Chic lit, Sendungsbewußstsein
und schlechtem Geschmack:
Unser Lachen wird lauter, raumnehmender. ibid. Kapitel 6
Bei der SS. ibid. Kapitel 7
In meinem Gedächtnis gibt es keine graduelle Veränderung in meiner Großmutter, keinen Verlauf. ibid. Kapitel 12
11. November 2025
Zum 80. Geburtstag haben Freunde und Getreue dem Münchener Bücherwurm Reinhard Wittmann eine Tollität auf den Gabentisch gelegt, einen hübschen Nachdruck nämlich der "Gelehrten-Verstaigerung nach dem Lucian" David Christoph Seybolds aus dem Jahr 1781. Kommt uns eben recht zum Karneval.
Wird ja in kleinen Ländern, wo man eigentlich kein Talent
nöthig hat, die Wahl für die Stellen meistentheils nie nach
Fähigkeiten vorgenommen, sondern wie sich das so schiebt
und macht.
Karl Ziegler: Grabbe`s Leben und Charakter.
Hamburg, 1855 S.62/63
Was Thomas Mann Goethe war, ist mir Grabbe.
Morose Romanze Lucky Jim in memoriam
Mein Fluch war unerfüllt geblieben,
Wohlauf war meiner Feinde Schar,
Es waren wohl noch Stücker sieben,
Und jeder war mit Bargeld da.
Ich hatte keins, war insolvent,
Und sollte dennoch spielen mit;
Nun wohl, ein jeder, der mich kennt,
erinnert sich: ich halte Schritt.
Die Weiber schrie`n, die Kerle soffen,
Ich hielt bis 100.000 mit,
Die Kugel fiel, man schwieg betroffen,
Das Falschgeld fiel mir aus dem Schritt.
Flugs schlugen mich die sieben tot.
Ich war so froh, mein Leben zu verlieren,
Ergab mich freudig letzter Not,
Die endlich mich erlöste vom Kassieren.
8. November 2025
Gesendet: Freitag, 7. November 2025 um 19:21
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: g.wagner@snafu.de
CC: e.barloesius@ish.uni-hannover.de,rike.stotten@uibk.ac.at,holunder@uni-bockwurst.edu,redaktion@der-feinschmecker.de
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 9.november 2025
sehr geehrter herr dr. wagner,
herzlichen dank für Ihre zusammenfassung eines ernährungssoziologischen aufsatzes
aus der feder zweier sozial-botanisierender damen von der innsbrucker universität, frau blaas und frau stotten, in der
zeitschrift soziale Welt (3 / 2025).
den soziologischen claim zwischen rohem und gekochtem hatte eva barlösius in ihrem
vielbeachteten semi-klassiker "soziologie des essens. eine sozial- und kulturwissenschaftliche
einführung in die ernährungsforschung" (3. auflage 2016) hinreichend abgesteckt.
fachorgane wie das Journal of the Science of Food and Agriculture und der feinschmecker begleiten seit jahr und tag
alltag und metabolismus des ernährungsbewussten und autonomen genießers.
"das große fressen" ist vergessen. wokismus hat auch in die küche einzug gehalten.
dass so mancher millionär, der sich bio-food ohne weiteres leisten könnte, aus spass an der freud zu essen und
zugleich aus dem heimlicheren spass daran, hier und da in seiner woken peer-group anzuecken und anzustoßen
in eine bratwurst oder eine wurstsemmel beisst, wen schert`s.
die akademisch-empirische sozialforschung mag solche dinge weiterhin untersuchen, de facto sind sie erledigt, aus- und wundgeforscht und
ihr ergebnisse können mit grund jedem satisfaktionfähigen sozialfoscher hekuba sein.
Ihr satz
Der traditionelle Ernährungsstil ist nicht mehr ökonomisch erzwungen, sondern wird auch bewusst gewählt
als Abgrenzung des eigenen Lebensstils von jenem der „links-grünen Eliten“, die das Leben der
„normalen Leute“ kaputtmachen wollen.
macht allerdings denn doch stutzig. denn freilich ist auch der traditionelle ernährungsstil, was immer das sein soll,
ökonomisch erzwungen. hunger ist bekanntlich kein zahlungsmittel und brot wird seinetwegen nicht gebacken.
musik wird nicht an jeder tafel gespielt und thomas lieven ist lange vergessen.
stammte nicht von ihm das denkwürdige bonmot
erst kommt das fressen, dann das distinktionbedürfnis?
beste grüße
ralf frodermann
Klassizismus und Krieg / Okkultismus in praxi
Syntaxis convinientiae ist das erste Kapitel des einst
berühmten Repetitorium der Lateinischen Syntax und Stilistik
(7. Auflage Wolfenbüttel, 1900) von Hermann Menge überschrieben.
Menge, der 1939 in Goslar hochbetagt starb, hatte im
zweiten Kriegsjahr, 1915, eine kleine Trostpredigt publiziert, die
aus der Feder des kriegslüsternen Paukers zu Anfang des Milestone-Films "Im
Westen nichts Neues" stammen könnte: Wir fürchten nicht den Tod.
Ein Wort des Trostes für alle, insbesondere für die Hinterbliebenen
der im Felde Gefallenen.
"Wir werden sehen", schreibt Menge in der Vorrede seiner consolatio, "es ist nicht nur möglich,
sondern höchst wahrscheinlich, was unser Verstand nicht zu fassen vermag;
die gefallenen Helden des Vaterlandes sind nicht tot, sondern, wie wir aus
besonderen Gründen zuversichtlich hoffen dürfen, lebendiger als wir."
In ihrer Dialektik der Aufklärung weisen Horkheimer und Adorno in einer Fußnote
auf den Deutsch-Hellenen Wilamowitz-Moellendorff hin, dessen Gelehrsamkeit
aufs beste mit seinem papierenen Blutrausch korrespondierte.
Sein Humanismus war keiner, korrespondiert er doch aufs Allerbeste, will sagen Deutscheste
mit der allgegenwärtigen, universellen Barbarei, dem schlechtesten Allgemeinen.
6. November 2025
Gesendet: Donnerstag, 6. November 2025 um 07:11
Von: ralf.frodermann@gmx.de
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Betreff: ad notam gruppe 47
»jede philosophische Rezension sollte
zugleich Philosophie der Rezensionen sein«
Walter Benjamin
lieber prof. dr. kieserling,
herzlichen dank für Ihren beitrag in der heutigen faz über die gruppe 47.
interdisziplinäre semiotiker wie Sie, george ritzer oder robert holunder
wissen, dass die die frösche am teich 47 um richter, walter jens und reich-ranicki
ein bundesrepublikanisches teekränzchen bildeten, das nach stipulierten regeln
eine art vorstandssitzung öffentlich parodierte, indem , statt über geld, gewinnerwartung und
konkurrenz, über literatur gequakt wurde.
niemand interessierte sich für jenes wunderliche tabakskollegium, vulgo selbsterefrentielle system in poeticis, es wirkte bereits zu seiner zeit unter erwachesenen wie aus der zeit gefallen, komisch bis pittoresk:
schreibtischmänner und ein paar wenige frauen, die sich gegenseitig ihren
seim vorlasen, gütiger gott!
beste grüße
ralf frodermann
5. November 2025
Gesendet: Dienstag, 4. November 2025 um 21:33
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: writetojoerg@piringer.net
CC: c.metz@germlit.rwth-aachen.de
Betreff: morgige faz / impromptu
fabelphase drei
von ZÜNDKERZEN, durs grünbeins nudelverse
von 2017 über VERBRENNER*, gedünsteter trash
jogi piringers von 2025 zu erwin aberfetts
AUSPUFF, erscheint vorauss. 2033, vorab, gemäß
anachronistischer anakreontik:
stand der blödsinn auch in blüte,
vor dem luftschloss begann er
zu wanken; schleunigst verbarg
sich die malvenfarbene wehkerze
und begrub ihre asche zwischen
den vergilbten seiten des silius
italicus, dem hüter der asche.
*vollmund-rezension in der faz 5.november 2025
durch den notorischen christian "jubelperserle" metz.
Weiberlatein / Lean-and-mean-schnipsel (XXIII)
In einer Hotel-Suite / Szene
Champagner-Flaschen auf den Tischen, Konfekt, Rosen usw. / Schlachtfeld nach einem großen Abend
Dame mittleren Alters, sehr attraktiv und halbnackt: Das Hotel bezahlst du, ich bin nicht deine Bank.
Herr, jünger, bereits in Hose und beschuht, Oberkörper nackt: Sicher, ich zahle den Spaß.
Dame, plötzlich sehr wütend: Das war ja klar, jetzt bin ich also schon deine Hure.
Denn überall zeigt sich ja, daß nicht Talent, Verstand, List und Kunst – wie sich jetzt so viele einbilden, nachdem Verstand und Talent lange Zeit allerdings mehr wie billig hintangesetzt werden – sondern der Charakter das letzte Entscheidende ist.
Schelling, Weltalter
Das gilt auch für die Beschäftigten der Hölderlin-Industrie. Einer von ihnren hat jüngst
einen Blick (POV:Hyperion meets Schelling) auf "Brod und Wein" und Neomaterialismus
geworfen, William S. Davis:
Words like Flowers: Vital Materialism in Hölderlin’s “Bread and Wine” and Schelling’s Ages of the World
in: Essays in Romanticism Vol.32 Number 2 2025
2. November 2025
Jedoch was werden mir die blassen Kinder bringen?
Johann Christian Hallmann: SOPHIA (2. Akt)
ANTIKE UND ABENDLAND Band 71 2025 erscheint im 80. Jahrgang und bringt unter anderem lausige Lyrik. Man kennt das: Gelehrte Philologen bitten ungelehrte Dichter o.ä. um Herausgabe von Dichtung, in diesem Fall Übersetzungen griechischer und lateinischer Sapphos und Horaze etc., um ihren obsolet gewordenen Lesesport ein wenig hoch zu jazzen.
Andere Autoren (Astrid Erll) denken Nachleben neu und halluzinieren "Praktiken der Hoffnung" herbei, ibid. S.30) - statt Nachdenken neu zu leben -, sie sondieren, einige Monate vor Christopher Nolans ODYSSEE-Premiere, die Rezeption des homerischen Epos im kollektiven Gedächtnis.
Weihnachten wirft auch schon Schatten - popkulturelle! - voraus:
Full article: Last Christmas? Depicting Christmas in Apocalyptic and Postapocalyptic Film and Television
Nichts Neues zur "Kritischen Glossographie", wie unsereins sie betreibt, dennoch lesenswert: Rezension eines einschlägigen Bandes von Katerina Somers in Journal of English and Germanic Philology Vol. 124 Number 4 October 2025.
Erdbeben von Lissabon vor 270 Jahren. Verblüfft darüber, dass kein Schmock sich darüber heuer verbreitet. Man wird unempfindlicher gegen gewisse Jubiläen und Jahrestage.
31. Oktober 2025
Unser Pedell Frodermann erinnert mich angelegentlich seiner u.a., impertinenten Zuschrift an Koll. Kieserling daran, endlich die Übersetzung von Theodor Geigers Konkurrence. En sociologisk analyse. Munksgaard, København 1941 anfertigen zu lassen.
Gesendet: Freitag, 31. Oktober 2025 um 20:26
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
CC: fabian.kosse@uni-wuerzburg.de,ranjitamrajan@gmail.com,m.tincani@ucl.ac.uk,holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 2. november 2025
sehr geehrter herr prof. kieserling,
für Ihre o.a. zusammenfassung des artikels aus dem Journal of the European Economic Association
von kosse, rajan und tincani - The persistent effect of competition on prosociality - sei Ihnen dank gesagt.
zwar sind die ergebnisse derlei schrifttums, wie gewöhnlich und oft angemerkt, mehr als mager (auch der von Ihnen
referierte text bildet da keine ausnahme), doch nehmen wir den guten willen ruhig für die wissenschaftliche tat.
dass weniger konkurrenzdruck ein soziales verhalten im allgemeinen befördert,
wie der beitrag im britischen fachorgan mit blick auf das schulsystem in chile darlegt, bedurfte keiner neuerlichen
bestätigung.
und dass es wenig geistfeindlichers als eine aura der konkurrenz gibt, in deren
äther nichts gutes, wahres und schönes (sc. moral, wissenschaft, kunst) gedeihen kann, weiß auch wohl jeder,
der einmal bernfelds "sisyphos oder die grenzen der erziehung" von 1925 gelesen hat, ersatzweise
Schule der Konkurrenz | GegenStandpunkt
in der meritokratischen gesellschaft kann sich niemand grundlose hilfsbereitschaft leisten,
altruismus ohne kalkül ist tödlich.
die schulen tun gut daran, ihre zöglinge möglichst früh und nachhaltig mit diesem
grundsatz vertraut zu machen.
sozialempirische ideologieproduktion ihrerseits tut gut daran, diesen so lange und
nachhaltig wie irgend möglich zu verschleiern.
dies haben die drei autoren der zitiereten studie auf befriedigende bis ausreichende weise getan.
beste grüße
ralf frodermann
Ein Pedant kommt selten allein. Für unpedantische Pedanterieforscher gilt das gleiche. 1957 war die Studie "Die Pedanterie" des Psychologen Karl Sacherl erschienen, eben erreicht uns "On Pedantry / A Cultural History Of The Know-It-All" von Arnoud. S. Q. Visser. Princeton UP, 2025.
Unsere dies-semestrige Vorlesung zur "Geschichte der Ballade in Balladenform" (vgl. Rezension der Studie Adrian Daubs von 2022 in SEMINAR: A Journal of Germanic Studies Vol.61 Number 3 2025) lockt keinen Hund/Hündin hinterm Ofen hervor. Dafür gehen Schmähverse, natürlich anonym, ein:
Die Füße im Feuer
waren mir niemals sehr teuer,
eines nur war größ`rer Stuss:
Die Kraniche des Ibykus.
30. Oktober 2025
"Das Medium Kind ist nicht binär codierbar." (Niklas Luhmann: Das Kind als Medium der Erziehung. Zeitschrift für Pädagogik 37 1991 S.34) Der Luhmannsche Galimathias kommt nirgendwo anders als in seinen systemtheoretischen Expektorationen zur Erziehung am schönsten zum Ausdruck. Nach "Das Erziehungssystem der Gesellschaft" (2002) erwartet seine Leserschaft im kommenden Jahr "Erziehung. Funktion und System". Der Nachlassquell des Soziologen scheint nicht versiegen zu wollen. Der Vulkan bleibt tätig, mit Nachbeben und allerlei neo-sozialtechnologischer Lava ist zu rechnen, mit soziologischer Erkenntnis nicht.
Alte Geschichte, vom Zeitgeist befallen
Dieses Buch kann Spuren von Gewalt, sexuelle Inhalte, Schimpfwörter und politische Unkorrektheiten aller Art enthalten, ist dafür aber garantiert zucker- und kalorienfrei. Es darf nicht in die Hände von Kindern oder Besucherinnen und Besuchern humanistischer Gymnasien gelangen. Die Lektüre kann verstörend wirken. Zu weiteren Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihre Ärztin, Ihren Arzt, in Ihrer Apotheke oder wo Sie wollen.
Mit diesem launigen Warnhinweis schließt das Vorwort eines dem Zeitgeist geschuldeten Machwerks, das besser ungeschrieben geblieben wäre: Die verdammt blutige Geschichte der Antike. Ohne den ganzen langweiligen Kram. Von Michael Sommer und Stefan von der Lahr. München, 2025. Offenbar waren Verlag und Autoren der Ansicht, eine reißerisch-populäre Darstellung des antiken Athens und Roms
Sommer hatte immerhin eine "Römische Geschichte" (3. Auflage Stuttgart, 2025) vorgelegt, die seinen Absturz in die Pulp-Fiction-Welt antiker Videospiele keinesfalls erahnen ließ. Eduard Meyer, Karl Julius Beloch usw. sind lange hin und vergessen, aber ist das Grund genug, sich banausisch einem Lesepublikum anzudienen, das es gar nicht gibt, sich ganz uneigentlich und mit Augenzwinkern einer Klientel anzuwanzen, die nicht nur von der Antike, sondern von aller Geschichte nichts wissen will, und schließlich auf Readers-Digest-Ticket endgültig ins Nichts und Vergessen abzugehen?
Im Verlagswesen gebiert die Nacht der Vernunft keine Ungeheuer mehr, sondern infantilen Ramsch. Nicht mehr lang, dann werden Bücher wieder wie warme Semmeln weggehen. Bestseller wie Geschichte des Nationalsozialismus. Ohne den ganzen antisemitischen Scheiß oder Leben Goethes. Ohne das ganze Bücherzeugs.
Vom Nutzen und Nachteil der KI für das Leben / Eine zeitgemäße Betrachtung
rentner ohne gott für Atzbacher
kennst du den flur, wo die aerosole blühn,
in neondunklen ecken widerlinge stehn,
kein hoffnungsschimmer weit und breit,
nur menschenähnliches auf zeit,
kennst du es wohl, yo?
dahin möcht ich um keinen preis.
kennst du das siechenhaus? auf lügen ruht sein dach,
famulatur, der chefarzt legt die schwester flach,
und nächtens fliegt geschmeiß durch alle räume,
schatten, gnome, molche, giftg`ge schäume.
kennst du es wohl, yo?
dahin möcht ich mein lebtag nicht.
kennst du den ort, an dem du morgen bist?
ein flecken nur, wo duch nichts mehr vermisst,
an wänden wohnen fliegen wohl,
fressen, saufen das aerosol.
kennst du sie wohl, yo?
dahin will ich niemalen.
26. Oktober 2025
Blasen ist nicht flöten, ihr müsst die Finger bewegen. Über Goethes Spruch in Prosa Arthur Henkel, in dessen Kleinen Schriften (Band 1 - Goethe-Erfahrungen - und Band 2 - Der Zeiten Bildersaal - 1982/1983) große Fischzüge zu machen sind.
Die Geisteswissenschaften ziehen sich aus dem Dreck, indem sie sich eigenhändig aufknüpfen.
Annette von Droste Hülshoffs Weiterung der Redensart "Früh gefreit, nie gereut" in "Spät gefreit, immer gereut" (DIE JUDENBUCHE) erläutern. Abituraufsatz 1979. Leider unauffindbar.
Im Licht der "clausula rebus sic stantibus" ist die Wette zwischen Gott und Mephisto im FAUST zu interpretieren.
Pauli-Prinzip, poetologisch. Quantenpoetik.
24. Oktober 2025
Seelenbeschälende Bonität: Koll. Holzer wieder auf Holzwegen, unser Pedell Frodermann ihm auf den Fersen:
Gesendet: Freitag, 24. Oktober 2025 um 21:02
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: boris.holzer@uni-konstanz.de
CC: bkiviat@stanford.edu,hyoon28@stanford.edu,greene@law.duke.edu
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 26.oktober 2025
„Die Soziologen sind eine Bande von Ideologen, welche die Aufgabe erfüllen, das Denken der
Menschen über gesellschaftliche Dinge auf Gegenstände abzulenken, die ungefährlich sind.“
Max Horkheimer 1955/56
zit. nach:
Microsoft Word - Lehmann_Luhmanns_Liberalismus.doc
sehr geehrter herr prof. holzer,
vielen herzlichen dank für Ihren aktuellen, o.a. artikel, dem referat eines organistaionssoziologischen beitrags dreier soziologinnen
aus der American Sociological Review zum noch
mangelhaften Ki-handling im kontext automatisierter sozialkredit-systeme.
maschinen, denen algorithmisierte operationen obliegen, ist das paradigma "ausnahmen vom prinzipiellen"
zu implementieren, d.h. sie sind entsprechend zu programmieren.
der sonderfall ist dann nur ein fall unter fällen, er bleibt ein fall.
ob ein mieter dann etwa aufgrund einer unverschuldeten notlage, einer straftat oder wegen simpler
zahlungsunfähigkeit vom vermietertrust aussortiert oder ein kreditanfrager von der bank wegen konkurs oder erbschleicherei aussortiert wird, kann die maschine entscheidungslogisch ohne weiteres weise berücksichtigen.
doch armut bleibt in jeder, für die maschine oder für den analogen koofmich denkbaren welt ein ausschlusskriterium.
diese dinge - wie viele andere - werden seit langem nicht mehr von der sozologie adäquat traktiert, sondern viel eher
von tv-serien wie BLACK MIRROR.
eine "bürokratie der nachsicht", wie Sie die flexiblisierte form des scorings nassforsch zu belobigen belieben,
hat es übrigens nie gegeben, bürokratie ist immer "bürokratie der vorsicht".
beste grüße
ralf frodermann
(nach diktat verreist)
21. Oktober 2025
Sagenhafter Riesenstuss: Rückkehr von Krähe. Abenteuergedicht. Von Ulf Stolterfoht.
Und horchen der Suade
Der alten Krähenfrau
Annette von Droste-Hülshoff: "Die Krähen"
Willst mich nicht verlassen?
Wilhelm Müller: "Die Krähe"
Jede Krähe.
Joachim Ringelnatz: "Die Krähe"
Dem gähnenden Blödsinn Herrn Stolterfohts a tempo mit Filmvorführung (THE CROW) und ein paar Versen aus John Shades PALE FIRE entgegen wirken.
Über die Nachwelt informiert immer noch am zuverlässigsten die Vorwelt: EULOGIUS AND IALSMA von Kenneth Baxter Wolf. In: SPECULUM Vol. 100 Number 4 October 2025.
18. Oktober 2025
Gesendet: Samstag, 18. Oktober 2025 um 01:01
Von: ralf.frodermann@gmx.de
An: g.wagner@snafu.de
CC: bernd.werse@fra-uas.de,larissa.steimle@fra-uas.de,stallwitz@eh-freiburg.de
Betreff: Ihr artikel in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 19.oktober 2025
sehr geehrter herr dr. wagner,
herzlichen dank für Ihren o.a. beitrag.
Sie informieren die leserschaft über einen aktuellen "projektbericht" zur frage,
wie sich die teillegalisierung von cannabis auswirke.
drogen und alkohol sind bekanntlich urlaube des kleinen mannes / der kleinen frau.
nicht erst seit den haschisch-exkursionen walter benjamins und ernst jüngers literaturgeschichtlich aktenkundig und nicht allein im englischen sprachraum von thomas de quinceys "bekenntnissen eines englischen opiumessers"
bis willlaim burroughs "nakres lunch" usw. auf leserfang, sind sie antidot gegen schlechte laune, welt- und gelenkschmerzen, geldmangel u.a. in allen sozialen fibern gesellschaftsfähig geworden, wie das tattoo oder der fetischclub.
dass die teillegalisierung von thc zu vermehrtem haschisch-konsum führt, wer hätte das gedacht!
der scheibenwelt einer empirischen suchtfotschung war es vorbehalten, diese banalität zu
ratifizieren.
solche wissenschaft wird bald herausfinden, dass der papst katholisch ist und der tod ein unding.
beste grüße
ralf frodermann
Im Biographie-Oberseminar hat keiner die Goethe-Biographie Thomas Steinfelds (2024) in der Hand gehabt. Ich lasse eine solide Rezension aus der Historischen Zeitschrift (Band 321 Heft 2 2025) verteilen, als Appetitanreger.
Nach Andrew R. Dycks neuer Cicero-Biographie (Cambridge, 2025) frage ich lieber nicht.
11. Oktober 2025
Vortrag beenden!
"Trüffelschweine, die auf Lichtungen den Mond anbellen."
Zur Lage der Philosophieprofessorenschaft
Alle Versuche, den Kindern und jungen Leuten Bücher und Lesen schmackhaft zu machen, wirken so abwegig wie naiv.
Es ist, als wollte man einen endlich trocken gewordenen Alkoholiker, der längst LSD und Heroin konsumiert, wieder ans Saufen bringen.
FAZ ad usum delphini
An der Bad Qeynhausener Kinder-Uni hielt der Schmock Jan Wagner
im vergangenen Sommer einen Vortrag, der sich heute in der FAZ
abgedruckt findet. Die Netzwerke solcher Literaturvermittler/Seelenbeschäler
sind wahrlich Kultur schaffend.
10. Oktober 2025
An Impertinenz kaum zu überbieten! Jetzt wagt dieser unser Pedell Frodermann, dieser Kretin, uns zu zitieren, als wären wir seinesgleichen:
Gesendet: Freitag, 10. Oktober 2025 um 18:44
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
CC: fran.osrecki@hwr-berlin.de
Betreff: Ihre buchanzeige in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung vom 12.oktober 2025
sehr geehrter herr prof. kieserling,
recht herzlichen dank für Ihren o.a. beitrag.
dieses mal ist der leser nach der lektüre Ihrer, verzeihen Sie, doch recht verquasten
einlassungen nicht ganz sicher, ob tatsächlich das buch gemeint, das sie vorzustellen vorgeben.
im funzellicht orthodoxer küchensoziologie mögen sich die dinge aber genau so darstellen und abspielen, weiß der himmel.
quid ad me? möchte man angesichts solch inkonsistenter hobelspäne ausrufen.
prof. robert holunder hatte sich der studie osreckis in einem tagebucheintrag vom 20.september 2025 ein wenig komplexer angenommen:
Der letzte satisfaktionsfähige Laie war der Philosophieprofessor (vor ihm der Philosoph, vgl. etwa
Cusanus: Idiota de mente / Der Laie über den Geist)
Über dessen Profession hat Odo Marquard 1973 in seinem Beitrag
"Inkompetenzkompensationskompetenz" katexochen das Nötige gesagt.
Fran Osreckis hat zu alldem in seiner Studie "Laien / Eine Soziologie des Nichtwissens" (Suhrkamp 2025)
nichts Nennenswertes beizutragen.
Das wird ihren Erfolg gewährleisten.
vgl.
Universität Bockwurst - Salzburger Tagebuch VII -
beste grüße
ralf frodermann
Zur Rezension der neuen C. F. Meyer Biografie in der heutigen FAZ durch Pia Reinacher:
Wer wird nicht eine C.-F. Meyer - Biografie ignorieren?
Doch wird sie einer kaufen? -
Die Hölle wird zuvor zufrieren,
die Säufer eher nicht mehr saufen.
Tilman Borsche fragt sich in der Allgemeinen Zeitschrift für Philosophie (Heft 50.2/2025) - einer Art Fachhandel für noetische Ladenhüter und anderen Mumpitz - Was konnte, kann und könnte »philosophieren« heißen und für uns bedeuten?
Zu solch leutseliger Fragerei, die wir vor etlichen Semestern erledigten, vgl.:
sites.google.com/site/universitaetbockwurst/logon-didonai
Moscherosch senior und junior, d.h. Johann Michael Moscherosch und
sein Sohn Ernst Bogislav veröffentlichen 1666 ein Buch, das mit "Der
Weiber ABC" schließt.
"Wann das Weib nur schweigen kan
So ergötzt sie ihren Mann."
"Wann das Weib nur schweigen kan
Zuckersüß wird ihr der Mann."
"Wann das Weib recht schweigen kan
Wird ein Engel auß dem Mann."
"Wann das Weib nur schweigen kan
So versöhnt sie den Mann."
vgl. Beihefte zu SIMPLICIANA Band 11 2025
8. Oktober 2025
Kants Katzen für Alf
Ehregott Andreas Wasianskis kommt in seiner Schrift "Immanuel Kant in seinen letzten Lebensjahren" (Königsberg,1804) auf Kants Erklärung des Katzentods durch Elektrizität zu sprechen:
"Ein zweytes Zeichen seiner Schwäche war seine Theorie über das allerdings merkwürdige Phänomen, den Katzentod in Basel, Wien, Kopenhagen und anderen Orten. Er hielt ihn für eine Folge der damals nach seiner Meinung herrschenden Elektrizität von eigener Art, und diese insbesondere von nachtheiligen Folgen für diese an sich elektrischen Thiere." (ibid. S.49)
Diese, eines Athanasius Kirchers würdige Theorie wird zur Ehrenrettung aufgewärmt in einem Beitrag Martin Walters in den aktuellen KANT-Studien ( 3 / 2025 Quellen Kants zur "Luftelectricität" und zum "Katzentod").
Kant im Komparativ
Entbehrt es nicht einer geheimnisvollen Ironie, dass der Name des Verlegers der Kantischen Schrift "Träume eines Geistersehers", in Königsberg 1766 erschienen, "Kanter, Johann Jacob Kanter" lautet?
denn nichts Schlimmeres kann einem widerfahren, als Argumente zu hassen. Der Argumentenhass entsteht aber auf dieselbe Weise wie der Menschenhass.
Plato, PHAIDON (89d)
Nachdem aus Lesewut Lesehass geworden und im Haus des Lesers die Stromversorgung aus Kostengründen abgeschaltet worden war, ging der letzte Bibliothekar, der nur Buchhalter war, nach Hause zu seiner Frau und sagte zu ihr: "Endlich ist der Scheiß vorbei."
3. Oktober 2025
Gesendet: Freitag, 3. Oktober 2025 um 18:48
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: boris.holzer@uni-konstanz.de
CC: andreas.genoni@bib.bund.de
Betreff: Ihr beitrag in frankfurter allgemeine sonntagszeitung 5.oktober 2025
Die letzten Jahrhunderte haben einerseits den objektiven Interessen, der dinglichen Kultur eine Ausbildung von sonst unerhörter Macht und Selbständigkeit geschaffen, andrerseits die Subjektivität des Ich, das Sich-selbst-gehören der individuellen Seele gegenüber allen sachlichen und sozialen Präjudizierungen ebenso unerhört vertieft.
Dies scharf differenzierte Sach- und Selbstbewußtsein des modernen Menschen läßt die Kampfform der Konkurrenz wie für ihn geschaffen erscheinen.
Georg Simmer: Soziologie der Konkurrenz (1903)
guten tag herr prof. holzer,
herzlichen dank für Ihren o.a.beitrag "Gebildete kommen mit hohen Erwartungen".
Sie referieren einen aktuellen artikel aus dem fachorgan Social Forces,
in welchem die beiden soziologen andreas genoni und didier ruedin
eine migrationssoziologische variation auf brechts
Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens
Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch’nen zweiten Plan
Gehn tun sie beide nicht
mit blick auf die schweiz vorlegen.
ob nun gebildete mit hohen erwartungen kommen oder nicht, sei dahin gestellt,
und ob sie, erfüllen sich ihre erwartungen nicht, andere ausbrüten, um wieder auf
den damm zu kommen, ob sie sich mit dem aufnahmeland verbunden fühlen, wie weit ihre ambiguitätstoleranz
hinsichtlich diskriminierender erfahrungen reicht, weiß der teufel
oder ähnliche reservatio-mentalis-fachleute.
fest steht, dass ungebildete mit noch höheren erwartungen gekommen sind, erwartungen, die sich
im wesentlichen erfüllt haben.
gemessen an der zahl dieser menschen dürften die migrantischen fachkräfte samt ihrer beschwerden, enttäuschten hoffnungen usw.
in der kontingenzfalle konkurrierender lohnempfänger
eine quantité négligeable darstellen.
vgl. auch:
(DOC) Die Iden der Armut
beste grüß
ralf frodermann
Verse für Linguistinnen (Vorspiel)
Einst liebte ich ein Hilfsverb,
Es liebte mich im Schilf herb.
Ich küsste scheu sein Glied,
Da ward es infinit.
Die Gutenberg-Elegien: Lesen im elektronischen Zeitalter von Sven Birkerts, dt. 2017. Auch eine Betrachtung über den Weltlauf.
In der Zeitschrift für Kulturphilosophie (1 / 2025) hübsche Kleinigkeit zum Ende der Bildung: Einer KI geht es um nichts / Bildung und Verkörperung im digitalen Zeitalter.
Oktober 2025
Im Wintersemester lese ich über "Die Grenze meines Kontos ist die Grenze meiner Welt."
Unrühmliches Ende mancher Künste, vieler Fertigkeiten und aller Wissenschaft
Ein Lehrgedicht
Weiter noch kann man bemerken, wie vielerlei oft auf den Menschen
Widrigsten Eindruck macht, ihm Ekel erregt und ihm schadet.
Lukrez, Über die Natur der Dinge (6)
Inhalt:
Teil I
1. Kapitel: Die Franse und ihr Aus
2. Kapitel: Kindheit ohne Kinder / Künstler ohne Kunst
3. Kapitel: Im Namen der Afterrose
4. Kapitel: Über das Nichtkönnen
5. Kapitel: Sein als Verratensein
6. Kapitel: Lüge als Sexsymbol
7. Kapitel: Im Bett mit de docta ignorantia
8. Kapitel: Wer von Grund aus Lehrer ist, nimmt alle Dinge nur in bezug auf seine Schüler ernst - sogar sich selbst. Über einen Satz Nietzsches (Intermezzo)
9. Kapitel: Welt ohne Wahrheit
10. Kapitel: Das Ende des Zorns
Teil II
1. Kapitel: Lord Chandos in Epikurs Garten
2. Kapitel: Empfindsame Maschinen
3. Kapitel: Husserls Krisendiagnose
4. Kapitel: Volldampf aus Unlust (Intermezzo 2)
5. Kapitel: Schreiben ohne Schrift
6. Kapitel: Unmögliche Welten
7. Kapitel: Cocktails for Two
8. Kapitel: 450 Jahre Jakob Böhme sind nicht genug
9. Kapitel: Kalter Bachofen
10. Kapitel: Heuristik der Schießscharte
Teil III
1. Kapitel: "Und wir Pädagogen wollen uns nicht aufs hohe Roß setzen." Alfred Adler
2. Kapitel: Leichtes Alphabet
3. Kapitel: Versucher Wittgenstein I & Verlierer Wittgenstein II
4. Kapitel: Die Sinnbrause. Partikel, Haufenparadox, Glockenkurve
5. Kapitel: Vom Brocken zu Mont Ventoux
6. Kapitel: Descartes wohnt hier nicht mehr
7. Kapitel: Von Hobbes lernen heisst Abschiednehmen lernen
8. Kapitel: Kritische Topik
9. Kapitel: Der fränkische Koran (Intermezzo II)
10. Kapitel: Ende und Ausweg
Teil IV (Appendix)
1. Kapitel: Im Pfandhaus der Selbsterhaltung
2. Kapitel: Wissenschaft (W) und Gesellschaft (G): W - G - W`
3. Kapitel: Im Freudenhaus der Noetik
4. Kapitel: Dummheit als Verhängnis (Intermezzo III)
5. Kapitel: Wiedersehen mit Parmenides
6. Kapitel: Horkheimer und Adorno in Baden Baden
7. Kapitel: Im Geburtshaus der Lüge
8. Kapitel: Unbehagen in der Natur
9. Kapitel: Neues Weltalter
10. Kapitel: Im Kartenhaus der Arschlöcher
Nachwort