DER SCHWIMMER Richard Dehmel
Gerettet! Und er streichelt den Strand,
um den er rang mit dem wilden Meer;
noch peitscht der weiße Gischt seine Hand.
Und er blickt zurück aufs wilde Meer.
Und blickt um sich ins graue Land;
das liegt im Sturm, wie’s vorher lag,
fest und schwer.
Da wirds nun sein wie jeden Tag.
Und er blickt zurück aufs wilde Meer – –
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19. Juni 2024
Da schreibt einer, der nicht schreiben kann:
"Wer die Begründungslast in den Werten sucht, scheint prima facie vor einer Alternative zu stehen: subjektive vs. objektive Werttheorie." So der Ethiker und Alternativenüberwinder Marcus Düwell in einem Beitrag zur Klima- und Umweltethik (Deutsche Zeitschrift für Philosophie 2 / 2024). Meint er prima vista statt prima facie?
16. Juni 2024
Die 32. der sog Homerischen Hymnen - An Selene - bezeugt den Umstand, wonach, neben den Dieben, die Liebenden sich als Günstlinge des Mondes zu erfahren (und poetisch zu benennen) alles Recht haben.
In der Frankfurter Anthologie (FAZ 15. Juni 2024) radebrecht über HH 32 ein offenbar Unbefugter, der sich auf die Übertragung des gelehrten Hausarztes Bernays stützt.
Ludwig Bernays' "Studien zu formalen Aspekten der antiken Dichtung" aus dem Jahr 2000 in allen Ehren, doch seine Übersetzung der Hamnen macht diejenige Anton Weihers nicht vergessen.
L. Bernays, den wir neben Jacob und und Edward zum heiligen Bernays-Dreigestirn zählen, bleibt ein tüchtiger Metriker, Poetiker und Mikrophilologe. Doch seine Übersetzung verhält sich zur Weiherschen wie Wasser zu Wein.
Im Gastmahl (oder über die Jungfräulichkeit) des Methodius von Olympus.
der weißstorch
"auf dem weiten Acker / geht Zeit von ihm aus ..."
Henning Ziebritzki, Vogelwerk 2019
schiß mir einst ein storch auf's dach,
ward ich wieder sauer,
davon ward die störchin wach,
schiß gleich auf die mauer.
saurer ward ich, für und für,
verfluchte jene tiere,
ging nie wieder vor die tür;
steh' drinnen seitdem schmiere.
15. Juni 2024
ad notam!
Neue aus Maxton Hall. (Waren Kieserling und Kaube nicht Kommilitonen bei Luhmann in Bielefeld?)
Gesendet: Samstag, 15. Juni 2024 um 10:37 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: s.e.friedman@lse.ac.uk
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 16.juni 2024
guten tag herr prof. kieserling,
verbindlichen dank für Ihre o.a. zusammenfassung eines artikels zur soziologischen meritokratie-forschung
von sam friemdan (und drei weiteren autoren) aus dem fachorgan social forces (vol. 102 issue 3 march 2024).
nebenbei erinneren Sie an einen einschlägigen beitrag von turner aus der american sociological review
von 1960, seligen angedenkens.
(in veblens "theory of the leisure class" von 1899 war ja bereits das nötigste zu lesen. s. adornos veblen-aufsatz))
gestatten Sie uns bitte für heute nur eine kleine anmerkung,
u.a. schreiben Sie:
"In der modernen Gesellschaft hängt das soziale Schicksal eines Menschen zunächst einmal davon ab,
wie weit er es in der Rangordnung der Schulen und Hochschulen bringt."
in der modernen, klassenlosen klassengesellschaft kommt es auf nichts weniger an!
das soziale schicksal eine menschen hängt vielmehr von ganz anderen dingen ab:
herkunft, ebrvermögen, multidirektionale rackets sowie indivudual-psychologische
deformationen, die man als wolf-of-wall-street-qualitäten zu bezeichnen hätte,
und vieles mehr.
schul- oder hochschulbildung sind gänzlich irrelevant hinnsichtlich (hinsichtlich! RH) individueller karrieren
geowrden (geworden! RH).
sie sind nicht einmal mehr notwenige bedingungen einer solchen.
leistung hat sich nie gelohnt, heute ist sie überflüssig, ja kontra-indiziert, will einer etwas werden.
wichtiger als die heute gegenstandslose frage früher oder später trennung im bildungssektor bleibt nach der absehbaren abschaffung
desselben die frage nach bildung der maschinen.
ihr recht auf bildung wird zu diskutieren sein wie
die entkoppelung des einkommens von bildungsgraden, formalen abschlüssen etc.
vgl. in der aktuellen ausgabe von social forces:
beste grüße
Ralf Frodermann
14. Juni 2024
Pleroma Libri
Cento, Pasticcio. (Cento Probae / S. PHILOLOGUS 1 / 2024).
Evangelienharmonie. Jesus mit Vergil, Juvencus ohne Zeus. Christliche Usurpation oder erwünschte Aneignung?
Die amerikanische TV-Moderatorin Christine Chubbuck schießt sich vor laufender Kamera vor fünfzig Jahren in den Kopf. (NETWORK). In diesem Jahr wäre sie achtzig Jahre alt geworden. (Wer sich nicht schämt zu leben, lebt nicht.)
Fritz von Unruhs Stück von 1913 "Louis Ferdinand von Preußen" und Kleists "Prinz von Homburg".
10. Juni 2024
..., wie ich nicht dafür halte, daß das Clima allmächtig sei, weil es auf viele Gesetze eine starken Einfluß hat; sondern es bleiben noch Gesetze genug übrig, die ihren Ursprung den National-Ideen und hundert Zufällen zu danken haben.
Johann Peter Willebrand: Grundriß einer schönen Stadt. 1776 S.XXXII
An den alten Willebrand erinnert im Periodikum KNOW / A Journal on the Formation of Knowledge (Vol. 8 No. 1-2 2024) Jesper Jakobsen.
In Kafkas kleiner Prosawunde "Gibs auf" vergleicht der Erzähler seine Uhr mit der Turmuhr und stellt fest, dass es schon viel später war, als er geglaubt hatte. - War seine Uhr stehen geblieben?
Corpus Islamo-Christianum / Band 10 2019 / Konzil von Basel 1431-1449. Interreligiöser Dialog ist kalter Kaffee.
In seinem alten Gedichtbändchen "Probewohnung im Himmel" (#bockpress# 1975) nimmt Erich Aberfett Bezug auf den Song AUTOBAHN der Formation KRAFTWERK: AUTO THUA THEMROC.
Der Lackaffenlyriker Jan Wagner seinerseits - in dem Band "Probebohrung im Himmel" 2001 - irrt in seinem Autobahngedicht (im Nebel stochernd) "unterwegs im nebel", das ein Schmock in der Frankfurter Anthologie (FAZ 8. Juni 2024) mit den Wagenhebern Brecht und Melville hochjubelt, von Pennälerphrase zum alten Zopf und zurück.
ad notam:
Universität Bockwurst - Lackaffenlyrik 26 (google.com)
9. Juni 2024
Mandevilles "Eine bescheidene Streitschrift für öffentliche Freudenhäuser oder Ein Versuch über die Hurerei" erschien vor 300 Jahren. John Clelands Fanny Hill 1749. Seitdem Erotomane kein anerkannter Beruf mehr ist, sterben die Schriftsteller aus.
Kollege Dr. Spervogel weist uns auf kolossalen Unsinn hin: Korpushermeneutik. Den Vogel in einer Ausgabe der Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (Vol. 54 Issue 2 June 2024) schießt Philipp Hegel (Hegel minor) ab, der im Koblenzer Liebesbriefarchiv auf Tauchstation war. W. Scherer digitalis.
Mit der Digitalisierung verändern sich Gegenstände und Herangehensweisen eines Fachs. Schreiben zwei Forscher im Introitus. "Digitale Gefolgschaft" (Türcke) in praxi.
Neuer Gin: ANTIDOT. Eiswürfelmaschine bestellt Im Büro mangelhafter Wasseranschluss, Pedell benachrichtigen!
Juni 2024
Frank Witzels "Meine Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts" (2024) durchgesehen. Dummes Zeugs! Borges ad usum delphini. Spätestens seit Hildesheimers "MARBOT" (1981) ist das einst alerte metafiktionale business auch in Deutschland eine lahme Ente.
Wie gehabt, der Pedell Frodermann:
Gesendet: Samstag, 01. Juni 2024 um 12:40 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: g.wagner@snafu.de
Cc: daniel.lois@unibw.de, "holunderuni-bockwurst.edu" <holunder@uni-bockwurst.edu>
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntasgzeitung 2.juni 2024
Und Geständnisse würden am klarsten wenn man sie widerriefe.
Kafka, Gespräch mit dem Beter
guten tag herr wagner,
besten dank für Ihren o.a. artikel, dem referat eines
aufsatzes von prof. lois aus der Zeitschrift für Soziologie (2 / 2024)
zur klassenspezifischen popularität von religions- und anderen mumpitzpraxen.
religion ist bekanntlich der "geist geistloder zeiten" (marx) und die einzige,
die in euorpa noch in kraft ist, stellt ebenso bekanntlich bekanntlich
der kapitalismus dar: w. benjamin: kapitalismus als religion (1921)
adornos "thesen gegen okkultismus" bleiben im vorliegenden kontext einschlägig:
der rest - exemplarisch lois'artikel - ist sozial-empirisches geblök bzw. ratifizierung
längst bekannter banalitäten, beidermassen redundant.
ob auch digitale proleten und post-proleten ihre brut in waldorfschulen schickt, wie Sie am ende Ihres beitrags leutselig mutmassen,
und sie mit der dort herrschenden, esoterischen ideologie gemeinsame sache machen
zu lassen, ist dagegen völlig irrelevant.
hochachtungsvoll
Ralf Frodermann
(nach diktat verreist)
30. Mai 2024
Kollege Trabant in einem höchst launigen Leserbrief an die FAZ (27. Mai 2024):
"..., scheint der Bindestrich allgemein in Misskredit geraten zu sein." - Sollte der Bindestrich der Jude unter den Satzzeichen sein?
Poetische Aerifizierung / Einführung in die Barockscholastik I WS 2024/25.
Meine Vorlesung im kommenden Wintersemester. Francisco Suarez, de malo (disputationes metyphysicae / disputatio XI) Das sei Anfang und Ende.
Bewegende Widmung: Dem heiligen Gedächtnis an Pilo Albertelli.
Galvano Della Volpe: Logik als historische Wissenschaft. dt. Meiner 2024.
29. Mai 2024
"Niemand konnte in diesem Jahr richtig froh werden."
Johannes Mario Simmel, Das geheime Brot (Das erste Kapitel) 1950
In diesem Jahr 2024, in dem Simmels 100. Geburtstag kaum einer erinnerte.
Es gibt eine Sorte Schrifttum, das der Chinese höflich mit "wässrig" zu bezeichnen beliebt.
Es handelt sich bei derartigen Produkten um Elaborate dürftgsten Häckselwerks, gern
aus der geisteswissenschaftlichen Sphäre, will sagen akademischer Quasselindustrie.
Lesen mag das weiß Gott niemand; dass es einer scheiben mochte, grenzt
an Pathologisches.
Sascha Michel: Leere. Eine Kulturgeschichte. 2024
Maria-Sibylla Lotter: Schuld und Respekt. Über die Praxis von Vergeltung und Versöhnung. 2024
"Aesthetic judgment is unavoidable." Schreibt Robert S. Lehman in seiner Einführung einer Sondernummer des Periodikums modern fiction studies (Vol. 70 Number 2 Summer 2024) zu Michael W. Clunes Buch A Defense of Judgment (2021).
In Deutschland, wo die Literaturkritik unter jeder Kritik ist, wird man dann und wann vergeblich daran erinnern dürfen.
Denken ist Scheitern.
c
25. Mai 2024
Gesendet: Samstag, 25. Mai 2024 um 09:53 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: nora.denner@uni-mainz.de, "holunderuni-bockwurst.edu" <holunder@uni-bockwurst.edu>
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeines Sonntasgszeitung 26.mai 2024
Kraus’ Einwände gegen die „schmierigen Taglöhner des Geistes“, gegen die Anmaßung, im Namen eines ominösen „Wir“ zu urteilen, gegen das journalistische Handwerk „suggestiver Täuscherkraft“, kurz: gegen die „journalistische Allmacht“, führten den Herausgeber der Fackel bereits Anfang des letzten Jahrhunderts zu einer zentralen Frage, die aktueller nicht sein könnte: „Darf der einfache Mann aus dem Volke, dem jene Erkenntnis über das Zeitungswesen mangelt, aus der der Herausgeber der Fackel […] aufreizende, zwingende Argumente für Hass und Verachtung gegen die parasitären Zerstörer des Geistesleben schöpft – darf einer, der ihr Wirken nicht durchschaut, dem aber endlich ein Ahnen die Augen geöffnet, dem dumpfen Gefühl von Abscheu und Ekel in einem Schimpfwort den erlösenden Ausdruck geben?“ Zwar lässt sich kaum mehr so unbedarft vom „einfachen Mann aus dem Volke“ sprechen, wie Karl Kraus es noch konnte, dennoch hat sich nichts daran geändert, dass man kein Faschist sein muss, um diese Frage zu bejahen. Das immer auch Erlösende, das jedem Schimpfwort eignet, die regelrechte Befreiung, ist gerade dann in der Pauschalierung zu finden, wenn der Schimpfende trotz eigener Bemühung nicht über das Ahnen, das es so ist, hinauskommt. Problematisch wird es erst dann, wenn der Schimpfende das Wirken einer Sache meint längst durchschaut zu haben und eigentlich wünscht, eine eigene, mindestens ebenso verlogene „Systempresse“ an die Stelle der aktuellen, beschimpften zu setzen; wenn er den Verabscheuten zu sehr ähnelt, sie in Sachen Sprachfertigkeit zwar unterbietet, in Sachen Wahn sich aber als mindestens ebenbürtig erweist.
Redaktion Bahamas - Lügenpresse (redaktion-bahamas.org)
guten tag herr prof. kieserling,
vielen dank für Ihren o.s. artikel.
Sie referieren einen alten aufsatz robert darntons aus dessen zeit als hospitant und polizeireporter bei der
new york times usw. vor knapp 50 jahren.
david simon (homicide: a year on the killing street. 2006) hat das genre zu seinem würdigen abschluss geführt,
wie karl kraus die kritik des journalismus, will sagen der lohnschreiberei der schmocks.
vertrauen in die "vierte gewalt" hat niemand je gehabt, vgl aktuell:
zur soziologie der tageszeitung - dem "realistischen morgensegen", wie noch hegel sie nannte - ist ein film aus dem jahr 1974
indessen viel wichtiger geblieben als darntons halb-verruchte harmlosigkeiten aus jener zeit, wir meinen The Front Page von billy wilder.
überdies bleibt immer frisch:
balzac dimensionierte die journaille von ihrem anfang an realistisch.
er war mit dem zeitungsstrich wie mit den salons vertraut.
nota bene:
Wolfgang Pohrt: Werke . Band 3. Honoré de Balzac - Perlentaucher
beste grüße
Ralf Frodermann
Ich versichere an Eides statt, dass die nachfolgende Passagen nicht Teil meines Tagebuchs darstellen. Der Zusammenhang ist von Herrn Frodermann frei erfunden! Unter dem 24. Mai 2024 existiert gar kein Eintrag, auch besitze ich kein Mobiltelefon . - Strafantrag ist gestellt.
Gesendet: Freitag, 24. Mai 2024 um 16:40 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: holunder@uni-bockwurst.edu
Cc: sinnform@adk.de
Betreff: FAZ heute / Goetz 70
"Dietmar Dath, in seiner heutigen FAZ-Eloge auf den Schmock Rainald Goetz (ein langjàhriger Sendbotte von allerlei Zeitgeistsùlze) , behauptet gegen Ende seiner làhmend-lahmen Geburtstagsadresse an die 70 jàhrige Popoffensive Goetz, es handele sich bei 'Tu dir kein Leid, denn wir sind alle hier" um ein Apostelwort.
Aber stammt es nicht vielmehr vom Missionar Paulus, dem Klingenhàndler aus Tarsus?
Apostelgeschichte 16 , 28."
Tagebuch Holunder 24. Mai 2024
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Diese Nachricht wurde von meinem Android Mobiltelefon mit GMX Mail gesendet.
22. Mai 2024
Prof. Dr. Heinrich Hafer über "Kaspar Hauser und der wilde Peter von Hameln" / Dioskuren XVI /Ein Abendvortrag. Sehr gut und schön. Insbesondere das nüchterne Zitat aus Blumenbachs "Beyträge zur Naturgeschichte" Band 2 (Göttingen, 1811): "das vermeinte Ideal des reinen Naturmenschen, wozu spätere Sophisten den wilden Peter erhoben hatten, war durchaus nichts weiter als ein stummer, blödsinniger Tropf." (S.26/27)
Sie sind ihm ew'ge Mausoleen
Die Schöpfungen, die er erfand!
Gotthold Fridrich Stäudlin, Albrecht von Haller. Ein Gedicht. Tübingen, 1780 S.100.
20. Mai 2024
Carl Schmitts Studie zu Theodor Däublers "Nordlicht" trägt als Signatur, Signalement, Motto, Wasserzeichen usw. "Luk. 12. 56".
Also:
Ihr Heuchler! Ihr beobachtet die Erde und den Himmel und könnt so das Wetter beurteilen.
Wieso könnt ihr dann nicht die gegenwärtige Zeit beurteilen?
DEr ſchlund gieng nuͤchter nachts zu beth/
Darauff Er den gaiſt auffgegeben:
Wan Er ſich voll geſoffen het/
Wer Er/ ohn zweifel/ noch bey leben.
Über den Dichterdiplomaten Georg Rodolf Weckherlin Koll. Verweyen im neuen EUPHORION (1 / 2024).
17. Mai 2024
Neue Sehnsucht nach dem Fronterlebnis äußert Prof. Neitzel in der Militärgeschichtlichen Zeitschrift (Bd. 83 Heft 1 2024). Sein "Plädoyer für eine Geschichte des Überlebens an der Front" empfiehlt den Mann für Höheres. Generalstab, Feldpuff o.ä.
Schrippenqualen
zu Durs Grünbeins Gedicht Rippenquallen FAZ 14. Mai 2024
Der harte Knaster, kein Teegebäck
liegt auf dem ernsten Rauchtisch,
als führe doch ein Weg am Rauch vorbei:
Daß er sich hebe über Ähren,
daß er falle, fallend in die leeren
Traumbuden ungebt'nen Glastes, und nichts
belebt das weiche Krumenreich,
Brot nicht mehr, nicht auch nur Brötchen,
Backatem umspannter Essbarkeit,
übel riechend, sorglos faulend.
Schimmelnde Schrippe: mit ihr
erstarrt der Hunger zu neuer
Hungersorge und wirft dem Anbruch
immerforter Klage laut sich zu,
für späteren Genuß und Form aus satter Ruh'.
13. Mai 2024
Ein Trunckenbold giebt keinen guten Mond: Er ist alle Tag voll / der Mond aber in vier Wochen nur einmal. Harsdörffers Worte klingen nach in meiner ramponierten Echokammer ohne Neumond. - Zum Rigorosum einer Pfeife heute unfähig. Muss mich krank melden.
Nervtötendes Geplapper um close reading. Ich bevorzuge cold reading!
Knicklicht und Enuresis
Wieder viel Vergnügen mit George Carlin. Er bleibt tot lebendiger als die meisten von uns vermeintlich Lebendigen.
9. Mai 2024
Hauptmanns "Hanneles Himmelfahrt" zur Morgenandacht. Wie immer an Himmelfahrt.
Rhetorische Frage des Tages Ist Theologie eine Wissenschaft? - gestellt von dem Theologen Sven Grosse (Theologische Rundschau Heft 1 / 2024). Das Pfaffentum gibt keine Ruhe und erkundigt sich, erkrankt an retrograder Amnesie, immer wieder leutselig nach dem vermeintlichen Szientismus-Status seiner ideologischen Unterwelten.
8. Mai 2024
Jetzt will ich Dir auch schon schreiben, wo Du mich
wiederfindest,
wenn Du zurückkehrst. Geh zuerst
die Straßen so lang fort, bis Du an eine Stelle kommst,
wo ein Hollunder aus einem Rosenstrauch blüht."
aus: Alexander Lernet-Holenia Die Trophae (III)
Judith N. Shklar, liberaler Wohlklang. Ungerechtigkeit + Grausamkeit = Gegenwart, Abort und Abtritt der Zeit.
5. Mai 2024
Beachte die kontradiktorischen Motti des Films Fahrenheit 451 (Remake des alten Truffaut-Klassikers) von 2018!
Gesendet: Samstag, 04. Mai 2024 um 14:12 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: l.d.keesman@vu.nl
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 5.5.2024
guten tag herr prof. kieserling,
herzlichen dank für Ihren o.a. artikel, der zusammenfassung einer polzeisoziologischen
arbeit der amsterdamer soziologin frau dr. keesman.
nachdem der amerikaniosche autor david simon in seinen kameralistischen,
will sagen polzeiwissenschaftlichen realkrimis - "homicide: ein jahr auf mörderischen
strassen" dt. 2011 und (gemeinsam mit ed burns) "the corner: bericht aus dem dunklen
herzen der amerikanischen stadt" dt. 2012 - beschreiben hatte, wie man verdächtige mit gewalt
festnehmen kann, erläutert uns dr. keesman in ihrem von Ihnen referierten beitrag "wie man
verdächtige ohne gewalt festnehmen kann".
Sie leiten Ihr referat mit einer knappen phänomenologie der drohung ein: "negative sanktionen
sind der gesellschaftlich wichtigste fall von unterlassungshandlungen".
die behauptung - de facto eine aufgeblasene fassung der binse, wonach strafen im dies- und jenseits
von untaten und sünden abhalten sollen - ist nirgendwo zutreffender als in der warengesellschaft
der wertewertung: wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.
wie Sie aber zu dem naiven statement "bei strafen sollte es eigentlich ausreichen, sie anzudrohen" (ibid.) kommen,
bleibt Ihr geheimnis.
es wirkt, als sagte jemand "beim hunger sollte es ausreichen, ihn zu haben."
nota bene:
zur polizeisoziologie jüngst:
https://www.nomos-shop.de/nomos/titel/polizeisoziologie-id-114922/
zur kritischen theorie des krimis weiterhin einschlägig: h.e.dohrendorf, das imperfekte verbrechen.
zur kriminologie von zuckerbrot und peitsche:
https://www.degruyter.com/journal/key/mks/html#latestIssue
beste grüsse
Ralf Frodermann
3. Mai 2024
Semesteranforderungen übersichtlich. Gewinnprognose. Zum Saftladen werden wir offenbar noch nicht.
studia neoaristotelica / A Journal of Analytical Scholasticism eingetroffen. Höherer Blödsinn, doch bekömmlich.
ad "einstürzende Wissenschaften": Die Entkanonisierung der Astrologie im 17. Jahrhundert und das Beharren der Astrologia naturalis im 18. Jahrhundert. Hübscher Doppelpass von Herbst in studia leibnitiana (Band 54 1 2022). Entkanonisiert gehören heute alle Sozialwissenschaften sowie BWL / VWL.
Ferienplanung Sommer 24; Dahme/Ostsee oder San Remo. Ich wollte, es wäre eine Geldfrage. Entscheidung dann leichter.
30 x unter Qualen die Zähne plombieren lassen
100 x Rosen aus dem Süden gehört
4 x an Gräbern geweint
25 Frauen verlassen
2 x die Tasche voll Geld und 98 x ohne Geld gehabt.
Schließlich tritt man in eine Versicherung ein mit
12,50 pro Monat,
um seine Beerdigung sicher zu stellen.
Gottfried Benn
30. April 2024
Rossini in Wildbad 18.Juli 2024 - 28.Juli 2024
Fringe 2024 "Belcanto auf der Intensivstation / Maßnahme Rossini" für Frau Bosch-Schairer
Das "muffigste Opernfestival der Republik" -
Rossini über "Rossini in Wildbad" / Universität Bockwurst - Rossini in Wildbad / Fringe (google.com) -
geht ins 35. Jahr.
Dem langjährigen Intendanten und Enz-Impressario Jochen Schönleber, der mittlerweile
aussieht wie eine greise Geisha, ist es noch einmal gelungen, hier und da das nötige
Hartgeld zu akquirieren, um das Begräbnis des toten Belcantohundes "Rossini in Wildbad" im Nordschwarzwald aufs Neue zu
vertagen. Die Kurruine Wildbad wird's ihm kaum danken.
Wir werden dem Festival vom nahen Baden Baden aus beistehen, so gut es eben geht.
Das Motte der diesjährigen Fringe-Belcanto-Show lautet:
Ja, leck mich am Arsch! Bin ich - und sind Sie! - auf der Welt, um im Wildbad rammdösig zu werden!
Ralph Benatzky: In Dur und Moll. Roman eines Menschen und einer Zeit. 1953 S.223
Ralf Frodermann
Ohne Kolophon / Aus dem Saftladen
Siehst du dort den Balten walten,
Seines Glùckes Schmied er ist,
Von seinen Àmtern, auch den kalten,
Ist er selten angepisst.
Niemand neidet ihm die Frau
Und keiner will sie ficken,
Alle haben's schon getan -
Hinter seinem Rùcken.
29. April 2024
Für den Reader "Perspektiven des Nicht-Lesens" meinen Beitrag "Lesehass: Überdruss als Haltung" überabeitet. Während andernorts noch interessierte Wünsche zu Vätern des Gedankens, der ja nach Hegel die Wirklichkeit in sich fassen und ausdrücken soll, erklärt werden: H. Bessemer: Ökologien des Lesens. Für eine erweiterte Philologie. Bielefeld, 2022. (Rezension von Haubenreich in arcadia 2 / 2023), halten wir uns für unseren Teil lieber an den Augenschein, der sein Unwesen ist.
Vom Theophilus-Spiel zum Doktor Faust.
27. April 2024
Über "Prozesse der Depopularisierung" in der Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (Vol. 54 Issue 1 März 2024) manch Instruktives. Zu Gabriele Reuter usw. Akademische Auslaufmodelle wie die neu-germanistische Literaturwissenschaft
Posteingang Samstag:
Gesendet: Samstag, 27. April 2024 um 11:38 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: wakslak@marshall.usc.edu
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 28.april 2024
"dass man es mit einer wachsenden pathologisch gesunden mehrheit von
debilen zu tun hat, denen der tod über alles geht, dürfte
inzwischen außer frage stehen."
casablanca / texte zur falschen zeit heft 1 2024 s.37
"transhumanistisch
regredierte viehherde, in die sich die digitalisierte
präventionsgesellschaft zu verwandeln droht".
casablanca / texte zur falschen zeit heft 1 2024 s.46
guten tag herr prof. holzer,
besten dank für Ihren o.a. artikel, in dem Sie eine studie von wakslak und yin
aus PNAS (proceedings of the national academy of sciences of the united
states of america) vorstellen.
künstliche intelligenz - spätestens seit kubricks HAL und s.lems einschlägigen schriften
populär und gegenstand zeitgenössischer idolalatrie - in der rolle des psychotherapeuten, des
neuro-seelenbeschälers. collaps of turing-test.
maschinen bauen maschinen, maschinen trösten maschinen, maschinen gebären maschinen usw.
(romantitel wie "maschinenträume", "maschinenwinter" usw. usw.)
ob die letzte ölung eine maschine oder ein pfaffe vornimmt, dürfte in kürze nur noch eine frage
der steuerklasse, also ununterscheidbar sein. ("ich bin eine maschine, die im körper eines pfaffen wohnt" oder vice versa)
in der black mirror-welt künstlicher dummheit - so die präzisere bestimmung von ki (künstliche imbizillität)
durch den soziologen heiko e. dohrendorf - steht das schwadronieren um das mensch/maschine-konzept in
ansehen wie seit la mettrie nicht mehr.
vgl. a. schnell, realität im spiegel der zeit. die philosophie von black mirror. 2024
das welttheater um den digitalen golem bietet auch der akademischen mediokrität allerorten eine arena
und ein amphitheater. der transhumanismus kennt allerdings das satyrspiel nicht mehr.
beste grüße
Ralf Frodermann
22. April 2024
Klimadebatte bei Reimarus: "ob das Clima die Neigung zur Vielweiberey erzeuge?" (Fragmente und Antifragmente. Zweiter Theil Nürnberg,1779 S. 207)
chick-lit/ tinkerbelletristik
doris vogels "dieses buch gehört
dem könig 2.0" 2024 / Maria Vegaras
"Elvis Presley" dt. 2024 vergehen
sich arglos an elvis, den der schlag auf dem
scheisshaus getroffen hatte, nachdem
er sich und seiner feisten frommheit
ein denkmal setzen konnte; bevor er's
konnte, war er eins geworden.
allgemeiner unsinn
lange war er ohne not
fern geblieben wein und brot,
als segnet ihn der kirchenrat
und ihn um eine bitte bat:
"du, mein teurer freund und sohn,
bitte mich um ein gebet,
ich suche doch seit langem schon
und weiss, es ist zu spàt.
müde in des maulwurfs schacht,
doch mit sich wohl auch im reinen,
war ein philantrop erwacht,
der's im lusthaus liebt zu weinen.
20. April 2024
Studentenzuschriften zum 420-Day! Für wen halten die mich!
Nach dem Frühstück (Wassermelone, Edradour) Sichtung Posteingang.
Natürlich:
Gesendet: Samstag, 20. April 2024 um 10:13 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: g.wagner@snafu.de
Cc: hirschauer@uni-mainz.de, krings@uni-mainz.de
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 21. April 2024 / Hinweis
guten tag dr. wagner,
verbindlichen dank für Ihren o.a. beitrag.
Sie referieren einen gutgemeinten artikel zweier mainzer soziologen aus dem berliner journal für
soziologie, einem organ soziologischer bückware und publikationsplattform ambitionierter akademischer welpen
wie kritischer veteranen einer heute überall in ansehen stehenden gratis-kritik.
der autor heike e.dohrendorf spricht im zusammenhang solchen autorentyps bekanntlich von "Profiteuren der Mediokrität".
zum schluss Ihrer einlassungen fragen Sie leutselig sich und die leserschaft:
"Kann akademischer Antirassismus also selbst populistisch sein?".
"ist der papst katholisch?" möchten man gegenfragen!
nota bene:
walter benn michaels "Autobiography of an Ex-White Man"
dt. in:
BAHAMAS heft 56 herbst 2008
zur konvergensz von anti-rassismus und nationalsozialismus:
clemens nachtmann, "Die feine Gesellschaft und ihre Freunde."
teil 1 und 2 in:
BAHAMAS heft 76 sommer 2017 / BAHAMAS heft 77 herbst 2017
best
Ralf Frodermann
16. April 2024
In der Festschrift zu meinem zehnten Geburtstag schrieb damals mein Schulfreund, der nachmalige
Germanist Dr. Ulrich Klarholz, in seinem Vorwort, mir ins Stammbuch:
"In unserer Quinta ist Robert nicht sehr beliebt, außer er gibt von seinen Zigaretten
ab. Er müsste aufhören zu rauchen und sollte dann noch mehr Zigaretten kaufen, aber nur für uns.
Er schreibt die Poesiealben der Mädchen voll, gibt aber nie eine ab.
Ein Streber ist er nicht, dafür weiß er zu viel. Wir wissen aber nicht genau, wovon."
In seinem Text "Goethes Geist und Maxwells Monster" (FAZ 10. April 2024)
konstruiert der post-erbauliche Schmock Dietmar Dath einen Zusammenhang
zwischen dem Chemiker Friedrich Wöhler und Goethe.
Dath behauptet, Wöhlers Harnstoffexperimente stellten eine Inspiration o.ä.
bei der Gestaltung der goetheschen Homunculus-Figur dar; dabei informiert
die einschlägige Goethe-Forschung seit langer Zeit darüber, dass Goethe in
diesem Zusammenhang nicht auf chemische, sodnern alchemistische Quellen
(Robert Fludd etc.) rekurrierte.
Das prästentiöse Gewäsch Daths blamiert sich immer dann am allermeisten,
wenn es voller Aplomb philologischen Unfug wie den vorliegenden
vorzutragen sich herauszunehmen die Stirn hat.
vogelmiere oder fußsalbe
die verunglückte lobpreiung eines
verunglückten gedichts von marie t.
martin durch julia trompeter
in der faz vom 13. april 2024 beglückt
wenige, keiensfalls aber uns happy few;
marie t. martins lautsprecher
ist frau trompeter, die dem
oxforder wörterbuch entnimmt,
dass "lösen" / heiliges genus verbi /
aktivisch und passivisch nutzbar
ist, und sie macht relativkonstruktionen
aus, blödsinn, der aus zapfen taut,
nebst solchem, der den schwamm aufraut.
mit dem seift trompeters julia die marie t. sanft ein.
wer mag die größ're närrin sein?
13. April 2024
Kaum daheim, kaum Posteingang geprüft, schon gelüftet:
Gesendet: Samstag, 13. April 2024 um 11:47 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: john.ermisch@sociology.ox.ac.uk, b.sonmez@ucl.ac.uk, sloiac@essex.ac.uk, holunder@uni-bockwurst.edu, diego.gambetta@nuffield.ox.ac.uk
Betreff: Ihr beitrag in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 14. april 2024
"Das Wort Familienbande hat einen Beigeschmack von Wahrheit."
Karl Kraus
guten tag herr prof. kieserling,
verbindlichen dank für Ihren o.a. beitrag.
sie referieren einen artikel aus Social Psychology Quarterly (june 2023) zur ethno-soziologischen familienforschung der blutsurenge bzw. dazu, was ralf dahrendorf
"ligaturen" nannte. auch luhmanns "vertrauen: ein mechanismus der reduktion sozialer komplexität" - Sie lassen
ihn diesmal unerwähnt - ist hier einschlägig, von horkheimers/institut für sozialforschung (hg.) klassischen "studien über autorität und familie" von 1936 nicht zu reden.
drei autoren neben dem mafia-experten gambetti geben seit friedrich engels' "der ursprung der familie,
des privateigenthums und de staats" von 1884 gut bekanntes zu protokoll:
1.
vertrauen in verwandte ist nicht immer begründet bzw. oft unbegründet, zuweilen aber auch nicht
2.
an die stelle bürgerlicher familien sind clans getreten, in denen anstelle des sittengetzes das sippengestz gilt.
3.
von der familie zum rudel
4.
emanzipation vom rudel so unmöglich wie emanzipation von der familie nötig.
5.
s. familienromane des zerfalls
mit freundlichen grüßen
ralf frodermann
(nach diktat verreist)