Cambridger Tagebuch
VII 2022 - X 2022
VII 2022 - X 2022
17.Oktober 2022
ad "Zeitschrift für Kulturphilosophie" (Heft 1 2022) mit dem Schwerpunktthema "Weltanschauung":
"...alle Menschen, die ernsthaft über diese Dinge nachgedacht haben, haben den Begriff der gewissermaßen zur Auswahl stehenden und additiv zum Leben hinzukommenden Weltanschauung von jeher mit einer gewissen berechtigten Verachtung dem Dilettantismus überlassen." Adorno, Ontologie und Dialektik. Vorlesung 8.11.1960. (Suhrkamp 2002 S.9)
Einer, der sich elektronische Post verbittet:
Raymond Geuss 118 Tenison Rd. Cambridge CB1 2DW no 'E-Mail'
Herbst und Winter vermutlich in Jerusalem. Meine Gattin ist doppelt entschlossen. Buchen wir.
15.Oktober
In der Frankfurter Anthologie (FAZ heute) ein Sonett von Christian Lehnert. Sein hoher Ton erinnert peinlich an den Ramsch und Pofel eines Rudolf G. Binding, etwa, aus dessen "Sonette der Verschmähten", an das Gedicht "Unzerstörbar steigt das Vergängliche auf".
Ein Frei- und Forschungssemester liegt vor mir. Inspiriertes Nichtstun. (Antiquiertheit des Nexus: Über Zusammenhang und Willkür)
rodomontieren, chaperonieren / über thomasmanndeutsch.
Arnold Gehlens "Urmensch und Spätkultur. Philosophische Ergebnisse und Aussagen" endet foucaultisch:
"Den Philosophen wird man dann," - sc. nach Eintritt des ewigen Friedens - "mehr als bisher, an der Art erkennen können, wie er lebt, die Philosophie wird antike Züge annehmen, hoffentlich mit Resten ihrer Heiterkeit und Freiheit."
Eine Leuchte war der Gehlen wahrlich nicht.
Lucie Woodvil und Sara Sampson.
Han Wang in seiner philosophischen Doktorarbeit "Kognition, Praxis und Aktivität. Die logische Isomorphie des Denkens und des Wirklichen in Hegels 'Begriffslogik' ".(Meiner 2022 S.15):
"Was die Geschichte der Philosophie betrifft, so wird der nach wie vor nicht überwundene Subjekt-Objekt-Dualismus durch die logische Isomorphie des Denkens und des Wirklichen in überzeugender Manier überwunden."
Und was mich betrifft, hat die Metakritik der Erkenntnis schon bessere Tage gesehen, nachdem die Homologie des Unfugs und der akkreditierten Denkerei nicht länger unüberwindbar schien.
Pastinakenlyrik 1 und 2
Die Mietandacht
Ich kann die Miete nicht mehr zahlen
und spreche neuerdings Gebete,
der Strom ist auch im Arsch
und speist nicht mehr Geräte.
Mein Leib kühlt aus, mein Konto bricht,
Ich will nach Haus, doch gibt's das nicht.
Der Tafelzauber
Ich kann den Hunger nicht mehr finden.
Hat er sich Ruhe ausbedungen?
Hat er das falsche Lied gesungen?
Er hielt doch stille hinter Rinden.
Jetzt steh ich an und warte schüchtern
auf Fressalien, die ernüchtern.
13.Oktober 2022
"Wo Tradition sich rationalisiert, hat sie schon aufgehört." Max Horkheimer
Beziehungen schaden bekanntlich nur dem, der keine hat. Wer auf einen halbwegs gut dotierten Lehrstuhl berufen werden will, hat zunächst die bekannten notwendige Bedingungen zu erfüllen, über deren Erfüllung Zuständige wachen, vgl. Lisa Walther "über die Herstellung von Legitimation in Berufungsverfahren an deutschen Universitäten" (Zeitschrift für Soziologie Band 51 Heft 3 2022). Für mehr als eine Hartgelddozentur reicht das aber nicht. Unverzichtbar für die Herstellung einer lukrativen Lehrstuhlbeziehung ist ein lukrativer Leumund. Den bewirkt das Netzerk ohne Lehrstuhlprobe.
Das Hausbuch ist obdachlos.
"Der Hammer schwebt schon, die Katastrophe kommt. (Rektor Lauenstein)"
Kurt Schwitters, Auguste Bolte (Nachwort)
10.Oktober
Lyrischer Ponyhof
Nora Gomringer bricht heute in der FAZ eine morsche Lanze für VHS-Lyrik und anderen Bekenntniskitsch in Versform. Als wäre das alles nicht pennälerhaft-peinlich genug, gibt sie ihrem appellativen Sermon noch ein appellatives Dichtwerk bei, in dem sie u.a. um die Gabe eines Goreman-Effekts meint bitten zu müssen. - Doppelt genäht mißfällt besser.
..., ein Buch "Dämmerung" von einem Unbekannten.
Tagebucheintrag Thomas Manns vom 27. VI. 1934
(Der "Unbekannte" war Max Horkheimer, der unter dem Pseudonym "Heinrich Regius" die "Dämmerung" veröffentlicht hatte.)
und in Princeton am 5. X. 1939
Demütigende Komödie, dies Weltlauschen auf die Stimme dieses Idioten, von dem das Schicksal abhängt.
8.Oktober 2022
Neues vom Pedell / Soziologischer Pizza- und Pinsahandel:
Gesendet: Samstag, 08. Oktober 2022 um 10:20 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Fw: Ihr Beitrag in Frankfurter allgemeine Sonntagszeitung 9. Oktober 2022
Gesendet: Samstag, 08. Oktober 2022 um 08:28 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: Hans-Peter.waldhoff@uni-goettingen.de
Betreff: Ihr Beitrag in Frankfurter allgemeine Sonntagszeitung 9. Oktober 2022
Sehr geehrter Herr Prof. Kieserling,
besten dank für Ihre o.a. Anzeige eines Buches aus dem Nachlass
norbert elias' ( sozialer Kanon, soziale Existenz und das Problem der Sinngebung. 2022)
nach Lektüre Ihres Beitrags ist der Leser einigermaßen erstaunt ob der
Tatsache, dass die alte Weber-Leier Protestantismus/ kapitalismus immer noch unter Soziologen
gesungen wird.
Webers These ist bekanntlich in ihrer genauen Umkehrung eine zutreffende
Deutung moderner vergesellschaftung unter kapitalbedingungen, keineswegs aber in ihrer originären Gestalt.
in diesem Licht nimmt sich die Defoe-Interpretation Norbert Elias' weniger
bemerkenswert oder pointiert aus als Sie zu glauben scheinen.
S. Auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapitalismus_als_Religion
freundliche Grüße
Ralf Frodermann
Camilla: Sie, Sir, sollten sich demaskieren.
Fremder: In der Tat?
Cassilda: In der Tat, es ist Zeit.
Wir haben alle unsere Verkleidung abgelegt, außer Ihr.
Fremder: Ich trage keine Maske.
Robert W. Chambers, The Mask (Der König in Gelb)
"Digitale Atrozität oder autofiktionale Simplizität?
Über Trutschenliteratur nach Madame Ernaux"
(Kollege Auchjauches Beitrag im Reader "Popständer Für/Gegen Kathy Acker" #bockpress# 2017
6.Oktober
How Tony Morrison helps my High School Students understand Dickens.
Titel eines Beitrags in Victorian Studies (Vol.64 Number 2 Winter 2022).
Kapitel 4 meiner Lyrik-Vorlesung im kommenden Winter:
Wie Wilhelm Lehman meinen Studenten hilft X zu verachten.
Erste Sätze:
Unser Zeitalter ist seinem Wesen nach tragisch, also weigern wir uns, es tragisch zu nehmen.
D. H. Lawrence, Lady Chatterly
Dombey und Sohn. Läuterungsschilderungen, Besserwerdung, Gnade der Güte.
Das Scheidungsschwein
Gestern fragt mich Else rüde:
"Arschloch, bist du scheidungsmüde?"
Die Scheidung war ihr Herzenssache,
ein Eintopf aus Triumph und Rache;
ich war auch anfangs einverstanden,
willkommne Flucht aus Ehebanden,
doch heute sag ich lieber Nein,
hält die mich auch für'n Scheidungsschwein.
5.Oktober 2022
dissoi logoi:
Über Pseudo-Sophistik / Eunapius / Philostrat /
und Wielands Versepos "Oberon"
Soteriologisches
Ein Leben, ein Beruf? Unsinn! Wer wollte jahrelang, jahrzehntelang nur Zahnarzt, Schriftsteller, Hure oder Lehrer sein? Wer könnte es?
Freuds "Die Zukunft einer Illusion" von 1927 ist als eine Fußnote zu einer bekannten Bemerkung zu verstehen:
Die Forderung, die Illusion über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusion bedarf.
Karl Marx
Beckett, der Anti-Soteriologe.
3.Oktober
"Die Erfindung der Aufklärung" - Archiv für Begriffsgeschichte / Heft 64/1 Jahrgang 2022 in der Post. Hat die Langeweile gleich miterfunden. Einer titelt "Karl Löwith, Philosoph unserer Zeit", erinnert mich an "Gottes Schweigen: Die Antwort des Buddha für unsere Zeit" und dergleichen Pappmaschee.
Erich-Rothacker-Schule. Dialektik steht da nicht auf dem Lehrplan, eher "Die Kriegswichtigkeit der Philosophie" (Rothacker 1944).
14 Uhr Sauna.
2.Oktober 2022
Machiavelli-Lektüre wieder aufgenommen. Im kommenden Wintersemester Doktorandenkolloquium "Politische Tiersymbolik":
"Man muß also Fuchs sein, um die Schlingen zu kennen, und Löwe, um die Wölfe zu schrecken." (Der Fürst 18. Kapitel)
s. "Comparatio" Jg. 14 1 2022 Themenheft Machaivelli
Konzertbesuch. Madrigale. Frescobaldi. Monteverdi. Barockharfe. Gambe. Sopran.
In Carl Friedrich von Rumohrs "Schule der Höflichkeit" gehe ich seit der Schulzeit ein und aus. Ton der Gesittung, das Werk birgt uns Heutigen aber nur Leere.
"Doch die Wirtschaftswissenschaften sind zu allerlei Unsinn bereit, um die prinzipielle Krisenhaftigkeit der Gesellschaft zu leugnen, die sich gerade wieder ankündigt und sich periodisch in Massenverlendung entlädt."
Michael Fischer, Wutwinter is coming. Der sozialökologische Umbau der Gesellschaft gerät in die Kriegskrise.
in: BAHAMAS Heft 90 Herbst 2022 S.26
Ebenso bereit sind Schmocks wie Dietmar Dath und Jürgen Kaube in den Zukunftswerkstätten ihrer Wolkenkuckucksheime, s. FAZ 30.9.2022.
30.September
(Du) lässt Foeten in den Frauen entstehen,
indem (du) 'Wasser' zu Menschen machst
Echnaton, Der große Sonnenhymnus (84/85) Reclam 2007
Mein bevorzugtes Heft aus dem gelben Edelfederviehstall.
Verstörende Bemerkung meiner Frau beim abendlichen Kamingespräch: "Mit der Vagina verhält es sich im Grunde wie mit dem lateinischen Deponens: passivische Form, aktivischer Gebrauch."
29.September
Nichts als das Ziemliche sollst
du von Gott begehren. Trachte nur nach dem,
Was du begreifst, und bedenk, was Menschenlos ist.
Pindar, Dritte pythische Ode für Hieron von Syrakus
Zwischen Hymne und Psalm, Homer und König David.
28.September
"Simplizität als Norm"
Eine groteske Fußnote zu Lems "Summa Technologiae" veröffentlicht heute die FAZ.
Zwei aufgekratzte Denkangestellte vermelden darin die Anerkennung der Ontologie
als Industrienorm.
Wer dabei zum Beispiel an Adornos Vorlesung vom Wintersemester 1960/1961
"Ontologie und Dialektik" unwillkürlich denkt, könnte falscher nicht liegen.
Den beiden Pseudo-Sophisten mit Kybernetikhintergrund geht es weniger um
Philosophie, als um Berufsaussichten für Überflüssige mit Basic Formal Ontology-Kenntnissen.
Die Regression der Sprache zur Programmiersprache dürfte abgeschlossen sein.
Die allgemeine Hochschätzung dessen, was unter "Künstliche Intelligenz" firmiert,
ist allerdings um so alarmierender, als sich - ontologisch - darunter nichts weiter als "künstliche
Dummheit" (H. E. Dohrendorf) verstehen lässt. Ihr Umfang verhält sich proportional
zur herkömmlich analogen.
27.September
Bricht nicht einmal ins Schilf
auch der entsagendste Ganter
und reitet zur Weißglut die Schnepfe?
Hätte ich an seiner Stelle dem Andenken Helen Doolittles (H.D.) gewidmet, die am 27.September 1961 in Zürich starb:
Gesendet: Dienstag, 27. September 2022 um 08:37 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: holunder@uni-bockwurst.edu
Cc: sinnform@adk.de
Betreff: Uni bockwurst postings / zu einem Gedicht von Thomas Brasch
https://marionbrasch.de/2018/09/27/der-schoene-27-september/
über Thomas Braschs "Der schöne 27.September"
(Es)
Es tut nichts zur Sache.
Es planiert.
Es mechanisiert und dient
der Mechanik sich an.
Es spukt vor Rohheit.
Es atmet nicht, ächzt.
Es posiert.
Es
25.September
Alle Diskussionen über Willensfreiheit - von Schelling bis Libet - machen deutlich: unter den gegebenen Umständen ist die Frage nach dem Wo des freien Willens entscheidender als die nach dem Ob. In Gehirnen oder Gefängnissen brauche ich keinen. In Baden Baden oder hier aber doch. Auch nur die Illusion seines Fehlens wäre mir schmerzhaft.
Die meisten menschen hatten im entsetzen die kraft zu leben verloren. Sie lagen zu tausenden in der stadt und auf dem land unfähig dem gedanken an den untergang zu widerstehen. Seit tagen war keine sonne aufgegangen eisige winde fuhren einher und es gurgelte im schooss der erde. Eben geht der lezte zug ins gebirg. Die lichter blinken matt in den schwarzen morgen. Die wenigen insassen sehen sich starr an zittern stumm. Der endliche stoss kommt vielleicht schon vor der ankunft im gebirg.
Stefan George (Tage und Taten)
Regaliertes Gabelfrühstück
"Aufklärung und Exzess / Epistemologie und Ästhetik des Übermäßigen im 18.Jahrhundert" (2022) ed. Grubner, Wittemann. Gibt nichts besseres für den frühen Pubbesuch. Wittemanns Beitrag "Vom Saufen. Alkohol in aufklärerischer Anthropologie und Publizistik um 1750" war überfällig, Müllers Federstriche zu übertriebener Köterliebe in galanter Poesie und moralischen Wochenschriften dito. Großer Spaß! Der ganze Band sollte dem Epikur gewidmet sein.
Sappho in Afrika?
The Cambridge Companion to Sappho (ed. Finglass, Kelly) 2021. Ein Rezensent vermisst schmerzhaft das Kapitel "Sappho in Africa". Das müssen Phantomschmerzen sein.
24.September 2022
Handschriftliche, sachte durchgestrichene Widmungsnotiz meiner Frau in Sannazaros Schäferroman Arcadia (ed. F. Merklin 2022):
Bist du der Schäfer, ich das Schaf?
Ich die Kälte, du der Schlaf?
Du der Reimwind, ich dein Segel? -
Mein altes Kind, leg's nicht drauf an,
ich bin dein Weib, du bist mein Mann.
Theater, Konzert- und Opernhäuser, Museen, Kinos, Universitäten - Schädelstätten der Unterhaltung. Einer schon froh, hat er es zum Banausen, Totengräber gebracht.
An die Stelle der "Unvermeidlichkeit der Geisteswissenschaften" (Odo Marquard) - immer schon nur Pfeifen im Walde - ist die Unvermeidlichkeit ihrer Abschaffung getreten:
Gesendet: Freitag, 23. September 2022 um 06:36 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Werber@germanistik.Uni-Siegen.de
Betreff: Ihre Rezension in der heutigen FAZ
Guten Morgen Herr dr. Werber,
besten dank für Ihren o.a. Beitrag, eine Besprechung des eben erschienenen Buches von Martus und Spoerhase
dass der Zweck der Geisteswissenschaften heute im Nachweis ihrer Notwendigkeit besteht,
ist seit längerer Zeit kein Geheimnis mehr.
ebenso wenig, wie das gespannte Verhältnis zwischen jener und dem, was einmal unter bildung
verstanden werden konnte, vgl. Adornos "Notiz über Geisteswissenschaft und Bildung" ("Eingriffe")
das Buch "Geistesarbeit. Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften" von Stefanie Markus und carlos spoerhase
Wirkt, nach Gunter scholtz' "zwischen wissenschaftsanspruch und orientierungsbedürfnis. Zu Grundlage und wandel
der Geisteswissenschaften" Suhrkamp 1991 u.a., wie ein entbehrliches korollar zu den Campus Novels von david lodge.
dagegen ist die Netflix Serie "the Chair", die martus und spoerhase in ihrem Buch, Gott weiß weshalb, in ihrem
buch erwähnen, kalter Kaffee.
Praxis hin, Logos her: was, außer pro-domo- geblök, mag von einer geisteswissenschaftlichen Rezension einer geisteswissenschaftlichen
verteidigungsschrift zu halten sein, wenn der rezensierende Geisteswissenschaftler nicht einmal den Titel Friedrich sengles
grosser Studie zum Biedermeier - "Biedermeierzeit" - korrekt angibt.
best
Ralf Frodermann
22.September
"Ohne die Initiative der Individuen an den einzelnen Universitäten wird sich an der in manchem prekären Lage der Allgemeinen Literaturwissenschaft nur wenig ändern." Schrieb Wilfried Barner 1990.
(Die sogenannten Geisteswissenschaften:Innenansichten. Hrsg. von Wolfgang Prinz und Peter Weingart. Suhrkamp 1990 S.203
Solche Phrasen werden selbst durch die Realität selten Lügen gestraft. Allenfalls erneuert:
Auch mit der Initiative der Individuen an den Universitäten ändert sich nichts.
"Vagheit und Mehrdeutigkeit, Sorge und Elend, Pest und Cholera, Scylla und Charybdis / Philologie der Stimmung" - meine Keynote zum Paderborner Germanistentag in wenigen Tagen.
Meine Gattin lehnt die Reise in "das katholische Dreckloch"eindeutig ab. Wir bleiben also hier. Mehrdeutig.
Physiotherapie. Lagavulin. Sex.
20.September 2022
"Deine Mutter ist keine Milf"
Gedichte / Autorenkollektiv
Ich sei der George Psalmanazar des Universitätsbetriebs, meint ein hiesiger Kollege.
In Roger Paulins Essays From Goethe to Gundolf. Wenig Neues, eher Grabpflege, Floristik statt Philologie.
Ähnlicher Eindruck vom eben eingetroffenen "Populärer Realismus. Vom International Style gegenwärtigen Erzählens" (2022) von Moritz Baßler.
Noch dämlicher als der Untertitel dieses Elaborats des Münsteraner Popakademikers kommt mir das Schiller-Motto vor: "Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst". Wüste Ironie!
Adornos "Ist die Kunst heiter?" (Noten zur Literatur IV) konsultieren.
Tee im Fitzwilliam.
Nachtrag:
Gesendet: Samstag, 17. September 2022 um 17:51 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr Betrag in Frankfurter allgemeine Sonntagszeitung 18.9.2022
Guten Tag Herr Prof.kieserling,
besten Dank für Ihren o.a., jüngsten Beitrag.
Sie stellen einen Beitrag zur Soziologie des Querulanten von katvan, shnoor und Don Quixote (!) de
la Corte vor.
dass zänkische alte Vettern, streitsüchtige Narren und andere zeittotschlöger
ihre Manege und Projektionsfläche gern vor den Schranken des Gesetzes aufschlagen,
hat der amerikanische romancier William Gaddis in seinem Buch "letzte Instanz"
u.a. dargelegt.
Aus der Sozialpsychologie ist seit geraumer Zeit bekannt, dass insbesondere unter
Jurastudenten ein studiummotiv - neben den materiellen - darin besteht, ihre Streitlust ganz legal und obendrein
noch by proxy auszuagieren, ihre triebabfuhr als Zuschauer und Katalysator der juristischen
Kontroverse zu betreiben.
beste Grüße
Ralf Frodermann
15.September
Cool Cases
Fragen, die heute niemand mehr stellt: Ist eine Nachahmung des antiken Satyrspiels möglich?
(Einstige Antwort: Allerdings wenn wir Griechen werden.)
Aus einer Untersuchung zum euripideischen "Kyklops", erste Hälfte des 19.Jahrhunderts
14.September 2022
Giftschrank
Mein Radioessay zur Geschichte des geistigen Eigentums Teil 1 " 'Das Eigenthumsrecht an Geisteswerken' / Zum 200.Todestag Rudolph Zacharias Beckers" ist kein Arno-Schmidt-Plagiat, wie behauptet wurde, sondern stammt aus der Feder meiner Gattin. Ich bitte sie und die Hörerschaft inständig um Entschuldigung. - Damit kann ich unmöglich an die Öffentlichkeit.
12.September
"Kein primum movens. Replik" lautet der Titel einer präzisen Ohrfeige, die der Mentalärchäologe Christoph Türcke dem Dialektiker (positiv) Vittorio Hösle in der Neuen Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie (Band 64 Heft 2 2022) verpasst. In der Stromschnellen negativer Dialektik bleibt dem objektiven Idealismus nur das Zerschellen am Riff der Wahrheit.
"Maschinenethik" - S. Lem hat das Thema erschöpfend, kybernetisch wie metaphysisch, abgearbeitet - bietet der Durchschnittsdenkerei weiterhin Nahrung. Pseudosophisten, die in aller Regel mit "künstlicher Intelligenz" "künstliche Dummheit" (H. E. Dohrendorf) meinen, traktieren diese Chimäre wie andere vor ihnen das Phlogiston. War "Tierliebe Menschenverachtung" (H. E. Dohrendorf), ist die Beseelung der Maschine Tierverachtung (Transitivität).
"Imprimatur." Jahrbuch für Bücherfreunde. Ausgabe 2021 eingetroffen. Als meine Frau mir gestern Abend daraus vorlas, wollte ich nicht glauben, dass der Band dem Thema "gebrauchte Bücher" gewidmet ist. Mit einem Folgeband - "ungebrauchte Bücher" - ist nach Lage der Dinge zu rechnen.
11.September
Katzenkonjunktur nach dem chinesischen Mondfest
Auch im gelehrtesten Haus wimmelts zuweilen von sentimentalem Schwamm und Katzenpossen:
"Wieviel Dank ich dem ruhigen Mondblick aus den Augen meiner Kater Sylvester und Rufus schulde, die mir all die Jahre in himmlischer Geduld und Zuversicht leuchteten, wird nur ermessen, wer ebenso wie ich solch schnurrende Gesellschaft als unverdientes Glück empfindet." Rita Widmaier im Vorwort ihrer Leibniz-Ausgabe "Der Briefwechsel mit den Jesuiten (1689-1714)". Meiner, 2006 S. XII.
Im Nachfolgeband, 11 Jahre später erschienen, sind die Viecher noch immer nicht vom Baum:
"Wie der vorangehende Band, so entstand auch dieser unter den Mondschein-Blicken meiner Katzen, diesmal von Casimir und Paulinchen."
Leibniz, "Briefe über China (1694-1716)". Meiner, 2017 S.XX
10.September 2022
Gesendet: Samstag, 10. September 2022 um 09:07 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: Dlagos@berkeley.edu
Betreff: Ihr Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung 11.9 2022
guten Morgen Herr Prof. Holzer,
vielen Dank für Ihr o.a. Kurzreferat eines Artikels von dr. Lagos zur "Soziologie der geschlechterzuordnung" (sic)
aus dem American Journal for Sociology.
köpermodellierungswünsche sind nicht neu. Unter "Body Integrity Identity Disorder / Body Integrity Dysphoria"
wird derartiges verhandelt.
insieweit darunter auch Transgendermotive fallen, harrt der Klärung.
zum Zwischenstand siehe etwa: Christoph türcke: "Natur und gender. Kritik eines machbarkeitswahns" 2021.
und steinhoff, Stirn: warum die Biologie nur zwei Geschlechter kennt. FAZ 20. Juli 2022.
Das Unwohlsein darüber, im 'falschen' Körper leben zu müssen, dürfte eine Minderzahl von Männern, Frauen und
hermaphroditen zu allen Zeiten umgetrieben haben. Die Soziologie findet hier kein fruchtbares Arbeitsfeld.
Auslassungen von ihrer Seite geraten zu leicht in pro domo- Verdacht.
ungleich mehr Menschen müssen mit dem fatalen Umstand sich abfinden, im falschen Konto zu leben (Transgelder).
Diese Lage führt oft zur sog. "Geldnotphobie" s. Auch
https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/schreibwerkstatt-ehem-syndikat-für-prosa-nachschub/torx-1/torx-13
freundliche Grüße
Ralf Frodermann
9.September
Sudelbücher wie die Stromateis des Clemens von Alexandria bevorzugt. Die Christianisierung des Platonismus gibt ein Muster dessen ab, was neuerdings als kulturelle Aneignung sich anschickt, dem Zeitgeistaffen Zucker zu geben. Vgl. die Rezension des Buchs von Heath (2020) zu Clemens in: The Journal of Ecclesiastical History Vol.73 Issue 3 July 2022 aus der Feder Mark Edwards'.
In den Pubs Trübsinn. Man weiss nicht welcher grösser: der über den Tod der Königin oder jener über die Vitalität ihres Nachfolgers.
Koll. Gerhard von Minden gestern auch verstorben. Wird also die Festschrift zu seinem 90.Geburtstag nicht mehr in Händen halten können. Einige Zeilen an seine Witwen vorbereiten. Delikat. Hoffentlich hat der alte Bock seinen Lustweibern keine Gedichte von Gabriela Mistral u.a. aufs Kissen gelegt wie Heidegger den seinen, s. Leserbrief FAZ heute.
Lunch / Tom Collins / Paul Schrader-Film "Der Kartenzähler".
7.September 2022
Wieder viel in meinen geliebten Manierenbüchern. Giovanni Della Casas Galateo von 1554 zuvörderst. Ach, mit dem Untergang der Zeremonialwissenschaft begann der Turm zu zerfallen.
Neue Impetustheorie
"Mein Vorschlag lautet, Wahrheit als Kraft zu verstehen, die aus prekären Situationen emergiert, vergleichsweise schwach ist und mit historisch disruptiven Sperrklinkeneffekten exklusiv auf Subjektivitäten wirkt; darauf aufbauend lässt sich Wissen als mediatisierte Kraft der Wahrheit begreifen." (Frieder Vogelmann: Die Wirksamkeit des Wissens. Eine politische Epistemologie. Suhrkamp 2022 S.9)
Meiner lautet, Blödsinn als Unfug zu verstehen, der aus Torheit emergiert, vergleichsweise hart ist und mit Rasiermesserschärfe exklusiv auf Narren wirkt, worauf sich nichts als neuer Galimathias hyperbolisch leichthin bauen lässt.
Ausflug nach Oxford. Windmessung ohne Ergebnis, aber keine Stille.
Nicht an Goethe denken!
Gesendet: Mittwoch, 07. September 2022 um 08:05 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Guentergeorg@web.de
Betreff: Ihr heutiger FAZ beitrag
Guten Morgen Herr Seubold,
vielen Dank für Ihren o.a. Beitrag zu heideggers Affäre und Briefwechsel mit seiner einstigen
studentin Frau otte.
"Heidegger liebte den herrlichen Körper" schreiben Sie.
well, dass der Freiburger nazi ein Bock war, ist kaum als Neuigkeit zu werten.
Ebenso wenig, dass die neuerliche Prüfung seiner Bettwäsche fürs Verständnis seiner
schwarzwäldischen milchsuppenmetaphysikkritik nichts hergibt.
dass aber nun auch die Leserschaft beginnt, sich heideggers Bären vom eros,
der seine Denkarbeit notwendig befeuern musste, aufbinden zu lassen, ist so bizarr
wie köstlich.
selten hat wohl einer seine ordinäre geilheit und seine fatalen ehebrüche mit einer
glühenderen gloriole, einem dämlicheren, perfideren Heiligenschein aus Platos Symposion und Hefners Playboy
versehen.
man sollte Frau ottes Nachlass in Marbach deren Verwaltern zurückgeben.
seine Liebesgedichte an sie, die nur Pofel eine betörten sind, nach dem einen zu urteilen,
das Sie in yihrem Beitrag angeben.
"heideggers unsichtbare Geliebte" hat niemanden zu kümmern.
beste Grüße
Ralf Frodermann
5.September 2022
Nun also auch noch Memos aus dem Maschinenraum:
Gesendet: Samstag, 03. September 2022 um 08:52 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Jan.delhey@ovgu.de, Christian.schneikert@ovgu.de
Cc: Gerhard.schulze@uni-bamberg.de
Betreff: FAS 4.9.2022 30 Jahre „Erlebnisgesellschaft“. Memo
Gerald Wagner referiert in der o.a. Ausgabe der FAS einen Beitrag zweier Magdeburger Soziologen, der
an Gerhard Schulzes Buch "erlebnisgesellschaft" von 1992 erinnert.
Bereits damals galt solches Schrifttum - "risikogesellschaft", "Gesellschaft der Angst" etc. Etc. - als
wohlfeile bis bekömmliche allerweltsanalyse bzw. affirmatives kritikastern bzw. immanente Kritik a la bude, rosa, reckwitz
e tutti quanti. Soziologie ad usum delphini.
die Erlebnisgesellschaft hatte überdies lange vorher Gurus Debord in seinem Buch "die gesellschaft
des Spektakels" auf den - situationistischen - begriff gebracht.
Schulzes Kommentar zur Neuausgabe 2005 seines "kastrierten Debord" bleibt allerdings treffend.
Positano
Beschrieb nicht einst in wenig Silben
ich die prachtvoll-heissen Tage, die vergilben
schneller noch als die entbehrlichen,
bald ruhmloser noch als die gefährlichen?
4.September
Titelposing
"Um 2000: von Odo Marquard bis Game of Thrones" lautet der Titel von Kapiel 2.3 in Matthias Löwes "Dionysos versus Mose. Mythos, Monotheismus und Moderene 1900-1950." Frankfurt, 2020.
Erinnert mich an "Wohnen ohne Wohnung: Obdachdiskurse von Engels bis Heidegger und Hop Sing. #bockpres# 2001 aus der Feder des Koll. Seltenarm.
3.September 2022
Auch kleine Dinge konnten Friedrich Gundolf entzücken. 1931, in seinem Todesjahr, veröffentliche er ein wiedergefundenes Gelegenheitsgedicht Barthold Heinrich Brockes'. Es handelte sich um ein um ein Trauergedicht, ein Leichencarmen für Carl Wilhelm von Baden, das der Dichter im Auftrag von dessen Gärtnergilde angefertigt hatte.
Wer, ausser Gundolf, dächte hier nicht an Bachs "Bauernkantate" (BWV 212).
2.September 2022
"Meine Frau, hör' ich, hat Dich eingeladen, das tue ich nicht, und wir haben wohl beide recht." Goethe an Bettine am 22. Februar 1809.
Selten ward einem ungebetenen Gast vornehmer und zugleich schroffer vorsorglicher Bescheid erteilt.
Die allenthalben zu vernehmenden Sparappelle sind töricht und verraten ein vorsoziologisches Gesellschaftsbild. Es ist, als wollte man die Ozeane auffordern ihren Wellengang zu mässigen.
Luftdruck fallend. Vermute Nässe.
31.August
"Schwermuthsvoll und dumpfig halt Geläute"
Ludwig Hölty, Elegie auf ein Landmädchen
Beat Brechbühl
Waschmaschinen
Oben füllst du das
Kind ein unten kommt der
Greis heraus ganz sauber
durchgespült.
AKZENTE 1-2 (Doppelheft) 1973
Lack & Bohnerwachs: Erinnerung an den Planet der Lackaffenlyrik
zu Jan Wagners Gedicht "Erinnerung an die siebziger Jahre" FAZ 30.August 2022
jener Zeitgeist, Charles Paul Wilp,
Kopf im Arsch, beritt den Baum,
machte den Tapir zum Gärtner.
Schweig Erinnerung, sprich nicht,
Jans poetisches Suppengrün, Boys-
plaining, Man- and Womanplaining,
Rolf Dieter Brinkmann stapft durch
Köln und kotzt den Recorder voll,
Bay City Rollers in der Batze,
schlimmer als rechtschaffen
sind nur / ein Persiko! / matt-lackierte Laffen.
https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/ad-gr%C3%BCnbein/scholien/lackaffenlyrik-4
https://jungle.world/artikel/2019/33/die-poesie-des-teebeutels
30.August 2022
Zu fürchten steht die Fellachisierung Mitteleuropas. Alles Geistige droht zum Engpass zu werden. Selbst das Ornamentelle leidet und entdeckt die Scham.
In The Library. A fragile History von Pettegree und Der Weduwen (2021) wundervolles Motto aus Justus Lipsius' De Bibliothecis (1602).
Auch das Postscript Reading without books denkwürdig. Ein Farewell der Bibliothekswissenschaft für meinen Geschmack.
Wetter unenglisch. Lunch mit Freunden (Golgatha-Pizza?)
29.August
Mani Matters "Das Cambridge Notizheft: Tagebuch 1968" 2011.
Freilich:
Gesendet: Samstag, 27. August 2022 um 11:32 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Ihr Beitrag in der FAS 28.8.2022
Ralf Frodermann
Universität Bockwurst / "Die unbedingte Universität" / Mentem alit et excolit
https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/
Sehr geehrter Herr Prof. Kieserling,
besten Dank für O.a. Artikel zur hotelsoziologie.
das ist nun wahrlich unser kerngeschäft, halten wir uns doch oft und gern
an jenen wunderbaren Orten der Ruhe und des Wohllebens auf,
woselbst man unbeschwert sagen kann "hier bin ich Mensch",
vgl. Unser hotelgedicht
https://www.academia.edu/24002074/BRENNERS
(übrigens reisen Diven schon lange nicht mehr mit dem Zug!)
"Es ist eine dumme Fabel, dass Hotelstubenmädchen durch die Schlüssellöcher schauen."
Vicki Baum, Menschen im Hotel und organisationssoziologen sollten es auch nicht tun, es kommt ja, wie Ihrem
referat zu entnehmen, nicht viel heraus dabei.
Besser als das unverbindliche Geplauder in dürftiger Georg-Simmel-Nachfolge:
"Keine ostergrüsse mehr" die geheime gästekarte des Grandhotels waldhaus
in Vulperia. Ed. Hechenblaikner, kühbacher und zollinger. Zürich, 2021
best
Ralf Frodermann
Neue Pensionsgedichte
Warum die Latrinen so traurig sind?
Lies dies und frage nie wieder, mein Kind:
Nachdem ich vierzig Jahre unterrichtet,
der Lohnfortzahlung stets verpflichtet,
tret ich nun in den Ruhestand,
wo mancher schon die Ruhe fand.
Da pfleg ich meinen Lehrerleib
und lebe meinem Zeitvertreib.
Man mag es mir ruhig neiden,
ich pfeif aufs 'sich bescheiden'.
27.August 2022
Wieder viel im Rosenroman und in Christine de Pizans Stadt der Frauen.
Kollege Görner, vgl. Tagebucheintrag vom 22.8.22, verhebt sich heute in der FAZ an einem Kleinod John Clares: "Dichterische Sprache hielt er für etwas Grünes und immer Grünendes" (Gröner über Clare).
Prof. Immergrün schmiert redlich ab an Clares tibullischer Glasharfe.
Mehr noch: Silistischer Unfug wie "Das Ich und die namenlose Geliebte betreiben Identitätstauch" fallen auf den Betreiber solchen Schmarrns glücklos zurück, es sind hermeneutische Pfeile ins Nichts.
Keine NZZ in ganz Cambridge heute aufzutreiben.
25.August
Aus dem "Buch der Beleidigungen":
Du Homo / vgl. Martin Arndts Rezension Luis Alegre, Lob der Homosexualität (dt.2019) in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Band 74 1/2022.
24.August 2022
"Bin auch auf Unverstädten gewesen, und hab auch studiert. Ne, studiert hab' ich nicht, aber auf Unverstädten bin ich gewesen, und weiss von allem Bescheid."
Matthias Claudius, Eine Chria, darin ich von meinem akademischen Leben und Wandel Nachricht gebe (M. Claudius Lyrik und Prosa. Reclam Leipzig 4. Auflage S.156 1990)
"Warum die Universität nicht mehr Ort gefährlicher Gedanken ist"
erläuterte Christoph Paret in seinem preisgekrönten Essay "Schiffbruch ohne Zuschauer (Lettre International Herbst 2020)
Heute legt er in der FAZ einen Scheit nach. Lesenswert! Hebt sich wohltuend vom Deutsch approbierter Stellungnehmer ab, ohne in den Verdacht unbekömmlicher Kritik zu geraten.
"Wie die Universität wieder Ort gefährlicher Gedanken wurde", sollte er gelegentlich an einschlägigen Beispielen, Genderlinguistik usw., auch noch darlegen.
Hendricks Lunar, 12 Flaschen im Angebot bei Selfridges in der Oxford Street. Meine Frau kauft Mario Lanza-Schellacks am Hanover Square. Himmel!
23.August 2022
"Das Leben ist kurz, die Stunde ist lang", sagte der alte Stechlin, der mir immer lieber war als der alte Heidegger.
Musste dran denken bei Durchsicht "Gelehrte Liebesnöte" Lateinischer Petrarkismus der Frühen Neuzeit. (ed. Hintzen 2022)
"Die Lektüre steht an der Schwelle des geistigen Lebens; sie kann uns hineinführen: sie bildet es aber nicht." Prousts Diktum galt ebenso einmal für das Schreiben. Heute, da es beides nicht mehr recht zu geben scheint, sind jene Zugänge versperrt.
(Der Bildschirm steht an der Schwelle des ungeistigen Lebens: er kann in es hineinführen: er bildet es aber nicht.)
Ausfahrt nach London. Gin, Tapetenwechsel, Freunde in Kensington.
22.August
Das heute in der FAZ abgedruckte Sommergedicht. Nach Günter Eich des Kollegen Görner klingt nicht nach Eich, sondern nach Brechts An die Nachgeborenen.
"Wer schreibt, wird sich stets dabei beobachten können, wie er oder sie Textsegmente hinzufügt, wegnimmt, umstellt oder austauscht."
Sandro Zanetti, Literarisches Schreiben. Grundlagen und Möglichkeiten
Reclam, 2022 S.25
Und wer so einen Kram liest, wird sich dabei beobachten können, wie sie oder er Interesse verliert, verweigert, vortäuscht oder sucht.
21.August
Matthias Claudius' Fabel von der Notwendigkeit der Zensur hebt, in ebenso erhabener wie trockener Beiläufigkeit, so an:
Vor etwa achtzig, neunzig Jahren,
Vielleicht sinds hundert oder mehr
Zu Beginn der fabelhaften Rutschpartie ins kalte Wasser der Wirklichkeit ein Meisterstück in der Rhetorik der Zeitangabe. Adverbiale der Lakonik.
"Wenn der Bau einer Welt zusammenkracht, werden auch die Gedanken, die ihn erdachten, werden auch die Träume, die ihn durchwebten, unter dem Einsturz begraben."
Franz Rosenzweig, Hegel und der Staat (1920) Suhrkamp 2010 S.532
Gab heute Mittag im Pub irgendeine akademische Edelhure names Dr. Wilburg zum Besten. Unglaublich symphatisch, diese selbsternannten Privatdozenten.
Lektüre: König Rother, Aristoteles' Physik, sans phrase Heft 20.
19.August
Frühstück mit zwei hiesigen Studenten, Micro und Megas. Gespräch über das cioraneske Schrifttum Gomez Davilas, über den das altgewordene Wunderkind Vittorio Hösle kürzlich ein Bändchen publizierte, das in den jesuitisch-reaktionären Echokammern bereits akklamiert wurde. Hösles Fingerübung ist dem "katholischen Hegelianer" Ludwig Steinherr gewidmet. So weit, so gut mit dem naphtalinen Brimborium. Warum aber ausgerechnet Magnus Klaue hinter solch trinitarische Bückware heute in der FAZ seinen respektvollen Haken macht, statt sie ideologiekritisch, wie man es von ihm gewohnt war, einzuordnen, bleibt rätselhaft.
Bootstour am Wochenende. Fitzwilliam Museum später.
18.August
"Möglich war, dass er durch Abwesenheit wertvolle Gunst, wenn nicht verlor, so doch abschwächte; durfte er aber deswegen zaghaft sein, Handlungen unterlassen, die ihn menschlich höher trugen, in einen Anschauungskreis sich schwingen liessen, von wo aus er Dringliches wie Beliebiges besser durchschaute und überblickte?"
Keine bessere Vorsuppe. Für den, der sich Goethes Italienische Reise vornehmen will: Robert Walsers kurze Skizze Etwas über Goethe.
"Die Feder ist die Schwester des Pinsels" (Maria Lassnig). Wohl, und der Pinsel der Bruder des Schaums.
Doris Runge, nicht zu verwechseln mit der vergessenen "Bottroper Protokolle-Runge" Erika, hat einen neuen Gedichtband publiziert, der heute in der FAZ angezeigt wird. Der zuständige Schmock vergisst freilich nicht, an vergangene Arbeiten Frau Runges zu erinnern, wie etwa an einen Gedichtband aus dem Jahr 2013, der den offenbar Heinz Erhardt entlehnten Titel "zwischen tür und engel trägt".
Unter Nixen, Sirenen und allerlei anderem Melusinenschnickschnack tummelten sich solch mediokre VHS-Lyriker/innen seit je gern. Da ist denn auch der kritische Wassermann in Gestalt des notorischen Dichtergermanisten Heinrich "mir grauts vor dir" Detering nicht weit, dessen Lobseim im Ton des Oberstudienrats der FAZ-Schmock Spreckelsen mit sicherem Instinkt für poetische Zusammenhänge in seiner Rungehudelei beifällig anführt: "wortlose Stimme jener Wasserfrauen, die jederzeit unvermutet auftauchen können". Heiliges Apokoinu, lass uns abtauchen.
15.August
Man erinnert sich an die Stöhr im Zauberberg. An Leute, die zuweilen Fremdwörter verwechseln und fehlerhaft verwenden: Lubrikation, Lukubration.
Aus einer aktuellen Dissertation:
Über interessierte Verteufelungen
1. Neid
Unter den interessierten und vorwurfsvollen Verteufelungen rangiert der Neid in Krisenzeiten ganz oben.
Als sei er eine Art moralischer Defekt, als sei es unverständlich, sich nicht aus der Armut und den sie zeugenden Miseren fortzuwünschen.
Sehnten sich deutsche Idealisten und Philhellenen um 1800 noch in ein antikes Arkadien zurück,auf einen von Göttern, Musen und Nymphen belebten Archipelagus, so zielt der Wunschinhalt heute auf Monatseinkommen qua Erbe, Lohnarbeit oder andere Zuwendungen. Neid ist ein (notwendiges) Übel, Sehnsucht sakrosankt, Neid ist modern, Sehnsucht romantisch, Neid ist Sünde, Sehnsucht der Stoff, aus dem die Liebe ist.
These Invidia:
Neid ist notwendige Bedingung der Ichbildung.
Ein Werk wie Jacob Burckhardts "Cicerone: eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens" (1855) bedarf selber längst der Anleitung. Es steht inmitten dieser Zeit wie eine Statue, wirkt so bizarr wie die Madonna am Hubschrauber in jenem Fellini-Film (Roma?). (Von Burckhardts Bestimmung des Islam als "Sieg der Trivialität" in seinen "Historischen Fragmenten" zu schweigen.)
13.August 2022
Lettau wendet brechtisch an:
"Ich findes es heuchlerisch, Presse- und Redefreiheit anzuordnen, wenn die Bevölkerung weder lesen noch schreiben kann."
Reinhard Lettau, Frühstücksgespräche in Miami (36 Über die Zensur als anti-elitäre Massnahme)
Filet Mignon, Spargel, Kirschgrütze.
Reinhard Lettaus Roman "Flucht vor Gästen" erschien 1995.
Dirk von Petersdorffs wahlverwandtschaftliche Novelle Gewittergäste
mimt eine Art Remake jener kleinen Prosaarbeit, verrührt
mit dem Saft ausgepresster Lesefrüchte von Edward Albee bis
Yasmina Reza.
Dass ausgerechnet der FAZ-Schmock Hank diesen Prosamuff in der FAS
vom 14. August 2022 seinen Lesern andient, nimmt nicht Wunder, herrscht
doch mittlerweile allüberall im Kulturbetrieb ein blindes, prästabiliertes
Einverständnis zwischen den großen und kleinen "Profiteuren der Mediokrität" (H. E. Dohrendorf).
12.August
Zeit der kleinen Philosophie und ihrer Philosophen
"Wer denkt abstrakt?"
Hegel, Wer denkt abstrakt?
Im "Jahrbuch für Recht und Ethik" Band 27 2019 bricht Matthias Kaufmann eine morsche Lanze für den Konkretismus des ideologischen Zeitgeistes*.
Der erforscht neuerdings gern den Rassismus Kants und den des deutschen Idealismus.
Kauffmann ist nicht befangen und töricht genug, in den anti-rassistischen Chor solcher
Spürnasen einfach einzustimmen, er exkulpiert den Königsberger Philosophen vielmehr halb, indem er sich und seinen Lesern den in solchen Fällen üblichen Cocktail aus Idiosynkrasie, historischen Umständen, diskursiver Ambiguität usw. zu verabreichen sucht.
Der unhistorischen Gerechtigkeit, welcher sich in solcher Forschung ungerechten Ausdruck verschafft, ist entgegen zu halten:
"Heißt doch Moralphilosophie heute betreiben und über diese Dinge nachdenken, zugleich auch notwendig sich Rechenschaft geben über den geschichtlichen Stellenwert, den die Fragen nach dem richtigen Handeln und nach dem richtigen Leben heute besitzen; und der ist gegenüber dem Stellenwert, den sie in der Zeit der großen Philosophie besessen haben, unendlich eingeschränkt." Adorno, Probleme der Moralphilosophie. Vorlesung 27.6.1963. (Suhrkamp 1996 S. 148)
Doch soll nicht von Adorno schweigen, wer über Richard Kroner nicht mitreden kann?
*Wie gleich sind Personen - und Menschen? Kant über Geschlechter, Rassen und Kolonisierung.
(Zur Pornokratie de Sades fiele solchen Denkern vermutlich auch manches ein.)
Gattin wohlbehalten aus der Badekur zurück. DaS Maß meiner Sehnsucht war alledings auch bereits übervoll.
-----gedichtentwurf/bauplan/syrinx------------------
Body Integrity Identity Disorder- Syndrom und seine Sängerin
teut-ansolt-komplex
pia birkel in ihrem gedichtband "schmelzwert" (Leipzig, 2022):
mein körper ist ein land,
in dem ich invalide bin
Jean Paul in Endnote 72 seines Romans "Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz":
Den Halbgelehrten betet der Viertelsgelehrte an - diesen der Sechzehnteilsgelehrte -
und so fort; - aber nicht den Ganzgelehrten der Halbgelehrte.
Mit anderen Worten:
"der Himmel faltet unsere Müdigkeit zusammen" Jürgen nendza, dein lippenflimmern
11.August
Neuerlich Lektüre der "Erotischen Sonette" Friedrich Schlegels. Die zehn priapeischen Pretiosen wurden diesem und jenem zugeschrieben, aus der Feder Schlegels stammen sie keinesfalls. Bierbaum oder Bessmertny? Ich denke an Paul Boldt (1885-1921).
Unsinn, sich von der Digitalisierung irgend Wunder zu erwarten. "Digitalisierung macht mit dem Denken das, was Industrialisierung mit dem Handwerk machte." H.E.Dohrendorf
Tugendspiegel
Richardsons Roman Pamela oder die belohnte Tugend versus Justine oder die Leiden der Tugend des Marquis de Sade: Eloi und Morlocks.
In Schnitzlers "Das weite Land" heisst der Bankier Natter.
9.August
"Jedes Vorurteil, das man abgetan glaubt, bringt, wie Aas, die Würmer, 1000 neue zutage... Es ist vergeblich, ihnen Treue zu halten, sei es als Mitkämpfer, sei es als Mitbürger. Sie sagen: er ist der Proteus, er kann eben alles... Es ist mir, als wäre nur bei den Toten Gerechtigkeit zu finden gegen die Lebenden. Denn was diese tun ist ganz und gar unerträglich."
Jakob Wassermann (zitiert nach: aufbau 89. Jahrgang Nr. 3 Juni/Juli 2022 S.27)
"Hat Max Planck den Buddhismus bekämpft?" fragt Gebhard Löhr im
Archiv für Kulturgeschichte (104. Band 2022 Heft 1 S.155). Scheisst der Elefant in den Dschungel?
Zu Plancks Zeit waren Religion und Religionskritik längst erledigt. Wer solch tote Hunde aufwärmt, muss sich fragen lassen, ob er noch alle Tassen im Schrank hat.
8.August
Doppelrollen
Ray Liotta in fulminanter Doppelrolle in The Saints of Newark (2019).
Pedell Frodermann liegt halbrichtig. In einer, wie immer naßforschen bis unverschämten und vor allem unerbetenen Zuschrift an den Bielefelder Kollegen Kieserling zum Thema Korruption findet er ein Körnchen.
Nun liegen die Dinge freilich so, dass Korruption keinen Hund mehr hinterm Skandalofen hervorlockt, sondern längst Bestandteil seriöser Tauschprozesse geworden ist. War in der ordinären Korruption immerhin noch ein Glücksversprechen aufgehoben, so ist sie heute fast überall notwendige Bedingung fruchtbarer und nachhaltiger Geschäftsabschlüsse bzw. Ehen.
Gesendet: Samstag, 06. August 2022 um 16:46 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: andre.kieserling@uni-bielefeld.de
Betreff: Ihr beitrag in der frankfurter allgemeinen sonntagszeitung 7.august 2022
sehr geehrter herr prof. kieserling,
besten dank für Ihren o.a.beitrag über eine studie zweier amerikanische betriebswirte
zur phänomenologie alltäglicher korruptionspraxis.
gegenüber der allgemeinen sozialen korruptibilität ("alle sind kriminell, so what") dürften fragen, praxen und methoden individueller
vorteilserschleichung qua geld oder als schmiermittel bewährter nebenwährungen irrelevant sein bzw. sind schon in der sog. schönen literatur zwar bestens erforscht, balzac, brecht, gaddis u.a. soiw filmisch verwurstet (la confidential, the shield usw.)
dennoch gilt es auch hier, präzise zu sein!
Sie schreiben etwa:
"Rechtstreue Polizisten mögen es beispielsweise überhaupt nicht, wenn sie sich als käuflich eingestuft sehen."
dieser befund ist unpräzise und allenfalls an der ideologischen benutzeroberfläche der gesellschaft triftig.
tiefenschärfer:
rechtstreue polizisten mögen es, wie alle anderen, überhaupt nicht, wenn sie sich als zu billig,zu preiswert, zu sale käuflich
eingestuft sehen.
best
Ralf Frodermann
2.August 2022
Aschebuch 1
Die durch Billie Holiday berühmt gewordene Ballade "Strange Fruit" lässt uns an Herders "Die Frucht am Baume" aus seinen "Neger-Idyllen" denken und vice versa. Sie sind in dessen "Briefen zu Beförderung der Humanität" Band 10 1797 enthalten und landeten heute gewiss auf den Scheiterhäufen der Eiferer.
Aschebuch 2
Die Braunschweigerin Caroline Auguste Fischer veröffentlichte 1818 ihre Erzählung "William der Neger". Es fehlt bis heute eine Übersetzung ins Deutsche.
31.Juli 2022
Hörsturz:
Gesendet: Sonntag, 31. Juli 2022 um 07:46 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Dreisatz zu prof. Holzers soziologiekolumne fas 31.7.2022
Wer entfremdung in anfùhrungszeichen setzen zu mùssen glaubt, kann nur ein deutscher akademiķer sein.
Saufen ist der urlaub des kleinen mannes geblieben,
Dem der grosse erzàhlt, er kònne sich in seinen tràumen ja ùberallhin tràumen.
Dr. Katzenbergers badereise fand noch in der wirklichkejt statt. Seit deren abschaffung gibt es sogar den beruf der "tourismusforscherin".
Ralf Frodermann
Eines der Motti in Barba Köhlers Gedichtband "Deutsches Roulette" (Suhrkamp 1991) ist (angeblich) Ingeborg Bachmanns Prosastück "Malina" entnommen:
"Die Sprache ist die Strafe. In sie müssen alle Dinge eingehen und in ihr müssen sie wieder vergehen nach ihrer Schuld und dem Ausmaß ihrer Schuld."
Eine weitere, (pseudepigraphische?) heideggernde Übersetzung des "Spruch des Anaximander"?
Fauler Kompromiss war immer ein Pleonasmus.
27. Juli 2022
Weniger war Mehr
Vor 130 Jahren galt den Schwabinger Heiden, der Boheme und ihren Freunden, nicht viel,
sondern weniger Diversität als hip:
"Darwin erzählt uns, dass die englischen Schafzüchter sexuelle Zwischenformen aus ihrer
Herde ausmerzen, weil sie weder schöne Wolle noch gute Hammelrücken liefern.
...
Die Viragines, die bei uns die Männer abschaffen wollen, sind wohl zum grösseren
Teil nur hermaphroditische Geister, mit denen der gesund erotische Geist des neuen
Heidentums, dessen Sieg wir vom nächsten Jahrhundert erhoffen, bald aufräumen wird."
Franziska Gräfin zu Reventlow, Was Frauen ziemt
Eine Krokodilsträne
Ich wollt, ich wär ein Tier,
Dann wär ich nicht mehr hier,
dann wäre ich bei dir,
und du wärst mein Pläsier.
Erwin Aberfett, Für Catull
25.Juli 2022
Über einen Satz von Keats
"Warum soll ich nicht von Deiner Schönheit sprechen, wo ich Dich doch ohne sie
niemals hätte lieben können."
John Keats an Fanny Brawne, 8. Juli 1819
Die Aussage verblüfft um so mehr, als kaum noch sie als Kompliment entzifferbar
ist. Dass physische Schönheit einmal eine notwendige Bedingung metaphysischer
Attraktivität und Attraktion war, wird heute gern unerwähnt gelassen.
Doch das Geblök akademischer Koberer kann der Schönheit und ihrer Macht
so lange nichts anhaben, wie sie sich ihrer, d.h. dem interessierten
Wohlgefallen an ihr, nicht zu schämen braucht.
"Inferiore Sportarten wie Frauenfußball etc. kümmern mich nicht.
Ich empfehle "A History of Women's Cricket in Britain" von Rafaelle Nicholson von 2019,
damit bin ich jetzt im Pool."
WhatsApp meiner Frau an ihren Gatten 24.07.2022 09 Uhr 04
Der Wucht des Angriffs entsprechend zitieren.
24.Juli
"Dies ist kein agendarischer Gottesdienst, Herrschaften. Ich halte hier eine Vorlesung, und keinen von euch davon ab zu verschwinden."
Kollege Auchjauche in seiner gestrigen Abschiedsvorlesung "Von der imitatio christi zum role model" per Video.
22.Juli 2022
"Von morosen Kollegen umgeben, flüchten wir uns, selber moros, in die Sommerfrische." Schreibt mir einer von ihnen. Wie kommt er dazu!
Der Eisbär
Ein alter Eisbär, der nach einem abgebrochenen Geographiestudium bis zu seinem
Ruhestand als Bilanzbuchhalter gearbeitet hatte, war verstorben.
Seine Kinder hatten ihren Vater niemals kennen gelernt und gaben auch
nun keinen Heller auf ihn. Seine Witwen, es waren ihrer vier, redete ihnen gut zu,
sie mögen doch ihren Frieden mit ihm machen, da er endlich den seinen gefunden
habe. Doch sie wurden nicht verstanden, manche kannten auch ihre Mütter gar nicht.
Es gibt eine Sorte Romantitel, die immer auf den Wecker geht: Flauberts Papagei, Montaignes Katze, Dantes Hund usw.
21.Juli 2022
Meine Gattin für zwei Wochen zur Kur nach Bath. Ich strohwitwere vor mich in, also bin ich nicht. Anima mundi auf Badereise. Überlebe ich das?
Die Ferienfabel
Eine Waschbärin besuchte in ihren Sommerferien gern ihren
Ex-Mann. Doch in jenem Sommer hatte sie ihn und seine neue
Familie ganz vergessen.
Sie war einem Strauß hörig geworden, der sie in Windeseile
überall hin bringen konnte. Mit dem rennenden Vogel durchbrach
sie täglich die Schallmauer ins Glück.
Auch die Totenklage hat bessere Tage gesehen. Unser Pedell hat es für diesmal immerhin geahnt:
Gesendet: Donnerstag, 21. Juli 2022 um 08:26 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: "Prof. Dr. Pirmin Stekeler-Weithofer" <stekeler@uni-leipzig.de>
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu
Betreff: Nachruf pro domo FAZ heute
Lieber Prof. Stekeler weithofer,
Zunächst besten Dank für Ihren Nachruf auf walter Jaeschke in der heutigen FAZ.
bei dessen Lektüre befremdet sowohl allerdings der Seitenhieb gegen sog.
analytische Philosophie wie gegen eine von Ihnen offenbar ausfindig gemachte
"zeitgeistphilosophie", die sich gegen "alte weiße Männer", die, wie jaeschke und Sie selbst, hegel u.a. Herausgeben und kommentieren, richte.
"Si tacuisses" möchte man ausrufen, wenn wir nur zu Zeiten hellingraths noch lebten
bzw. Irgendein Hahn, dem man dem asklepios opfern könnte, noch danach krähte,
was Philosophen einander ins Grab nachrufen.
mit freundlichem Gruß
Ralf Frodermann
Eine neue Kiste Lagavulin bestellt.
19.Juli
Dr. Hahn in Oxford German Studies (1 / 2022) über Böll heute. Grass und Böll nur noch als Raucher in unserer Erinnerung, nicht als Dichter o.ä.
Die Genderfabel
Ein Fleischwolf war im Alter vollbusig geworden und erwog, sich zum
veganen Wolfsmannweib umoperieren zu lassen.
Der plastische Chirurg, ein junger Seelöwe, riet ihm das Vorhaben
erfolgreich aus. Er hatte sich in den Wolf verliebt und wollte ihn
durch eine Geschlechtsumwandlung nicht verlieren. Sie heirateten
noch in der Klinik.
Pedell Frodermann gegen Windmühlen:
Gesendet: Montag, 18. Juli 2022 um 19:39 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Gessmann@hfg-offenbach.de, Stekeler@uni-leipzig.de
Betreff: Hinweis
Nota bene
"Die Unfähigkeit zu trauern nach dem Zweiten Weltkrieg war daher am Ende nur die
Unfähigkeit der Deutschen, mit der eigenen Schuld umzugehen."
(Philosophische Rundschau, Editorial Heft 2 2022. S.102)
Wer so einen Satz über sich bringt, ist für das Denken verloren.
Wie sollte auch einer, der schon mit der Partikel "nur" nicht "umzugehen" weiß,
auch nur einen vagen Begriff von "Schuld" haben.
Mit Schuld ist niemals "umzugehen". Sie ist entweder einzugestehen oder
zu leugnen. Der deutsche Weg ist bekannt: Exkulpation.
Best
Ralf Frodermann
17.Juli 2022
status quaestionis
Mit dem endgültigen Verschwinden klassischer Bildung sind auch deren Verächter, insbesondere die Gebildeten unter ihnen, verschwunden. Anderen Falles könnte man mit ihnen, vor dem Hintergrund gegenwärtiger Kriegshandlungen, über eine Demosthenes -Stelle fruchtbringend reden, (IX,7 / Dritte Rede gegen Philipp):
Denn es ist zu befürchten, dass derjenige, der bezüglich der Verteidigungsmassnahmen einen Antrag stellt und einen Rat gibt, dem Vorwurf ausgesetzt ist, er habe zum Krieg getrieben. Ich stelle also vorderhand vor allem ganz klar die Frage, ob es bei uns möglich ist, über das Thema Frieden oder Krieg zu diskutieren. (Übs. nach W. Unte)
Wir bleiben die Semesterferien über in England. Zwei Reden (Heinz Erhardt und Charles Bukowskis / Fügungen, gegenstrebig" I und II) sowie ein Vortrag ("Das Zuhälterhafte Heiner Müllers" Anmerkungen zum Habitus deutscher Ideologen Part 7) müssen fertig werden. Meine Frau geht einige Tage zur Kur nach Bad Ems oder Bath.
Neues aus Frodermanns Beutelbuch:
Gesendet: Samstag, 16. Juli 2022 um 09:09 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: sinnform@adk.de
Cc: holunder@uni-bockwurst.edu, Aberfett@uni-bockwurst.edu, dr.seltenarm@uni.bockwurst-diversity.edu
Betreff: Nicht binäres geplapper
Gedicht 33442 / 16.Juli 2022
Dietmar Dath (multisektionaler
schmock, Diagnose: hypergraphie
morbus scribendi) gestern in der FAZ über
künstliche Intelligenz.
er meint natürlich "künstliche Dummheit"
(Heiko e. Dohrendorf).
Ruft andere Gespenster als
gewährsleute herbei, cassandra
Khaw, janella Monae,
Jede Menge mathegenies, bio-kybernetische
Hinterlader usw.
zum Schluss seines blödsinns gibt
er die blödsinnige Parole aus "lebt literarisch!"
s.Lem hat solchen quatsch in "Gian Carlo spallanzini.
Der idiot (mondadori Editore)"
aus: "die vollkommene Leere" des prätentiösen
blödsinns überführt (filiation XC)
Lebt vegetarisch! Vollkommen!
Ralf Frodermann
Englische Wolkenbilder sommerlich. Kühe am Himmel, Euter am Boden.
13.Juli 2022
Neuer Grünbein-Pofel Teil 2
Denn weiter wirst du’s doch im Paradies nicht bringen.
Goethe, Anklang
Grünbeins neuester Textauswurf bleibt im Umkreis der bekannten Spucknäpfe, in denen
er seit über dreißig Jahren seinen Verssud zusammenbraut.
Mangelndes Erleben, das überall nur das Abziehbildhafte erkennen kann, das Chtonische
des urbanen Waldschrats wie die, Gottfried Benn u.ä. abgeschaute, Lakonie dessen, der sich
keiner Phrase zu schade, keiner Beute zu sicher und und keinem Bekenntnis zu vornehm ist.
Grünbein ist der Dichter der woken Gesellschaft. Scheingefechte mit Kollegen wie Tellkamp
fressen kein Brot, sondern befördern den Umsatz beider.
Aemulatio auf sächsisch.
"wir besitzen,
was ihr verlangt, und rücken"s gern heraus."
nach: Jan Wagner, langeland
"Nun, da ich noch gütlicher bin,
wandle ich in einem guten Sinn
auf dem Amboss der Schicklichkeit dahin."
Dieter Roth
Grünbeins schnarchende Strophen zapfen längst versiegte Quellen aus Berliner
Härtekitsch und lyrischem Kunstgewerbe an.
"im harten und fernen
das dichten erlernen,
niemals riskant,
äquidistant."
Herbert Seltenarm
10.Juli 2022
Die deutsche Sprache ist reich; allein sie hat nicht selten einen unnützen Überfluß.
Klopstock, Von der Sprache der Poesie
Die deutsche Literatur ist reich, allein sie hat nicht selten einen unnützen Überfluß.
Bobby Holunder, Ambiguitätstoleranz / Gedichte. #bockpress# 2022
Neuer Grünbein-Pofel / Teil 1
Der Dichter der feinen Gesellschaft, Durs Grünbein, legt einen neuen Gedichtband vor, dessen Titel
ins Herz der deutschen Ideologie trifft: Äquidistanz. Gedichte (Suhrkamp 2022).
Pünktlich zum Erscheinen desselben ruft ein feuilletonistischer Muezzin in Gestalt des Schmocks Tobias Rüther
von den Zinnen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (10.Juli 2022) den Dichter zum Interview.
Dem ist vor seiner Poetenebendbildlichkeit noch nie bange gewesen; doch, überwältigt von sich, spricht der sich
längst historisch gewordene Schmerzensmann gewiss nicht seine letzten neun Worte am Kreuz der Gegenwart:
"Ich geistere durch Dresden höchstens noch als historische Figur." (ibid.)
Seinen Interviewer erinnert der Titel des Gedichtbandes absurder Weise an "Hälfte des Lebens", womit Grünbeins
Heiligsprechung zum Berliner Hölderlin so diskret wie angemessen in Erinnerung gerufen sein dürfte.
Und trunken von Lobsang
tunkt er die Birne
ins wärmende Abwasser
Äquidistanz ist die Haltung der Jetztzeit, die Haltung der Meinungslosen, der "ja, aber" - Verständnisinnigen,
der Lauen und Vagen, Grünbein ihr raunender Lobsänger:
"Der Abstand
unter den Toten wird mit jedem Lebenden größer."
D. G.: Äquidistanz (Schlachtensee)
9.Juli 2022
Pedell, as usual naßforsch:
Gesendet: Samstag, 09. Juli 2022 um 08:27 Uhr
Von: "ralf frodermann" <ralf.frodermann@gmx.de>
An: Boris.Holzer@uni-konstanz.de
Cc: Rehm16@osu.edu, H3738@duke.edu
Betreff: Ihr Beitrag in der Frankfurter allgemeinen Sonntagszeitung 10.Juli 2022
Sehr geehrter Herr Prof. Holzer,
Zunächst freundlichen Dank für Ihren o.a. Beitrag, dem kurzen Referat eines
aufsatzes von kitschelt und rehm zur parteiensoziologie.
im Licht der bisher vorliegenden Studien zur parteiensoziologie in parlamentarischen
demokratien nimmt sich der von Ihnen vorgestellt Aufsatz dürftig aus.
er markiert einen Aggregatzustand soziologischer Analyse, der zureichend mit "positivistischer
reduktion" bzw. "aussagenlogischer leerststatistik" beschrieben sein dürfte. Seine Ergebnisse sind
so vorhersehbar wie irrelevant.
robert michels' "zur Soziologie des parteiwesens in der modernen Demokratie" von 1911 stellt
Gegen Derartiges Schrifttum im vorliegenden Kontext ein wirksames antidot dar.
best
Ralf Frodermann
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Das opus magnum eines durchschnittlichen Akademikers heute besteht in der Regel in einer Bagatelle von der Länge eines Tweets. qed.
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Prof. Leonhard Thurneysser zum Thurn hält im Rahmen der Sommerakademie
einen Vortrag zum Thema "Die Aktualität der Alchemie". (Vortrag war schon erschienen im Fachorgan AMBIX, dünkt mich.)
7.Juli
Dürrenmatts "Romulus der Große" Stück der Stunde?
Pomeranian meiner Gattin erkältet. Tragödie.
Vier apokalyptische Reiter:
Goethes Erlkönig, Schwabs Bodenseereiter, Mörikes Feuerreiter, Storms Schimmelreiter. Hippopoesie.
6.Juli
Carl Schmitts " Völkerrechtliche Grossraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte" (vierte Auflage 2022) eingetroffen. Bin immer wieder verblüfft darüber, mit welch akademischer Nonchalance die Einlassungen der Plettenberger Nazipythia heutigentags noch unter die Leute gebracht werden.
Heinrich von Mügeln - Lectures: Koll. Aberfett (seit langem ein verwitweter Hagestolz) wird im Rahmen der Sommerakademie über die "Ehekritik im 28. Kapitel des Ackermann von Johannes von Tepl" sprechen.
"Ein Weib trachtet alle Tage danach, dass sie Mann werde." ( Der Ackermann / ed. Kiening Stuttgart, 2000 S.61/62)
5. Juli 2022
Heideggers Hochstapeleien und Pontifikat oder Hamiltons Heidegger (logos absconditos)
Am 29. Dezember 1926 starb Rilke.
"Am 29. Dezember 1926 erlitt das Dichten und Denken einen vorläufigen Rückschlag."
Wer Unfug solchen Schlages vermag über sich zu bringen, muss Philologe sein.
John T. Hamilton, offenbar überwältigt von Heideggers und seiner eigenen Bedeutungshuberei, ist es.
s. seinen Beitrag im HölderlinJahrbuch Band 42 2022.
Heidegger erfährt am 1. Januar 1927 von Rilkes Tod, den er vierzehn Jahre später in seiner Vorlesung "Die
Metaphysik des deutschen Idealismus" (GA Band 49 2. Auflage. 2006) mit
dem Tod seines Sein und Zeit-Projekts, von welchem bekanntlich schließlich nur die ersten beiden
Teile des ersten Bandes erschienen, beziehungsreich zusammenblendet.
Robert Minders höchst vernünftige Kritik "Heidegger und Hebbel oder die Sprache von Messkirch" ist wieder abgedruckt
in den Heften 18 und 19 der Zeitschrift sans phrase (2021/2022).
Gegen einen neuerlich heraufziehenden Heidegger-Kult wird jedoch Vernunft, die Heidegger zur Feindin des Denkens erklärte,
nichts ausrichten.
Vgl.: F. Alfieri, Martin Heidegger und seine Messkircher Bodenständigkeit. Hinführung zu einer Neuaneignung
der "Wurzeln" des Denkens
in:
Heidegger Studies Vol. 35 2019
2. Juli 2022
Kollegenlyrik
"- zumindest für die Dauer des Gedichts."
ad Rüdiger Görner / Frankfurter Anthologie / über Jan Röhnerts Gedicht "Frankfurt" / FAZ 2. Juli 2022
"Gäbe es aber einen richtigen Platz für ein Buch?" (ibid,)
keine ahnung! einen richtigen
platz für Geschwafel unter der
heizsonne frankfurter antholo-
gie gibt es auf jeden.
https://sites.google.com/site/universitaetbockwurst/ad-gr%C3%BCnbein/scholien/professorenlyrik
"sondern in den Zeitlüften ( nicht: -'läuften') ibid.
prof. görner bestachelt prof. röhnert /
ö+ö=0 / bald vice versa: röhnert beäugt
bedeutungshuberisch görners
bzw. mein gedicht
offenbach:
Das Magenband / Gulo gulo oder: offenbach (einfache fahrt)
Ein Vielfrass ward jüngst eingelocht;
von nichts und niemandem gemocht,
begann er streng zu fasten in dem Knast,
Verhungert wär' die Bestie fast,
doch dann er einen Bruder fand,
der schenkte ihm ein Magenband.
Jetzt furzt er wieder ungestüm
und schwängert jedes Ungetüm,
ob Hengste oder Stuten,
er wird am Glück verbluten.
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Juli 2022
Komfortables Haus in Cambridge bezogen, unweit des Peterhouse College.
Meine Gattin hat für alle erdenkliche Bequemlichkeit - Zeitungen, Scotch, Tabak etc. - zuverlässig Sorge getragen. Glückliche Tage scheinen so gewisslich hier vor uns zu liegen wie unglückliche vor Mitteleuropa, ist doch der Krieg wohl beschlossene Sache.
Unsere Neuedition des "Lehrbuchs prosaischer und poetischer Wohlredenheit" von Johann Bernhard Basedow (1756) soll hier fertiggestellt werden. Verlag urgiert mich, lästig.
nota bene:
Verse Writing: Some advice - practical and cautionary - to beginners.
(Cicely Boas in: English: Journal of the English Association Vol. 6 Issue 34 Spring 1947)
https://padlet.com/universitaetbockwurst/v3v2ok6d411rh4js
Klein und gross?
Heideggers Vorlesung vom Wintersemester 1924/25 war Platons spätem Dialog Sophistes gewidmet, Gesamtausgabe Band 19 2018.
In dem Periodikum Gymnasium ( Heft 1 2022) untersucht Christoph Poetsch Sophistes 237e4-5. Etwas, Nichtseiendes, Aussage, Schweigen, Zeichen.
Kollege Albert Grzymala blendet beide Texte zusammen, indem er an der Demarkationlinie zwischen höherem Blödsinn (Heidegger) und mikrophilologischer Gelehrtheit (Poetsch) eine vorübergehende Zollstation errichtet.